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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Die Ausgrabungen bei Haltern und das Rastell Aliso

angehörten. Fast alle lagen also zwischen der Mündung der Lippe in den
Rhein und Haltern, während oberhalb von Vogelsang bis Hamm solcher Bänke
gar nicht gedacht wird. Wie kann man unter diesen Umständen behaupten,
daß die Lippe wohl bis Haltern, aber nicht darüber hinaus schiffbar gewesen
sei? Nun wird uns aber berichtet, daß der Fluß an den Stellen der Sand¬
bänke sowohl wie der Steinklippen auch bei niedrigem Wasserstande immer
uoch mehr als anderthalb Fuß Tiefe aufgewiesen Hütte. Wenn dieser Wasser¬
stand also zwischen Wesel und Haltern den Verkehr keineswegs unmöglich
machte, so wird es auch zwischen Haltern und Hamm nicht wohl der Fall ge¬
wesen sei".

Ja daß die Lippe bis Hamm im Mittelalter wenigstens für schiffbar galt,
muß aus der Absicht der Stadt Soest geschlossen werden, im Jahre 1486 mit
Benutzung des Soestbachcs und der Asse einen Strom von Soest bis Hamm
anzulegen, der Schiffe von zehn bis zwölf Lasten tragen könne, und alsdann
weiterhin die Lippe stromabwärts zu benutzen. Man konnte sich jedoch mit
den Mühlenbesitzern nicht einigen, und nnr ans diesem Grunde unterblieb das
Unternehmen. Für eine Benutzung der Lippe zur Römerzeit weit den Strom
hinauf spricht auch die Mitteilung des Oberstleutnants Schmidt, die lautet:
"In gleicher Art sind die vielen römischen Altertümer, welche bei Schiffbar-
machung der Lippe bis zur Mündung der Glenne aufwärts gefunden wurden,
fast gänzlich verschwunden, dahin gehören mehrere gut erhaltne Amphoren
oder irdene Weinkrüge von bis 3 Fuß Höhe. Die Römer, welche die
Lippe bis zur Mündung der Glenne beschifften, scheinen diese Weinkrüge, nach¬
dem sie geleert waren, über Bord geworfen zu haben" (Mitteilungen der West¬
fälischen Altcrtumskommissiou, S. l>2 f.). Die Behauptung, die Lippe sei zur
Römerzeit nur bis Haltern schiffbar gewesen, muß demnach zurückgewiesen
werden. Sie konnte vielmehr bis Hamm unter allen Umständen für den Trans¬
port des Heeres benutzt werden.

Als fernern Grund führt Schuchhardt an, das Annabergkastell liege
nach drei Seiten "sturmfrei." Darum sei "die Lage für Aliso Ah Brücken¬
kopf und Proviantplatz wie geschaffen" gewesen. Aber der Prvviantplatz lag
2 Kilometer weit entfernt und auf der feindlichen Seite. Dann war das
Kastell ganz ungeeignet, militärisch diesen Platz zu decken. Weiter soll Haltern
insofern ein geeigneter Ort gewesen sein, als sich hier die vom Rhein kommenden
Straßen gabelten, "indem der eine Arm uach Osten die Lippe aufwärts, der
andre nach Nordosten über Münster an die mittlere Ems und so unter Ver¬
meidung des Gebirges an die Weser" führe. Ja, Schuchhardt meint, diese
letzte Linie müsse für die Römerkriege vielleicht ebensosehr in Betracht ge¬
zogen werden wie die an der Lippe. Eine solche Anschauung ist völlig un¬
verständlich. Von Haltern aus führt wohl der Weg über Münster nach dem
Passe von Iburg. Keinem Menschen aber füllt es ein, sich mit Umgehung
des Gebirges, also über Rheine und Brmnsche, von Haltern zur Weser zu
begeben. Dabei muß es auffallen, daß Schuchhardt über die Straße von
Haltern auf dem linken Ufer der Lippe in südöstlicher Richtung völlig schweigt.
In der That verringert es denn auch die strategische Bedeutung Halterns, daß
es in dieser Richtung an einer natürlichen Verbindung völlig fehlt. Und doch
wäre es hierauf vor allen Dingen angekommen. Denn Drusus soll Aliso
im Jahre it angelegt Habeid, um "sich el" für allemal den Lippe-Übergang
zu sichern und den Weg ins Sigambrerland offen zu halten." Dieses Voll
aber wohnte südlich von der Lippe.

Schuchhardt hebt an verschiednen Stellen die außerordentliche Festigkeit
der Anlage ans dem Annaberge hervor. Wir haben aber schon gesehen, daß
die Tiefe und die Breite der Gräben um ein Gehöriges zu reduzieren sind. Die
Errichtung hölzerner Thore und Türme war aber nichts ungewöhnliches und
kam z. B. auch bei den Lagern Cäsars in Gallien nicht selten vor. Auch
spricht die geringe Zahl von Kleinfundcn nicht dafür, daß der Platz längere


Die Ausgrabungen bei Haltern und das Rastell Aliso

angehörten. Fast alle lagen also zwischen der Mündung der Lippe in den
Rhein und Haltern, während oberhalb von Vogelsang bis Hamm solcher Bänke
gar nicht gedacht wird. Wie kann man unter diesen Umständen behaupten,
daß die Lippe wohl bis Haltern, aber nicht darüber hinaus schiffbar gewesen
sei? Nun wird uns aber berichtet, daß der Fluß an den Stellen der Sand¬
bänke sowohl wie der Steinklippen auch bei niedrigem Wasserstande immer
uoch mehr als anderthalb Fuß Tiefe aufgewiesen Hütte. Wenn dieser Wasser¬
stand also zwischen Wesel und Haltern den Verkehr keineswegs unmöglich
machte, so wird es auch zwischen Haltern und Hamm nicht wohl der Fall ge¬
wesen sei».

Ja daß die Lippe bis Hamm im Mittelalter wenigstens für schiffbar galt,
muß aus der Absicht der Stadt Soest geschlossen werden, im Jahre 1486 mit
Benutzung des Soestbachcs und der Asse einen Strom von Soest bis Hamm
anzulegen, der Schiffe von zehn bis zwölf Lasten tragen könne, und alsdann
weiterhin die Lippe stromabwärts zu benutzen. Man konnte sich jedoch mit
den Mühlenbesitzern nicht einigen, und nnr ans diesem Grunde unterblieb das
Unternehmen. Für eine Benutzung der Lippe zur Römerzeit weit den Strom
hinauf spricht auch die Mitteilung des Oberstleutnants Schmidt, die lautet:
„In gleicher Art sind die vielen römischen Altertümer, welche bei Schiffbar-
machung der Lippe bis zur Mündung der Glenne aufwärts gefunden wurden,
fast gänzlich verschwunden, dahin gehören mehrere gut erhaltne Amphoren
oder irdene Weinkrüge von bis 3 Fuß Höhe. Die Römer, welche die
Lippe bis zur Mündung der Glenne beschifften, scheinen diese Weinkrüge, nach¬
dem sie geleert waren, über Bord geworfen zu haben" (Mitteilungen der West¬
fälischen Altcrtumskommissiou, S. l>2 f.). Die Behauptung, die Lippe sei zur
Römerzeit nur bis Haltern schiffbar gewesen, muß demnach zurückgewiesen
werden. Sie konnte vielmehr bis Hamm unter allen Umständen für den Trans¬
port des Heeres benutzt werden.

Als fernern Grund führt Schuchhardt an, das Annabergkastell liege
nach drei Seiten „sturmfrei." Darum sei „die Lage für Aliso Ah Brücken¬
kopf und Proviantplatz wie geschaffen" gewesen. Aber der Prvviantplatz lag
2 Kilometer weit entfernt und auf der feindlichen Seite. Dann war das
Kastell ganz ungeeignet, militärisch diesen Platz zu decken. Weiter soll Haltern
insofern ein geeigneter Ort gewesen sein, als sich hier die vom Rhein kommenden
Straßen gabelten, „indem der eine Arm uach Osten die Lippe aufwärts, der
andre nach Nordosten über Münster an die mittlere Ems und so unter Ver¬
meidung des Gebirges an die Weser" führe. Ja, Schuchhardt meint, diese
letzte Linie müsse für die Römerkriege vielleicht ebensosehr in Betracht ge¬
zogen werden wie die an der Lippe. Eine solche Anschauung ist völlig un¬
verständlich. Von Haltern aus führt wohl der Weg über Münster nach dem
Passe von Iburg. Keinem Menschen aber füllt es ein, sich mit Umgehung
des Gebirges, also über Rheine und Brmnsche, von Haltern zur Weser zu
begeben. Dabei muß es auffallen, daß Schuchhardt über die Straße von
Haltern auf dem linken Ufer der Lippe in südöstlicher Richtung völlig schweigt.
In der That verringert es denn auch die strategische Bedeutung Halterns, daß
es in dieser Richtung an einer natürlichen Verbindung völlig fehlt. Und doch
wäre es hierauf vor allen Dingen angekommen. Denn Drusus soll Aliso
im Jahre it angelegt Habeid, um „sich el» für allemal den Lippe-Übergang
zu sichern und den Weg ins Sigambrerland offen zu halten." Dieses Voll
aber wohnte südlich von der Lippe.

Schuchhardt hebt an verschiednen Stellen die außerordentliche Festigkeit
der Anlage ans dem Annaberge hervor. Wir haben aber schon gesehen, daß
die Tiefe und die Breite der Gräben um ein Gehöriges zu reduzieren sind. Die
Errichtung hölzerner Thore und Türme war aber nichts ungewöhnliches und
kam z. B. auch bei den Lagern Cäsars in Gallien nicht selten vor. Auch
spricht die geringe Zahl von Kleinfundcn nicht dafür, daß der Platz längere


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[0442] Die Ausgrabungen bei Haltern und das Rastell Aliso angehörten. Fast alle lagen also zwischen der Mündung der Lippe in den Rhein und Haltern, während oberhalb von Vogelsang bis Hamm solcher Bänke gar nicht gedacht wird. Wie kann man unter diesen Umständen behaupten, daß die Lippe wohl bis Haltern, aber nicht darüber hinaus schiffbar gewesen sei? Nun wird uns aber berichtet, daß der Fluß an den Stellen der Sand¬ bänke sowohl wie der Steinklippen auch bei niedrigem Wasserstande immer uoch mehr als anderthalb Fuß Tiefe aufgewiesen Hütte. Wenn dieser Wasser¬ stand also zwischen Wesel und Haltern den Verkehr keineswegs unmöglich machte, so wird es auch zwischen Haltern und Hamm nicht wohl der Fall ge¬ wesen sei». Ja daß die Lippe bis Hamm im Mittelalter wenigstens für schiffbar galt, muß aus der Absicht der Stadt Soest geschlossen werden, im Jahre 1486 mit Benutzung des Soestbachcs und der Asse einen Strom von Soest bis Hamm anzulegen, der Schiffe von zehn bis zwölf Lasten tragen könne, und alsdann weiterhin die Lippe stromabwärts zu benutzen. Man konnte sich jedoch mit den Mühlenbesitzern nicht einigen, und nnr ans diesem Grunde unterblieb das Unternehmen. Für eine Benutzung der Lippe zur Römerzeit weit den Strom hinauf spricht auch die Mitteilung des Oberstleutnants Schmidt, die lautet: „In gleicher Art sind die vielen römischen Altertümer, welche bei Schiffbar- machung der Lippe bis zur Mündung der Glenne aufwärts gefunden wurden, fast gänzlich verschwunden, dahin gehören mehrere gut erhaltne Amphoren oder irdene Weinkrüge von bis 3 Fuß Höhe. Die Römer, welche die Lippe bis zur Mündung der Glenne beschifften, scheinen diese Weinkrüge, nach¬ dem sie geleert waren, über Bord geworfen zu haben" (Mitteilungen der West¬ fälischen Altcrtumskommissiou, S. l>2 f.). Die Behauptung, die Lippe sei zur Römerzeit nur bis Haltern schiffbar gewesen, muß demnach zurückgewiesen werden. Sie konnte vielmehr bis Hamm unter allen Umständen für den Trans¬ port des Heeres benutzt werden. Als fernern Grund führt Schuchhardt an, das Annabergkastell liege nach drei Seiten „sturmfrei." Darum sei „die Lage für Aliso Ah Brücken¬ kopf und Proviantplatz wie geschaffen" gewesen. Aber der Prvviantplatz lag 2 Kilometer weit entfernt und auf der feindlichen Seite. Dann war das Kastell ganz ungeeignet, militärisch diesen Platz zu decken. Weiter soll Haltern insofern ein geeigneter Ort gewesen sein, als sich hier die vom Rhein kommenden Straßen gabelten, „indem der eine Arm uach Osten die Lippe aufwärts, der andre nach Nordosten über Münster an die mittlere Ems und so unter Ver¬ meidung des Gebirges an die Weser" führe. Ja, Schuchhardt meint, diese letzte Linie müsse für die Römerkriege vielleicht ebensosehr in Betracht ge¬ zogen werden wie die an der Lippe. Eine solche Anschauung ist völlig un¬ verständlich. Von Haltern aus führt wohl der Weg über Münster nach dem Passe von Iburg. Keinem Menschen aber füllt es ein, sich mit Umgehung des Gebirges, also über Rheine und Brmnsche, von Haltern zur Weser zu begeben. Dabei muß es auffallen, daß Schuchhardt über die Straße von Haltern auf dem linken Ufer der Lippe in südöstlicher Richtung völlig schweigt. In der That verringert es denn auch die strategische Bedeutung Halterns, daß es in dieser Richtung an einer natürlichen Verbindung völlig fehlt. Und doch wäre es hierauf vor allen Dingen angekommen. Denn Drusus soll Aliso im Jahre it angelegt Habeid, um „sich el» für allemal den Lippe-Übergang zu sichern und den Weg ins Sigambrerland offen zu halten." Dieses Voll aber wohnte südlich von der Lippe. Schuchhardt hebt an verschiednen Stellen die außerordentliche Festigkeit der Anlage ans dem Annaberge hervor. Wir haben aber schon gesehen, daß die Tiefe und die Breite der Gräben um ein Gehöriges zu reduzieren sind. Die Errichtung hölzerner Thore und Türme war aber nichts ungewöhnliches und kam z. B. auch bei den Lagern Cäsars in Gallien nicht selten vor. Auch spricht die geringe Zahl von Kleinfundcn nicht dafür, daß der Platz längere

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/442>, abgerufen am 28.09.2024.