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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

die, die Hohenzollerncchnen in ihrer genealogischen Folge darzustellen und mit der
Anzahl und der architektonischen Anordnung zu wirken. Langes Idee bleibt ja
trotzdem noch immer ausführbar, ohne mit dieser irgendwie zu konkurrieren.

Liebster Hans, du siehst jetzt, daß ich selber mit hineingerate und das Geschenk
bekrittle. Und ich wollte doch ganz zuerst das sagen, was mir ein Besuch von
außerhalb -- einfache, brave Leute aus dem Bürgerstande -- bei der Besichtigung
der Allee nahelegte: "Die Sache wird aber ganz pompös! Das ist ja gar nicht
so scheußlich, wie die Zeitungen geschrieben hatten, nein, das sieht ja ganz prächtig
aus, diese Niesenallee! Herrgott, sich so was auszudenken! Und muß das ein
Geld gekostet bilden, das auszuführen! Und das hat euch der Kaiser ganz einfach
geschenkt? Donnerwetter, eigentlich famos! Na, da seid ihr wohl sehr, sehr dankbar
für so ein wirklich königliches Geschenk?"

Also: dankbar, ein wenig dankbar hätten wir sein sollen!

Wir sind ja doch auch dankbar für alles, was uns die Kunst bringt, auch die
"Neue." Die schönen Wandschmuckblätter, die Lithographien, von denen Professor
Lange spricht, sind, wenigstens etliche davon, geradezu eine Freude für deu Kunst¬
verständigen, der die geschickte Benutzung des Materials zu schätzen weiß, und zu
schätzen weiß, wie ungemein geschickt mit geringen Mitteln feiutonige Farben-
Wirkungen erzielt worden sind. Ein Fehler ist nur, daß sie erziehend für Kinder
kein und einen Wandschmuck für Schulen abgeben sollen. Das ist eine absolut ver¬
fehlte Sache. Dafür sind sie überhaupt nicht gedacht. Fragt einmal eure Kinder,
^ um irgend ein Beispiel zu nehmen --, wie sie sich eine Burg vorstellen? Da
wird das Kind antworten: Eine Burg? die liegt ganz oben auf einem hohen
Berg, lauter Himmel drum herum. Mau muß den'Kopf ganz in die Höhe halten,
wenn man sie sehen will. -- Eine Burg aber, die im Thal liegt und von einem
hohen Standpunkt ans gesehen wird, also so, daß sie scheinbar unter dem Beschauer
liegt -- die ist für das Kind keine Burg. Nein, für unsre Kinder wollen wir
denn doch lieber bei Ludwig Richter oder H. Vogel in Plauen oder andern ähn¬
lichen Künstlern bleiben, die zunächst an das Kindesempfinden denken, nicht daran,
ein technisch vorzügliches Kunsti.upromptu zu schaffen, um damit die Kinder zu
Kunstblätter- und Skizzcnsammlern in verschiednen Techniken zu erziehn. Dazu
müssen sie erwachsen sein und erst etwas Knnstästhetik studiert habe". Erst müssen
unsre Kinder beten lernen -- das Gegenteil kommt leider später schon viel zu
schnell ganz von selber.

Und noch eins: Konrad Lange meint in seinem Essens, der Monarch, der im
ganzen ein moderner Mensch sei, wolle die Kunst auf dem Standpunkt etwa
festhalten, den die Nachzügler des Klassizismus um die Mitte des vorigen Jahr¬
hunderts einnahmen. -- Ich glaube nun. daß sich der Verfasser da mit seiner An-
""sine täuscht. Der Kaiser hat öfter bewiese", wie gleichgiltig es ihm sei, ob
Mucmd einer bestimmten Richtung angehöre. Als der Ankauf des Bogenspnnners
vn E. M. Geyger geschah, hat der Kaiser sicher nicht gedacht, einer oder der
> ern Partei damit zu dienen, sondern einfach die Freude an dem Kunstwerk ist""sur bestimmend gewesen.

M ?^ giebt ja. Gott sei Dank, immer noch eine beträchtliche Anzahl von
Werk - ästhetisches Gefühl eben jederzeit bei der Beurteilung von Knnst-
wie ^ "'^spricht, ohne daß sie sich dabei mit den Anschauungen einer Periode,
sind d^ ^^b^' Cornelius und andern, einverstanden erklären müßten. Es
tot ^ ^ Entwicklung der Denkmalkonkurrenzen mit hohem Interesse Ver¬
den, die z. B. Ledercrs Entwurf für das Bismnrckdenkmal in Hamburg für das
AiiV^" tüchtigen Talents halten, die aber wiederum aus ihren veralteten
Nil!?""""g^" heraus meinen, man müsse einen Bismarck nicht in die Rolle und
wi f!"'^ ^"!^ Roland stecken, um originell und abweichend vom Herkömmlichen zu
sei^'" -> Meru Herren glauben sogar, daß ein Bismarckdenkmal nur dann
im Zweck im höchsten Sinne erfülle, wenn der Bismarck nicht in einer Ver-
stv,""?"6 ^g,chM ^ ^ Beschauer mit der Nase auf eiuen Vergleich
ve, sondern wenn es ein einfaches und herrliches Kunstwerk sei, von dem spätere


Maßgebliches und Unmaßgebliches

die, die Hohenzollerncchnen in ihrer genealogischen Folge darzustellen und mit der
Anzahl und der architektonischen Anordnung zu wirken. Langes Idee bleibt ja
trotzdem noch immer ausführbar, ohne mit dieser irgendwie zu konkurrieren.

Liebster Hans, du siehst jetzt, daß ich selber mit hineingerate und das Geschenk
bekrittle. Und ich wollte doch ganz zuerst das sagen, was mir ein Besuch von
außerhalb — einfache, brave Leute aus dem Bürgerstande — bei der Besichtigung
der Allee nahelegte: „Die Sache wird aber ganz pompös! Das ist ja gar nicht
so scheußlich, wie die Zeitungen geschrieben hatten, nein, das sieht ja ganz prächtig
aus, diese Niesenallee! Herrgott, sich so was auszudenken! Und muß das ein
Geld gekostet bilden, das auszuführen! Und das hat euch der Kaiser ganz einfach
geschenkt? Donnerwetter, eigentlich famos! Na, da seid ihr wohl sehr, sehr dankbar
für so ein wirklich königliches Geschenk?"

Also: dankbar, ein wenig dankbar hätten wir sein sollen!

Wir sind ja doch auch dankbar für alles, was uns die Kunst bringt, auch die
„Neue." Die schönen Wandschmuckblätter, die Lithographien, von denen Professor
Lange spricht, sind, wenigstens etliche davon, geradezu eine Freude für deu Kunst¬
verständigen, der die geschickte Benutzung des Materials zu schätzen weiß, und zu
schätzen weiß, wie ungemein geschickt mit geringen Mitteln feiutonige Farben-
Wirkungen erzielt worden sind. Ein Fehler ist nur, daß sie erziehend für Kinder
kein und einen Wandschmuck für Schulen abgeben sollen. Das ist eine absolut ver¬
fehlte Sache. Dafür sind sie überhaupt nicht gedacht. Fragt einmal eure Kinder,
^ um irgend ein Beispiel zu nehmen —, wie sie sich eine Burg vorstellen? Da
wird das Kind antworten: Eine Burg? die liegt ganz oben auf einem hohen
Berg, lauter Himmel drum herum. Mau muß den'Kopf ganz in die Höhe halten,
wenn man sie sehen will. — Eine Burg aber, die im Thal liegt und von einem
hohen Standpunkt ans gesehen wird, also so, daß sie scheinbar unter dem Beschauer
liegt — die ist für das Kind keine Burg. Nein, für unsre Kinder wollen wir
denn doch lieber bei Ludwig Richter oder H. Vogel in Plauen oder andern ähn¬
lichen Künstlern bleiben, die zunächst an das Kindesempfinden denken, nicht daran,
ein technisch vorzügliches Kunsti.upromptu zu schaffen, um damit die Kinder zu
Kunstblätter- und Skizzcnsammlern in verschiednen Techniken zu erziehn. Dazu
müssen sie erwachsen sein und erst etwas Knnstästhetik studiert habe». Erst müssen
unsre Kinder beten lernen — das Gegenteil kommt leider später schon viel zu
schnell ganz von selber.

Und noch eins: Konrad Lange meint in seinem Essens, der Monarch, der im
ganzen ein moderner Mensch sei, wolle die Kunst auf dem Standpunkt etwa
festhalten, den die Nachzügler des Klassizismus um die Mitte des vorigen Jahr¬
hunderts einnahmen. — Ich glaube nun. daß sich der Verfasser da mit seiner An-
""sine täuscht. Der Kaiser hat öfter bewiese», wie gleichgiltig es ihm sei, ob
Mucmd einer bestimmten Richtung angehöre. Als der Ankauf des Bogenspnnners
vn E. M. Geyger geschah, hat der Kaiser sicher nicht gedacht, einer oder der
> ern Partei damit zu dienen, sondern einfach die Freude an dem Kunstwerk ist""sur bestimmend gewesen.

M ?^ giebt ja. Gott sei Dank, immer noch eine beträchtliche Anzahl von
Werk - ästhetisches Gefühl eben jederzeit bei der Beurteilung von Knnst-
wie ^ "'^spricht, ohne daß sie sich dabei mit den Anschauungen einer Periode,
sind d^ ^^b^' Cornelius und andern, einverstanden erklären müßten. Es
tot ^ ^ Entwicklung der Denkmalkonkurrenzen mit hohem Interesse Ver¬
den, die z. B. Ledercrs Entwurf für das Bismnrckdenkmal in Hamburg für das
AiiV^" tüchtigen Talents halten, die aber wiederum aus ihren veralteten
Nil!?""""g^" heraus meinen, man müsse einen Bismarck nicht in die Rolle und
wi f!"'^ ^"!^ Roland stecken, um originell und abweichend vom Herkömmlichen zu
sei^'" -> Meru Herren glauben sogar, daß ein Bismarckdenkmal nur dann
im Zweck im höchsten Sinne erfülle, wenn der Bismarck nicht in einer Ver-
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[0463] Maßgebliches und Unmaßgebliches die, die Hohenzollerncchnen in ihrer genealogischen Folge darzustellen und mit der Anzahl und der architektonischen Anordnung zu wirken. Langes Idee bleibt ja trotzdem noch immer ausführbar, ohne mit dieser irgendwie zu konkurrieren. Liebster Hans, du siehst jetzt, daß ich selber mit hineingerate und das Geschenk bekrittle. Und ich wollte doch ganz zuerst das sagen, was mir ein Besuch von außerhalb — einfache, brave Leute aus dem Bürgerstande — bei der Besichtigung der Allee nahelegte: „Die Sache wird aber ganz pompös! Das ist ja gar nicht so scheußlich, wie die Zeitungen geschrieben hatten, nein, das sieht ja ganz prächtig aus, diese Niesenallee! Herrgott, sich so was auszudenken! Und muß das ein Geld gekostet bilden, das auszuführen! Und das hat euch der Kaiser ganz einfach geschenkt? Donnerwetter, eigentlich famos! Na, da seid ihr wohl sehr, sehr dankbar für so ein wirklich königliches Geschenk?" Also: dankbar, ein wenig dankbar hätten wir sein sollen! Wir sind ja doch auch dankbar für alles, was uns die Kunst bringt, auch die „Neue." Die schönen Wandschmuckblätter, die Lithographien, von denen Professor Lange spricht, sind, wenigstens etliche davon, geradezu eine Freude für deu Kunst¬ verständigen, der die geschickte Benutzung des Materials zu schätzen weiß, und zu schätzen weiß, wie ungemein geschickt mit geringen Mitteln feiutonige Farben- Wirkungen erzielt worden sind. Ein Fehler ist nur, daß sie erziehend für Kinder kein und einen Wandschmuck für Schulen abgeben sollen. Das ist eine absolut ver¬ fehlte Sache. Dafür sind sie überhaupt nicht gedacht. Fragt einmal eure Kinder, ^ um irgend ein Beispiel zu nehmen —, wie sie sich eine Burg vorstellen? Da wird das Kind antworten: Eine Burg? die liegt ganz oben auf einem hohen Berg, lauter Himmel drum herum. Mau muß den'Kopf ganz in die Höhe halten, wenn man sie sehen will. — Eine Burg aber, die im Thal liegt und von einem hohen Standpunkt ans gesehen wird, also so, daß sie scheinbar unter dem Beschauer liegt — die ist für das Kind keine Burg. Nein, für unsre Kinder wollen wir denn doch lieber bei Ludwig Richter oder H. Vogel in Plauen oder andern ähn¬ lichen Künstlern bleiben, die zunächst an das Kindesempfinden denken, nicht daran, ein technisch vorzügliches Kunsti.upromptu zu schaffen, um damit die Kinder zu Kunstblätter- und Skizzcnsammlern in verschiednen Techniken zu erziehn. Dazu müssen sie erwachsen sein und erst etwas Knnstästhetik studiert habe». Erst müssen unsre Kinder beten lernen — das Gegenteil kommt leider später schon viel zu schnell ganz von selber. Und noch eins: Konrad Lange meint in seinem Essens, der Monarch, der im ganzen ein moderner Mensch sei, wolle die Kunst auf dem Standpunkt etwa festhalten, den die Nachzügler des Klassizismus um die Mitte des vorigen Jahr¬ hunderts einnahmen. — Ich glaube nun. daß sich der Verfasser da mit seiner An- ""sine täuscht. Der Kaiser hat öfter bewiese», wie gleichgiltig es ihm sei, ob Mucmd einer bestimmten Richtung angehöre. Als der Ankauf des Bogenspnnners vn E. M. Geyger geschah, hat der Kaiser sicher nicht gedacht, einer oder der > ern Partei damit zu dienen, sondern einfach die Freude an dem Kunstwerk ist""sur bestimmend gewesen. M ?^ giebt ja. Gott sei Dank, immer noch eine beträchtliche Anzahl von Werk - ästhetisches Gefühl eben jederzeit bei der Beurteilung von Knnst- wie ^ "'^spricht, ohne daß sie sich dabei mit den Anschauungen einer Periode, sind d^ ^^b^' Cornelius und andern, einverstanden erklären müßten. Es tot ^ ^ Entwicklung der Denkmalkonkurrenzen mit hohem Interesse Ver¬ den, die z. B. Ledercrs Entwurf für das Bismnrckdenkmal in Hamburg für das AiiV^" tüchtigen Talents halten, die aber wiederum aus ihren veralteten Nil!?""""g^" heraus meinen, man müsse einen Bismarck nicht in die Rolle und wi f!"'^ ^"!^ Roland stecken, um originell und abweichend vom Herkömmlichen zu sei^'" -> Meru Herren glauben sogar, daß ein Bismarckdenkmal nur dann im Zweck im höchsten Sinne erfülle, wenn der Bismarck nicht in einer Ver- stv,""?"6 ^g,chM ^ ^ Beschauer mit der Nase auf eiuen Vergleich ve, sondern wenn es ein einfaches und herrliches Kunstwerk sei, von dem spätere

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/463>, abgerufen am 28.09.2024.