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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Die Ausgrabungen bei Haltern und das Aastcll Aliso

keine geraden Flächen. Ein solches Verfahren zu Gunsten vorgefaßter Mei¬
nungen erscheint denn doch recht willkürlich oder unstatthaft. War vielmehr die
Zeichnung der Böschung im gewachsenen Boden richtig, so mußte ihre Fort¬
setzung und die Verlängerung als Wallböschung -- unter Annahme eines tiefern
Standes der ursprünglichen Oberfläche -- ungefähr vor der Palissade endigen.
Wir werden also richtiger anzunehmen haben, daß der Wall ohne Herstellung
einer Berne aufgeschüttet war.

Schuchhardt hat auch die Spuren zweier hölzerner Thore sowie einer
Anzahl hölzerner Türme in dein nördlichen Abschnitte des Lagerwalles nach¬
gewiesen. Auf eine Besprechung dieser Gegenstände, über die nur im Augen¬
blicke der Grabungen ein richtiges Urteil gewonnen werden konnte, müssen
wir jedoch verzichten.

Ein zweiter Aufsatz Schuchhardts in dem zweiten Bande der westfälischen
"Mitteilungen" beschäftigt sich mit der Frage nach der Lage des Kastells Aliso.
Er meint: Als man zuerst die Grabungeu auf dem Ännabergc in Angriff
nahm, dachten wir noch nicht an die Alisofrage. Erst in dem Bericht, den Cvnze
am 8. März 1900 der Berliner Königlichen Akademie der Wissenschaften vor¬
legte, so behauptet er, "durften wir aussprechen, daß man mit der Wahrschein¬
lichkeit zu rechnen habe, daß diese Stätte Aliso sei," oder, lvie es ivohl richtiger
heißen muß, daß dem vou ihm wiedemusgegrabnen Kastell auf dem Annaberge
"sicherlich" dieser Name zukomme. So hatte er sich nämlich schon früher aus¬
gedrückt. Das Geständnis, das Schuchhardt hier ablegt, muß freilich überraschen.
Denn wenn die Gründe, die er "us der Lage Hnlterns entnimmt, wirklich für
die Verlegung Alisos an diesen Ort entscheidend sein sollen, so hätte man er¬
warten dürfen, daß sie auch vor dem Beginn der Ausgrabungen auf dem
Annaberge erwogen worden wären. Im andern Falle regt sich der begründete
Verdacht, daß die strategischen Auseinandersetzungen, die er nunmehr vorträgt,
erst eine Folge der Einbildung gewesen seien, die berühmte Festung wirklich
aufgefunden zu haben. In der That sind denn auch die Gründe, die er für
die Gleichstellung Halterus mit Aliso anführt, wenig überzeugend.

Allerdings müssen wir ihm darin Recht geben, daß Aliso nicht bei Eisen ge¬
legen haben kann. Aber was er Stichhaltiges gegen die Annahme dieser Befestigung
an der obern Lippe geltend macht, ist doch nicht neu, sondern findet sich schon
in den Schriften des Verfassers dieses Aufsatzes. Insbesondre hat der Haupt¬
grund, daß Germaniens im Jahre 16 unmöglich erst bis in die Nähe von
Paoerbvrn vorgerückt sein kann, um dann kurz darauf den weiten Weg durch
die Nordsee, die Eins hinauf und weiter nach der Weser zurückzulegen, schon
in diesen Schriften seine genügende Würdigung gefunden. Aber Schuchhardt
täuscht sich, wenn er meint, daß nach der Beseitigung Eisens mir noch Haltern
übrig bleibe. Vielmehr steht doch die Sache so, daß sich gegen diesen Ort noch
immer recht ernste Gründe erheben, daß aber gegen die Versetzung Alisos nach
dem Zusammenfluß der Asse mit der Lippe, d. h. nach Hamm, auch nicht ein
schlagendes Nrgnment bis heute vorgetragen worden ist.

Andre Gründe, die Schuchhardt anführt, sind belanglos oder irrig. So
wenn er die Nachricht des Vellejus, daß Tiberius an den Quellen der Lippe
zuerst ein Winterlager aufgeschlagen habe, gegen die Annahme Alisos bei Eisen
geltend machen will, während doch diese Nachricht bekanntlich nnr erst durch
eine neuere Konjunktur gewonnen worden ist. Ebenso ist es ganz nnzulüssig, das
von Florus II, 30, 24 erzählte Ereignis mit den Kämpfen des Jahres 11 v. Chr.
in Zusammenhang zu bringen. In diesem Jahre lagen ja die Ehalten mit
den Sigambrern im Krieg. Unmöglich können diese beiden Völker also während
desselben Feldzugs gegen die Römer zusammengestanden haben. Dazu kommt,
daß uach der Mittettnng des Florus die bei ihm genannten Völker nach förm¬
licher Verabredung handelten und den Kampf gegen die Römer gemeinsam selbst
damit begannen, daß sie zwanzig Centurionen, die also bei ihnen irgendwo im
Quartier gelegen haben müssen^ töteten. Das läßt sich mit den Ereignissen


Die Ausgrabungen bei Haltern und das Aastcll Aliso

keine geraden Flächen. Ein solches Verfahren zu Gunsten vorgefaßter Mei¬
nungen erscheint denn doch recht willkürlich oder unstatthaft. War vielmehr die
Zeichnung der Böschung im gewachsenen Boden richtig, so mußte ihre Fort¬
setzung und die Verlängerung als Wallböschung — unter Annahme eines tiefern
Standes der ursprünglichen Oberfläche — ungefähr vor der Palissade endigen.
Wir werden also richtiger anzunehmen haben, daß der Wall ohne Herstellung
einer Berne aufgeschüttet war.

Schuchhardt hat auch die Spuren zweier hölzerner Thore sowie einer
Anzahl hölzerner Türme in dein nördlichen Abschnitte des Lagerwalles nach¬
gewiesen. Auf eine Besprechung dieser Gegenstände, über die nur im Augen¬
blicke der Grabungen ein richtiges Urteil gewonnen werden konnte, müssen
wir jedoch verzichten.

Ein zweiter Aufsatz Schuchhardts in dem zweiten Bande der westfälischen
„Mitteilungen" beschäftigt sich mit der Frage nach der Lage des Kastells Aliso.
Er meint: Als man zuerst die Grabungeu auf dem Ännabergc in Angriff
nahm, dachten wir noch nicht an die Alisofrage. Erst in dem Bericht, den Cvnze
am 8. März 1900 der Berliner Königlichen Akademie der Wissenschaften vor¬
legte, so behauptet er, „durften wir aussprechen, daß man mit der Wahrschein¬
lichkeit zu rechnen habe, daß diese Stätte Aliso sei," oder, lvie es ivohl richtiger
heißen muß, daß dem vou ihm wiedemusgegrabnen Kastell auf dem Annaberge
„sicherlich" dieser Name zukomme. So hatte er sich nämlich schon früher aus¬
gedrückt. Das Geständnis, das Schuchhardt hier ablegt, muß freilich überraschen.
Denn wenn die Gründe, die er «us der Lage Hnlterns entnimmt, wirklich für
die Verlegung Alisos an diesen Ort entscheidend sein sollen, so hätte man er¬
warten dürfen, daß sie auch vor dem Beginn der Ausgrabungen auf dem
Annaberge erwogen worden wären. Im andern Falle regt sich der begründete
Verdacht, daß die strategischen Auseinandersetzungen, die er nunmehr vorträgt,
erst eine Folge der Einbildung gewesen seien, die berühmte Festung wirklich
aufgefunden zu haben. In der That sind denn auch die Gründe, die er für
die Gleichstellung Halterus mit Aliso anführt, wenig überzeugend.

Allerdings müssen wir ihm darin Recht geben, daß Aliso nicht bei Eisen ge¬
legen haben kann. Aber was er Stichhaltiges gegen die Annahme dieser Befestigung
an der obern Lippe geltend macht, ist doch nicht neu, sondern findet sich schon
in den Schriften des Verfassers dieses Aufsatzes. Insbesondre hat der Haupt¬
grund, daß Germaniens im Jahre 16 unmöglich erst bis in die Nähe von
Paoerbvrn vorgerückt sein kann, um dann kurz darauf den weiten Weg durch
die Nordsee, die Eins hinauf und weiter nach der Weser zurückzulegen, schon
in diesen Schriften seine genügende Würdigung gefunden. Aber Schuchhardt
täuscht sich, wenn er meint, daß nach der Beseitigung Eisens mir noch Haltern
übrig bleibe. Vielmehr steht doch die Sache so, daß sich gegen diesen Ort noch
immer recht ernste Gründe erheben, daß aber gegen die Versetzung Alisos nach
dem Zusammenfluß der Asse mit der Lippe, d. h. nach Hamm, auch nicht ein
schlagendes Nrgnment bis heute vorgetragen worden ist.

Andre Gründe, die Schuchhardt anführt, sind belanglos oder irrig. So
wenn er die Nachricht des Vellejus, daß Tiberius an den Quellen der Lippe
zuerst ein Winterlager aufgeschlagen habe, gegen die Annahme Alisos bei Eisen
geltend machen will, während doch diese Nachricht bekanntlich nnr erst durch
eine neuere Konjunktur gewonnen worden ist. Ebenso ist es ganz nnzulüssig, das
von Florus II, 30, 24 erzählte Ereignis mit den Kämpfen des Jahres 11 v. Chr.
in Zusammenhang zu bringen. In diesem Jahre lagen ja die Ehalten mit
den Sigambrern im Krieg. Unmöglich können diese beiden Völker also während
desselben Feldzugs gegen die Römer zusammengestanden haben. Dazu kommt,
daß uach der Mittettnng des Florus die bei ihm genannten Völker nach förm¬
licher Verabredung handelten und den Kampf gegen die Römer gemeinsam selbst
damit begannen, daß sie zwanzig Centurionen, die also bei ihnen irgendwo im
Quartier gelegen haben müssen^ töteten. Das läßt sich mit den Ereignissen


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[0439] Die Ausgrabungen bei Haltern und das Aastcll Aliso keine geraden Flächen. Ein solches Verfahren zu Gunsten vorgefaßter Mei¬ nungen erscheint denn doch recht willkürlich oder unstatthaft. War vielmehr die Zeichnung der Böschung im gewachsenen Boden richtig, so mußte ihre Fort¬ setzung und die Verlängerung als Wallböschung — unter Annahme eines tiefern Standes der ursprünglichen Oberfläche — ungefähr vor der Palissade endigen. Wir werden also richtiger anzunehmen haben, daß der Wall ohne Herstellung einer Berne aufgeschüttet war. Schuchhardt hat auch die Spuren zweier hölzerner Thore sowie einer Anzahl hölzerner Türme in dein nördlichen Abschnitte des Lagerwalles nach¬ gewiesen. Auf eine Besprechung dieser Gegenstände, über die nur im Augen¬ blicke der Grabungen ein richtiges Urteil gewonnen werden konnte, müssen wir jedoch verzichten. Ein zweiter Aufsatz Schuchhardts in dem zweiten Bande der westfälischen „Mitteilungen" beschäftigt sich mit der Frage nach der Lage des Kastells Aliso. Er meint: Als man zuerst die Grabungeu auf dem Ännabergc in Angriff nahm, dachten wir noch nicht an die Alisofrage. Erst in dem Bericht, den Cvnze am 8. März 1900 der Berliner Königlichen Akademie der Wissenschaften vor¬ legte, so behauptet er, „durften wir aussprechen, daß man mit der Wahrschein¬ lichkeit zu rechnen habe, daß diese Stätte Aliso sei," oder, lvie es ivohl richtiger heißen muß, daß dem vou ihm wiedemusgegrabnen Kastell auf dem Annaberge „sicherlich" dieser Name zukomme. So hatte er sich nämlich schon früher aus¬ gedrückt. Das Geständnis, das Schuchhardt hier ablegt, muß freilich überraschen. Denn wenn die Gründe, die er «us der Lage Hnlterns entnimmt, wirklich für die Verlegung Alisos an diesen Ort entscheidend sein sollen, so hätte man er¬ warten dürfen, daß sie auch vor dem Beginn der Ausgrabungen auf dem Annaberge erwogen worden wären. Im andern Falle regt sich der begründete Verdacht, daß die strategischen Auseinandersetzungen, die er nunmehr vorträgt, erst eine Folge der Einbildung gewesen seien, die berühmte Festung wirklich aufgefunden zu haben. In der That sind denn auch die Gründe, die er für die Gleichstellung Halterus mit Aliso anführt, wenig überzeugend. Allerdings müssen wir ihm darin Recht geben, daß Aliso nicht bei Eisen ge¬ legen haben kann. Aber was er Stichhaltiges gegen die Annahme dieser Befestigung an der obern Lippe geltend macht, ist doch nicht neu, sondern findet sich schon in den Schriften des Verfassers dieses Aufsatzes. Insbesondre hat der Haupt¬ grund, daß Germaniens im Jahre 16 unmöglich erst bis in die Nähe von Paoerbvrn vorgerückt sein kann, um dann kurz darauf den weiten Weg durch die Nordsee, die Eins hinauf und weiter nach der Weser zurückzulegen, schon in diesen Schriften seine genügende Würdigung gefunden. Aber Schuchhardt täuscht sich, wenn er meint, daß nach der Beseitigung Eisens mir noch Haltern übrig bleibe. Vielmehr steht doch die Sache so, daß sich gegen diesen Ort noch immer recht ernste Gründe erheben, daß aber gegen die Versetzung Alisos nach dem Zusammenfluß der Asse mit der Lippe, d. h. nach Hamm, auch nicht ein schlagendes Nrgnment bis heute vorgetragen worden ist. Andre Gründe, die Schuchhardt anführt, sind belanglos oder irrig. So wenn er die Nachricht des Vellejus, daß Tiberius an den Quellen der Lippe zuerst ein Winterlager aufgeschlagen habe, gegen die Annahme Alisos bei Eisen geltend machen will, während doch diese Nachricht bekanntlich nnr erst durch eine neuere Konjunktur gewonnen worden ist. Ebenso ist es ganz nnzulüssig, das von Florus II, 30, 24 erzählte Ereignis mit den Kämpfen des Jahres 11 v. Chr. in Zusammenhang zu bringen. In diesem Jahre lagen ja die Ehalten mit den Sigambrern im Krieg. Unmöglich können diese beiden Völker also während desselben Feldzugs gegen die Römer zusammengestanden haben. Dazu kommt, daß uach der Mittettnng des Florus die bei ihm genannten Völker nach förm¬ licher Verabredung handelten und den Kampf gegen die Römer gemeinsam selbst damit begannen, daß sie zwanzig Centurionen, die also bei ihnen irgendwo im Quartier gelegen haben müssen^ töteten. Das läßt sich mit den Ereignissen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/439>, abgerufen am 29.06.2024.