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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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und Spezialkarten, durch farbige Steine und sonstige Orientierungskrücken ver¬
wöhnte Kulturmensch wieder einmal auf eignen Füßen stehn und gehn. Denn die
einzige vorhandne, vom Militär-Geographischen Institut 1881 aufgenommne Karte
der Gegend im Maßstab von 1 : 25000 kann beim besten Willen diesem Gelände nur
sehr unvollkommen gerecht werden. Die Schwierigkeit, ihre einzelnen Blätter oder
andre vernünftige Karten zu erwerben, ist in Italien nicht unbedeutend. Es gelang
mir z. B. weder in La Svezia eine brauchbare Karte seiner Umgebung, noch dort,
oder in Lucca oder in Viareggio oder gar in S. Mcircello eine Karte der viel¬
besuchten Bilde- und Kurortgegeud von S. Marcello zu erhalten. Man riet mir freund¬
lich, um Hoepli in Mailand zu schreiben, oder noch besser, selbst nach Florenz zu reisen.
Dagegen fand ich in der Villa Margherita eine praktische kleine Übersichtskarte
der Umgebung mit Zeitangaben von achtundzwanzig empfehlenswerten Partien zu
Fuß und zu Wagen, ebenso an der Wand eine übrigens recht preiswerte Taxe der
Fahrt zur nächsten sechs Kilometer entfernten Bahnstation Pracchia und aller sonstigen
in Betracht kommenden Wagenfahrten. Dergleichen Praktische Einrichtungen über¬
raschen in einer italienischen Pension. Allerdings ist die Villa auch keine rein
italienische Pension. Die Gattin des Inhabers ist eine Engländerin, und wenn
sich auch die Verpflegung vernünftigerweise dem Klima und den Grundsätzen der
guten und leicht bekömmlichen italienischen Küche anpaßt, so ist die Pension sonst
doch auf englische Art eingerichtet. Und auch hier bewahrheitete es sich, daß unsre
Vettern jenseits des Kanals für die Unterkunft in Italien schätzenswerte Pioniere
der Reinlichkeit, des Komforts und zuverlässiger geschäftlicher Einrichtungen sind.

Es war unter diesen Umständen nicht überraschend, daß unter den Besuchern,
die die Villa während unsers Aufenthalts bevölkerten, Italiener dauernd in der
Minderheit, Engländer zusammen mit Deutschen und Amerikanern in der Mehrzahl
waren. Ich habe das nicht bedauert. Denn so sehr ich viele liebenswürdige Eigen¬
schaften des Jtalieners schätze, so ist mir als Pensionsgenosse und Zimmernachbar
der rücksichtsvollere und ruhigere Engländer lieber. Denn der Italiener erwartet
allerdings auch von dir keine Rücksicht, aber er denkt ebensowenig daran, daß es seinen
Zimmernachbar belästigen könnte, wenn er nachts um zwölf Uhr pfeifend und
singend zu Bett geht, wie er nichts dabei findet, wenn sich seine Kinder laut und
geräuschvoll auf Korridore" und Treppen herumtreiben; die uns in Italien so oft
sympathisch berührende individuelle Freiheit der Lebensführung hat eben auch ihre
Schattenseiten. Wenn ich von rücksichtsvollen und ruhigen Engländern sprach, so
versteht sich von selbst, daß es sich in der Villa Margherita um feingebildete An¬
gehörige der obern Stände handelt, die das Ihrige thaten, das in Deutschland
weitverbreitete Vorurteil gegen reisende Engländer dnrch zwar zurückhaltendes aber
seines Benehmen abzuschwächen.

Da von Fußwandrungen und Partien die Rede war, so muß auch die Frage
beantwortet werden, ob denn die Wärmeverhältnisse des italienischen Sommers
Wiese körperlichen Anstrengungen erlauben. Daß ich allein und mit Damen ini
Schutz der Kastcmieuwipfel aber auch außerhalb zwischen Colazione und Prcmzo
Anndrnngen bis zur Höhe von 1100 und 1400 Metern (Monte Nappo und
^>tradone) gemacht habe, ohne allzusehr von der Hitze zu leide", ist eine Sache für
Reh. Wichtiger erscheinen einige Zahlen über die klimatischen Verhältnisse des ge-
Wniten Apenninengebiets mit seinen zahllosen für Sommerfrischen und Kurorte be-
nezten und geeigneten Punkten. Ich entnehme sie dem auf Anregung des Club
^pwo herausgegebnen Guida della Montagna Pistoiese von G. Tigri (Pistoia.
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Landes a^lpvgr. Nicolai), der leider seit 1892 keine neue Ausgabe erlebt hat: auch
°""ri spricht sich das geringe Interesse des Jtalieners für die Kenntnis des eignen

niedrigster Höchster Wärmegrad
Winter -- 1,54 14,01
Frühling6,70 ^ 20,S7
Sommer > 14,06 > 30,09
Herbst7,30 ^ 22,87
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Grenzboien II 1902 "3
Aus italienischen Sommerfrischen

und Spezialkarten, durch farbige Steine und sonstige Orientierungskrücken ver¬
wöhnte Kulturmensch wieder einmal auf eignen Füßen stehn und gehn. Denn die
einzige vorhandne, vom Militär-Geographischen Institut 1881 aufgenommne Karte
der Gegend im Maßstab von 1 : 25000 kann beim besten Willen diesem Gelände nur
sehr unvollkommen gerecht werden. Die Schwierigkeit, ihre einzelnen Blätter oder
andre vernünftige Karten zu erwerben, ist in Italien nicht unbedeutend. Es gelang
mir z. B. weder in La Svezia eine brauchbare Karte seiner Umgebung, noch dort,
oder in Lucca oder in Viareggio oder gar in S. Mcircello eine Karte der viel¬
besuchten Bilde- und Kurortgegeud von S. Marcello zu erhalten. Man riet mir freund¬
lich, um Hoepli in Mailand zu schreiben, oder noch besser, selbst nach Florenz zu reisen.
Dagegen fand ich in der Villa Margherita eine praktische kleine Übersichtskarte
der Umgebung mit Zeitangaben von achtundzwanzig empfehlenswerten Partien zu
Fuß und zu Wagen, ebenso an der Wand eine übrigens recht preiswerte Taxe der
Fahrt zur nächsten sechs Kilometer entfernten Bahnstation Pracchia und aller sonstigen
in Betracht kommenden Wagenfahrten. Dergleichen Praktische Einrichtungen über¬
raschen in einer italienischen Pension. Allerdings ist die Villa auch keine rein
italienische Pension. Die Gattin des Inhabers ist eine Engländerin, und wenn
sich auch die Verpflegung vernünftigerweise dem Klima und den Grundsätzen der
guten und leicht bekömmlichen italienischen Küche anpaßt, so ist die Pension sonst
doch auf englische Art eingerichtet. Und auch hier bewahrheitete es sich, daß unsre
Vettern jenseits des Kanals für die Unterkunft in Italien schätzenswerte Pioniere
der Reinlichkeit, des Komforts und zuverlässiger geschäftlicher Einrichtungen sind.

Es war unter diesen Umständen nicht überraschend, daß unter den Besuchern,
die die Villa während unsers Aufenthalts bevölkerten, Italiener dauernd in der
Minderheit, Engländer zusammen mit Deutschen und Amerikanern in der Mehrzahl
waren. Ich habe das nicht bedauert. Denn so sehr ich viele liebenswürdige Eigen¬
schaften des Jtalieners schätze, so ist mir als Pensionsgenosse und Zimmernachbar
der rücksichtsvollere und ruhigere Engländer lieber. Denn der Italiener erwartet
allerdings auch von dir keine Rücksicht, aber er denkt ebensowenig daran, daß es seinen
Zimmernachbar belästigen könnte, wenn er nachts um zwölf Uhr pfeifend und
singend zu Bett geht, wie er nichts dabei findet, wenn sich seine Kinder laut und
geräuschvoll auf Korridore« und Treppen herumtreiben; die uns in Italien so oft
sympathisch berührende individuelle Freiheit der Lebensführung hat eben auch ihre
Schattenseiten. Wenn ich von rücksichtsvollen und ruhigen Engländern sprach, so
versteht sich von selbst, daß es sich in der Villa Margherita um feingebildete An¬
gehörige der obern Stände handelt, die das Ihrige thaten, das in Deutschland
weitverbreitete Vorurteil gegen reisende Engländer dnrch zwar zurückhaltendes aber
seines Benehmen abzuschwächen.

Da von Fußwandrungen und Partien die Rede war, so muß auch die Frage
beantwortet werden, ob denn die Wärmeverhältnisse des italienischen Sommers
Wiese körperlichen Anstrengungen erlauben. Daß ich allein und mit Damen ini
Schutz der Kastcmieuwipfel aber auch außerhalb zwischen Colazione und Prcmzo
Anndrnngen bis zur Höhe von 1100 und 1400 Metern (Monte Nappo und
^>tradone) gemacht habe, ohne allzusehr von der Hitze zu leide», ist eine Sache für
Reh. Wichtiger erscheinen einige Zahlen über die klimatischen Verhältnisse des ge-
Wniten Apenninengebiets mit seinen zahllosen für Sommerfrischen und Kurorte be-
nezten und geeigneten Punkten. Ich entnehme sie dem auf Anregung des Club
^pwo herausgegebnen Guida della Montagna Pistoiese von G. Tigri (Pistoia.
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da
Landes a^lpvgr. Nicolai), der leider seit 1892 keine neue Ausgabe erlebt hat: auch
°"»ri spricht sich das geringe Interesse des Jtalieners für die Kenntnis des eignen

niedrigster Höchster Wärmegrad
Winter — 1,54 14,01
Frühling6,70 ^ 20,S7
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Grenzboien II 1902 «3
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[0505] Aus italienischen Sommerfrischen und Spezialkarten, durch farbige Steine und sonstige Orientierungskrücken ver¬ wöhnte Kulturmensch wieder einmal auf eignen Füßen stehn und gehn. Denn die einzige vorhandne, vom Militär-Geographischen Institut 1881 aufgenommne Karte der Gegend im Maßstab von 1 : 25000 kann beim besten Willen diesem Gelände nur sehr unvollkommen gerecht werden. Die Schwierigkeit, ihre einzelnen Blätter oder andre vernünftige Karten zu erwerben, ist in Italien nicht unbedeutend. Es gelang mir z. B. weder in La Svezia eine brauchbare Karte seiner Umgebung, noch dort, oder in Lucca oder in Viareggio oder gar in S. Mcircello eine Karte der viel¬ besuchten Bilde- und Kurortgegeud von S. Marcello zu erhalten. Man riet mir freund¬ lich, um Hoepli in Mailand zu schreiben, oder noch besser, selbst nach Florenz zu reisen. Dagegen fand ich in der Villa Margherita eine praktische kleine Übersichtskarte der Umgebung mit Zeitangaben von achtundzwanzig empfehlenswerten Partien zu Fuß und zu Wagen, ebenso an der Wand eine übrigens recht preiswerte Taxe der Fahrt zur nächsten sechs Kilometer entfernten Bahnstation Pracchia und aller sonstigen in Betracht kommenden Wagenfahrten. Dergleichen Praktische Einrichtungen über¬ raschen in einer italienischen Pension. Allerdings ist die Villa auch keine rein italienische Pension. Die Gattin des Inhabers ist eine Engländerin, und wenn sich auch die Verpflegung vernünftigerweise dem Klima und den Grundsätzen der guten und leicht bekömmlichen italienischen Küche anpaßt, so ist die Pension sonst doch auf englische Art eingerichtet. Und auch hier bewahrheitete es sich, daß unsre Vettern jenseits des Kanals für die Unterkunft in Italien schätzenswerte Pioniere der Reinlichkeit, des Komforts und zuverlässiger geschäftlicher Einrichtungen sind. Es war unter diesen Umständen nicht überraschend, daß unter den Besuchern, die die Villa während unsers Aufenthalts bevölkerten, Italiener dauernd in der Minderheit, Engländer zusammen mit Deutschen und Amerikanern in der Mehrzahl waren. Ich habe das nicht bedauert. Denn so sehr ich viele liebenswürdige Eigen¬ schaften des Jtalieners schätze, so ist mir als Pensionsgenosse und Zimmernachbar der rücksichtsvollere und ruhigere Engländer lieber. Denn der Italiener erwartet allerdings auch von dir keine Rücksicht, aber er denkt ebensowenig daran, daß es seinen Zimmernachbar belästigen könnte, wenn er nachts um zwölf Uhr pfeifend und singend zu Bett geht, wie er nichts dabei findet, wenn sich seine Kinder laut und geräuschvoll auf Korridore« und Treppen herumtreiben; die uns in Italien so oft sympathisch berührende individuelle Freiheit der Lebensführung hat eben auch ihre Schattenseiten. Wenn ich von rücksichtsvollen und ruhigen Engländern sprach, so versteht sich von selbst, daß es sich in der Villa Margherita um feingebildete An¬ gehörige der obern Stände handelt, die das Ihrige thaten, das in Deutschland weitverbreitete Vorurteil gegen reisende Engländer dnrch zwar zurückhaltendes aber seines Benehmen abzuschwächen. Da von Fußwandrungen und Partien die Rede war, so muß auch die Frage beantwortet werden, ob denn die Wärmeverhältnisse des italienischen Sommers Wiese körperlichen Anstrengungen erlauben. Daß ich allein und mit Damen ini Schutz der Kastcmieuwipfel aber auch außerhalb zwischen Colazione und Prcmzo Anndrnngen bis zur Höhe von 1100 und 1400 Metern (Monte Nappo und ^>tradone) gemacht habe, ohne allzusehr von der Hitze zu leide», ist eine Sache für Reh. Wichtiger erscheinen einige Zahlen über die klimatischen Verhältnisse des ge- Wniten Apenninengebiets mit seinen zahllosen für Sommerfrischen und Kurorte be- nezten und geeigneten Punkten. Ich entnehme sie dem auf Anregung des Club ^pwo herausgegebnen Guida della Montagna Pistoiese von G. Tigri (Pistoia. T da Landes a^lpvgr. Nicolai), der leider seit 1892 keine neue Ausgabe erlebt hat: auch °"»ri spricht sich das geringe Interesse des Jtalieners für die Kenntnis des eignen niedrigster Höchster Wärmegrad Winter — 1,54 14,01 Frühling6,70 ^ 20,S7 Sommer > 14,06 > 30,09 Herbst7,30 ^ 22,87 ' Grenzboien II 1902 «3

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/505>, abgerufen am 29.06.2024.