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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Zluttmüller und sein Freund

klangen auch von der Villa des Direktors her Schüsse, Um die Verteidigung im
Gange zu erhalten, schoß man ab und zu ein Gewehr in die Luft oder warf eine
der Drillhosischen Knallerbsen aus.

Halt! wer da?

Es war Drillhose, der eine Schleichpatrouille führte, Drillhose erschien mit
rollenden Augen, gesträubtem Barte und einer unförmlich dick geschwollnen Backe.
Man fragte, ob er verletzt sei. Nein, er war nicht verletzt, seine Wallbüchse hatte
ihm nur eine kolossale Ohrfeige gegeben. Aber das schadete nichts, sie hatte doch
wundervoll geknallt.

Der Herr Oberstleutnant hatte einen schlimmen Tag, seitdem die Eberten die
Botschaft gebracht hatte -- und das war gleich früh morgens gewesen --, heute
sollte das Werk gestürmt werden. Der Direktor sollte aus dem Förderturme auf¬
gehängt werden, der Förderturm sollte in den Schacht gestürzt und die Villa sollte
in die Luft geschossen werden, und allen Streikbrechern sollten die Knochen gebrochen
werden. Leider erfuhr die gnädige Frau von diesen Mordgeschichten, sodaß sie sich
auf das äußerste beunruhigte, Sie zog mit geschwungner Lorgnette ruhelos im
Hause umher, fragte jedermann, warum Ellen nicht nach Hause zurückkehre, machte
jedermann verantwortlich, erhob gegen jedermann Vorwürfe und verlangte, daß
sogleich an den Landrat wegen Militär telegraphiert würde, Egon suchte sie zu
beruhigen, was ihm aber umsoweniger gelang, als er selbst um seine Schnucki in
schwerer Sorge war.

Es mußte wirklich etwas an dem Gerede sein. Alle Welt steckte die Köpfe
zusammen, ja es wurde mit aller Bestimmtheit behauptet, nachmittag Glocke drei
gehe es los. Stüwel, der Postbote, war bei Happich in der Gaststube sitzen ge¬
blieben, ohne nach dem Werke hinauszugehn, und Kratzenstein, der Gendarm, war
dreimal im Trabe durchs Dorf geritten und hatte das Frühstück verschmäht, was
als ein schlimmes Zeichen angesehen werden mußte und ein großes Aufsehen er¬
regte. Am Nachmittag zog man zum Dorfe hinaus und auf den Göddeckenberg
bei Heinrichshall, als wenn Jahrmarkt wäre, Männer, Weiber und Kinder. Aller
Stunde" brachte die Eberten neue Schauermäreu. Die gnädige Frau war zu Dutt¬
müller gegangen, um dessen sachverständiges Urteil einzuholen. Es litt auch den
Oberstlentnannt nicht im Hause. Er setzte seine Militärmütze auf, rief Klapphorn,
bestieg mit dessen Hilfe seinen Rollstuhl und ließ sich auf den Weg fahren, der
"ach Heiurichshall führte. Am Ausgange des Dorfes standen ein paar alte Krieger.
Diese erzählten sich Kriegsgeschichten ans dem badischen Feldzuge 1848. Weiter
draußen hielt der Herr Gendarm; neben ihm stand der Herr Kantor, der redend
lebhaft mit den Armen telegraphierte, und einige Bauern. Aller Augen waren nach
Heinrichshall gerichtet. Zu sehen war nichts. Als der Herr Oberstleutnant an
Krntzenstein vorüber kam, machte dieser Front und grüßte dienstlich. -- Kommen
Sie mit, Wachtmeister, sagte der Oberstleutnant. Kratzenstein schloß sich ihm an,
der Herr Kantor zog sich zurück. Neben Fritze Poplitzens Rübeubreite wurde Halt
gemacht. Die Stelle konnte als ein strategischer Punkt gelten. Von hier aus
übersah man die ganze Gegend, links den Göddeckenberg, hinter dem Siebendorf
^g, rechts den Böhnhardt und geradeaus im Thalausgange Heiurichshall. Man
sah den Kreis der Zuschauer auf den Höhen und unten vor der Planke des Fnbrik-
grnndstücks einen Hansen Menschen, Mau hörte das Gejohle und die Hurrah.
Jetzt fielen die ersten Schüsse.

Wachtmeister, sagte der Oberstleutnant im Genernlstone, reiten -- Sie --
mal -- da vor und sehen Sie zu, was die verdammten Kerls -- da -- machen.

Der Wachtmeister salutierte, nahm seine steife Liese zusammen und galoppierte
bis dahin, wo die Eisenbahn, links ans einem Einschnitte hervorkommend und rechts
einen Damm bildend, die Straße überschritt. Hier hatte mau aus Pflügen, Eggen
und Ackerwagen eine Barrikade gebaut. Hinter Damm und Einschnitt lagen
Menschen, die den Wachtmeister mit HohngeKhrei und einem Hagel von Steinen


Doktor Zluttmüller und sein Freund

klangen auch von der Villa des Direktors her Schüsse, Um die Verteidigung im
Gange zu erhalten, schoß man ab und zu ein Gewehr in die Luft oder warf eine
der Drillhosischen Knallerbsen aus.

Halt! wer da?

Es war Drillhose, der eine Schleichpatrouille führte, Drillhose erschien mit
rollenden Augen, gesträubtem Barte und einer unförmlich dick geschwollnen Backe.
Man fragte, ob er verletzt sei. Nein, er war nicht verletzt, seine Wallbüchse hatte
ihm nur eine kolossale Ohrfeige gegeben. Aber das schadete nichts, sie hatte doch
wundervoll geknallt.

Der Herr Oberstleutnant hatte einen schlimmen Tag, seitdem die Eberten die
Botschaft gebracht hatte — und das war gleich früh morgens gewesen —, heute
sollte das Werk gestürmt werden. Der Direktor sollte aus dem Förderturme auf¬
gehängt werden, der Förderturm sollte in den Schacht gestürzt und die Villa sollte
in die Luft geschossen werden, und allen Streikbrechern sollten die Knochen gebrochen
werden. Leider erfuhr die gnädige Frau von diesen Mordgeschichten, sodaß sie sich
auf das äußerste beunruhigte, Sie zog mit geschwungner Lorgnette ruhelos im
Hause umher, fragte jedermann, warum Ellen nicht nach Hause zurückkehre, machte
jedermann verantwortlich, erhob gegen jedermann Vorwürfe und verlangte, daß
sogleich an den Landrat wegen Militär telegraphiert würde, Egon suchte sie zu
beruhigen, was ihm aber umsoweniger gelang, als er selbst um seine Schnucki in
schwerer Sorge war.

Es mußte wirklich etwas an dem Gerede sein. Alle Welt steckte die Köpfe
zusammen, ja es wurde mit aller Bestimmtheit behauptet, nachmittag Glocke drei
gehe es los. Stüwel, der Postbote, war bei Happich in der Gaststube sitzen ge¬
blieben, ohne nach dem Werke hinauszugehn, und Kratzenstein, der Gendarm, war
dreimal im Trabe durchs Dorf geritten und hatte das Frühstück verschmäht, was
als ein schlimmes Zeichen angesehen werden mußte und ein großes Aufsehen er¬
regte. Am Nachmittag zog man zum Dorfe hinaus und auf den Göddeckenberg
bei Heinrichshall, als wenn Jahrmarkt wäre, Männer, Weiber und Kinder. Aller
Stunde» brachte die Eberten neue Schauermäreu. Die gnädige Frau war zu Dutt¬
müller gegangen, um dessen sachverständiges Urteil einzuholen. Es litt auch den
Oberstlentnannt nicht im Hause. Er setzte seine Militärmütze auf, rief Klapphorn,
bestieg mit dessen Hilfe seinen Rollstuhl und ließ sich auf den Weg fahren, der
»ach Heiurichshall führte. Am Ausgange des Dorfes standen ein paar alte Krieger.
Diese erzählten sich Kriegsgeschichten ans dem badischen Feldzuge 1848. Weiter
draußen hielt der Herr Gendarm; neben ihm stand der Herr Kantor, der redend
lebhaft mit den Armen telegraphierte, und einige Bauern. Aller Augen waren nach
Heinrichshall gerichtet. Zu sehen war nichts. Als der Herr Oberstleutnant an
Krntzenstein vorüber kam, machte dieser Front und grüßte dienstlich. — Kommen
Sie mit, Wachtmeister, sagte der Oberstleutnant. Kratzenstein schloß sich ihm an,
der Herr Kantor zog sich zurück. Neben Fritze Poplitzens Rübeubreite wurde Halt
gemacht. Die Stelle konnte als ein strategischer Punkt gelten. Von hier aus
übersah man die ganze Gegend, links den Göddeckenberg, hinter dem Siebendorf
^g, rechts den Böhnhardt und geradeaus im Thalausgange Heiurichshall. Man
sah den Kreis der Zuschauer auf den Höhen und unten vor der Planke des Fnbrik-
grnndstücks einen Hansen Menschen, Mau hörte das Gejohle und die Hurrah.
Jetzt fielen die ersten Schüsse.

Wachtmeister, sagte der Oberstleutnant im Genernlstone, reiten — Sie —
mal — da vor und sehen Sie zu, was die verdammten Kerls — da — machen.

Der Wachtmeister salutierte, nahm seine steife Liese zusammen und galoppierte
bis dahin, wo die Eisenbahn, links ans einem Einschnitte hervorkommend und rechts
einen Damm bildend, die Straße überschritt. Hier hatte mau aus Pflügen, Eggen
und Ackerwagen eine Barrikade gebaut. Hinter Damm und Einschnitt lagen
Menschen, die den Wachtmeister mit HohngeKhrei und einem Hagel von Steinen


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[0567] Doktor Zluttmüller und sein Freund klangen auch von der Villa des Direktors her Schüsse, Um die Verteidigung im Gange zu erhalten, schoß man ab und zu ein Gewehr in die Luft oder warf eine der Drillhosischen Knallerbsen aus. Halt! wer da? Es war Drillhose, der eine Schleichpatrouille führte, Drillhose erschien mit rollenden Augen, gesträubtem Barte und einer unförmlich dick geschwollnen Backe. Man fragte, ob er verletzt sei. Nein, er war nicht verletzt, seine Wallbüchse hatte ihm nur eine kolossale Ohrfeige gegeben. Aber das schadete nichts, sie hatte doch wundervoll geknallt. Der Herr Oberstleutnant hatte einen schlimmen Tag, seitdem die Eberten die Botschaft gebracht hatte — und das war gleich früh morgens gewesen —, heute sollte das Werk gestürmt werden. Der Direktor sollte aus dem Förderturme auf¬ gehängt werden, der Förderturm sollte in den Schacht gestürzt und die Villa sollte in die Luft geschossen werden, und allen Streikbrechern sollten die Knochen gebrochen werden. Leider erfuhr die gnädige Frau von diesen Mordgeschichten, sodaß sie sich auf das äußerste beunruhigte, Sie zog mit geschwungner Lorgnette ruhelos im Hause umher, fragte jedermann, warum Ellen nicht nach Hause zurückkehre, machte jedermann verantwortlich, erhob gegen jedermann Vorwürfe und verlangte, daß sogleich an den Landrat wegen Militär telegraphiert würde, Egon suchte sie zu beruhigen, was ihm aber umsoweniger gelang, als er selbst um seine Schnucki in schwerer Sorge war. Es mußte wirklich etwas an dem Gerede sein. Alle Welt steckte die Köpfe zusammen, ja es wurde mit aller Bestimmtheit behauptet, nachmittag Glocke drei gehe es los. Stüwel, der Postbote, war bei Happich in der Gaststube sitzen ge¬ blieben, ohne nach dem Werke hinauszugehn, und Kratzenstein, der Gendarm, war dreimal im Trabe durchs Dorf geritten und hatte das Frühstück verschmäht, was als ein schlimmes Zeichen angesehen werden mußte und ein großes Aufsehen er¬ regte. Am Nachmittag zog man zum Dorfe hinaus und auf den Göddeckenberg bei Heinrichshall, als wenn Jahrmarkt wäre, Männer, Weiber und Kinder. Aller Stunde» brachte die Eberten neue Schauermäreu. Die gnädige Frau war zu Dutt¬ müller gegangen, um dessen sachverständiges Urteil einzuholen. Es litt auch den Oberstlentnannt nicht im Hause. Er setzte seine Militärmütze auf, rief Klapphorn, bestieg mit dessen Hilfe seinen Rollstuhl und ließ sich auf den Weg fahren, der »ach Heiurichshall führte. Am Ausgange des Dorfes standen ein paar alte Krieger. Diese erzählten sich Kriegsgeschichten ans dem badischen Feldzuge 1848. Weiter draußen hielt der Herr Gendarm; neben ihm stand der Herr Kantor, der redend lebhaft mit den Armen telegraphierte, und einige Bauern. Aller Augen waren nach Heinrichshall gerichtet. Zu sehen war nichts. Als der Herr Oberstleutnant an Krntzenstein vorüber kam, machte dieser Front und grüßte dienstlich. — Kommen Sie mit, Wachtmeister, sagte der Oberstleutnant. Kratzenstein schloß sich ihm an, der Herr Kantor zog sich zurück. Neben Fritze Poplitzens Rübeubreite wurde Halt gemacht. Die Stelle konnte als ein strategischer Punkt gelten. Von hier aus übersah man die ganze Gegend, links den Göddeckenberg, hinter dem Siebendorf ^g, rechts den Böhnhardt und geradeaus im Thalausgange Heiurichshall. Man sah den Kreis der Zuschauer auf den Höhen und unten vor der Planke des Fnbrik- grnndstücks einen Hansen Menschen, Mau hörte das Gejohle und die Hurrah. Jetzt fielen die ersten Schüsse. Wachtmeister, sagte der Oberstleutnant im Genernlstone, reiten — Sie — mal — da vor und sehen Sie zu, was die verdammten Kerls — da — machen. Der Wachtmeister salutierte, nahm seine steife Liese zusammen und galoppierte bis dahin, wo die Eisenbahn, links ans einem Einschnitte hervorkommend und rechts einen Damm bildend, die Straße überschritt. Hier hatte mau aus Pflügen, Eggen und Ackerwagen eine Barrikade gebaut. Hinter Damm und Einschnitt lagen Menschen, die den Wachtmeister mit HohngeKhrei und einem Hagel von Steinen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/567>, abgerufen am 26.06.2024.