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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sein Freund

Bolze fuhr fort: Die belgischen Glasfabriken, die nach Ihrem Muster ein¬
gerichtet sind, gehn eine nach der andern ein, oder werden in kapitalistische Unter¬
nehmungen umgewandelt. (Welche? Namen nennen!) Die Genossenfchnftsbäckereien
in Berlin haben ihren Betrieb einstellen müssen (Namen nennen! Namen nennen!),
dasselbe gilt von den Druckereien in Leipzig. Hier erlebt man das erbauliche
Schauspiel, daß sozialdemokratische Arbeiter gegen sozialdemokratische Unternehmer
streiken. (Unsinn! Lüge! Namen nennen!) Die Angestellten der sächsischen sozia¬
listischen Konsumvereine sagen, daß sie es unter sozialdemokratischen Regiment
schlechter hätten als unter ihren frühern "Ausbeutern." (Große Unruhe. Namen
nennen! Quatsch! Nausschmeißen!) Herr Vorsitzender, ich frage noch einmal an,
ob es gestattet sein soll, seine Meinung in einer allgemeinen Volksversammlung
auszusprechen.

Ja, lieber Herr, erwiderte der Vorsitzende, Sie haben hier keine Hurra-
kauaille vor sich, sondern denkende Köpfe, eine politisch geschulte Arbeiterschaft, die
uicht jede Ente, die man vor ihr auffliegen läßt, bewundert, sondern die jede Behaup¬
tung auf ihre Nichtigkeit nachprüft und sich nicht jedermanns Gefasel gefallen läßt.

Aber die Zeitungen schreiben das, was ich gesagt habe. Es ist notorisch --

Es ist notorisch, daß Ihre Presse gänzlich korrumpiert ist, daß sie in Lohn
und Brot der Herren Schlotbarone steht, und daß sie von der Verleumdung der
Sozialdemokratie lebt. Also heraus mit der wildeu Katze, wenn Sie was wissen.

Ich weiß nur --

Sie wissen nur, was Ihnen von den Jammerkerls Ihrer Presse vorgesungen
wird. Haben Sie sonst noch etwas zu sagen? -- Bolze suchte nach Worten zu einer
Antwort. Inzwischen fuhr der Vorsitzende fort: Wenn Sie nichts mehr zu sagen
haben, dann setzen Sie sich. Genossen, ich habe diesem Herrn Rentier Bolze,
dieser Drohne im Bienenstocke der Arbeit (jubelnder Beifall) das Wort verstattet,
uni euch zu zeigen, mit welchen Waffen gegen uns gekämpft wird. Die Weisheit
dieser Herren ist Zeitungsklatsch, die Weisheit der Zeitungen Lüge und Verleum¬
dung. (Bitte ums Wort! rief Bolze, aber niemand achtete ans ihn.) Auf unsrer
Seite ist die Wissenschaft, das heißt, die Kenntnis des innern und notwendigen
Zusammenhanges der Dinge. Diese Kenntnis zeigt uns die Verelendung der Massen,
den notwendige" Zusammenbruch der kapitalistischen Welt und das Entstehen einer
neue" sozialistischen Weltordnung, in der dor Arbeiter der Herr sein wird. (Jubelnder
Beifall.)

Inzwischen wurde Bolze gegen seinen Willen zurückspediert, es half ihm nichts,
daß er mit den Armen in der Luft herumfuchtelte und immer von neuem ums Wort
bat. Er tauchte unter und kam nicht wieder in die Höhe. Ehe er jedoch wieder an
seinem Platze angelangt war, erklang aus derselben Ecke ein lautes und schneidiges:
Bitte ums Wort!

Wer bittet ums Wort?

Ich-

Wer ist das?

Kann Ihnen gleichgiltig sein. Ich gehöre zum deutschen Volle und habe
die bürgerlichen Ehrenrechte, kann also verlangen, in einer öffentlichen Volksver¬
sammlung gehört zu werden.

Die Herren am Vorstandstische steckten die Köpfe zusammen. Happich wurde
gerufen und mußte Auskunft geben. Der Herr Vorsitzende strich seinen roten
Bart hoch, setzte seinen goldnen Kneifer auf und sagte zu Onkel Alfons, der
eben auf der Tribüne auftauchte: Der Herr hätte nicht nötig gehabt, seinen
Namen zu verschweigen. Wir wissen, aus welchem Hage dieser Vogel singt.
Herr von Nienhagen, Bürgermeister in Hinterhanseu in Hinterpommern, hat
das Wort. (Heiterkeit.)

Onkel Alfons war ein Mann der Öffentlichkeit und fürchtete sich nicht vorm
Publikum. Er hatte schon manche "markige" oder "zündende" Rede vor der


Doktor Duttmüller und sein Freund

Bolze fuhr fort: Die belgischen Glasfabriken, die nach Ihrem Muster ein¬
gerichtet sind, gehn eine nach der andern ein, oder werden in kapitalistische Unter¬
nehmungen umgewandelt. (Welche? Namen nennen!) Die Genossenfchnftsbäckereien
in Berlin haben ihren Betrieb einstellen müssen (Namen nennen! Namen nennen!),
dasselbe gilt von den Druckereien in Leipzig. Hier erlebt man das erbauliche
Schauspiel, daß sozialdemokratische Arbeiter gegen sozialdemokratische Unternehmer
streiken. (Unsinn! Lüge! Namen nennen!) Die Angestellten der sächsischen sozia¬
listischen Konsumvereine sagen, daß sie es unter sozialdemokratischen Regiment
schlechter hätten als unter ihren frühern „Ausbeutern." (Große Unruhe. Namen
nennen! Quatsch! Nausschmeißen!) Herr Vorsitzender, ich frage noch einmal an,
ob es gestattet sein soll, seine Meinung in einer allgemeinen Volksversammlung
auszusprechen.

Ja, lieber Herr, erwiderte der Vorsitzende, Sie haben hier keine Hurra-
kauaille vor sich, sondern denkende Köpfe, eine politisch geschulte Arbeiterschaft, die
uicht jede Ente, die man vor ihr auffliegen läßt, bewundert, sondern die jede Behaup¬
tung auf ihre Nichtigkeit nachprüft und sich nicht jedermanns Gefasel gefallen läßt.

Aber die Zeitungen schreiben das, was ich gesagt habe. Es ist notorisch —

Es ist notorisch, daß Ihre Presse gänzlich korrumpiert ist, daß sie in Lohn
und Brot der Herren Schlotbarone steht, und daß sie von der Verleumdung der
Sozialdemokratie lebt. Also heraus mit der wildeu Katze, wenn Sie was wissen.

Ich weiß nur —

Sie wissen nur, was Ihnen von den Jammerkerls Ihrer Presse vorgesungen
wird. Haben Sie sonst noch etwas zu sagen? — Bolze suchte nach Worten zu einer
Antwort. Inzwischen fuhr der Vorsitzende fort: Wenn Sie nichts mehr zu sagen
haben, dann setzen Sie sich. Genossen, ich habe diesem Herrn Rentier Bolze,
dieser Drohne im Bienenstocke der Arbeit (jubelnder Beifall) das Wort verstattet,
uni euch zu zeigen, mit welchen Waffen gegen uns gekämpft wird. Die Weisheit
dieser Herren ist Zeitungsklatsch, die Weisheit der Zeitungen Lüge und Verleum¬
dung. (Bitte ums Wort! rief Bolze, aber niemand achtete ans ihn.) Auf unsrer
Seite ist die Wissenschaft, das heißt, die Kenntnis des innern und notwendigen
Zusammenhanges der Dinge. Diese Kenntnis zeigt uns die Verelendung der Massen,
den notwendige» Zusammenbruch der kapitalistischen Welt und das Entstehen einer
neue« sozialistischen Weltordnung, in der dor Arbeiter der Herr sein wird. (Jubelnder
Beifall.)

Inzwischen wurde Bolze gegen seinen Willen zurückspediert, es half ihm nichts,
daß er mit den Armen in der Luft herumfuchtelte und immer von neuem ums Wort
bat. Er tauchte unter und kam nicht wieder in die Höhe. Ehe er jedoch wieder an
seinem Platze angelangt war, erklang aus derselben Ecke ein lautes und schneidiges:
Bitte ums Wort!

Wer bittet ums Wort?

Ich-

Wer ist das?

Kann Ihnen gleichgiltig sein. Ich gehöre zum deutschen Volle und habe
die bürgerlichen Ehrenrechte, kann also verlangen, in einer öffentlichen Volksver¬
sammlung gehört zu werden.

Die Herren am Vorstandstische steckten die Köpfe zusammen. Happich wurde
gerufen und mußte Auskunft geben. Der Herr Vorsitzende strich seinen roten
Bart hoch, setzte seinen goldnen Kneifer auf und sagte zu Onkel Alfons, der
eben auf der Tribüne auftauchte: Der Herr hätte nicht nötig gehabt, seinen
Namen zu verschweigen. Wir wissen, aus welchem Hage dieser Vogel singt.
Herr von Nienhagen, Bürgermeister in Hinterhanseu in Hinterpommern, hat
das Wort. (Heiterkeit.)

Onkel Alfons war ein Mann der Öffentlichkeit und fürchtete sich nicht vorm
Publikum. Er hatte schon manche „markige" oder „zündende" Rede vor der


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[0342] Doktor Duttmüller und sein Freund Bolze fuhr fort: Die belgischen Glasfabriken, die nach Ihrem Muster ein¬ gerichtet sind, gehn eine nach der andern ein, oder werden in kapitalistische Unter¬ nehmungen umgewandelt. (Welche? Namen nennen!) Die Genossenfchnftsbäckereien in Berlin haben ihren Betrieb einstellen müssen (Namen nennen! Namen nennen!), dasselbe gilt von den Druckereien in Leipzig. Hier erlebt man das erbauliche Schauspiel, daß sozialdemokratische Arbeiter gegen sozialdemokratische Unternehmer streiken. (Unsinn! Lüge! Namen nennen!) Die Angestellten der sächsischen sozia¬ listischen Konsumvereine sagen, daß sie es unter sozialdemokratischen Regiment schlechter hätten als unter ihren frühern „Ausbeutern." (Große Unruhe. Namen nennen! Quatsch! Nausschmeißen!) Herr Vorsitzender, ich frage noch einmal an, ob es gestattet sein soll, seine Meinung in einer allgemeinen Volksversammlung auszusprechen. Ja, lieber Herr, erwiderte der Vorsitzende, Sie haben hier keine Hurra- kauaille vor sich, sondern denkende Köpfe, eine politisch geschulte Arbeiterschaft, die uicht jede Ente, die man vor ihr auffliegen läßt, bewundert, sondern die jede Behaup¬ tung auf ihre Nichtigkeit nachprüft und sich nicht jedermanns Gefasel gefallen läßt. Aber die Zeitungen schreiben das, was ich gesagt habe. Es ist notorisch — Es ist notorisch, daß Ihre Presse gänzlich korrumpiert ist, daß sie in Lohn und Brot der Herren Schlotbarone steht, und daß sie von der Verleumdung der Sozialdemokratie lebt. Also heraus mit der wildeu Katze, wenn Sie was wissen. Ich weiß nur — Sie wissen nur, was Ihnen von den Jammerkerls Ihrer Presse vorgesungen wird. Haben Sie sonst noch etwas zu sagen? — Bolze suchte nach Worten zu einer Antwort. Inzwischen fuhr der Vorsitzende fort: Wenn Sie nichts mehr zu sagen haben, dann setzen Sie sich. Genossen, ich habe diesem Herrn Rentier Bolze, dieser Drohne im Bienenstocke der Arbeit (jubelnder Beifall) das Wort verstattet, uni euch zu zeigen, mit welchen Waffen gegen uns gekämpft wird. Die Weisheit dieser Herren ist Zeitungsklatsch, die Weisheit der Zeitungen Lüge und Verleum¬ dung. (Bitte ums Wort! rief Bolze, aber niemand achtete ans ihn.) Auf unsrer Seite ist die Wissenschaft, das heißt, die Kenntnis des innern und notwendigen Zusammenhanges der Dinge. Diese Kenntnis zeigt uns die Verelendung der Massen, den notwendige» Zusammenbruch der kapitalistischen Welt und das Entstehen einer neue« sozialistischen Weltordnung, in der dor Arbeiter der Herr sein wird. (Jubelnder Beifall.) Inzwischen wurde Bolze gegen seinen Willen zurückspediert, es half ihm nichts, daß er mit den Armen in der Luft herumfuchtelte und immer von neuem ums Wort bat. Er tauchte unter und kam nicht wieder in die Höhe. Ehe er jedoch wieder an seinem Platze angelangt war, erklang aus derselben Ecke ein lautes und schneidiges: Bitte ums Wort! Wer bittet ums Wort? Ich- Wer ist das? Kann Ihnen gleichgiltig sein. Ich gehöre zum deutschen Volle und habe die bürgerlichen Ehrenrechte, kann also verlangen, in einer öffentlichen Volksver¬ sammlung gehört zu werden. Die Herren am Vorstandstische steckten die Köpfe zusammen. Happich wurde gerufen und mußte Auskunft geben. Der Herr Vorsitzende strich seinen roten Bart hoch, setzte seinen goldnen Kneifer auf und sagte zu Onkel Alfons, der eben auf der Tribüne auftauchte: Der Herr hätte nicht nötig gehabt, seinen Namen zu verschweigen. Wir wissen, aus welchem Hage dieser Vogel singt. Herr von Nienhagen, Bürgermeister in Hinterhanseu in Hinterpommern, hat das Wort. (Heiterkeit.) Onkel Alfons war ein Mann der Öffentlichkeit und fürchtete sich nicht vorm Publikum. Er hatte schon manche „markige" oder „zündende" Rede vor der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/342>, abgerufen am 01.07.2024.