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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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hundertelang in den Herzen seiner eignen Landsleute verdunkelt war -- und
man schämt sich dessen, daß dies möglich gewesen ist. Trotzdem sind mir die
dürftigen echten Trümmer der Lutherstube unendlich wertvoller als die ganze
übrige "Luthcrhalle," die die andern Zimmer des ersten Stockwerks und die
Aula umschließt. Gewiß ist diese ganze Schöpfung aus der edelsten Absicht
und dem löblichsten Wollen hervorgegangen, aber von der "stilvollen
Renovierung," die diesem Werke nachgerühmt wird, und von der Zurück¬
haltung, die der Geist der Vergangenheit dem Künstler auferlegen soll, habe
ich nichts gefunden. Das Ganze atmet die Flachheit und Plattheit der
mittlern Jahrzehnte des neunzehnten Jahrhunderts, Ich Hütte gewünscht,
daß zum mindesten das Schlafzimmer und das Studierzimmer Luthers, wo¬
möglich auch sein Hörsaal in einer an die ursprüngliche Bestimmung dieser
Räume erinnernden Weise wiederhergestellt worden wären; das Sammelsurium
vou Bildern, Büchern und andern Erinnerungen ans Luthers Zeit, das jetzt
dort an den Wänden und in Glaskasten untergebracht ist, ist hier schlechter¬
dings nicht am Platze, sondern gehört in ein Wittenberger Luther- oder
Altertumsmuseum.

Statt mich durch die Mannigfaltigkeit dieser an sich gewiß sehenswerten
Dinge zerstreuen zu lassen, wäre ich gern in den hinter dein Hause nach
dem Wall- und Stadtgraben zu liegenden Garten hinabgestiegen, wo Luther
nach des Tages Last und Mühe mit deu Amseln und Finken Zwiesprache
hielt oder die Seinen unter dein Wunder des knospenden Birnbaums ver¬
sammelte. Aber dieser war mir leider nicht zugänglich, obwohl ich meine
Führerin dringend bat, ihn besuchen zu dürfen. Ich mußte bei der Zurück¬
weisung, die ich dabei erfuhr, der barsche" Worte gedenken, mit denen der
Küster der Pfarrkirche uns hinderte, das berühmte Altarbild, eins der vor¬
züglichsten Werke Kranachs, zu betrachten, "damit nicht der Teppich beschmutzt
werde." Meiner Ansicht nach hat das deutsche Volk ein Recht darauf, daß
ihm der Zutritt zu deu Stätten, an denen Luther gelebt und gewirkt hat, in
jeder Weise erleichtert werde. Auch würde sich das Kuratorium der Luther¬
halle großen Dank verdienen, wenn es erstens den Hausgnrten Luthers zu¬
gänglich machen und möglichst so Herrichten lassen wollte, wie er zu Luthers
Zeit beschaffen war, und wenn es zweitens die Unterbringung der Sammlungen
der Lutherhalle an einem andern Ort ins Auge fassen und die dadurch frei
werdenden Zimmer im Sinne ihrer ehemaligen Verwendung Herrichten und
ausstatten wollte.

Wo man aber im Lutherhause auch gehn und stehn mag, überall wird
neben dem großen Gottesmann auch das Bild seines Weibes in unsrer Vor¬
stellung lebendig: der Katharina von Bora. Ich habe im Jnbiläumsjahre
ihrer Geburt ein Lebensbild von ihr in den Grenzboten -- 1899, III, S. 16-1
bis 176 -- veröffentlicht, und im Jahre darauf (1900) erschien über sie das
treffliche Buch von Thoma -- deshalb gehe ich hier nicht auf diesen interessanten
Stoff ein. .Aber ich sehe mit Unmut, wie das Andenken an diese edle Frau
von ultrmnvntaner Seite immer wieder mit Schmutz beworfen wird; über ihr
Verhältnis zu Luther urteilen aber auch manche protestantischen Geschicht¬
schreiber mit auffallender Kühle. Wer, wie z. B. Kolbe, geneigt ist, ihren
Einfluß auf Luthers Entwicklung gering anzuschlagen, der sollte doch bedenken,
daß die menschliche Gesellschaft zur Hälfte aus Frauen besteht, und daß dem¬
nach ein Junggeselle nimmermehr der Reformator des christlichen Familien¬
lebens werden konnte. Erst durch seine Frau hat Luther die Natur des
Weibes entdeckt, erst durch die Ehe hat er auch von dem Wesen und dein
Wert des Kindes eine tiefere und richtigere Vorstellung erhalten; hier liegen
die Wurzeln seiner gesunden Pädagogik und Schulpolitik. Südlich ist auch
all der Segen, den das evangelische Pfarrhaus als Vorbild guter "sitte,


llursächsische Streifzüge

hundertelang in den Herzen seiner eignen Landsleute verdunkelt war — und
man schämt sich dessen, daß dies möglich gewesen ist. Trotzdem sind mir die
dürftigen echten Trümmer der Lutherstube unendlich wertvoller als die ganze
übrige „Luthcrhalle," die die andern Zimmer des ersten Stockwerks und die
Aula umschließt. Gewiß ist diese ganze Schöpfung aus der edelsten Absicht
und dem löblichsten Wollen hervorgegangen, aber von der „stilvollen
Renovierung," die diesem Werke nachgerühmt wird, und von der Zurück¬
haltung, die der Geist der Vergangenheit dem Künstler auferlegen soll, habe
ich nichts gefunden. Das Ganze atmet die Flachheit und Plattheit der
mittlern Jahrzehnte des neunzehnten Jahrhunderts, Ich Hütte gewünscht,
daß zum mindesten das Schlafzimmer und das Studierzimmer Luthers, wo¬
möglich auch sein Hörsaal in einer an die ursprüngliche Bestimmung dieser
Räume erinnernden Weise wiederhergestellt worden wären; das Sammelsurium
vou Bildern, Büchern und andern Erinnerungen ans Luthers Zeit, das jetzt
dort an den Wänden und in Glaskasten untergebracht ist, ist hier schlechter¬
dings nicht am Platze, sondern gehört in ein Wittenberger Luther- oder
Altertumsmuseum.

Statt mich durch die Mannigfaltigkeit dieser an sich gewiß sehenswerten
Dinge zerstreuen zu lassen, wäre ich gern in den hinter dein Hause nach
dem Wall- und Stadtgraben zu liegenden Garten hinabgestiegen, wo Luther
nach des Tages Last und Mühe mit deu Amseln und Finken Zwiesprache
hielt oder die Seinen unter dein Wunder des knospenden Birnbaums ver¬
sammelte. Aber dieser war mir leider nicht zugänglich, obwohl ich meine
Führerin dringend bat, ihn besuchen zu dürfen. Ich mußte bei der Zurück¬
weisung, die ich dabei erfuhr, der barsche» Worte gedenken, mit denen der
Küster der Pfarrkirche uns hinderte, das berühmte Altarbild, eins der vor¬
züglichsten Werke Kranachs, zu betrachten, „damit nicht der Teppich beschmutzt
werde." Meiner Ansicht nach hat das deutsche Volk ein Recht darauf, daß
ihm der Zutritt zu deu Stätten, an denen Luther gelebt und gewirkt hat, in
jeder Weise erleichtert werde. Auch würde sich das Kuratorium der Luther¬
halle großen Dank verdienen, wenn es erstens den Hausgnrten Luthers zu¬
gänglich machen und möglichst so Herrichten lassen wollte, wie er zu Luthers
Zeit beschaffen war, und wenn es zweitens die Unterbringung der Sammlungen
der Lutherhalle an einem andern Ort ins Auge fassen und die dadurch frei
werdenden Zimmer im Sinne ihrer ehemaligen Verwendung Herrichten und
ausstatten wollte.

Wo man aber im Lutherhause auch gehn und stehn mag, überall wird
neben dem großen Gottesmann auch das Bild seines Weibes in unsrer Vor¬
stellung lebendig: der Katharina von Bora. Ich habe im Jnbiläumsjahre
ihrer Geburt ein Lebensbild von ihr in den Grenzboten — 1899, III, S. 16-1
bis 176 — veröffentlicht, und im Jahre darauf (1900) erschien über sie das
treffliche Buch von Thoma — deshalb gehe ich hier nicht auf diesen interessanten
Stoff ein. .Aber ich sehe mit Unmut, wie das Andenken an diese edle Frau
von ultrmnvntaner Seite immer wieder mit Schmutz beworfen wird; über ihr
Verhältnis zu Luther urteilen aber auch manche protestantischen Geschicht¬
schreiber mit auffallender Kühle. Wer, wie z. B. Kolbe, geneigt ist, ihren
Einfluß auf Luthers Entwicklung gering anzuschlagen, der sollte doch bedenken,
daß die menschliche Gesellschaft zur Hälfte aus Frauen besteht, und daß dem¬
nach ein Junggeselle nimmermehr der Reformator des christlichen Familien¬
lebens werden konnte. Erst durch seine Frau hat Luther die Natur des
Weibes entdeckt, erst durch die Ehe hat er auch von dem Wesen und dein
Wert des Kindes eine tiefere und richtigere Vorstellung erhalten; hier liegen
die Wurzeln seiner gesunden Pädagogik und Schulpolitik. Südlich ist auch
all der Segen, den das evangelische Pfarrhaus als Vorbild guter «sitte,


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[0544] llursächsische Streifzüge hundertelang in den Herzen seiner eignen Landsleute verdunkelt war — und man schämt sich dessen, daß dies möglich gewesen ist. Trotzdem sind mir die dürftigen echten Trümmer der Lutherstube unendlich wertvoller als die ganze übrige „Luthcrhalle," die die andern Zimmer des ersten Stockwerks und die Aula umschließt. Gewiß ist diese ganze Schöpfung aus der edelsten Absicht und dem löblichsten Wollen hervorgegangen, aber von der „stilvollen Renovierung," die diesem Werke nachgerühmt wird, und von der Zurück¬ haltung, die der Geist der Vergangenheit dem Künstler auferlegen soll, habe ich nichts gefunden. Das Ganze atmet die Flachheit und Plattheit der mittlern Jahrzehnte des neunzehnten Jahrhunderts, Ich Hütte gewünscht, daß zum mindesten das Schlafzimmer und das Studierzimmer Luthers, wo¬ möglich auch sein Hörsaal in einer an die ursprüngliche Bestimmung dieser Räume erinnernden Weise wiederhergestellt worden wären; das Sammelsurium vou Bildern, Büchern und andern Erinnerungen ans Luthers Zeit, das jetzt dort an den Wänden und in Glaskasten untergebracht ist, ist hier schlechter¬ dings nicht am Platze, sondern gehört in ein Wittenberger Luther- oder Altertumsmuseum. Statt mich durch die Mannigfaltigkeit dieser an sich gewiß sehenswerten Dinge zerstreuen zu lassen, wäre ich gern in den hinter dein Hause nach dem Wall- und Stadtgraben zu liegenden Garten hinabgestiegen, wo Luther nach des Tages Last und Mühe mit deu Amseln und Finken Zwiesprache hielt oder die Seinen unter dein Wunder des knospenden Birnbaums ver¬ sammelte. Aber dieser war mir leider nicht zugänglich, obwohl ich meine Führerin dringend bat, ihn besuchen zu dürfen. Ich mußte bei der Zurück¬ weisung, die ich dabei erfuhr, der barsche» Worte gedenken, mit denen der Küster der Pfarrkirche uns hinderte, das berühmte Altarbild, eins der vor¬ züglichsten Werke Kranachs, zu betrachten, „damit nicht der Teppich beschmutzt werde." Meiner Ansicht nach hat das deutsche Volk ein Recht darauf, daß ihm der Zutritt zu deu Stätten, an denen Luther gelebt und gewirkt hat, in jeder Weise erleichtert werde. Auch würde sich das Kuratorium der Luther¬ halle großen Dank verdienen, wenn es erstens den Hausgnrten Luthers zu¬ gänglich machen und möglichst so Herrichten lassen wollte, wie er zu Luthers Zeit beschaffen war, und wenn es zweitens die Unterbringung der Sammlungen der Lutherhalle an einem andern Ort ins Auge fassen und die dadurch frei werdenden Zimmer im Sinne ihrer ehemaligen Verwendung Herrichten und ausstatten wollte. Wo man aber im Lutherhause auch gehn und stehn mag, überall wird neben dem großen Gottesmann auch das Bild seines Weibes in unsrer Vor¬ stellung lebendig: der Katharina von Bora. Ich habe im Jnbiläumsjahre ihrer Geburt ein Lebensbild von ihr in den Grenzboten — 1899, III, S. 16-1 bis 176 — veröffentlicht, und im Jahre darauf (1900) erschien über sie das treffliche Buch von Thoma — deshalb gehe ich hier nicht auf diesen interessanten Stoff ein. .Aber ich sehe mit Unmut, wie das Andenken an diese edle Frau von ultrmnvntaner Seite immer wieder mit Schmutz beworfen wird; über ihr Verhältnis zu Luther urteilen aber auch manche protestantischen Geschicht¬ schreiber mit auffallender Kühle. Wer, wie z. B. Kolbe, geneigt ist, ihren Einfluß auf Luthers Entwicklung gering anzuschlagen, der sollte doch bedenken, daß die menschliche Gesellschaft zur Hälfte aus Frauen besteht, und daß dem¬ nach ein Junggeselle nimmermehr der Reformator des christlichen Familien¬ lebens werden konnte. Erst durch seine Frau hat Luther die Natur des Weibes entdeckt, erst durch die Ehe hat er auch von dem Wesen und dein Wert des Kindes eine tiefere und richtigere Vorstellung erhalten; hier liegen die Wurzeln seiner gesunden Pädagogik und Schulpolitik. Südlich ist auch all der Segen, den das evangelische Pfarrhaus als Vorbild guter «sitte,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/544>, abgerufen am 29.06.2024.