Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor Duttmüller und sein Freund

schäftsangelegenheiteu anknüpfen. Sie haben ja sowieso die Proknra, da können
Sie mich vertreten, mit wir brauchen niemand aus Berlin kommen zu lassen.

Gern, Herr Direktor.

Es ist ein günstiger Augenblick. Der Wagen läuft jetzt ganz allein. Man
braucht nur loszubremsen. Die Bahn nach Siebendorf ist fertig und kann nächste
Woche in Betrieb genommen werden. Sie können jetzt jeden Auftrag effektuieren.
Schließen Sie mit Newyork auf 100000 Zentner und mit Hull auf 80000 Zentner
ruhig ab. Sagen Sie Rummel, es solle auf alleu Sohlen mit der Förderung be¬
gonnen werden. Er konnte soviel Arbeiter annehmen, als sich meldeten. Und
Doktor Olbrich bestellen Sie, die Dummheiten mit der elektrischen Soda hätten nun
ein Ende. Jetzt würde uach alter, norddeutscher Weise fabriziert.

Erlauben Sie mir die Bemerkung, daß es doch wohl gut sein würde, wenn
Sie alles das noch vor Ihrer Abreise selbst anordneten. Ich könnte da Wider
Verdienst in ein zu gutes Licht kommen. Die Leute würden glauben, bei Wenzel
ging die Sache nicht, nun kommt Wandrer, da gehts gleich. Diese Meinung würde
sich verbreiten, und es würde schwer sein, sie zu widerlegen.

Ist auch nicht nötig. Ich bin nicht ehrgeizig. Oder vielmehr, mein Ehrgeiz
sitzt im Arnheim. Also machen Sie mir zu, es ist mir ganz lieb, wenn der Ruhm
auf Sie kommt. Zum Donnerwetter auch, ich will auch nieine Erholung haben. --
Noch eins. Es herrscht ein schlechter Geist in der Knappschaft. Die verfluchten
Sozialen haben gewühlt, man ist unzufrieden. Scheu Sie zu, daß Sie sie be¬
ruhigen. Jetzt können wir keinen Streik brauchen.

Sie möchten gern eine Bergkapelle habe".

schön, schaffen Sie die Instrumente an. Siebitsch soll sich die Leute ein-
lernen. Der Kerl ist freilich ein Rindvieh. Wenn er zu viel Dummheiten macht,
so schicken Sie ihn zum Teufel und lassen einen andern kommen.

Felix Wandrer wunderte sich und kombinierte. Er hatte sich daran gewöhnt,
jede unklare Sache solange zu analysieren, bis ihm die Beweggründe verständlich
geworden waren. An dem Verfahren des Direktors war manches dunkel. Wandrer
kombinierte und fand folgendes heraus: Der Direktor hat -- natürlich in Über¬
einstimmung mit den Berliner Herren -- so dirigiert, daß das Werk nichts ein¬
bringen konnte, vielmehr von den Inhabern der Kuxe Nachzahlung auf Nachzahlung
forderte. Dadurch drückte er die Kurse, bis den Besitzern der Kuxe der Atem aus¬
ging und sie verkauften. Die Berliner Herren und der Direktor hatten nun zu
billigen Preisen aufgekauft, was zu haben war; nun sollte, wie der alte Lehmbrand
sagte, das Grand mit Vieren losgehn. Es sollte nicht nur der bisherige Verlust
eingebracht, sondern ein riesiger Gewinn gemacht werden. Die Methode des
Direktors war keineswegs neu, aber es war doch fatal, wenn die Sache zu be¬
kannt wurde, und wenn die Geschädigten auf den Direktor mit den Fingern wiesen
und ihn einen Gauner nannten. Um dies zu verhüten, sollte er, Wmidrer, als
Strohmann und tüchtiger Direktor vorgeschoben werden. Wenzel wollte den Vor¬
wurf der Dummheit auf sich nehmen, um den der Schlechtigkeit zu vermeiden. So
ein Fuchs.

Damit hatte Wandrer wirklich ziemlich das Richtige getroffen, doch nicht ganz.

Nach ein paar Tagen reisten der Direktor und Lydia ub. Wandrer nahm
am Wagen Abschied, und sowohl Vater als auch Tochter waren sehr gnädig.
Wandrer schaute dem hochbepackten Wagen nach, bis er hinter der Waldecke ver¬
schwand, und trat in seine neue Würde ein. Er begann damit, daß er einen Rund-
gang durch das Werk unternahm. Sein Weg führte ihn zuerst in die Sodafabrik.
Das waren weite Räume, die mit großen eiserne" Kübeln besetzt waren. Einige
dieser Kübel rauchten, andre nicht, aber sie alle rochen nicht gerade lieblich. Eine
Dampfmaschine arbeitete und trieb Pumpen, ein paar Leute standen herum. Es
war kein Zug in der Sache. An der Thür gegenüber war ein Schild angebracht,
auf dem der Eintritt strengstens verboten our. Hierhin begab sich Wandrer. Das


Doktor Duttmüller und sein Freund

schäftsangelegenheiteu anknüpfen. Sie haben ja sowieso die Proknra, da können
Sie mich vertreten, mit wir brauchen niemand aus Berlin kommen zu lassen.

Gern, Herr Direktor.

Es ist ein günstiger Augenblick. Der Wagen läuft jetzt ganz allein. Man
braucht nur loszubremsen. Die Bahn nach Siebendorf ist fertig und kann nächste
Woche in Betrieb genommen werden. Sie können jetzt jeden Auftrag effektuieren.
Schließen Sie mit Newyork auf 100000 Zentner und mit Hull auf 80000 Zentner
ruhig ab. Sagen Sie Rummel, es solle auf alleu Sohlen mit der Förderung be¬
gonnen werden. Er konnte soviel Arbeiter annehmen, als sich meldeten. Und
Doktor Olbrich bestellen Sie, die Dummheiten mit der elektrischen Soda hätten nun
ein Ende. Jetzt würde uach alter, norddeutscher Weise fabriziert.

Erlauben Sie mir die Bemerkung, daß es doch wohl gut sein würde, wenn
Sie alles das noch vor Ihrer Abreise selbst anordneten. Ich könnte da Wider
Verdienst in ein zu gutes Licht kommen. Die Leute würden glauben, bei Wenzel
ging die Sache nicht, nun kommt Wandrer, da gehts gleich. Diese Meinung würde
sich verbreiten, und es würde schwer sein, sie zu widerlegen.

Ist auch nicht nötig. Ich bin nicht ehrgeizig. Oder vielmehr, mein Ehrgeiz
sitzt im Arnheim. Also machen Sie mir zu, es ist mir ganz lieb, wenn der Ruhm
auf Sie kommt. Zum Donnerwetter auch, ich will auch nieine Erholung haben. —
Noch eins. Es herrscht ein schlechter Geist in der Knappschaft. Die verfluchten
Sozialen haben gewühlt, man ist unzufrieden. Scheu Sie zu, daß Sie sie be¬
ruhigen. Jetzt können wir keinen Streik brauchen.

Sie möchten gern eine Bergkapelle habe».

schön, schaffen Sie die Instrumente an. Siebitsch soll sich die Leute ein-
lernen. Der Kerl ist freilich ein Rindvieh. Wenn er zu viel Dummheiten macht,
so schicken Sie ihn zum Teufel und lassen einen andern kommen.

Felix Wandrer wunderte sich und kombinierte. Er hatte sich daran gewöhnt,
jede unklare Sache solange zu analysieren, bis ihm die Beweggründe verständlich
geworden waren. An dem Verfahren des Direktors war manches dunkel. Wandrer
kombinierte und fand folgendes heraus: Der Direktor hat — natürlich in Über¬
einstimmung mit den Berliner Herren — so dirigiert, daß das Werk nichts ein¬
bringen konnte, vielmehr von den Inhabern der Kuxe Nachzahlung auf Nachzahlung
forderte. Dadurch drückte er die Kurse, bis den Besitzern der Kuxe der Atem aus¬
ging und sie verkauften. Die Berliner Herren und der Direktor hatten nun zu
billigen Preisen aufgekauft, was zu haben war; nun sollte, wie der alte Lehmbrand
sagte, das Grand mit Vieren losgehn. Es sollte nicht nur der bisherige Verlust
eingebracht, sondern ein riesiger Gewinn gemacht werden. Die Methode des
Direktors war keineswegs neu, aber es war doch fatal, wenn die Sache zu be¬
kannt wurde, und wenn die Geschädigten auf den Direktor mit den Fingern wiesen
und ihn einen Gauner nannten. Um dies zu verhüten, sollte er, Wmidrer, als
Strohmann und tüchtiger Direktor vorgeschoben werden. Wenzel wollte den Vor¬
wurf der Dummheit auf sich nehmen, um den der Schlechtigkeit zu vermeiden. So
ein Fuchs.

Damit hatte Wandrer wirklich ziemlich das Richtige getroffen, doch nicht ganz.

Nach ein paar Tagen reisten der Direktor und Lydia ub. Wandrer nahm
am Wagen Abschied, und sowohl Vater als auch Tochter waren sehr gnädig.
Wandrer schaute dem hochbepackten Wagen nach, bis er hinter der Waldecke ver¬
schwand, und trat in seine neue Würde ein. Er begann damit, daß er einen Rund-
gang durch das Werk unternahm. Sein Weg führte ihn zuerst in die Sodafabrik.
Das waren weite Räume, die mit großen eiserne» Kübeln besetzt waren. Einige
dieser Kübel rauchten, andre nicht, aber sie alle rochen nicht gerade lieblich. Eine
Dampfmaschine arbeitete und trieb Pumpen, ein paar Leute standen herum. Es
war kein Zug in der Sache. An der Thür gegenüber war ein Schild angebracht,
auf dem der Eintritt strengstens verboten our. Hierhin begab sich Wandrer. Das


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0052" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237338"/>
          <fw type="header" place="top"> Doktor Duttmüller und sein Freund</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_202" prev="#ID_201"> schäftsangelegenheiteu anknüpfen.  Sie haben ja sowieso die Proknra, da können<lb/>
Sie mich vertreten, mit wir brauchen niemand aus Berlin kommen zu lassen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_203"> Gern, Herr Direktor.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_204"> Es ist ein günstiger Augenblick. Der Wagen läuft jetzt ganz allein. Man<lb/>
braucht nur loszubremsen. Die Bahn nach Siebendorf ist fertig und kann nächste<lb/>
Woche in Betrieb genommen werden. Sie können jetzt jeden Auftrag effektuieren.<lb/>
Schließen Sie mit Newyork auf 100000 Zentner und mit Hull auf 80000 Zentner<lb/>
ruhig ab. Sagen Sie Rummel, es solle auf alleu Sohlen mit der Förderung be¬<lb/>
gonnen werden. Er konnte soviel Arbeiter annehmen, als sich meldeten. Und<lb/>
Doktor Olbrich bestellen Sie, die Dummheiten mit der elektrischen Soda hätten nun<lb/>
ein Ende.  Jetzt würde uach alter, norddeutscher Weise fabriziert.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_205"> Erlauben Sie mir die Bemerkung, daß es doch wohl gut sein würde, wenn<lb/>
Sie alles das noch vor Ihrer Abreise selbst anordneten. Ich könnte da Wider<lb/>
Verdienst in ein zu gutes Licht kommen. Die Leute würden glauben, bei Wenzel<lb/>
ging die Sache nicht, nun kommt Wandrer, da gehts gleich. Diese Meinung würde<lb/>
sich verbreiten, und es würde schwer sein, sie zu widerlegen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_206"> Ist auch nicht nötig. Ich bin nicht ehrgeizig. Oder vielmehr, mein Ehrgeiz<lb/>
sitzt im Arnheim. Also machen Sie mir zu, es ist mir ganz lieb, wenn der Ruhm<lb/>
auf Sie kommt. Zum Donnerwetter auch, ich will auch nieine Erholung haben. &#x2014;<lb/>
Noch eins. Es herrscht ein schlechter Geist in der Knappschaft. Die verfluchten<lb/>
Sozialen haben gewühlt, man ist unzufrieden. Scheu Sie zu, daß Sie sie be¬<lb/>
ruhigen.  Jetzt können wir keinen Streik brauchen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_207"> Sie möchten gern eine Bergkapelle habe».</p><lb/>
          <p xml:id="ID_208"> schön, schaffen Sie die Instrumente an. Siebitsch soll sich die Leute ein-<lb/>
lernen. Der Kerl ist freilich ein Rindvieh. Wenn er zu viel Dummheiten macht,<lb/>
so schicken Sie ihn zum Teufel und lassen einen andern kommen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_209"> Felix Wandrer wunderte sich und kombinierte. Er hatte sich daran gewöhnt,<lb/>
jede unklare Sache solange zu analysieren, bis ihm die Beweggründe verständlich<lb/>
geworden waren. An dem Verfahren des Direktors war manches dunkel. Wandrer<lb/>
kombinierte und fand folgendes heraus: Der Direktor hat &#x2014; natürlich in Über¬<lb/>
einstimmung mit den Berliner Herren &#x2014; so dirigiert, daß das Werk nichts ein¬<lb/>
bringen konnte, vielmehr von den Inhabern der Kuxe Nachzahlung auf Nachzahlung<lb/>
forderte. Dadurch drückte er die Kurse, bis den Besitzern der Kuxe der Atem aus¬<lb/>
ging und sie verkauften. Die Berliner Herren und der Direktor hatten nun zu<lb/>
billigen Preisen aufgekauft, was zu haben war; nun sollte, wie der alte Lehmbrand<lb/>
sagte, das Grand mit Vieren losgehn. Es sollte nicht nur der bisherige Verlust<lb/>
eingebracht, sondern ein riesiger Gewinn gemacht werden. Die Methode des<lb/>
Direktors war keineswegs neu, aber es war doch fatal, wenn die Sache zu be¬<lb/>
kannt wurde, und wenn die Geschädigten auf den Direktor mit den Fingern wiesen<lb/>
und ihn einen Gauner nannten. Um dies zu verhüten, sollte er, Wmidrer, als<lb/>
Strohmann und tüchtiger Direktor vorgeschoben werden. Wenzel wollte den Vor¬<lb/>
wurf der Dummheit auf sich nehmen, um den der Schlechtigkeit zu vermeiden. So<lb/>
ein Fuchs.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_210"> Damit hatte Wandrer wirklich ziemlich das Richtige getroffen, doch nicht ganz.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_211" next="#ID_212"> Nach ein paar Tagen reisten der Direktor und Lydia ub. Wandrer nahm<lb/>
am Wagen Abschied, und sowohl Vater als auch Tochter waren sehr gnädig.<lb/>
Wandrer schaute dem hochbepackten Wagen nach, bis er hinter der Waldecke ver¬<lb/>
schwand, und trat in seine neue Würde ein. Er begann damit, daß er einen Rund-<lb/>
gang durch das Werk unternahm. Sein Weg führte ihn zuerst in die Sodafabrik.<lb/>
Das waren weite Räume, die mit großen eiserne» Kübeln besetzt waren. Einige<lb/>
dieser Kübel rauchten, andre nicht, aber sie alle rochen nicht gerade lieblich. Eine<lb/>
Dampfmaschine arbeitete und trieb Pumpen, ein paar Leute standen herum. Es<lb/>
war kein Zug in der Sache. An der Thür gegenüber war ein Schild angebracht,<lb/>
auf dem der Eintritt strengstens verboten our. Hierhin begab sich Wandrer. Das</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0052] Doktor Duttmüller und sein Freund schäftsangelegenheiteu anknüpfen. Sie haben ja sowieso die Proknra, da können Sie mich vertreten, mit wir brauchen niemand aus Berlin kommen zu lassen. Gern, Herr Direktor. Es ist ein günstiger Augenblick. Der Wagen läuft jetzt ganz allein. Man braucht nur loszubremsen. Die Bahn nach Siebendorf ist fertig und kann nächste Woche in Betrieb genommen werden. Sie können jetzt jeden Auftrag effektuieren. Schließen Sie mit Newyork auf 100000 Zentner und mit Hull auf 80000 Zentner ruhig ab. Sagen Sie Rummel, es solle auf alleu Sohlen mit der Förderung be¬ gonnen werden. Er konnte soviel Arbeiter annehmen, als sich meldeten. Und Doktor Olbrich bestellen Sie, die Dummheiten mit der elektrischen Soda hätten nun ein Ende. Jetzt würde uach alter, norddeutscher Weise fabriziert. Erlauben Sie mir die Bemerkung, daß es doch wohl gut sein würde, wenn Sie alles das noch vor Ihrer Abreise selbst anordneten. Ich könnte da Wider Verdienst in ein zu gutes Licht kommen. Die Leute würden glauben, bei Wenzel ging die Sache nicht, nun kommt Wandrer, da gehts gleich. Diese Meinung würde sich verbreiten, und es würde schwer sein, sie zu widerlegen. Ist auch nicht nötig. Ich bin nicht ehrgeizig. Oder vielmehr, mein Ehrgeiz sitzt im Arnheim. Also machen Sie mir zu, es ist mir ganz lieb, wenn der Ruhm auf Sie kommt. Zum Donnerwetter auch, ich will auch nieine Erholung haben. — Noch eins. Es herrscht ein schlechter Geist in der Knappschaft. Die verfluchten Sozialen haben gewühlt, man ist unzufrieden. Scheu Sie zu, daß Sie sie be¬ ruhigen. Jetzt können wir keinen Streik brauchen. Sie möchten gern eine Bergkapelle habe». schön, schaffen Sie die Instrumente an. Siebitsch soll sich die Leute ein- lernen. Der Kerl ist freilich ein Rindvieh. Wenn er zu viel Dummheiten macht, so schicken Sie ihn zum Teufel und lassen einen andern kommen. Felix Wandrer wunderte sich und kombinierte. Er hatte sich daran gewöhnt, jede unklare Sache solange zu analysieren, bis ihm die Beweggründe verständlich geworden waren. An dem Verfahren des Direktors war manches dunkel. Wandrer kombinierte und fand folgendes heraus: Der Direktor hat — natürlich in Über¬ einstimmung mit den Berliner Herren — so dirigiert, daß das Werk nichts ein¬ bringen konnte, vielmehr von den Inhabern der Kuxe Nachzahlung auf Nachzahlung forderte. Dadurch drückte er die Kurse, bis den Besitzern der Kuxe der Atem aus¬ ging und sie verkauften. Die Berliner Herren und der Direktor hatten nun zu billigen Preisen aufgekauft, was zu haben war; nun sollte, wie der alte Lehmbrand sagte, das Grand mit Vieren losgehn. Es sollte nicht nur der bisherige Verlust eingebracht, sondern ein riesiger Gewinn gemacht werden. Die Methode des Direktors war keineswegs neu, aber es war doch fatal, wenn die Sache zu be¬ kannt wurde, und wenn die Geschädigten auf den Direktor mit den Fingern wiesen und ihn einen Gauner nannten. Um dies zu verhüten, sollte er, Wmidrer, als Strohmann und tüchtiger Direktor vorgeschoben werden. Wenzel wollte den Vor¬ wurf der Dummheit auf sich nehmen, um den der Schlechtigkeit zu vermeiden. So ein Fuchs. Damit hatte Wandrer wirklich ziemlich das Richtige getroffen, doch nicht ganz. Nach ein paar Tagen reisten der Direktor und Lydia ub. Wandrer nahm am Wagen Abschied, und sowohl Vater als auch Tochter waren sehr gnädig. Wandrer schaute dem hochbepackten Wagen nach, bis er hinter der Waldecke ver¬ schwand, und trat in seine neue Würde ein. Er begann damit, daß er einen Rund- gang durch das Werk unternahm. Sein Weg führte ihn zuerst in die Sodafabrik. Das waren weite Räume, die mit großen eiserne» Kübeln besetzt waren. Einige dieser Kübel rauchten, andre nicht, aber sie alle rochen nicht gerade lieblich. Eine Dampfmaschine arbeitete und trieb Pumpen, ein paar Leute standen herum. Es war kein Zug in der Sache. An der Thür gegenüber war ein Schild angebracht, auf dem der Eintritt strengstens verboten our. Hierhin begab sich Wandrer. Das

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/52
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/52>, abgerufen am 01.07.2024.