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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Zur Geschichte des Iiitellizenzwesens

schein, als ub der Relationskurier kein eigentliches Jutelligeuzunternehmen gewesen
sei, sondern sich aus einer politischen Zeitung allmählich mehr und mehr zu einem
Anzetgeblatt entwickelt habe. Das erste wirkliche Jntelligenznnternehmen scheine"
w Hamburg erst die "Wöchentlichen Hamburger Frag- und Anzeignngsnachrichten"
vom Jahre 1724 gewesen zu sein, die freilich schon seit 1711 in einem "Diarium,"
das wöchentlich über die Gebornen, Proklamierten und Verstorbnen berichtete, eine
Art Vorläufer gehabt zu haben scheinen. Im Jahre 1766 erhielten sie in den
"Hamburgischen Addreß-Comtoir-Nachrichten" ihre Fortsetzung. Beckmann berichtet,
daß in der Ankündigung des genannten Hamburger Blattes von 1724 erwähnt
sei, daß ähnliche Unternehmungen außer in London, Paris und Frankfurt auch
schon in Wien bestünden. Und zwar soll das Wiener Intelligenzblatt unter Karl VI.
entstanden sein. Danach müßte seine Gründung zwischen 1711 und 1724 fallen.
Zuverläßlich wird jedoch auch diese Angabe nicht sein. Verbürgt ist dagegen das
Intelligenzblatt des schon erwähnte" Grießbachischen Kontors zu Dresden vom
Jahre 1721. Einen Vorläufer, ähnlich dem Hamburger Diarium von 1711, scheint
auch dieses Blatt in einem Diarium viosäsuso gehabt zu haben, das auf An¬
rate" des Kommerzienrath Marperger der AuNonntor Crell im Jahre 1718 all¬
wöchentlich lateinisch und handschriftlich herausgab, und das "von vielen nützlichen
Dingen am Orte" berichtete. Das Grießbachische Unternehmen stockte sehr bald,
wurde dann aber im Jahre 1730 von Hilscher wieder aufgenommen und seitdem
ununterbrochen fortgeführt. Die zeitlich dann zunächst folgenden beiden Jntelligenz¬
blätter sind das von Frankfurt a. M. 1722 und von Hanau 1725.

Im Jahre 1727 begann die preußische Regierung ihren groß angelegten Plan
eines über die ganze Monarchie verzweigten Jntelligenzwesens auszuführen. Am
6- Januar 1727 erging an die Berliner Behörden die nachstehende Königliche
Kabinettsordre: "Nachdem wir in Gnaden resolviret, ein Jntclligentz Waral auf
dem Fuß -- wie es in andern Haupt- und Handelsstädten von Europa ein¬
geführet -- dem Publico zum besten einrichten und zu dem Ende wöchentliche
Frage und Auzeiguugsnachrichten zum Druck bringen zu lassen; als befehlen Wir
Euch hierdurch in Gnade", dieses löbliche Werck eures Ort mit zu befördern." So
erschien denn am "3. Februarii Anno 1727 Unter Sr. Königl. Majest. in Preußen usw.
Unsers allergnädigsten Königs und Herrn, allcrguddigster Approbation und auf
Dero specinlen Befehl" die erste Nummer der "Wöchentlichen Berlinischen Frag-
und Anzeigungs-Nachrichten." Noch in demselben Jahre entsteh", wie aus deu
Ankündigungen im ersten Jahrgang des Blattes hervorgeht, die Jntelligenzblätter
zu Duisburg, Minden, Magdeburg, Stettin und Königsberg, denen sich im Jahre
1729 das zu Halle anfügt.

Nach diesem so kräftigen Vorgehn des preußischen Staats in der Förderung
des Jntelligenzwesens breitet es sich auch im übrigen Deutschland sehr rasch aus.
Es erhielten ein Jntelligenzkontor nebst Intelligenzblatt die Städte: Weimar 1734.
Stuttgart 1736, Ansbach 1740, Breslau 1742, Augsburg 1744, Braunschweig
und Bremen 1745, Aurich 1747, Nürnberg 1748, Schwerin und Wismar 1749.
Im Jahre 1750 folgten Aachen, Gießen und Glückstadt, dann Gotha und Lübeck
1751. Rostock und Ulm 1752, Bamberg 1753, Göttingen 1755, Karlsruhe 1756,
Rinteln 1762. In das Jahr 1753 fällt die Gründung der Jntelligenzblätter in
Eisenach, Frankenhnnsen, Heilbronn, Meiningen und Leipzig. Danach folgen 1765
Arnstadt, 1766 Lemgo. München. Nordhausen und Osnabrück, 1767 Kempten,
Wetzlar und Worms, 1768 Rudolstadt, Neu-Strelitz und Wittenberg. Im nächsten
Jahrzehnt treten alsdann hinzu Darmstadt 1772, Altona und Dillingen 1773, Kiel
^776 und Hildesheim 1777. Alsdann Köthen 1781, Bunsen 1782, Erfurt 1784.
Strehlih und Dettum bei Wolfenbüttel 1786, Kasta und Holzminden 1787, Hom¬
burg 1789. Im letzten Jahrzehnt beginnen Jever 1791, Neuwied und Sonders¬
hausen 1795, Görlitz 1798, Bernburg, Camburg, Chemnitz und Eisenberg 1799.
Im Jahre 1795 erhält auch Schaumburg-Lippe ein Intelligenzblatt.


Zur Geschichte des Iiitellizenzwesens

schein, als ub der Relationskurier kein eigentliches Jutelligeuzunternehmen gewesen
sei, sondern sich aus einer politischen Zeitung allmählich mehr und mehr zu einem
Anzetgeblatt entwickelt habe. Das erste wirkliche Jntelligenznnternehmen scheine»
w Hamburg erst die „Wöchentlichen Hamburger Frag- und Anzeignngsnachrichten"
vom Jahre 1724 gewesen zu sein, die freilich schon seit 1711 in einem „Diarium,"
das wöchentlich über die Gebornen, Proklamierten und Verstorbnen berichtete, eine
Art Vorläufer gehabt zu haben scheinen. Im Jahre 1766 erhielten sie in den
»Hamburgischen Addreß-Comtoir-Nachrichten" ihre Fortsetzung. Beckmann berichtet,
daß in der Ankündigung des genannten Hamburger Blattes von 1724 erwähnt
sei, daß ähnliche Unternehmungen außer in London, Paris und Frankfurt auch
schon in Wien bestünden. Und zwar soll das Wiener Intelligenzblatt unter Karl VI.
entstanden sein. Danach müßte seine Gründung zwischen 1711 und 1724 fallen.
Zuverläßlich wird jedoch auch diese Angabe nicht sein. Verbürgt ist dagegen das
Intelligenzblatt des schon erwähnte» Grießbachischen Kontors zu Dresden vom
Jahre 1721. Einen Vorläufer, ähnlich dem Hamburger Diarium von 1711, scheint
auch dieses Blatt in einem Diarium viosäsuso gehabt zu haben, das auf An¬
rate» des Kommerzienrath Marperger der AuNonntor Crell im Jahre 1718 all¬
wöchentlich lateinisch und handschriftlich herausgab, und das „von vielen nützlichen
Dingen am Orte" berichtete. Das Grießbachische Unternehmen stockte sehr bald,
wurde dann aber im Jahre 1730 von Hilscher wieder aufgenommen und seitdem
ununterbrochen fortgeführt. Die zeitlich dann zunächst folgenden beiden Jntelligenz¬
blätter sind das von Frankfurt a. M. 1722 und von Hanau 1725.

Im Jahre 1727 begann die preußische Regierung ihren groß angelegten Plan
eines über die ganze Monarchie verzweigten Jntelligenzwesens auszuführen. Am
6- Januar 1727 erging an die Berliner Behörden die nachstehende Königliche
Kabinettsordre: „Nachdem wir in Gnaden resolviret, ein Jntclligentz Waral auf
dem Fuß — wie es in andern Haupt- und Handelsstädten von Europa ein¬
geführet — dem Publico zum besten einrichten und zu dem Ende wöchentliche
Frage und Auzeiguugsnachrichten zum Druck bringen zu lassen; als befehlen Wir
Euch hierdurch in Gnade», dieses löbliche Werck eures Ort mit zu befördern." So
erschien denn am „3. Februarii Anno 1727 Unter Sr. Königl. Majest. in Preußen usw.
Unsers allergnädigsten Königs und Herrn, allcrguddigster Approbation und auf
Dero specinlen Befehl" die erste Nummer der „Wöchentlichen Berlinischen Frag-
und Anzeigungs-Nachrichten." Noch in demselben Jahre entsteh», wie aus deu
Ankündigungen im ersten Jahrgang des Blattes hervorgeht, die Jntelligenzblätter
zu Duisburg, Minden, Magdeburg, Stettin und Königsberg, denen sich im Jahre
1729 das zu Halle anfügt.

Nach diesem so kräftigen Vorgehn des preußischen Staats in der Förderung
des Jntelligenzwesens breitet es sich auch im übrigen Deutschland sehr rasch aus.
Es erhielten ein Jntelligenzkontor nebst Intelligenzblatt die Städte: Weimar 1734.
Stuttgart 1736, Ansbach 1740, Breslau 1742, Augsburg 1744, Braunschweig
und Bremen 1745, Aurich 1747, Nürnberg 1748, Schwerin und Wismar 1749.
Im Jahre 1750 folgten Aachen, Gießen und Glückstadt, dann Gotha und Lübeck
1751. Rostock und Ulm 1752, Bamberg 1753, Göttingen 1755, Karlsruhe 1756,
Rinteln 1762. In das Jahr 1753 fällt die Gründung der Jntelligenzblätter in
Eisenach, Frankenhnnsen, Heilbronn, Meiningen und Leipzig. Danach folgen 1765
Arnstadt, 1766 Lemgo. München. Nordhausen und Osnabrück, 1767 Kempten,
Wetzlar und Worms, 1768 Rudolstadt, Neu-Strelitz und Wittenberg. Im nächsten
Jahrzehnt treten alsdann hinzu Darmstadt 1772, Altona und Dillingen 1773, Kiel
^776 und Hildesheim 1777. Alsdann Köthen 1781, Bunsen 1782, Erfurt 1784.
Strehlih und Dettum bei Wolfenbüttel 1786, Kasta und Holzminden 1787, Hom¬
burg 1789. Im letzten Jahrzehnt beginnen Jever 1791, Neuwied und Sonders¬
hausen 1795, Görlitz 1798, Bernburg, Camburg, Chemnitz und Eisenberg 1799.
Im Jahre 1795 erhält auch Schaumburg-Lippe ein Intelligenzblatt.


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[0557] Zur Geschichte des Iiitellizenzwesens schein, als ub der Relationskurier kein eigentliches Jutelligeuzunternehmen gewesen sei, sondern sich aus einer politischen Zeitung allmählich mehr und mehr zu einem Anzetgeblatt entwickelt habe. Das erste wirkliche Jntelligenznnternehmen scheine» w Hamburg erst die „Wöchentlichen Hamburger Frag- und Anzeignngsnachrichten" vom Jahre 1724 gewesen zu sein, die freilich schon seit 1711 in einem „Diarium," das wöchentlich über die Gebornen, Proklamierten und Verstorbnen berichtete, eine Art Vorläufer gehabt zu haben scheinen. Im Jahre 1766 erhielten sie in den »Hamburgischen Addreß-Comtoir-Nachrichten" ihre Fortsetzung. Beckmann berichtet, daß in der Ankündigung des genannten Hamburger Blattes von 1724 erwähnt sei, daß ähnliche Unternehmungen außer in London, Paris und Frankfurt auch schon in Wien bestünden. Und zwar soll das Wiener Intelligenzblatt unter Karl VI. entstanden sein. Danach müßte seine Gründung zwischen 1711 und 1724 fallen. Zuverläßlich wird jedoch auch diese Angabe nicht sein. Verbürgt ist dagegen das Intelligenzblatt des schon erwähnte» Grießbachischen Kontors zu Dresden vom Jahre 1721. Einen Vorläufer, ähnlich dem Hamburger Diarium von 1711, scheint auch dieses Blatt in einem Diarium viosäsuso gehabt zu haben, das auf An¬ rate» des Kommerzienrath Marperger der AuNonntor Crell im Jahre 1718 all¬ wöchentlich lateinisch und handschriftlich herausgab, und das „von vielen nützlichen Dingen am Orte" berichtete. Das Grießbachische Unternehmen stockte sehr bald, wurde dann aber im Jahre 1730 von Hilscher wieder aufgenommen und seitdem ununterbrochen fortgeführt. Die zeitlich dann zunächst folgenden beiden Jntelligenz¬ blätter sind das von Frankfurt a. M. 1722 und von Hanau 1725. Im Jahre 1727 begann die preußische Regierung ihren groß angelegten Plan eines über die ganze Monarchie verzweigten Jntelligenzwesens auszuführen. Am 6- Januar 1727 erging an die Berliner Behörden die nachstehende Königliche Kabinettsordre: „Nachdem wir in Gnaden resolviret, ein Jntclligentz Waral auf dem Fuß — wie es in andern Haupt- und Handelsstädten von Europa ein¬ geführet — dem Publico zum besten einrichten und zu dem Ende wöchentliche Frage und Auzeiguugsnachrichten zum Druck bringen zu lassen; als befehlen Wir Euch hierdurch in Gnade», dieses löbliche Werck eures Ort mit zu befördern." So erschien denn am „3. Februarii Anno 1727 Unter Sr. Königl. Majest. in Preußen usw. Unsers allergnädigsten Königs und Herrn, allcrguddigster Approbation und auf Dero specinlen Befehl" die erste Nummer der „Wöchentlichen Berlinischen Frag- und Anzeigungs-Nachrichten." Noch in demselben Jahre entsteh», wie aus deu Ankündigungen im ersten Jahrgang des Blattes hervorgeht, die Jntelligenzblätter zu Duisburg, Minden, Magdeburg, Stettin und Königsberg, denen sich im Jahre 1729 das zu Halle anfügt. Nach diesem so kräftigen Vorgehn des preußischen Staats in der Förderung des Jntelligenzwesens breitet es sich auch im übrigen Deutschland sehr rasch aus. Es erhielten ein Jntelligenzkontor nebst Intelligenzblatt die Städte: Weimar 1734. Stuttgart 1736, Ansbach 1740, Breslau 1742, Augsburg 1744, Braunschweig und Bremen 1745, Aurich 1747, Nürnberg 1748, Schwerin und Wismar 1749. Im Jahre 1750 folgten Aachen, Gießen und Glückstadt, dann Gotha und Lübeck 1751. Rostock und Ulm 1752, Bamberg 1753, Göttingen 1755, Karlsruhe 1756, Rinteln 1762. In das Jahr 1753 fällt die Gründung der Jntelligenzblätter in Eisenach, Frankenhnnsen, Heilbronn, Meiningen und Leipzig. Danach folgen 1765 Arnstadt, 1766 Lemgo. München. Nordhausen und Osnabrück, 1767 Kempten, Wetzlar und Worms, 1768 Rudolstadt, Neu-Strelitz und Wittenberg. Im nächsten Jahrzehnt treten alsdann hinzu Darmstadt 1772, Altona und Dillingen 1773, Kiel ^776 und Hildesheim 1777. Alsdann Köthen 1781, Bunsen 1782, Erfurt 1784. Strehlih und Dettum bei Wolfenbüttel 1786, Kasta und Holzminden 1787, Hom¬ burg 1789. Im letzten Jahrzehnt beginnen Jever 1791, Neuwied und Sonders¬ hausen 1795, Görlitz 1798, Bernburg, Camburg, Chemnitz und Eisenberg 1799. Im Jahre 1795 erhält auch Schaumburg-Lippe ein Intelligenzblatt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/557>, abgerufen am 26.06.2024.