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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Zur Geschichte des Jntelligenzwesens

aus obigem noch Ilinsk hervorgeht, wirklich ins Leben getreten, so kam es unmöglich
lange bestanden haben, denn es wird von keinem Engländer jemals erwähnt. Wahr¬
scheinlich ist es jedoch, daß es bei dem bloßen Plane des Jnnys blieb.

Das Charakteristische des Jntelligenzwesens, wie es in Dentschland auftritt, ist
der Umstand, daß es von vornherein als ein wichtiges wirtschaftspolitisches Mittel
angesehen wird. In Deutschland ist das Jntelligenzwesen ein Teil der Handels¬
politik. Den ersten Vorschlag, der in der Richtung des Jntelligenzwesens in der
deutschen Litteratur gemacht wird, finden wir bei Wilhelm Freyherrn von Schröder"
in seinem Buche "Fürstliche Schatz und Rent-Cammer," dessen erste Aufgabe im
Jahre 1686 erschien. Schröder wendet sich mit seinem Vorschlag an den Kaiser,
indem er sich nicht auf das Nenaudotsche Anm un ä'/Vciiesse, sondern auf das
Junyssche Unternehmen zu London beruft. Schröder erörtert zunächst die "zwey
general-vbstaeuln des Handels," nämlich "daß der Muster nicht alle Örter weiß
wo das zu knuffen ist, was er vonnöthen hat und zum andern der Verkäufer weiß
nicht, wo ein solcher Kauffmann steckt, welcher sowohl aus noth dieses zu kaufen
suchet, was er auch aus noth gerne verkauffen wolte, oder wo alle solche lente
seyn, die dergleichen fachen, welche er zu verkauffen hat, zu kaufen verlangen. Ich
finde aber, daß solches alles durch ein Universalremedium könne erlanget, und diese
vbstacnla aus dem Wege gerannnt werden: Nemlich daß ein generaler Marckt in
allen Jhro Kayferl. Majest. erblöndern continuirlich gehalten werde, nllwo ein jeder
ohne reisen oder boten schicken in einer viertelstnnd alles wissen könne, was in allen
diesen Ländern zu verkauffen, und wo ein jedes zu finden sey: Also daß, wenn er
etwas von nöthen hat, solches alldar ohne suchen finden könne; und hergegen
wiederum, wer etwas zu verkauffen bat, solches alldar auf einmal allen menschen
in allen erd-trübem feil bieten und vorlegen könne; und daß solcher marckt ohne
trcmsportntion der Waaren doch an allen örteru in den erd-läutern zugleich ge¬
halten werde, und jähr aus jähr ein continuire." Und sodann entwickelt er sein
"Project Eines freywilligen, ungezwungenen Jntelligentz wercks zur consolation der
trüber, ingrossirnng der Commercien, propagirnng der manufacturcn, und ver-
niehrnng Jhro Knyserl. Majest. einkommen, nützlich und dienlich erfunden."

Was die iinßere Art des Betriebs anlangt, so schlägt Schröder sie ähnlich
dor wie im Lnroan S'Mresss. Nur will Schröder außer den bloßen Eintraguugs-
listen noch zu Nnschlagstafeln greifen, und wo auch diese nicht ausreichen, schlägt auch
er wöchentliche Jntelligenzblcitter vor. Das Bemerkenswerteste an dem Schröderschen
Norschlag ist seine politische Auffassung. Er sieht einmal im Jntelligenzwesen einen
ökonomischen Vorteil für Handel und Industrie, dann auch eine neue Einnahme¬
quelle für den Staatsschatz.

Der Schrödersche Vorschlag hatte eine dauernde praktische Wirkung zunächst
nicht. Zwar soll schon zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts ein Fntelligenzkvntor
in Wien bestanden haben, doch wird berichtet, das; es "nicht ununterbrochen" ge¬
wesen sei. Auch Johann Jacob Moser in seinem Werke "Von der Landeshoheit
in Cameralsacheu" (Frankfurt und Leipzig, 1773, Band III) scheint von der Existenz
eines derartigen Kontors zu wissen. Doch ist die Sache sehr zweifelhaft. An
"ndrer Stelle nämlich (in seinen "Schwäbischen Nachrichten von ökonomischen
Sachen," Stuttgart. 1756) spricht Moser von einem Fragamt, das erst 1707 in
Wien im Anschluß an ein Versatzamt errichtet worden sei. Gewisses habe ich aber
"und hierüber nicht ermitteln können.

Wenn wir von dem Hamburger Unternehmen aus dem Jahre 1673 zunächst
absehen (wir werden nachher darauf zurückkommen), so beginnen die Jntelligenz-
kwitore in Deutschland mit dem Jahre Z721, wo das erste Dresdner Kondor er¬
öffnet wurde. Von da an geht die Entwicklung in aufsteigender Linie bis in das
erste Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts hinein, wo es seinen Höhepunkt er¬
reicht zu haben scheint. Im engen Anschluß an die Jntelligenzkontvre entwickeln
Wh in Dentschland die Jntclligenzblätter, doch besteht die Aufgabe der Intelligenz-


Zur Geschichte des Jntelligenzwesens

aus obigem noch Ilinsk hervorgeht, wirklich ins Leben getreten, so kam es unmöglich
lange bestanden haben, denn es wird von keinem Engländer jemals erwähnt. Wahr¬
scheinlich ist es jedoch, daß es bei dem bloßen Plane des Jnnys blieb.

Das Charakteristische des Jntelligenzwesens, wie es in Dentschland auftritt, ist
der Umstand, daß es von vornherein als ein wichtiges wirtschaftspolitisches Mittel
angesehen wird. In Deutschland ist das Jntelligenzwesen ein Teil der Handels¬
politik. Den ersten Vorschlag, der in der Richtung des Jntelligenzwesens in der
deutschen Litteratur gemacht wird, finden wir bei Wilhelm Freyherrn von Schröder»
in seinem Buche „Fürstliche Schatz und Rent-Cammer," dessen erste Aufgabe im
Jahre 1686 erschien. Schröder wendet sich mit seinem Vorschlag an den Kaiser,
indem er sich nicht auf das Nenaudotsche Anm un ä'/Vciiesse, sondern auf das
Junyssche Unternehmen zu London beruft. Schröder erörtert zunächst die „zwey
general-vbstaeuln des Handels," nämlich „daß der Muster nicht alle Örter weiß
wo das zu knuffen ist, was er vonnöthen hat und zum andern der Verkäufer weiß
nicht, wo ein solcher Kauffmann steckt, welcher sowohl aus noth dieses zu kaufen
suchet, was er auch aus noth gerne verkauffen wolte, oder wo alle solche lente
seyn, die dergleichen fachen, welche er zu verkauffen hat, zu kaufen verlangen. Ich
finde aber, daß solches alles durch ein Universalremedium könne erlanget, und diese
vbstacnla aus dem Wege gerannnt werden: Nemlich daß ein generaler Marckt in
allen Jhro Kayferl. Majest. erblöndern continuirlich gehalten werde, nllwo ein jeder
ohne reisen oder boten schicken in einer viertelstnnd alles wissen könne, was in allen
diesen Ländern zu verkauffen, und wo ein jedes zu finden sey: Also daß, wenn er
etwas von nöthen hat, solches alldar ohne suchen finden könne; und hergegen
wiederum, wer etwas zu verkauffen bat, solches alldar auf einmal allen menschen
in allen erd-trübem feil bieten und vorlegen könne; und daß solcher marckt ohne
trcmsportntion der Waaren doch an allen örteru in den erd-läutern zugleich ge¬
halten werde, und jähr aus jähr ein continuire." Und sodann entwickelt er sein
„Project Eines freywilligen, ungezwungenen Jntelligentz wercks zur consolation der
trüber, ingrossirnng der Commercien, propagirnng der manufacturcn, und ver-
niehrnng Jhro Knyserl. Majest. einkommen, nützlich und dienlich erfunden."

Was die iinßere Art des Betriebs anlangt, so schlägt Schröder sie ähnlich
dor wie im Lnroan S'Mresss. Nur will Schröder außer den bloßen Eintraguugs-
listen noch zu Nnschlagstafeln greifen, und wo auch diese nicht ausreichen, schlägt auch
er wöchentliche Jntelligenzblcitter vor. Das Bemerkenswerteste an dem Schröderschen
Norschlag ist seine politische Auffassung. Er sieht einmal im Jntelligenzwesen einen
ökonomischen Vorteil für Handel und Industrie, dann auch eine neue Einnahme¬
quelle für den Staatsschatz.

Der Schrödersche Vorschlag hatte eine dauernde praktische Wirkung zunächst
nicht. Zwar soll schon zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts ein Fntelligenzkvntor
in Wien bestanden haben, doch wird berichtet, das; es „nicht ununterbrochen" ge¬
wesen sei. Auch Johann Jacob Moser in seinem Werke „Von der Landeshoheit
in Cameralsacheu" (Frankfurt und Leipzig, 1773, Band III) scheint von der Existenz
eines derartigen Kontors zu wissen. Doch ist die Sache sehr zweifelhaft. An
"ndrer Stelle nämlich (in seinen „Schwäbischen Nachrichten von ökonomischen
Sachen," Stuttgart. 1756) spricht Moser von einem Fragamt, das erst 1707 in
Wien im Anschluß an ein Versatzamt errichtet worden sei. Gewisses habe ich aber
"und hierüber nicht ermitteln können.

Wenn wir von dem Hamburger Unternehmen aus dem Jahre 1673 zunächst
absehen (wir werden nachher darauf zurückkommen), so beginnen die Jntelligenz-
kwitore in Deutschland mit dem Jahre Z721, wo das erste Dresdner Kondor er¬
öffnet wurde. Von da an geht die Entwicklung in aufsteigender Linie bis in das
erste Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts hinein, wo es seinen Höhepunkt er¬
reicht zu haben scheint. Im engen Anschluß an die Jntelligenzkontvre entwickeln
Wh in Dentschland die Jntclligenzblätter, doch besteht die Aufgabe der Intelligenz-


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[0555] Zur Geschichte des Jntelligenzwesens aus obigem noch Ilinsk hervorgeht, wirklich ins Leben getreten, so kam es unmöglich lange bestanden haben, denn es wird von keinem Engländer jemals erwähnt. Wahr¬ scheinlich ist es jedoch, daß es bei dem bloßen Plane des Jnnys blieb. Das Charakteristische des Jntelligenzwesens, wie es in Dentschland auftritt, ist der Umstand, daß es von vornherein als ein wichtiges wirtschaftspolitisches Mittel angesehen wird. In Deutschland ist das Jntelligenzwesen ein Teil der Handels¬ politik. Den ersten Vorschlag, der in der Richtung des Jntelligenzwesens in der deutschen Litteratur gemacht wird, finden wir bei Wilhelm Freyherrn von Schröder» in seinem Buche „Fürstliche Schatz und Rent-Cammer," dessen erste Aufgabe im Jahre 1686 erschien. Schröder wendet sich mit seinem Vorschlag an den Kaiser, indem er sich nicht auf das Nenaudotsche Anm un ä'/Vciiesse, sondern auf das Junyssche Unternehmen zu London beruft. Schröder erörtert zunächst die „zwey general-vbstaeuln des Handels," nämlich „daß der Muster nicht alle Örter weiß wo das zu knuffen ist, was er vonnöthen hat und zum andern der Verkäufer weiß nicht, wo ein solcher Kauffmann steckt, welcher sowohl aus noth dieses zu kaufen suchet, was er auch aus noth gerne verkauffen wolte, oder wo alle solche lente seyn, die dergleichen fachen, welche er zu verkauffen hat, zu kaufen verlangen. Ich finde aber, daß solches alles durch ein Universalremedium könne erlanget, und diese vbstacnla aus dem Wege gerannnt werden: Nemlich daß ein generaler Marckt in allen Jhro Kayferl. Majest. erblöndern continuirlich gehalten werde, nllwo ein jeder ohne reisen oder boten schicken in einer viertelstnnd alles wissen könne, was in allen diesen Ländern zu verkauffen, und wo ein jedes zu finden sey: Also daß, wenn er etwas von nöthen hat, solches alldar ohne suchen finden könne; und hergegen wiederum, wer etwas zu verkauffen bat, solches alldar auf einmal allen menschen in allen erd-trübem feil bieten und vorlegen könne; und daß solcher marckt ohne trcmsportntion der Waaren doch an allen örteru in den erd-läutern zugleich ge¬ halten werde, und jähr aus jähr ein continuire." Und sodann entwickelt er sein „Project Eines freywilligen, ungezwungenen Jntelligentz wercks zur consolation der trüber, ingrossirnng der Commercien, propagirnng der manufacturcn, und ver- niehrnng Jhro Knyserl. Majest. einkommen, nützlich und dienlich erfunden." Was die iinßere Art des Betriebs anlangt, so schlägt Schröder sie ähnlich dor wie im Lnroan S'Mresss. Nur will Schröder außer den bloßen Eintraguugs- listen noch zu Nnschlagstafeln greifen, und wo auch diese nicht ausreichen, schlägt auch er wöchentliche Jntelligenzblcitter vor. Das Bemerkenswerteste an dem Schröderschen Norschlag ist seine politische Auffassung. Er sieht einmal im Jntelligenzwesen einen ökonomischen Vorteil für Handel und Industrie, dann auch eine neue Einnahme¬ quelle für den Staatsschatz. Der Schrödersche Vorschlag hatte eine dauernde praktische Wirkung zunächst nicht. Zwar soll schon zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts ein Fntelligenzkvntor in Wien bestanden haben, doch wird berichtet, das; es „nicht ununterbrochen" ge¬ wesen sei. Auch Johann Jacob Moser in seinem Werke „Von der Landeshoheit in Cameralsacheu" (Frankfurt und Leipzig, 1773, Band III) scheint von der Existenz eines derartigen Kontors zu wissen. Doch ist die Sache sehr zweifelhaft. An "ndrer Stelle nämlich (in seinen „Schwäbischen Nachrichten von ökonomischen Sachen," Stuttgart. 1756) spricht Moser von einem Fragamt, das erst 1707 in Wien im Anschluß an ein Versatzamt errichtet worden sei. Gewisses habe ich aber "und hierüber nicht ermitteln können. Wenn wir von dem Hamburger Unternehmen aus dem Jahre 1673 zunächst absehen (wir werden nachher darauf zurückkommen), so beginnen die Jntelligenz- kwitore in Deutschland mit dem Jahre Z721, wo das erste Dresdner Kondor er¬ öffnet wurde. Von da an geht die Entwicklung in aufsteigender Linie bis in das erste Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts hinein, wo es seinen Höhepunkt er¬ reicht zu haben scheint. Im engen Anschluß an die Jntelligenzkontvre entwickeln Wh in Dentschland die Jntclligenzblätter, doch besteht die Aufgabe der Intelligenz-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/555>, abgerufen am 26.06.2024.