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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Dnttmüller und sein Freund

fing um selbst zu kritisieren und dem Doktor alles in Rechnung zu stellen, was er
verfehlt oder auch nicht verfehlt hatte. Dazu beklagte mau sich über seine hohen
Honorare, daß er zuviel rede und zu oft wiederkomme, wen" man ihn gar nicht
mehr haben wollte. Und mau erinnerte sich des alten Blume, der zwar sehr grob
war, aber nicht so ein Gerede machte, nie mehr versprach, als er halten konnte,
und deu Apotheker nicht unnötig in Nahrung setzte. Und so geschah es, was seit
Jahren nicht erlebt worden war, daß Doktor Blumes alter Dvktorwagen wieder
in Hvlzweißig gesehen wurde. Doktor Dnttmüller ärgerte sich darüber furchtbar
und nannte das Verfahren Blumes Maugel an Kollegialität, ohne zu bedenken,
daß er Blume aus Hvlzweißig und manchem andern Orte verdrängt hatte, ohne
danach zu fragen, ob es ihm gefalle oder nicht. Er fing an, an dem wissen¬
schaftlichen Verständnis der Jetztzeit zu zweifeln, wenn man ihn. den wissenschaftlichen,
jüngern Arzt verließ und zu dem alten Hansmitteldoktor zurückkehrte.

Damit konnte er es freilich nicht ändern, daß die alte Krügern eines Tages
nach Rvdesheim ging und Doktor Blume himmelhoch bat, er möchte doch nach
Hvlzweißig kommen und mich ihrer Tochter, die Näherin und von schwacher
Konstitution war, sehen. Sie sei so dämpfig und huste und habe Schmerzen im
Rucke". Doktor Blume kam denn auch nächsten Tages und hatte es mit dem
ersten Blicke heraus, daß er eine vernachlässigte Rippenfellentzündung vor sich habe.
Die Patientin war offenbar gänzlich verwahrlost und falsch behandelt worden. Es
war eine weit vorgeschrittne Vereiterung zu konstatieren.

Krügern, ich bitte Sie um Gottes willen, sagte er, wer hat denn Ihre Tochter
behandelt?

Die Krügern wollte erst nicht mit der Sprache heraus, und dann nannte sie
Duttmüllern.

Wer? der Doktor Duttmüller? Unmöglich! Das Empyem hätte jeder Student
feststellen können. Hat er denn geklopft? Hier auf die Brust und auf den Rücken?

Nee, geklopft hat er nicht.

Hat er denn die Temperatur gemessen? Eine Prvbepunktion gemacht.

Nee, gemessen hat er nichts.

Hin! -- hin! hin!

Und daun ist es meiner Tochter immer so übel. Scheu Sie, da kommt es
schou wieder. -- Die Patientin erbrach sich und brachte eine grüne, schleimige
Masse heraus. Es sah aus wie Galle. Doktor Blume untersuchte den Stoff,
schüttelte den Kopf und schrie dann: Aber Menschenkinder, das ist ja grüne Seife!

Ja, Herr Doktor, das wird wohl grüne Seife sein, sagte die Krügern.
Dnttmüller sagte, daß das gut für die saure Gärung wäre.

Wer? Duttmüller? Krügern, Sie ist verrückt. Doktor Louis Duttmüller soll
Ihrer Tochter grüne Seife eingegeben haben?

Nee, der nicht, sondern der andre, was der Alte ist, zu dem sie Kümmelmüller
sagen. Er heißt aber Duttmüller und ist Naturdoktor und sagt, daß er Doktor
Duttmüllern sein Vater ist.

Und von so einem Esel läßt sie alte Gans ihrer Tochter grüne Seife in den
Hals stecken, statt zu einem Arzte zu schicke"? Ist sie denn ganz des Teufels?
Weiß sie denn auch, daß hier die höchste Gefahr ist? Ihre Tochter muß sogleich
operiert werden.

Da fing die Kranke an zu schreien: Ach nein! ach nein! nicht schneiden, ich
habe den Tod, wenn ich geschnitten werden soll.

Deu hat sie, wenn nicht geschnitten wird, auch. Sie steckt ja voll von Eiter.
Und wenn der nicht herauskommt, so kriegt sie Auszehrung.

Aber es war nichts zu machen. Beide Frauen wehrten sich aufs äußerste
gegen die Operation. Doktor Blume wurde böse und sagte, sie möchte sich kurieren
lassen, von wem sie wollte, er ließe sich nicht für den Narren halten. Damit
ging er ab. Kaum hatte er die Thür geschlossen, so lief die Krügern ihm nach. --
Herr Doktor, Herr Doktor, rief sie, wenn meine Tochter die Auszehrung kriegt,
dann wird doch nicht etwa was zurückbleiben?


Doktor Dnttmüller und sein Freund

fing um selbst zu kritisieren und dem Doktor alles in Rechnung zu stellen, was er
verfehlt oder auch nicht verfehlt hatte. Dazu beklagte mau sich über seine hohen
Honorare, daß er zuviel rede und zu oft wiederkomme, wen» man ihn gar nicht
mehr haben wollte. Und mau erinnerte sich des alten Blume, der zwar sehr grob
war, aber nicht so ein Gerede machte, nie mehr versprach, als er halten konnte,
und deu Apotheker nicht unnötig in Nahrung setzte. Und so geschah es, was seit
Jahren nicht erlebt worden war, daß Doktor Blumes alter Dvktorwagen wieder
in Hvlzweißig gesehen wurde. Doktor Dnttmüller ärgerte sich darüber furchtbar
und nannte das Verfahren Blumes Maugel an Kollegialität, ohne zu bedenken,
daß er Blume aus Hvlzweißig und manchem andern Orte verdrängt hatte, ohne
danach zu fragen, ob es ihm gefalle oder nicht. Er fing an, an dem wissen¬
schaftlichen Verständnis der Jetztzeit zu zweifeln, wenn man ihn. den wissenschaftlichen,
jüngern Arzt verließ und zu dem alten Hansmitteldoktor zurückkehrte.

Damit konnte er es freilich nicht ändern, daß die alte Krügern eines Tages
nach Rvdesheim ging und Doktor Blume himmelhoch bat, er möchte doch nach
Hvlzweißig kommen und mich ihrer Tochter, die Näherin und von schwacher
Konstitution war, sehen. Sie sei so dämpfig und huste und habe Schmerzen im
Rucke». Doktor Blume kam denn auch nächsten Tages und hatte es mit dem
ersten Blicke heraus, daß er eine vernachlässigte Rippenfellentzündung vor sich habe.
Die Patientin war offenbar gänzlich verwahrlost und falsch behandelt worden. Es
war eine weit vorgeschrittne Vereiterung zu konstatieren.

Krügern, ich bitte Sie um Gottes willen, sagte er, wer hat denn Ihre Tochter
behandelt?

Die Krügern wollte erst nicht mit der Sprache heraus, und dann nannte sie
Duttmüllern.

Wer? der Doktor Duttmüller? Unmöglich! Das Empyem hätte jeder Student
feststellen können. Hat er denn geklopft? Hier auf die Brust und auf den Rücken?

Nee, geklopft hat er nicht.

Hat er denn die Temperatur gemessen? Eine Prvbepunktion gemacht.

Nee, gemessen hat er nichts.

Hin! — hin! hin!

Und daun ist es meiner Tochter immer so übel. Scheu Sie, da kommt es
schou wieder. — Die Patientin erbrach sich und brachte eine grüne, schleimige
Masse heraus. Es sah aus wie Galle. Doktor Blume untersuchte den Stoff,
schüttelte den Kopf und schrie dann: Aber Menschenkinder, das ist ja grüne Seife!

Ja, Herr Doktor, das wird wohl grüne Seife sein, sagte die Krügern.
Dnttmüller sagte, daß das gut für die saure Gärung wäre.

Wer? Duttmüller? Krügern, Sie ist verrückt. Doktor Louis Duttmüller soll
Ihrer Tochter grüne Seife eingegeben haben?

Nee, der nicht, sondern der andre, was der Alte ist, zu dem sie Kümmelmüller
sagen. Er heißt aber Duttmüller und ist Naturdoktor und sagt, daß er Doktor
Duttmüllern sein Vater ist.

Und von so einem Esel läßt sie alte Gans ihrer Tochter grüne Seife in den
Hals stecken, statt zu einem Arzte zu schicke»? Ist sie denn ganz des Teufels?
Weiß sie denn auch, daß hier die höchste Gefahr ist? Ihre Tochter muß sogleich
operiert werden.

Da fing die Kranke an zu schreien: Ach nein! ach nein! nicht schneiden, ich
habe den Tod, wenn ich geschnitten werden soll.

Deu hat sie, wenn nicht geschnitten wird, auch. Sie steckt ja voll von Eiter.
Und wenn der nicht herauskommt, so kriegt sie Auszehrung.

Aber es war nichts zu machen. Beide Frauen wehrten sich aufs äußerste
gegen die Operation. Doktor Blume wurde böse und sagte, sie möchte sich kurieren
lassen, von wem sie wollte, er ließe sich nicht für den Narren halten. Damit
ging er ab. Kaum hatte er die Thür geschlossen, so lief die Krügern ihm nach. —
Herr Doktor, Herr Doktor, rief sie, wenn meine Tochter die Auszehrung kriegt,
dann wird doch nicht etwa was zurückbleiben?


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[0454] Doktor Dnttmüller und sein Freund fing um selbst zu kritisieren und dem Doktor alles in Rechnung zu stellen, was er verfehlt oder auch nicht verfehlt hatte. Dazu beklagte mau sich über seine hohen Honorare, daß er zuviel rede und zu oft wiederkomme, wen» man ihn gar nicht mehr haben wollte. Und mau erinnerte sich des alten Blume, der zwar sehr grob war, aber nicht so ein Gerede machte, nie mehr versprach, als er halten konnte, und deu Apotheker nicht unnötig in Nahrung setzte. Und so geschah es, was seit Jahren nicht erlebt worden war, daß Doktor Blumes alter Dvktorwagen wieder in Hvlzweißig gesehen wurde. Doktor Dnttmüller ärgerte sich darüber furchtbar und nannte das Verfahren Blumes Maugel an Kollegialität, ohne zu bedenken, daß er Blume aus Hvlzweißig und manchem andern Orte verdrängt hatte, ohne danach zu fragen, ob es ihm gefalle oder nicht. Er fing an, an dem wissen¬ schaftlichen Verständnis der Jetztzeit zu zweifeln, wenn man ihn. den wissenschaftlichen, jüngern Arzt verließ und zu dem alten Hansmitteldoktor zurückkehrte. Damit konnte er es freilich nicht ändern, daß die alte Krügern eines Tages nach Rvdesheim ging und Doktor Blume himmelhoch bat, er möchte doch nach Hvlzweißig kommen und mich ihrer Tochter, die Näherin und von schwacher Konstitution war, sehen. Sie sei so dämpfig und huste und habe Schmerzen im Rucke». Doktor Blume kam denn auch nächsten Tages und hatte es mit dem ersten Blicke heraus, daß er eine vernachlässigte Rippenfellentzündung vor sich habe. Die Patientin war offenbar gänzlich verwahrlost und falsch behandelt worden. Es war eine weit vorgeschrittne Vereiterung zu konstatieren. Krügern, ich bitte Sie um Gottes willen, sagte er, wer hat denn Ihre Tochter behandelt? Die Krügern wollte erst nicht mit der Sprache heraus, und dann nannte sie Duttmüllern. Wer? der Doktor Duttmüller? Unmöglich! Das Empyem hätte jeder Student feststellen können. Hat er denn geklopft? Hier auf die Brust und auf den Rücken? Nee, geklopft hat er nicht. Hat er denn die Temperatur gemessen? Eine Prvbepunktion gemacht. Nee, gemessen hat er nichts. Hin! — hin! hin! Und daun ist es meiner Tochter immer so übel. Scheu Sie, da kommt es schou wieder. — Die Patientin erbrach sich und brachte eine grüne, schleimige Masse heraus. Es sah aus wie Galle. Doktor Blume untersuchte den Stoff, schüttelte den Kopf und schrie dann: Aber Menschenkinder, das ist ja grüne Seife! Ja, Herr Doktor, das wird wohl grüne Seife sein, sagte die Krügern. Dnttmüller sagte, daß das gut für die saure Gärung wäre. Wer? Duttmüller? Krügern, Sie ist verrückt. Doktor Louis Duttmüller soll Ihrer Tochter grüne Seife eingegeben haben? Nee, der nicht, sondern der andre, was der Alte ist, zu dem sie Kümmelmüller sagen. Er heißt aber Duttmüller und ist Naturdoktor und sagt, daß er Doktor Duttmüllern sein Vater ist. Und von so einem Esel läßt sie alte Gans ihrer Tochter grüne Seife in den Hals stecken, statt zu einem Arzte zu schicke»? Ist sie denn ganz des Teufels? Weiß sie denn auch, daß hier die höchste Gefahr ist? Ihre Tochter muß sogleich operiert werden. Da fing die Kranke an zu schreien: Ach nein! ach nein! nicht schneiden, ich habe den Tod, wenn ich geschnitten werden soll. Deu hat sie, wenn nicht geschnitten wird, auch. Sie steckt ja voll von Eiter. Und wenn der nicht herauskommt, so kriegt sie Auszehrung. Aber es war nichts zu machen. Beide Frauen wehrten sich aufs äußerste gegen die Operation. Doktor Blume wurde böse und sagte, sie möchte sich kurieren lassen, von wem sie wollte, er ließe sich nicht für den Narren halten. Damit ging er ab. Kaum hatte er die Thür geschlossen, so lief die Krügern ihm nach. — Herr Doktor, Herr Doktor, rief sie, wenn meine Tochter die Auszehrung kriegt, dann wird doch nicht etwa was zurückbleiben?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/454>, abgerufen am 29.06.2024.