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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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strebenden Bauernstande hervorgegangen; dieser aber sank nach den Greueln
der Bauernkriege (1525) in weit schlimmere Unfreiheit, teilweise auch in Roheit
und Unwissenheit zurück. Der Zuzug emporstrebender Bauernsamilien nach
den Städten wurde durch die Erbuuterthänigkeit unter die Gutsherrschaft fast
verhindert, den begabten Söhnen des Bauernstandes war der Weg zur höhern
Bildung fast abgeschnitten.

Noch gefährlicher für die Zukunft der Nation war die falsche Überspannung
des humanistischen Bildungsprinzips. Das Studium der klassischen Sprachen
ist seiner ganzen Natur nach nur für eine geistige Aristokratie bestimmt, niemals
darf es zum Gegenstände der Volksbildung gemacht werden. Aber in der
frischen Freude über die wiedergewonnenen Schätze wollte man möglichst viele
daran teilnehmen lassen, überzog man das ganze Dasein mit einem antikisierenden
Firnis. Melanchthon selbst mit seinen etymologischen Spielereien, durch die
Urdeutsches für Griechisches ausgegeben wird -- s. 1902, 1, S. 92 --, trägt
daran eine gewisse Schuld; aber er hat doch immer das nationale Wesen ueben
dem antiken' gepflegt und vor der rein formalen Bildung ihren Inhalt betont.
Als aber nicht nur in den größern Städten, sondern sogar in den kleinsten
Nestern die Lateinschulen cmporsproßten, als das Latein nicht etwa nur denen
beigebracht wurde, die sich auf Uuiversitütsstudieu vorbereiteten, sondern auch
dem "Gevatter Schneider und Handschuhmacher," als das Heer der daevaliturvi,
vÄirtorss, knall M^istri, rketorss usw. schließlich die ganze männliche Jugend
der Städte, stellenweise, z. B. in Nürnberg, sogar die weibliche zu drillen begann,
da war natürlich von einem Eindringen in den Geist des Altertums kaum noch
die Rede, nur die tote Form wurde eingebleut, und die Empfindung für
das Vaterläudischc ging zurück, dem deutschen Wesen wurden die Wurzeln
abgegraben. Die Afterweisheit der theologischen Haarspalter in der zweiten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts hängt aufs engste mit diesem Geiste zu¬
sammen. Und auch auf diesem Gebiete zeigt sich die Verwechslung von Wissen¬
schaft und Volksbildung -- die öden Streitigkeiten über Kryptokalvinismus
und Flaeianismus werden durch deu blinden Fanatismus der Knnzelu und
Lehrstühle in die untersten Volksmnssen hineingetragen und zerrütten hier den
frommen Glauben und alle naive Lebensfreude.

Von dieser Beobachtung aus fällt ein eigentümliches Licht auf manche Er¬
scheinungen der Gegenwart. Auch unsre Zeit hat nnter einer falschen Anwendung
der humanistischen Bildung gelitten, insofern man deu Weg für zu viele Berufs-
arten durch die engen Pforten des humanistischen Gymnasiums hindurchzu-
zwängen suchte, und indem man das Latein auch um Schulanstalten betreibt,
in die es nicht gehört, z. B. an den Lehrerseminarien. Das fördert nur den
großen Bildungsnnschmasch, an dem unsre Zeit leidet. Für noch weit bedenk¬
licher aber halte ich die Hochschulkurse fürs Volk, in denen auch Arbeiter
für Latein und Griechisch interessiert werden sollen, ja in denen sogar die
schwierigsten theologischen Fragen über Christi Person u. tgi. von Universitäts¬
lehrern vor nicht wissenschaftlich Gebildeten erörtert werden. Die Wissenschaft
verliert dabei an Ansehen, und das Volk an Bescheidenheit: beides ist Wasser
auf die Mühle der Sozialdemokratie.

Die dritte Ursache des Rückgangs im sechzehnten und im siebzehnten Jahr¬
hundert war die schrankenlose Entfesselung des Teufels- und Dämonenglaubens.
Seitdem die alten Heidengötter vor dem siegenden Christentum zu Dämonen
herabgedrückt worden waren, liegt der Dämouenglcmbe den Deutschen tief im
Blute. Auch Luther war nicht frei davon, er hat zeitlebens mit dem Teufel ge-
rungen, doch behielt in seiner Seele der lichte Gottessohn immer über die Dä¬
monen, von denen er sich umringt fühlte, den Sieg. Verstärkt wurde der Dü-
mvnenglaube dieser Zeit noch durch die Bekanntschaft mit den Nenplatonikern,
die die Renaissance vermittelte, namentlich mit Plotin und seinen Nachfolgern.
Der Fromme rief Gott wider die bösen Geister an: aber es war auch ein um-


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strebenden Bauernstande hervorgegangen; dieser aber sank nach den Greueln
der Bauernkriege (1525) in weit schlimmere Unfreiheit, teilweise auch in Roheit
und Unwissenheit zurück. Der Zuzug emporstrebender Bauernsamilien nach
den Städten wurde durch die Erbuuterthänigkeit unter die Gutsherrschaft fast
verhindert, den begabten Söhnen des Bauernstandes war der Weg zur höhern
Bildung fast abgeschnitten.

Noch gefährlicher für die Zukunft der Nation war die falsche Überspannung
des humanistischen Bildungsprinzips. Das Studium der klassischen Sprachen
ist seiner ganzen Natur nach nur für eine geistige Aristokratie bestimmt, niemals
darf es zum Gegenstände der Volksbildung gemacht werden. Aber in der
frischen Freude über die wiedergewonnenen Schätze wollte man möglichst viele
daran teilnehmen lassen, überzog man das ganze Dasein mit einem antikisierenden
Firnis. Melanchthon selbst mit seinen etymologischen Spielereien, durch die
Urdeutsches für Griechisches ausgegeben wird — s. 1902, 1, S. 92 —, trägt
daran eine gewisse Schuld; aber er hat doch immer das nationale Wesen ueben
dem antiken' gepflegt und vor der rein formalen Bildung ihren Inhalt betont.
Als aber nicht nur in den größern Städten, sondern sogar in den kleinsten
Nestern die Lateinschulen cmporsproßten, als das Latein nicht etwa nur denen
beigebracht wurde, die sich auf Uuiversitütsstudieu vorbereiteten, sondern auch
dem „Gevatter Schneider und Handschuhmacher," als das Heer der daevaliturvi,
vÄirtorss, knall M^istri, rketorss usw. schließlich die ganze männliche Jugend
der Städte, stellenweise, z. B. in Nürnberg, sogar die weibliche zu drillen begann,
da war natürlich von einem Eindringen in den Geist des Altertums kaum noch
die Rede, nur die tote Form wurde eingebleut, und die Empfindung für
das Vaterläudischc ging zurück, dem deutschen Wesen wurden die Wurzeln
abgegraben. Die Afterweisheit der theologischen Haarspalter in der zweiten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts hängt aufs engste mit diesem Geiste zu¬
sammen. Und auch auf diesem Gebiete zeigt sich die Verwechslung von Wissen¬
schaft und Volksbildung — die öden Streitigkeiten über Kryptokalvinismus
und Flaeianismus werden durch deu blinden Fanatismus der Knnzelu und
Lehrstühle in die untersten Volksmnssen hineingetragen und zerrütten hier den
frommen Glauben und alle naive Lebensfreude.

Von dieser Beobachtung aus fällt ein eigentümliches Licht auf manche Er¬
scheinungen der Gegenwart. Auch unsre Zeit hat nnter einer falschen Anwendung
der humanistischen Bildung gelitten, insofern man deu Weg für zu viele Berufs-
arten durch die engen Pforten des humanistischen Gymnasiums hindurchzu-
zwängen suchte, und indem man das Latein auch um Schulanstalten betreibt,
in die es nicht gehört, z. B. an den Lehrerseminarien. Das fördert nur den
großen Bildungsnnschmasch, an dem unsre Zeit leidet. Für noch weit bedenk¬
licher aber halte ich die Hochschulkurse fürs Volk, in denen auch Arbeiter
für Latein und Griechisch interessiert werden sollen, ja in denen sogar die
schwierigsten theologischen Fragen über Christi Person u. tgi. von Universitäts¬
lehrern vor nicht wissenschaftlich Gebildeten erörtert werden. Die Wissenschaft
verliert dabei an Ansehen, und das Volk an Bescheidenheit: beides ist Wasser
auf die Mühle der Sozialdemokratie.

Die dritte Ursache des Rückgangs im sechzehnten und im siebzehnten Jahr¬
hundert war die schrankenlose Entfesselung des Teufels- und Dämonenglaubens.
Seitdem die alten Heidengötter vor dem siegenden Christentum zu Dämonen
herabgedrückt worden waren, liegt der Dämouenglcmbe den Deutschen tief im
Blute. Auch Luther war nicht frei davon, er hat zeitlebens mit dem Teufel ge-
rungen, doch behielt in seiner Seele der lichte Gottessohn immer über die Dä¬
monen, von denen er sich umringt fühlte, den Sieg. Verstärkt wurde der Dü-
mvnenglaube dieser Zeit noch durch die Bekanntschaft mit den Nenplatonikern,
die die Renaissance vermittelte, namentlich mit Plotin und seinen Nachfolgern.
Der Fromme rief Gott wider die bösen Geister an: aber es war auch ein um-


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[0550] UuMchsische Streifzüge strebenden Bauernstande hervorgegangen; dieser aber sank nach den Greueln der Bauernkriege (1525) in weit schlimmere Unfreiheit, teilweise auch in Roheit und Unwissenheit zurück. Der Zuzug emporstrebender Bauernsamilien nach den Städten wurde durch die Erbuuterthänigkeit unter die Gutsherrschaft fast verhindert, den begabten Söhnen des Bauernstandes war der Weg zur höhern Bildung fast abgeschnitten. Noch gefährlicher für die Zukunft der Nation war die falsche Überspannung des humanistischen Bildungsprinzips. Das Studium der klassischen Sprachen ist seiner ganzen Natur nach nur für eine geistige Aristokratie bestimmt, niemals darf es zum Gegenstände der Volksbildung gemacht werden. Aber in der frischen Freude über die wiedergewonnenen Schätze wollte man möglichst viele daran teilnehmen lassen, überzog man das ganze Dasein mit einem antikisierenden Firnis. Melanchthon selbst mit seinen etymologischen Spielereien, durch die Urdeutsches für Griechisches ausgegeben wird — s. 1902, 1, S. 92 —, trägt daran eine gewisse Schuld; aber er hat doch immer das nationale Wesen ueben dem antiken' gepflegt und vor der rein formalen Bildung ihren Inhalt betont. Als aber nicht nur in den größern Städten, sondern sogar in den kleinsten Nestern die Lateinschulen cmporsproßten, als das Latein nicht etwa nur denen beigebracht wurde, die sich auf Uuiversitütsstudieu vorbereiteten, sondern auch dem „Gevatter Schneider und Handschuhmacher," als das Heer der daevaliturvi, vÄirtorss, knall M^istri, rketorss usw. schließlich die ganze männliche Jugend der Städte, stellenweise, z. B. in Nürnberg, sogar die weibliche zu drillen begann, da war natürlich von einem Eindringen in den Geist des Altertums kaum noch die Rede, nur die tote Form wurde eingebleut, und die Empfindung für das Vaterläudischc ging zurück, dem deutschen Wesen wurden die Wurzeln abgegraben. Die Afterweisheit der theologischen Haarspalter in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts hängt aufs engste mit diesem Geiste zu¬ sammen. Und auch auf diesem Gebiete zeigt sich die Verwechslung von Wissen¬ schaft und Volksbildung — die öden Streitigkeiten über Kryptokalvinismus und Flaeianismus werden durch deu blinden Fanatismus der Knnzelu und Lehrstühle in die untersten Volksmnssen hineingetragen und zerrütten hier den frommen Glauben und alle naive Lebensfreude. Von dieser Beobachtung aus fällt ein eigentümliches Licht auf manche Er¬ scheinungen der Gegenwart. Auch unsre Zeit hat nnter einer falschen Anwendung der humanistischen Bildung gelitten, insofern man deu Weg für zu viele Berufs- arten durch die engen Pforten des humanistischen Gymnasiums hindurchzu- zwängen suchte, und indem man das Latein auch um Schulanstalten betreibt, in die es nicht gehört, z. B. an den Lehrerseminarien. Das fördert nur den großen Bildungsnnschmasch, an dem unsre Zeit leidet. Für noch weit bedenk¬ licher aber halte ich die Hochschulkurse fürs Volk, in denen auch Arbeiter für Latein und Griechisch interessiert werden sollen, ja in denen sogar die schwierigsten theologischen Fragen über Christi Person u. tgi. von Universitäts¬ lehrern vor nicht wissenschaftlich Gebildeten erörtert werden. Die Wissenschaft verliert dabei an Ansehen, und das Volk an Bescheidenheit: beides ist Wasser auf die Mühle der Sozialdemokratie. Die dritte Ursache des Rückgangs im sechzehnten und im siebzehnten Jahr¬ hundert war die schrankenlose Entfesselung des Teufels- und Dämonenglaubens. Seitdem die alten Heidengötter vor dem siegenden Christentum zu Dämonen herabgedrückt worden waren, liegt der Dämouenglcmbe den Deutschen tief im Blute. Auch Luther war nicht frei davon, er hat zeitlebens mit dem Teufel ge- rungen, doch behielt in seiner Seele der lichte Gottessohn immer über die Dä¬ monen, von denen er sich umringt fühlte, den Sieg. Verstärkt wurde der Dü- mvnenglaube dieser Zeit noch durch die Bekanntschaft mit den Nenplatonikern, die die Renaissance vermittelte, namentlich mit Plotin und seinen Nachfolgern. Der Fromme rief Gott wider die bösen Geister an: aber es war auch ein um-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/550>, abgerufen am 29.06.2024.