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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Die Ausgrabungen bei Haltern und das Uastell Aliso

Walle staute, zurückgeführt werden. Das entspricht auch den Beobachtungen,
die man ein dein Orte der später bei Haltern entdeckten Kastelle, wo ebenfalls
bedeutende Abschwcmmuugeu seit den Römerzeiten nachgewiesen sind, gemacht
hat. Auch wird diese Annahme dnrch den Umstand noch bestätigt, daß der
Kulturboden im Innern des Lagerplatzes durchschnittlich nur halb so tief wie
an den niedriger liegenden Rändern ist. Ist das Verhältnis aber so, dann
ist es anch ganz unstatthaft, sich mit dem Auskunftsmittel zu begnügen, daß das
Grabenprofil im Norden des Kastells durch "Abplaggen" seit den Römerzeiten
eine Reduktion erfahren habe. Vielmehr hat der Graben hier mit seiner Breite
von 1^/" Meter und seiner Tiefe von einem Meter ganz oder annähernd die ur¬
sprüngliche Form bewahrt, weil hier bei dein geringen Abfall eine Abschwemmung
des Erdreichs wenig oder gar nicht vorgekommen ist. Vielleicht mochte hier
anch der Waldbestand eine derartige Veränderung des Bodens von alters her
verhindert haben.

Man sieht hieraus abermals: die Vorstellung von den mächtigen Festungs¬
gräben, die die Römer überall vor ihren Wällen aufgehoben haben sollen,
muß in den Köpfen mancher unsrer Archäologen erst gründlich vernichtet werden,
wenn sie zu einer vernünftigem Erkenntnis der Verhältnisse gelangen wollen.
Die Gräben waren bei den Befestigungen der Römer gar nicht das hauptsäch¬
lichste Mittel der Verteidigung -- denn sie fehlten hiu und wieder völlig --,
sondern die Wälle mit ihren wohlgeübten und wvhlnuSgerüsteten Soldaten.
War das aber der Fall bei einem Kastell, wofür wir ohne Zweifel die Be¬
festigung auf dem Annaberge halten müssen, so wird doch auch wohl nichts
dagegen einzuwenden sein, wenn man bei Mehrholz oder Iburg römische
Lagergräben von drei Metern Breite und einem Meter Tiefe, jn im Habichtswalde
von noch geringerer Tiefe aufgefunden hat.

Eine andre Thatsache können wir aus den Veröffentlichungen Schuchhardts
lernen, nämlich daß das Profil der Grube" an den verschiednen Stellen eines
Lagers unter Umstünden höchst ungleich war. So kommen hier Gruben vor,
bei denen das Verhältnis der Tiefe zur Breite verhältnismäßig groß ist. Andre
Stellen weisen dagegen eine flache Form anf. Das Profil von Schnitt 8 des
ersten Bandes der ^Mitteilungen der Wests. A.-K." S. 73, den Schuchhardt
freilich in dem zweiten Bande nicht wiederholt hat, unterscheidet sich kaum von
dem Profil des Grabens unterhalb der Eisenschmelze des Lagers in dem
Habichtswalde, wie es hier in dem Diluvium deutlich nachgewiesen werden
konnte. Wieviel aber von der Kulturerde hinzuzunehmen Schuchhardt berechtigt
ist -- im Habichtswalde läßt sie sich auf 17 bis 20 Centimeter berechnen --,
bleibt völlig zweifelhaft. Auch bei Schnitt 1 erreicht die Gegenböschung nur
eine Höhe von 14 Centimetern. Bei Schnitt 12 ist gnr keine Gegenböschnng vor¬
handen, Eigentümlichkeiten, wie sie auch im .Habichtswalde stellenweise bei
Stcilabfcillen beobachtet worden sind. Ja sogar muldenförmige Aushöhlungen
statt der Grabenspitzen, wie bei Schnitt 13, 35, 36 und 37, fehlen strecken¬
weise nicht.

Schnchhardt hat auf Seite 182 der "Mitteilungen" auch eine Rekonstruk¬
tion des Walles vorgenommen. Bei der Ungewißheit indessen, wieviel von der
Kulturerde, die heute den gewachsenen Boden bedeckt, bei Schnitt 36-i abzurechnen
ist, kann ein derartiger Versuch natürlich anf Wahrscheinlichkeit keinen Anspruch
machen. So ist denn auch nicht abzusehen, wie lang die auf etwa 4^/g Meter
geschätzte Palissade in Wirklichkeit gewesen ist. Ebenso erscheint die Annahme
einer Berne bei Gruben von so geringer Tiefe unbegründet. Sonderbarer¬
weise hat Schnchhardt, der anfangs die Berne ilnmittelbar vor der Palissaden¬
reihe annahm, dann aber auf eine Vorstellung des Oberstleutnants Dahin diese
etwas weiter nach dem Graben hin zurückzog, wie die auf seiner Zeichnung
vorgenommne Korrektur noch jetzt erkennen läßt, in dem Kulturboden zweimal
eine verschiedne Fortsetzung der innern Grabenschräge vorgenommen. Beidemal
bilde" diese Fortsetzungen aber mit der Böschung des gewachsenen VodenS


Die Ausgrabungen bei Haltern und das Uastell Aliso

Walle staute, zurückgeführt werden. Das entspricht auch den Beobachtungen,
die man ein dein Orte der später bei Haltern entdeckten Kastelle, wo ebenfalls
bedeutende Abschwcmmuugeu seit den Römerzeiten nachgewiesen sind, gemacht
hat. Auch wird diese Annahme dnrch den Umstand noch bestätigt, daß der
Kulturboden im Innern des Lagerplatzes durchschnittlich nur halb so tief wie
an den niedriger liegenden Rändern ist. Ist das Verhältnis aber so, dann
ist es anch ganz unstatthaft, sich mit dem Auskunftsmittel zu begnügen, daß das
Grabenprofil im Norden des Kastells durch „Abplaggen" seit den Römerzeiten
eine Reduktion erfahren habe. Vielmehr hat der Graben hier mit seiner Breite
von 1^/» Meter und seiner Tiefe von einem Meter ganz oder annähernd die ur¬
sprüngliche Form bewahrt, weil hier bei dein geringen Abfall eine Abschwemmung
des Erdreichs wenig oder gar nicht vorgekommen ist. Vielleicht mochte hier
anch der Waldbestand eine derartige Veränderung des Bodens von alters her
verhindert haben.

Man sieht hieraus abermals: die Vorstellung von den mächtigen Festungs¬
gräben, die die Römer überall vor ihren Wällen aufgehoben haben sollen,
muß in den Köpfen mancher unsrer Archäologen erst gründlich vernichtet werden,
wenn sie zu einer vernünftigem Erkenntnis der Verhältnisse gelangen wollen.
Die Gräben waren bei den Befestigungen der Römer gar nicht das hauptsäch¬
lichste Mittel der Verteidigung — denn sie fehlten hiu und wieder völlig —,
sondern die Wälle mit ihren wohlgeübten und wvhlnuSgerüsteten Soldaten.
War das aber der Fall bei einem Kastell, wofür wir ohne Zweifel die Be¬
festigung auf dem Annaberge halten müssen, so wird doch auch wohl nichts
dagegen einzuwenden sein, wenn man bei Mehrholz oder Iburg römische
Lagergräben von drei Metern Breite und einem Meter Tiefe, jn im Habichtswalde
von noch geringerer Tiefe aufgefunden hat.

Eine andre Thatsache können wir aus den Veröffentlichungen Schuchhardts
lernen, nämlich daß das Profil der Grube» an den verschiednen Stellen eines
Lagers unter Umstünden höchst ungleich war. So kommen hier Gruben vor,
bei denen das Verhältnis der Tiefe zur Breite verhältnismäßig groß ist. Andre
Stellen weisen dagegen eine flache Form anf. Das Profil von Schnitt 8 des
ersten Bandes der ^Mitteilungen der Wests. A.-K." S. 73, den Schuchhardt
freilich in dem zweiten Bande nicht wiederholt hat, unterscheidet sich kaum von
dem Profil des Grabens unterhalb der Eisenschmelze des Lagers in dem
Habichtswalde, wie es hier in dem Diluvium deutlich nachgewiesen werden
konnte. Wieviel aber von der Kulturerde hinzuzunehmen Schuchhardt berechtigt
ist — im Habichtswalde läßt sie sich auf 17 bis 20 Centimeter berechnen —,
bleibt völlig zweifelhaft. Auch bei Schnitt 1 erreicht die Gegenböschung nur
eine Höhe von 14 Centimetern. Bei Schnitt 12 ist gnr keine Gegenböschnng vor¬
handen, Eigentümlichkeiten, wie sie auch im .Habichtswalde stellenweise bei
Stcilabfcillen beobachtet worden sind. Ja sogar muldenförmige Aushöhlungen
statt der Grabenspitzen, wie bei Schnitt 13, 35, 36 und 37, fehlen strecken¬
weise nicht.

Schnchhardt hat auf Seite 182 der „Mitteilungen" auch eine Rekonstruk¬
tion des Walles vorgenommen. Bei der Ungewißheit indessen, wieviel von der
Kulturerde, die heute den gewachsenen Boden bedeckt, bei Schnitt 36-i abzurechnen
ist, kann ein derartiger Versuch natürlich anf Wahrscheinlichkeit keinen Anspruch
machen. So ist denn auch nicht abzusehen, wie lang die auf etwa 4^/g Meter
geschätzte Palissade in Wirklichkeit gewesen ist. Ebenso erscheint die Annahme
einer Berne bei Gruben von so geringer Tiefe unbegründet. Sonderbarer¬
weise hat Schnchhardt, der anfangs die Berne ilnmittelbar vor der Palissaden¬
reihe annahm, dann aber auf eine Vorstellung des Oberstleutnants Dahin diese
etwas weiter nach dem Graben hin zurückzog, wie die auf seiner Zeichnung
vorgenommne Korrektur noch jetzt erkennen läßt, in dem Kulturboden zweimal
eine verschiedne Fortsetzung der innern Grabenschräge vorgenommen. Beidemal
bilde» diese Fortsetzungen aber mit der Böschung des gewachsenen VodenS


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[0438] Die Ausgrabungen bei Haltern und das Uastell Aliso Walle staute, zurückgeführt werden. Das entspricht auch den Beobachtungen, die man ein dein Orte der später bei Haltern entdeckten Kastelle, wo ebenfalls bedeutende Abschwcmmuugeu seit den Römerzeiten nachgewiesen sind, gemacht hat. Auch wird diese Annahme dnrch den Umstand noch bestätigt, daß der Kulturboden im Innern des Lagerplatzes durchschnittlich nur halb so tief wie an den niedriger liegenden Rändern ist. Ist das Verhältnis aber so, dann ist es anch ganz unstatthaft, sich mit dem Auskunftsmittel zu begnügen, daß das Grabenprofil im Norden des Kastells durch „Abplaggen" seit den Römerzeiten eine Reduktion erfahren habe. Vielmehr hat der Graben hier mit seiner Breite von 1^/» Meter und seiner Tiefe von einem Meter ganz oder annähernd die ur¬ sprüngliche Form bewahrt, weil hier bei dein geringen Abfall eine Abschwemmung des Erdreichs wenig oder gar nicht vorgekommen ist. Vielleicht mochte hier anch der Waldbestand eine derartige Veränderung des Bodens von alters her verhindert haben. Man sieht hieraus abermals: die Vorstellung von den mächtigen Festungs¬ gräben, die die Römer überall vor ihren Wällen aufgehoben haben sollen, muß in den Köpfen mancher unsrer Archäologen erst gründlich vernichtet werden, wenn sie zu einer vernünftigem Erkenntnis der Verhältnisse gelangen wollen. Die Gräben waren bei den Befestigungen der Römer gar nicht das hauptsäch¬ lichste Mittel der Verteidigung — denn sie fehlten hiu und wieder völlig —, sondern die Wälle mit ihren wohlgeübten und wvhlnuSgerüsteten Soldaten. War das aber der Fall bei einem Kastell, wofür wir ohne Zweifel die Be¬ festigung auf dem Annaberge halten müssen, so wird doch auch wohl nichts dagegen einzuwenden sein, wenn man bei Mehrholz oder Iburg römische Lagergräben von drei Metern Breite und einem Meter Tiefe, jn im Habichtswalde von noch geringerer Tiefe aufgefunden hat. Eine andre Thatsache können wir aus den Veröffentlichungen Schuchhardts lernen, nämlich daß das Profil der Grube» an den verschiednen Stellen eines Lagers unter Umstünden höchst ungleich war. So kommen hier Gruben vor, bei denen das Verhältnis der Tiefe zur Breite verhältnismäßig groß ist. Andre Stellen weisen dagegen eine flache Form anf. Das Profil von Schnitt 8 des ersten Bandes der ^Mitteilungen der Wests. A.-K." S. 73, den Schuchhardt freilich in dem zweiten Bande nicht wiederholt hat, unterscheidet sich kaum von dem Profil des Grabens unterhalb der Eisenschmelze des Lagers in dem Habichtswalde, wie es hier in dem Diluvium deutlich nachgewiesen werden konnte. Wieviel aber von der Kulturerde hinzuzunehmen Schuchhardt berechtigt ist — im Habichtswalde läßt sie sich auf 17 bis 20 Centimeter berechnen —, bleibt völlig zweifelhaft. Auch bei Schnitt 1 erreicht die Gegenböschung nur eine Höhe von 14 Centimetern. Bei Schnitt 12 ist gnr keine Gegenböschnng vor¬ handen, Eigentümlichkeiten, wie sie auch im .Habichtswalde stellenweise bei Stcilabfcillen beobachtet worden sind. Ja sogar muldenförmige Aushöhlungen statt der Grabenspitzen, wie bei Schnitt 13, 35, 36 und 37, fehlen strecken¬ weise nicht. Schnchhardt hat auf Seite 182 der „Mitteilungen" auch eine Rekonstruk¬ tion des Walles vorgenommen. Bei der Ungewißheit indessen, wieviel von der Kulturerde, die heute den gewachsenen Boden bedeckt, bei Schnitt 36-i abzurechnen ist, kann ein derartiger Versuch natürlich anf Wahrscheinlichkeit keinen Anspruch machen. So ist denn auch nicht abzusehen, wie lang die auf etwa 4^/g Meter geschätzte Palissade in Wirklichkeit gewesen ist. Ebenso erscheint die Annahme einer Berne bei Gruben von so geringer Tiefe unbegründet. Sonderbarer¬ weise hat Schnchhardt, der anfangs die Berne ilnmittelbar vor der Palissaden¬ reihe annahm, dann aber auf eine Vorstellung des Oberstleutnants Dahin diese etwas weiter nach dem Graben hin zurückzog, wie die auf seiner Zeichnung vorgenommne Korrektur noch jetzt erkennen läßt, in dem Kulturboden zweimal eine verschiedne Fortsetzung der innern Grabenschräge vorgenommen. Beidemal bilde» diese Fortsetzungen aber mit der Böschung des gewachsenen VodenS

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/438>, abgerufen am 29.06.2024.