Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Zur Geschichte des Intelligenzwesens

kontore nicht bloß in der Herausgabe der Blätter, sie sind im Gegenteil oft sehr
vielseitig. So heißt es in einem "Avertissement" des "Leipziger Intelligenz-Blattes
in Frag und Anzeigen vor Stadt und Landwirthe zum Besten des Nahrungsstandes,"
das im ersten Jahrgang von 1763 enthalten ist, unter anderm: "Man wird in
dem Comtoire selbst allerley neuersonnene nützliche Maschinen, Modelle, Risse und
dergleichen zu seiner Zeit unentgeldlich vorzeigen, dergleichen, wenn sie verlanget
würden, verfertigen lassen usw." Und über die Begründung des Dresdner Kontors
berichtet das Jubiläumsblatt des Dresdner Anzeigers vom 1. September 1880:
"Bald darauf (1721) errichtete Auktionator Grießbach mit des Rats Erlaubnis
in einem Gewölbe am Altmarkt in der Frau Hnusin Hause das sogenannte kleine
Adreßkointoir, welches zehnerlei Dinge besorgte usw." Welches diese zehnerlei Dinge
waren, ist freilich nicht gesagt, jedenfalls aber erhellt, daß die Jntelligenzkontore
nicht bloße Anzeigezeitungsexpeditionen waren. Deshalb nannte sich beispielsweise
auch dus Kurzböcksche Kondor in Wien (1770) "Comptoir der Künste, Wissenschaften
und Kommercien." Zenker (Geschichte der Wiener Journalistik) giebt von der
Thätigkeit eine vielleicht etwas zu moderne, aber im Kern doch gewiß richtige
Schilderung, wenn er sagt, daß es "eine Art Jnformations- und Kommissionsbureau
vorstellte; es übernahm wissenschaftliche und kommerzielle Aufträge, erteilte litterarische
Auskünfte, Aufschlüsse über neue Erfindungen, Instrumente, Modelle usw., gab die
Kurszettel der öffentlichen Papiere, Wechsel und Waren aus, führte ein Register der
Wiener Geschäftsfirmen, besaß eine Sammlung mathematischer, ökonomischer Gegen¬
stände und dergleichen."

Auch war das Jntelligenzkuntor zuweilen mit andern Einrichtungen, die dem
öffentlichen Wohle dienten, verbunden, wie z. B. in Vrünn, wo, wie Winckler
(Die periodische Presse Österreichs) berichtet, die "um das wirtschaftliche Wohl ihrer
Unterthauen stets besorgte Kaiserin Maria Theresia" eine Leihbank auf bewegliche
und unbewegliche Güter und 1751 in Verbindung damit ein "Frag- und Kund-
schaftsamt" errichtete.

Wollen wir die weitere Entwicklung des Jntelligenzwesens in Deutschland ver¬
folgen, so wenden wir uns den Jntelligenzblättern zu. Ganz wesentliche Dienste
kann uns dabei ein kleines Buch leisten, das im Jahre 1802 zu Weimar erschienen
ist: "Die JntelligeuzMtterkunde für den nicht unterrichteten Privatmann; enthaltend
eine Beispielsammlung der vorzüglichsten Jntelligenzarttkel, eine kurze Anweisung,
sie richtig abzufassen, und ein alphabetisches Verzeichnis der bekanntesten Jntelligenz-
expeditionen, welche Anzeigen zur öffentlichen Bekanntmachung annehmen." Ich
habe dieses Buch, das offenbar als ein geschäftliches Handbuch gedacht ist, dabei
aber sehr schätzbare historische Notizen enthält, nirgends zitiert gefunden. Ich fand
es zufällig in der Königlichen Bibliothek zu Dresden. Das Buch ist anonym er¬
schienen, doch trägt das Dresdner Exemplar ans der Innenseite des Umschlags den
handschriftlichen Vermerk: "Vom Verfasser Herrn Subconrectur Sttebnitz." Ge¬
widmet ist es Herrn von Schwarzkopf und dem Herausgeber des Gothaer Reichs-
anzeigers Hofrat Becker "als Pflegern und Erhaltern der deutschen Jntelligenz-
blätterkunde."

"Hamburg rühmt sich des frühesten Avertissementsblatts (1680 bis 1690),
schreibt Schwarzkopf (Über politische und gelehrte Zeitungen usw. in Frankfurt ni. M.),
in dem noch jetzt (im Jahre 1802) unter dem Namen der Wieringschen Zeitung
fortgehenden Relations-Courier." Diese Thatsache ist richtig, wenn auch die von
Schwarzkopf angegebne Jahreszahl 1680 offenbar falsch ist. Von Lappenberg
(Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Hamburg) und von Stieda (Die Anfänge
der periodischen Presse in Mecklenburg) wird das Anfangsjahr des Relationskuriers
in das Jahr 1673 gesetzt, ich selbst finde in einer Beschreibung Hamburgs aus
dem Jahre 1794 die Zahl 1674 als die maßgebende angeführt, vermag aber
natürlich nicht zu entscheiden, , welche von den beiden die richtige ist. Nach der
Schilderung nun, die Lappenberg von diesem Blatte gegeben hat, hat es den An-


Zur Geschichte des Intelligenzwesens

kontore nicht bloß in der Herausgabe der Blätter, sie sind im Gegenteil oft sehr
vielseitig. So heißt es in einem „Avertissement" des „Leipziger Intelligenz-Blattes
in Frag und Anzeigen vor Stadt und Landwirthe zum Besten des Nahrungsstandes,"
das im ersten Jahrgang von 1763 enthalten ist, unter anderm: „Man wird in
dem Comtoire selbst allerley neuersonnene nützliche Maschinen, Modelle, Risse und
dergleichen zu seiner Zeit unentgeldlich vorzeigen, dergleichen, wenn sie verlanget
würden, verfertigen lassen usw." Und über die Begründung des Dresdner Kontors
berichtet das Jubiläumsblatt des Dresdner Anzeigers vom 1. September 1880:
„Bald darauf (1721) errichtete Auktionator Grießbach mit des Rats Erlaubnis
in einem Gewölbe am Altmarkt in der Frau Hnusin Hause das sogenannte kleine
Adreßkointoir, welches zehnerlei Dinge besorgte usw." Welches diese zehnerlei Dinge
waren, ist freilich nicht gesagt, jedenfalls aber erhellt, daß die Jntelligenzkontore
nicht bloße Anzeigezeitungsexpeditionen waren. Deshalb nannte sich beispielsweise
auch dus Kurzböcksche Kondor in Wien (1770) „Comptoir der Künste, Wissenschaften
und Kommercien." Zenker (Geschichte der Wiener Journalistik) giebt von der
Thätigkeit eine vielleicht etwas zu moderne, aber im Kern doch gewiß richtige
Schilderung, wenn er sagt, daß es „eine Art Jnformations- und Kommissionsbureau
vorstellte; es übernahm wissenschaftliche und kommerzielle Aufträge, erteilte litterarische
Auskünfte, Aufschlüsse über neue Erfindungen, Instrumente, Modelle usw., gab die
Kurszettel der öffentlichen Papiere, Wechsel und Waren aus, führte ein Register der
Wiener Geschäftsfirmen, besaß eine Sammlung mathematischer, ökonomischer Gegen¬
stände und dergleichen."

Auch war das Jntelligenzkuntor zuweilen mit andern Einrichtungen, die dem
öffentlichen Wohle dienten, verbunden, wie z. B. in Vrünn, wo, wie Winckler
(Die periodische Presse Österreichs) berichtet, die „um das wirtschaftliche Wohl ihrer
Unterthauen stets besorgte Kaiserin Maria Theresia" eine Leihbank auf bewegliche
und unbewegliche Güter und 1751 in Verbindung damit ein „Frag- und Kund-
schaftsamt" errichtete.

Wollen wir die weitere Entwicklung des Jntelligenzwesens in Deutschland ver¬
folgen, so wenden wir uns den Jntelligenzblättern zu. Ganz wesentliche Dienste
kann uns dabei ein kleines Buch leisten, das im Jahre 1802 zu Weimar erschienen
ist: „Die JntelligeuzMtterkunde für den nicht unterrichteten Privatmann; enthaltend
eine Beispielsammlung der vorzüglichsten Jntelligenzarttkel, eine kurze Anweisung,
sie richtig abzufassen, und ein alphabetisches Verzeichnis der bekanntesten Jntelligenz-
expeditionen, welche Anzeigen zur öffentlichen Bekanntmachung annehmen." Ich
habe dieses Buch, das offenbar als ein geschäftliches Handbuch gedacht ist, dabei
aber sehr schätzbare historische Notizen enthält, nirgends zitiert gefunden. Ich fand
es zufällig in der Königlichen Bibliothek zu Dresden. Das Buch ist anonym er¬
schienen, doch trägt das Dresdner Exemplar ans der Innenseite des Umschlags den
handschriftlichen Vermerk: „Vom Verfasser Herrn Subconrectur Sttebnitz." Ge¬
widmet ist es Herrn von Schwarzkopf und dem Herausgeber des Gothaer Reichs-
anzeigers Hofrat Becker „als Pflegern und Erhaltern der deutschen Jntelligenz-
blätterkunde."

„Hamburg rühmt sich des frühesten Avertissementsblatts (1680 bis 1690),
schreibt Schwarzkopf (Über politische und gelehrte Zeitungen usw. in Frankfurt ni. M.),
in dem noch jetzt (im Jahre 1802) unter dem Namen der Wieringschen Zeitung
fortgehenden Relations-Courier." Diese Thatsache ist richtig, wenn auch die von
Schwarzkopf angegebne Jahreszahl 1680 offenbar falsch ist. Von Lappenberg
(Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Hamburg) und von Stieda (Die Anfänge
der periodischen Presse in Mecklenburg) wird das Anfangsjahr des Relationskuriers
in das Jahr 1673 gesetzt, ich selbst finde in einer Beschreibung Hamburgs aus
dem Jahre 1794 die Zahl 1674 als die maßgebende angeführt, vermag aber
natürlich nicht zu entscheiden, , welche von den beiden die richtige ist. Nach der
Schilderung nun, die Lappenberg von diesem Blatte gegeben hat, hat es den An-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0556" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237842"/>
          <fw type="header" place="top"> Zur Geschichte des Intelligenzwesens</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2800" prev="#ID_2799"> kontore nicht bloß in der Herausgabe der Blätter, sie sind im Gegenteil oft sehr<lb/>
vielseitig. So heißt es in einem &#x201E;Avertissement" des &#x201E;Leipziger Intelligenz-Blattes<lb/>
in Frag und Anzeigen vor Stadt und Landwirthe zum Besten des Nahrungsstandes,"<lb/>
das im ersten Jahrgang von 1763 enthalten ist, unter anderm: &#x201E;Man wird in<lb/>
dem Comtoire selbst allerley neuersonnene nützliche Maschinen, Modelle, Risse und<lb/>
dergleichen zu seiner Zeit unentgeldlich vorzeigen, dergleichen, wenn sie verlanget<lb/>
würden, verfertigen lassen usw." Und über die Begründung des Dresdner Kontors<lb/>
berichtet das Jubiläumsblatt des Dresdner Anzeigers vom 1. September 1880:<lb/>
&#x201E;Bald darauf (1721) errichtete Auktionator Grießbach mit des Rats Erlaubnis<lb/>
in einem Gewölbe am Altmarkt in der Frau Hnusin Hause das sogenannte kleine<lb/>
Adreßkointoir, welches zehnerlei Dinge besorgte usw." Welches diese zehnerlei Dinge<lb/>
waren, ist freilich nicht gesagt, jedenfalls aber erhellt, daß die Jntelligenzkontore<lb/>
nicht bloße Anzeigezeitungsexpeditionen waren. Deshalb nannte sich beispielsweise<lb/>
auch dus Kurzböcksche Kondor in Wien (1770) &#x201E;Comptoir der Künste, Wissenschaften<lb/>
und Kommercien." Zenker (Geschichte der Wiener Journalistik) giebt von der<lb/>
Thätigkeit eine vielleicht etwas zu moderne, aber im Kern doch gewiß richtige<lb/>
Schilderung, wenn er sagt, daß es &#x201E;eine Art Jnformations- und Kommissionsbureau<lb/>
vorstellte; es übernahm wissenschaftliche und kommerzielle Aufträge, erteilte litterarische<lb/>
Auskünfte, Aufschlüsse über neue Erfindungen, Instrumente, Modelle usw., gab die<lb/>
Kurszettel der öffentlichen Papiere, Wechsel und Waren aus, führte ein Register der<lb/>
Wiener Geschäftsfirmen, besaß eine Sammlung mathematischer, ökonomischer Gegen¬<lb/>
stände und dergleichen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2801"> Auch war das Jntelligenzkuntor zuweilen mit andern Einrichtungen, die dem<lb/>
öffentlichen Wohle dienten, verbunden, wie z. B. in Vrünn, wo, wie Winckler<lb/>
(Die periodische Presse Österreichs) berichtet, die &#x201E;um das wirtschaftliche Wohl ihrer<lb/>
Unterthauen stets besorgte Kaiserin Maria Theresia" eine Leihbank auf bewegliche<lb/>
und unbewegliche Güter und 1751 in Verbindung damit ein &#x201E;Frag- und Kund-<lb/>
schaftsamt" errichtete.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2802"> Wollen wir die weitere Entwicklung des Jntelligenzwesens in Deutschland ver¬<lb/>
folgen, so wenden wir uns den Jntelligenzblättern zu. Ganz wesentliche Dienste<lb/>
kann uns dabei ein kleines Buch leisten, das im Jahre 1802 zu Weimar erschienen<lb/>
ist: &#x201E;Die JntelligeuzMtterkunde für den nicht unterrichteten Privatmann; enthaltend<lb/>
eine Beispielsammlung der vorzüglichsten Jntelligenzarttkel, eine kurze Anweisung,<lb/>
sie richtig abzufassen, und ein alphabetisches Verzeichnis der bekanntesten Jntelligenz-<lb/>
expeditionen, welche Anzeigen zur öffentlichen Bekanntmachung annehmen." Ich<lb/>
habe dieses Buch, das offenbar als ein geschäftliches Handbuch gedacht ist, dabei<lb/>
aber sehr schätzbare historische Notizen enthält, nirgends zitiert gefunden. Ich fand<lb/>
es zufällig in der Königlichen Bibliothek zu Dresden. Das Buch ist anonym er¬<lb/>
schienen, doch trägt das Dresdner Exemplar ans der Innenseite des Umschlags den<lb/>
handschriftlichen Vermerk: &#x201E;Vom Verfasser Herrn Subconrectur Sttebnitz." Ge¬<lb/>
widmet ist es Herrn von Schwarzkopf und dem Herausgeber des Gothaer Reichs-<lb/>
anzeigers Hofrat Becker &#x201E;als Pflegern und Erhaltern der deutschen Jntelligenz-<lb/>
blätterkunde."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2803" next="#ID_2804"> &#x201E;Hamburg rühmt sich des frühesten Avertissementsblatts (1680 bis 1690),<lb/>
schreibt Schwarzkopf (Über politische und gelehrte Zeitungen usw. in Frankfurt ni. M.),<lb/>
in dem noch jetzt (im Jahre 1802) unter dem Namen der Wieringschen Zeitung<lb/>
fortgehenden Relations-Courier." Diese Thatsache ist richtig, wenn auch die von<lb/>
Schwarzkopf angegebne Jahreszahl 1680 offenbar falsch ist. Von Lappenberg<lb/>
(Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Hamburg) und von Stieda (Die Anfänge<lb/>
der periodischen Presse in Mecklenburg) wird das Anfangsjahr des Relationskuriers<lb/>
in das Jahr 1673 gesetzt, ich selbst finde in einer Beschreibung Hamburgs aus<lb/>
dem Jahre 1794 die Zahl 1674 als die maßgebende angeführt, vermag aber<lb/>
natürlich nicht zu entscheiden, , welche von den beiden die richtige ist. Nach der<lb/>
Schilderung nun, die Lappenberg von diesem Blatte gegeben hat, hat es den An-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0556] Zur Geschichte des Intelligenzwesens kontore nicht bloß in der Herausgabe der Blätter, sie sind im Gegenteil oft sehr vielseitig. So heißt es in einem „Avertissement" des „Leipziger Intelligenz-Blattes in Frag und Anzeigen vor Stadt und Landwirthe zum Besten des Nahrungsstandes," das im ersten Jahrgang von 1763 enthalten ist, unter anderm: „Man wird in dem Comtoire selbst allerley neuersonnene nützliche Maschinen, Modelle, Risse und dergleichen zu seiner Zeit unentgeldlich vorzeigen, dergleichen, wenn sie verlanget würden, verfertigen lassen usw." Und über die Begründung des Dresdner Kontors berichtet das Jubiläumsblatt des Dresdner Anzeigers vom 1. September 1880: „Bald darauf (1721) errichtete Auktionator Grießbach mit des Rats Erlaubnis in einem Gewölbe am Altmarkt in der Frau Hnusin Hause das sogenannte kleine Adreßkointoir, welches zehnerlei Dinge besorgte usw." Welches diese zehnerlei Dinge waren, ist freilich nicht gesagt, jedenfalls aber erhellt, daß die Jntelligenzkontore nicht bloße Anzeigezeitungsexpeditionen waren. Deshalb nannte sich beispielsweise auch dus Kurzböcksche Kondor in Wien (1770) „Comptoir der Künste, Wissenschaften und Kommercien." Zenker (Geschichte der Wiener Journalistik) giebt von der Thätigkeit eine vielleicht etwas zu moderne, aber im Kern doch gewiß richtige Schilderung, wenn er sagt, daß es „eine Art Jnformations- und Kommissionsbureau vorstellte; es übernahm wissenschaftliche und kommerzielle Aufträge, erteilte litterarische Auskünfte, Aufschlüsse über neue Erfindungen, Instrumente, Modelle usw., gab die Kurszettel der öffentlichen Papiere, Wechsel und Waren aus, führte ein Register der Wiener Geschäftsfirmen, besaß eine Sammlung mathematischer, ökonomischer Gegen¬ stände und dergleichen." Auch war das Jntelligenzkuntor zuweilen mit andern Einrichtungen, die dem öffentlichen Wohle dienten, verbunden, wie z. B. in Vrünn, wo, wie Winckler (Die periodische Presse Österreichs) berichtet, die „um das wirtschaftliche Wohl ihrer Unterthauen stets besorgte Kaiserin Maria Theresia" eine Leihbank auf bewegliche und unbewegliche Güter und 1751 in Verbindung damit ein „Frag- und Kund- schaftsamt" errichtete. Wollen wir die weitere Entwicklung des Jntelligenzwesens in Deutschland ver¬ folgen, so wenden wir uns den Jntelligenzblättern zu. Ganz wesentliche Dienste kann uns dabei ein kleines Buch leisten, das im Jahre 1802 zu Weimar erschienen ist: „Die JntelligeuzMtterkunde für den nicht unterrichteten Privatmann; enthaltend eine Beispielsammlung der vorzüglichsten Jntelligenzarttkel, eine kurze Anweisung, sie richtig abzufassen, und ein alphabetisches Verzeichnis der bekanntesten Jntelligenz- expeditionen, welche Anzeigen zur öffentlichen Bekanntmachung annehmen." Ich habe dieses Buch, das offenbar als ein geschäftliches Handbuch gedacht ist, dabei aber sehr schätzbare historische Notizen enthält, nirgends zitiert gefunden. Ich fand es zufällig in der Königlichen Bibliothek zu Dresden. Das Buch ist anonym er¬ schienen, doch trägt das Dresdner Exemplar ans der Innenseite des Umschlags den handschriftlichen Vermerk: „Vom Verfasser Herrn Subconrectur Sttebnitz." Ge¬ widmet ist es Herrn von Schwarzkopf und dem Herausgeber des Gothaer Reichs- anzeigers Hofrat Becker „als Pflegern und Erhaltern der deutschen Jntelligenz- blätterkunde." „Hamburg rühmt sich des frühesten Avertissementsblatts (1680 bis 1690), schreibt Schwarzkopf (Über politische und gelehrte Zeitungen usw. in Frankfurt ni. M.), in dem noch jetzt (im Jahre 1802) unter dem Namen der Wieringschen Zeitung fortgehenden Relations-Courier." Diese Thatsache ist richtig, wenn auch die von Schwarzkopf angegebne Jahreszahl 1680 offenbar falsch ist. Von Lappenberg (Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Hamburg) und von Stieda (Die Anfänge der periodischen Presse in Mecklenburg) wird das Anfangsjahr des Relationskuriers in das Jahr 1673 gesetzt, ich selbst finde in einer Beschreibung Hamburgs aus dem Jahre 1794 die Zahl 1674 als die maßgebende angeführt, vermag aber natürlich nicht zu entscheiden, , welche von den beiden die richtige ist. Nach der Schilderung nun, die Lappenberg von diesem Blatte gegeben hat, hat es den An-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/556
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/556>, abgerufen am 26.06.2024.