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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Aursächsische Streifzüge

geläuterten Geschmacks, einsichtsvoller Wirtschaftlichkeit und edler Gastlichkeit
und Geselligkeit dem deutschen Volke gespendet hat, von den schlichten Räumen
des Lutherschen Familienhauses ausgegangen.

Der nächste Nachbar unter den Freunden Luthers war Melanchthon,
Sein Haus liegt auf derselben Seite der Kollegienstraße fünf Häuser weiter
nach dem Markte zu. Luther konnte, ohne die Straße zu betreten, aus seinem
Garten mittels einer Pforte und eines am Wallgraben hinlnnfeuden Weges in
Melanchthons Garten gelangen. Dort stehn noch an schattigem Ort der Secir¬
tisch, an dem Luther und Melanchthon oft disputiert haben sollen; nahe dabei,
an die Stadtmauer gelehnt, stehn die Neste eines Hörsanles, wo Melanchthon
seine Collegia gelesen hat. Das Haus Melanchthons, das Friedrich Wilhelm IV.
1846 angekauft und zur Amtswohnung des zweiten Lehrers der Lutherschule
bestimmt 'hat, ist dreistöckig und drei Fenster breit. Neben der Hausthür
",egt eine breite überbaute Einfahrt, sodaß im ersten Obergeschoß noch ein
viertes Fenster zur Front hinzukommt. Haus und Garten machen einen bei
weitem ursprünglichem Eindruck als das Lutherhaus: im Melanchthonhcms
glaubt man wirklich die Luft des sechzehnten Jahrhunderts zu atmen, nicht die
^ner "stilgerechten Renovierung," hier ist alles echt -- sogar die Wappen und die
^amenszüge der Kostgänger Melanchthons, die sich nach Bubenart inschriftlich
in Stein und Holz verewigt haben, und uns stört keine Bildersammlung, keine
nuiseumsartige Anhäufung von Denkwürdigkeiten, wenn wir uns in die wohl-
^rhaltne, schön getäfelte Studierstube den Mann wieder hineindenken, dessen
"Daseinsgehüuse" sie einst war.

Philipp Melanchthon (geboren am 16. Februar 1497 zu Breiten in der
Ratz), der Neffe Reuchlins, eins der frühreifen Wunderkinder, kam nach
^"tttenberg in seltsamer Zeit. Die schier unendlich scheinende Geduld des
putschen Michels, der jahrhundertelang in Annalen und Spolien, in
-pallien- und Ablaßgeldern dein römischen Papste gefrondet hatte, war doch
^Mnal in die Brüche gegangen, und während in Rom die siegesgewisse Pracht
^r Marmorsäulen von Sankt Peter emporstieg, erschauerte die germanische
^"ete vor der dröhnenden Stimme des schlichten Augustiners, der seit dem
?1- Oktober 1517 seinen Protest gegen den Schacher mit der Gnade Gottes
alle Lande hinausrief. Es war ein Klang, der sich aus dem Sachsenlande
fortpflanzte über alle deutschen Gaue wie das Dröhnen der Sturmglocke, und
°er auch vor den Stufen Sankt Peters nicht Halt machte. Derselbe Mann,
solchen Sturm entfesselt hatte, saß vier Tage nach Melanchthons Ankunft
^' Wittenberg zu den Füßen des jungen Schwaben und lauschte seiner Antrittsv¬
orlesung "Über die Verbesserung der Jugenderziehung," mit der der künftige
p^övsptor elvrmMiaö sofort Zweck und Ziel seines Wirkens zu bezeichnen
wünschte.

^ Nicht ohne Bedenken sah Luther das noch halb knabenhafte "Männlein" das
atheder besteigen. Denn Melanchthon war damals erst einundzwanzig Jahre alt,
^ur o"u mittlerer Größe und schmächtiger Statur, mit etwas langem Halse
"Ad schmalen Schultern. Das blasse Gesicht zeigte die Spuren unausgesetzter
geistiger Anspannung; aber die Stirn war mächtig gewölbt, die Nase scharf
gebogen, der Mund fein geformt, und vor allem verriet es das geistvolle
Muer der großen blauen Augen, daß man es nicht mit einem gewöhnlichen Sterb-
Uchen zu 'thun habe. Als ihm nun Luther tief in die herrlichen Augen
ichante und dabei hörte, wie er mit warmer Begeisterung den Wert einer grund-
^hen philologischen und philosophischen Bildung der barbarischen Roheit der
oainaligen Geistlichen gegenüberstellte und schließlich die Jugend ermahnte, in
Wem Studium auf die Quellen zurückzugehn, also auch Christi Lehre aus dem
griechischen Urtexte der Paulinischen Briefe kennen zu lernen, da öffnete sich
Mu das Herz des vierzehn Jahre ältern or. Martinas, und so wurde gleich in


Grenzboten II 1902 68
Aursächsische Streifzüge

geläuterten Geschmacks, einsichtsvoller Wirtschaftlichkeit und edler Gastlichkeit
und Geselligkeit dem deutschen Volke gespendet hat, von den schlichten Räumen
des Lutherschen Familienhauses ausgegangen.

Der nächste Nachbar unter den Freunden Luthers war Melanchthon,
Sein Haus liegt auf derselben Seite der Kollegienstraße fünf Häuser weiter
nach dem Markte zu. Luther konnte, ohne die Straße zu betreten, aus seinem
Garten mittels einer Pforte und eines am Wallgraben hinlnnfeuden Weges in
Melanchthons Garten gelangen. Dort stehn noch an schattigem Ort der Secir¬
tisch, an dem Luther und Melanchthon oft disputiert haben sollen; nahe dabei,
an die Stadtmauer gelehnt, stehn die Neste eines Hörsanles, wo Melanchthon
seine Collegia gelesen hat. Das Haus Melanchthons, das Friedrich Wilhelm IV.
1846 angekauft und zur Amtswohnung des zweiten Lehrers der Lutherschule
bestimmt 'hat, ist dreistöckig und drei Fenster breit. Neben der Hausthür
",egt eine breite überbaute Einfahrt, sodaß im ersten Obergeschoß noch ein
viertes Fenster zur Front hinzukommt. Haus und Garten machen einen bei
weitem ursprünglichem Eindruck als das Lutherhaus: im Melanchthonhcms
glaubt man wirklich die Luft des sechzehnten Jahrhunderts zu atmen, nicht die
^ner „stilgerechten Renovierung," hier ist alles echt — sogar die Wappen und die
^amenszüge der Kostgänger Melanchthons, die sich nach Bubenart inschriftlich
in Stein und Holz verewigt haben, und uns stört keine Bildersammlung, keine
nuiseumsartige Anhäufung von Denkwürdigkeiten, wenn wir uns in die wohl-
^rhaltne, schön getäfelte Studierstube den Mann wieder hineindenken, dessen
"Daseinsgehüuse" sie einst war.

Philipp Melanchthon (geboren am 16. Februar 1497 zu Breiten in der
Ratz), der Neffe Reuchlins, eins der frühreifen Wunderkinder, kam nach
^»tttenberg in seltsamer Zeit. Die schier unendlich scheinende Geduld des
putschen Michels, der jahrhundertelang in Annalen und Spolien, in
-pallien- und Ablaßgeldern dein römischen Papste gefrondet hatte, war doch
^Mnal in die Brüche gegangen, und während in Rom die siegesgewisse Pracht
^r Marmorsäulen von Sankt Peter emporstieg, erschauerte die germanische
^»ete vor der dröhnenden Stimme des schlichten Augustiners, der seit dem
?1- Oktober 1517 seinen Protest gegen den Schacher mit der Gnade Gottes
alle Lande hinausrief. Es war ein Klang, der sich aus dem Sachsenlande
fortpflanzte über alle deutschen Gaue wie das Dröhnen der Sturmglocke, und
°er auch vor den Stufen Sankt Peters nicht Halt machte. Derselbe Mann,
solchen Sturm entfesselt hatte, saß vier Tage nach Melanchthons Ankunft
^' Wittenberg zu den Füßen des jungen Schwaben und lauschte seiner Antrittsv¬
orlesung „Über die Verbesserung der Jugenderziehung," mit der der künftige
p^övsptor elvrmMiaö sofort Zweck und Ziel seines Wirkens zu bezeichnen
wünschte.

^ Nicht ohne Bedenken sah Luther das noch halb knabenhafte „Männlein" das
atheder besteigen. Denn Melanchthon war damals erst einundzwanzig Jahre alt,
^ur o»u mittlerer Größe und schmächtiger Statur, mit etwas langem Halse
"Ad schmalen Schultern. Das blasse Gesicht zeigte die Spuren unausgesetzter
geistiger Anspannung; aber die Stirn war mächtig gewölbt, die Nase scharf
gebogen, der Mund fein geformt, und vor allem verriet es das geistvolle
Muer der großen blauen Augen, daß man es nicht mit einem gewöhnlichen Sterb-
Uchen zu 'thun habe. Als ihm nun Luther tief in die herrlichen Augen
ichante und dabei hörte, wie er mit warmer Begeisterung den Wert einer grund-
^hen philologischen und philosophischen Bildung der barbarischen Roheit der
oainaligen Geistlichen gegenüberstellte und schließlich die Jugend ermahnte, in
Wem Studium auf die Quellen zurückzugehn, also auch Christi Lehre aus dem
griechischen Urtexte der Paulinischen Briefe kennen zu lernen, da öffnete sich
Mu das Herz des vierzehn Jahre ältern or. Martinas, und so wurde gleich in


Grenzboten II 1902 68
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[0545] Aursächsische Streifzüge geläuterten Geschmacks, einsichtsvoller Wirtschaftlichkeit und edler Gastlichkeit und Geselligkeit dem deutschen Volke gespendet hat, von den schlichten Räumen des Lutherschen Familienhauses ausgegangen. Der nächste Nachbar unter den Freunden Luthers war Melanchthon, Sein Haus liegt auf derselben Seite der Kollegienstraße fünf Häuser weiter nach dem Markte zu. Luther konnte, ohne die Straße zu betreten, aus seinem Garten mittels einer Pforte und eines am Wallgraben hinlnnfeuden Weges in Melanchthons Garten gelangen. Dort stehn noch an schattigem Ort der Secir¬ tisch, an dem Luther und Melanchthon oft disputiert haben sollen; nahe dabei, an die Stadtmauer gelehnt, stehn die Neste eines Hörsanles, wo Melanchthon seine Collegia gelesen hat. Das Haus Melanchthons, das Friedrich Wilhelm IV. 1846 angekauft und zur Amtswohnung des zweiten Lehrers der Lutherschule bestimmt 'hat, ist dreistöckig und drei Fenster breit. Neben der Hausthür ",egt eine breite überbaute Einfahrt, sodaß im ersten Obergeschoß noch ein viertes Fenster zur Front hinzukommt. Haus und Garten machen einen bei weitem ursprünglichem Eindruck als das Lutherhaus: im Melanchthonhcms glaubt man wirklich die Luft des sechzehnten Jahrhunderts zu atmen, nicht die ^ner „stilgerechten Renovierung," hier ist alles echt — sogar die Wappen und die ^amenszüge der Kostgänger Melanchthons, die sich nach Bubenart inschriftlich in Stein und Holz verewigt haben, und uns stört keine Bildersammlung, keine nuiseumsartige Anhäufung von Denkwürdigkeiten, wenn wir uns in die wohl- ^rhaltne, schön getäfelte Studierstube den Mann wieder hineindenken, dessen "Daseinsgehüuse" sie einst war. Philipp Melanchthon (geboren am 16. Februar 1497 zu Breiten in der Ratz), der Neffe Reuchlins, eins der frühreifen Wunderkinder, kam nach ^»tttenberg in seltsamer Zeit. Die schier unendlich scheinende Geduld des putschen Michels, der jahrhundertelang in Annalen und Spolien, in -pallien- und Ablaßgeldern dein römischen Papste gefrondet hatte, war doch ^Mnal in die Brüche gegangen, und während in Rom die siegesgewisse Pracht ^r Marmorsäulen von Sankt Peter emporstieg, erschauerte die germanische ^»ete vor der dröhnenden Stimme des schlichten Augustiners, der seit dem ?1- Oktober 1517 seinen Protest gegen den Schacher mit der Gnade Gottes alle Lande hinausrief. Es war ein Klang, der sich aus dem Sachsenlande fortpflanzte über alle deutschen Gaue wie das Dröhnen der Sturmglocke, und °er auch vor den Stufen Sankt Peters nicht Halt machte. Derselbe Mann, solchen Sturm entfesselt hatte, saß vier Tage nach Melanchthons Ankunft ^' Wittenberg zu den Füßen des jungen Schwaben und lauschte seiner Antrittsv¬ orlesung „Über die Verbesserung der Jugenderziehung," mit der der künftige p^övsptor elvrmMiaö sofort Zweck und Ziel seines Wirkens zu bezeichnen wünschte. ^ Nicht ohne Bedenken sah Luther das noch halb knabenhafte „Männlein" das atheder besteigen. Denn Melanchthon war damals erst einundzwanzig Jahre alt, ^ur o»u mittlerer Größe und schmächtiger Statur, mit etwas langem Halse "Ad schmalen Schultern. Das blasse Gesicht zeigte die Spuren unausgesetzter geistiger Anspannung; aber die Stirn war mächtig gewölbt, die Nase scharf gebogen, der Mund fein geformt, und vor allem verriet es das geistvolle Muer der großen blauen Augen, daß man es nicht mit einem gewöhnlichen Sterb- Uchen zu 'thun habe. Als ihm nun Luther tief in die herrlichen Augen ichante und dabei hörte, wie er mit warmer Begeisterung den Wert einer grund- ^hen philologischen und philosophischen Bildung der barbarischen Roheit der oainaligen Geistlichen gegenüberstellte und schließlich die Jugend ermahnte, in Wem Studium auf die Quellen zurückzugehn, also auch Christi Lehre aus dem griechischen Urtexte der Paulinischen Briefe kennen zu lernen, da öffnete sich Mu das Herz des vierzehn Jahre ältern or. Martinas, und so wurde gleich in Grenzboten II 1902 68

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/545>, abgerufen am 29.06.2024.