Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.gegenzukommen. Aber wer erst so weit nordwärts gelangt ist, der strebt wohl Doktor Duttmüller und sein Freund Fritz Anders (Max Allihn) Line Geschichte aus der Gegenwart von Linundzwcmzigstes Rapitel Ls geht los nerkanntermaßen aß man in Brcmufels in der Harmonie am besten. Das Festmahl war vorüber. Der Direktor hatte wieder einmal den liebens¬ Die einheimischen Herren hatten sich schon empfohlen, und die auswärtigen Endlich war ein Wagen voll Aktionäre beisammen, "Herr" Fritze Poplitz, gegenzukommen. Aber wer erst so weit nordwärts gelangt ist, der strebt wohl Doktor Duttmüller und sein Freund Fritz Anders (Max Allihn) Line Geschichte aus der Gegenwart von Linundzwcmzigstes Rapitel Ls geht los nerkanntermaßen aß man in Brcmufels in der Harmonie am besten. Das Festmahl war vorüber. Der Direktor hatte wieder einmal den liebens¬ Die einheimischen Herren hatten sich schon empfohlen, und die auswärtigen Endlich war ein Wagen voll Aktionäre beisammen, „Herr" Fritze Poplitz, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0507" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237793"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_2523" prev="#ID_2522"> gegenzukommen. Aber wer erst so weit nordwärts gelangt ist, der strebt wohl<lb/> mich noch weiter und Ländern deutscher Zunge zu. Mit der Schweiz ernsthaft in<lb/> Wettbewerb zu treten, wird dem italienischen Alpengebiet trotz aller seiner Schön¬<lb/><note type="byline"> G. v. Graevenitz</note> heiten wohl immer schwer fallen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Doktor Duttmüller und sein Freund<lb/><note type="byline"> Fritz Anders (Max Allihn)</note> Line Geschichte aus der Gegenwart von<lb/> Linundzwcmzigstes Rapitel<lb/> Ls geht los</head><lb/> <p xml:id="ID_2524"> nerkanntermaßen aß man in Brcmufels in der Harmonie am besten.<lb/> Wenn darüber noch irgend ein Zweifel hätte bestehn können, so wurde<lb/> er durch die Thatsache beseitigt, daß Direktor Wenzel in der Harmonie<lb/> verkehrte. Dort sollte natürlich auch das längst geplante Zweckessen<lb/> der Aktionäre von Heinrichshall abgehalten werden, obwohl manche<lb/> der ländlichen Teilnehmer ebensogern in die Blaue Forelle gegangen<lb/> wären, wo man freilich weniger gut aß, wo mau aber Wirt und Oberkellner kannte.<lb/> Aber der Direktor hatte die Harmonie bestimmt und hatte es so einzurichten gewußt,<lb/> dnß er, von einer Reise zurückkehrend, an dem Essen teilnehmen konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2525"> Das Festmahl war vorüber. Der Direktor hatte wieder einmal den liebens¬<lb/> würdigen Schwerenöter gespielt, hatte jedem mit besondrer Wärme die Hand ge¬<lb/> schüttelt, hatte Reden gehalten, Sekt auffahren lassen und unter der Hand einen<lb/> ganzen Haufen Heinrichshaller Kuxe verkauft. Daß es seine eignen Kuxe gewesen<lb/> waren, sagte er freilich nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_2526"> Die einheimischen Herren hatten sich schon empfohlen, und die auswärtigen<lb/> mußten daran denken, aufzubrechen, denn jedes Ding mußte doch einmal ein Ende<lb/> haben. In der Mitte des Saales stand Fritze Poplitz. Er spielte den Baron und<lb/> bemühte sich Leutnantstöne in seine Sprache zu bringen, ließ den „Herrn" Ober¬<lb/> kellner kommen und gab ihm eine Mark Trinkgeld. Darauf begehrte er nach seinem<lb/> Wagen — es war eigentlich August Quargs Wagen — und fragte entrüstet,<lb/> warum der verfluchte Kerl von Hausknecht noch nicht vorgefahren sei. August<lb/> ^uarg aus Asseborn bemühte sich, es Fritze Pvplitzen gleich oder womöglich über<lb/> thun, gab dem Herrn Oberkellner zwei Mark und nannte den Hausknecht einen<lb/> Heuochsen. Und Vetter Klaus drückte sich scheu um den Oberkellner herum, gab<lb/> ni" "leises und sah zu, ob er uicht von jemand mitgenommen werden könnte.<lb/> A"" sagte nämlich „Vetter Klaus," nicht „Herr Klaus," denn man rechnete Vetter<lb/> 'Aauh nicht für voll, obwohl er angesehene Verwandte und ein nusehuliches Gut<lb/> Mte Denn es gelang Vetter Klaus zu schlecht, aus dem Stande der Bauern in<lb/> M der Ökonomen auszurücken. Er trug zu höchst unpassenden Gelegenheiten seinen<lb/> "um Kittel, er war gar zu dämlich und hatte der Jauchepumpe noch uicht eud-<lb/> guug entsagt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2527" next="#ID_2528"> Endlich war ein Wagen voll Aktionäre beisammen, „Herr" Fritze Poplitz,<lb/> »Herr" August Quarg, „Herr" Andreas Piepenpahl und „Vetter" Klaus. Na denn<lb/> jus! sagte August Quarg. Man fuhr los, und vou weitem besehen sah es<lb/> »"nz nobel aus. Solange man über das nicht tadelfreie Pflaster von Braunfels<lb/> uwpelte, war man zum Schweigen verurteilt, als man aber die Holzweißiger<lb/> in? hatte, und der Wagen, weil es bergauf ging, Schritt fahren<lb/> "Me, kam man dazu, die Ereignisse des Tages zu besprechen. Man war äußerst</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0507]
gegenzukommen. Aber wer erst so weit nordwärts gelangt ist, der strebt wohl
mich noch weiter und Ländern deutscher Zunge zu. Mit der Schweiz ernsthaft in
Wettbewerb zu treten, wird dem italienischen Alpengebiet trotz aller seiner Schön¬
G. v. Graevenitz heiten wohl immer schwer fallen.
Doktor Duttmüller und sein Freund
Fritz Anders (Max Allihn) Line Geschichte aus der Gegenwart von
Linundzwcmzigstes Rapitel
Ls geht los
nerkanntermaßen aß man in Brcmufels in der Harmonie am besten.
Wenn darüber noch irgend ein Zweifel hätte bestehn können, so wurde
er durch die Thatsache beseitigt, daß Direktor Wenzel in der Harmonie
verkehrte. Dort sollte natürlich auch das längst geplante Zweckessen
der Aktionäre von Heinrichshall abgehalten werden, obwohl manche
der ländlichen Teilnehmer ebensogern in die Blaue Forelle gegangen
wären, wo man freilich weniger gut aß, wo mau aber Wirt und Oberkellner kannte.
Aber der Direktor hatte die Harmonie bestimmt und hatte es so einzurichten gewußt,
dnß er, von einer Reise zurückkehrend, an dem Essen teilnehmen konnte.
Das Festmahl war vorüber. Der Direktor hatte wieder einmal den liebens¬
würdigen Schwerenöter gespielt, hatte jedem mit besondrer Wärme die Hand ge¬
schüttelt, hatte Reden gehalten, Sekt auffahren lassen und unter der Hand einen
ganzen Haufen Heinrichshaller Kuxe verkauft. Daß es seine eignen Kuxe gewesen
waren, sagte er freilich nicht.
Die einheimischen Herren hatten sich schon empfohlen, und die auswärtigen
mußten daran denken, aufzubrechen, denn jedes Ding mußte doch einmal ein Ende
haben. In der Mitte des Saales stand Fritze Poplitz. Er spielte den Baron und
bemühte sich Leutnantstöne in seine Sprache zu bringen, ließ den „Herrn" Ober¬
kellner kommen und gab ihm eine Mark Trinkgeld. Darauf begehrte er nach seinem
Wagen — es war eigentlich August Quargs Wagen — und fragte entrüstet,
warum der verfluchte Kerl von Hausknecht noch nicht vorgefahren sei. August
^uarg aus Asseborn bemühte sich, es Fritze Pvplitzen gleich oder womöglich über
thun, gab dem Herrn Oberkellner zwei Mark und nannte den Hausknecht einen
Heuochsen. Und Vetter Klaus drückte sich scheu um den Oberkellner herum, gab
ni" "leises und sah zu, ob er uicht von jemand mitgenommen werden könnte.
A"" sagte nämlich „Vetter Klaus," nicht „Herr Klaus," denn man rechnete Vetter
'Aauh nicht für voll, obwohl er angesehene Verwandte und ein nusehuliches Gut
Mte Denn es gelang Vetter Klaus zu schlecht, aus dem Stande der Bauern in
M der Ökonomen auszurücken. Er trug zu höchst unpassenden Gelegenheiten seinen
"um Kittel, er war gar zu dämlich und hatte der Jauchepumpe noch uicht eud-
guug entsagt.
Endlich war ein Wagen voll Aktionäre beisammen, „Herr" Fritze Poplitz,
»Herr" August Quarg, „Herr" Andreas Piepenpahl und „Vetter" Klaus. Na denn
jus! sagte August Quarg. Man fuhr los, und vou weitem besehen sah es
»"nz nobel aus. Solange man über das nicht tadelfreie Pflaster von Braunfels
uwpelte, war man zum Schweigen verurteilt, als man aber die Holzweißiger
in? hatte, und der Wagen, weil es bergauf ging, Schritt fahren
"Me, kam man dazu, die Ereignisse des Tages zu besprechen. Man war äußerst
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