Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor Duttmüller und sein Freund

erst an die Parteikrippe heran, er war also ein Konkurrent, und Konkurrenten be¬
handelt man diesseits wie jenseits nicht besonders freundlich.

Während der Rede waren Onkel Alfons, Bolze und der Schulze angekommen.
Der Schulze ging an dritter Stelle. Es war ihm nicht wohl zu Mute, er würde
sich am liebsten gedrückt haben, wenn man ihn freigegeben hätte. Die beiden
andern waren voll Zuversicht. Sie hatten unterwegs einen Kriegsplan gemacht.
Man wollte sich nicht auf theoretische Erörterungen einlassen, sondern den Leuten
die Mißerfolge der Sozialdemokratie in ihren eignen Unternehmungen vorhalten
und ihnen klarmachen, daß sie von ihren eignen Führern mißbraucht und ausgesogen
würden. Das mußte wirken.

Herr Bolze hörte dem Redner aufmerksam und mit dem Bewußtsein der
Überlegenheit zu. Das waren ja "olle Kamelien," die der Mensch vortrug, hundert¬
mal widerlegte Dinge. Sein Redeeifer stieg in dem Maße, als der andre seine
Rede verlängerte. Kaum war der zum Schlüsse gelangt, so erhob Bolze von seinem
Winkel aus, in den er uoch mit Mühe und Not gelangt war, seine Stimme und
rief: Ich bitte ums Wort, ich bitte ums Wort! Alle Köpfe wandten sich der
Stelle zu, ohne jedoch den kleinen Bolze zu scheu. -- Wer bittet ums Wort? fragte
der Vorsitzende.

Bolze, Leberecht Bolze.

Die Herren am Tische steckten die Köpfe zusammen und fragten von ihrem
Podium herab, vor dem sich eine Gruppe "Zielbewußter" versammelt hatte, die
die Rolle des Chors in der Komödie zu spielen hatte. Dann nickte der Vorsitzende
mit dem Kopfe und sagte: Herr -- Rentier Bolze hat das Wort.

Meine Herren, fing Bolze an.

Vortreten! Auf die Tribüne! rief man.

Bolze versuchte sich durchzudrängen. Aha! riefen die Bergleute, das ist ja
der Riesegoliath von dazumal! -- Es fehlte nicht viel, so hätte man ihn sich wie
dazumal über die Köpfe der Versammlung weg zugereicht. Bolze kam also nicht
ohne Prüfungen und spöttische Geleitworte oben an, aber er achtete dessen nicht,
verbeugte sich flüchtig vor dem Vorsitzenden und begann: Meine Herren. Wenn
ich mich zum Worte gemeldet habe, so ist es nicht meine Absicht, mit Gründen zu
widerlegen, was der Vorredner soeben ausgeführt hat. (Stimme aus dem Chorus
der Zielbewußte": Thun Sie auch sehr Wohl daran! Gelächter.) Ich will nur
dem einen Gedanken Ausdruck geben -- (Sprechen Sie Ihren einen Gedanken aus!
Gelächter.) Bolze sandte dem Unterbrecher einen unwilligen Blick zu und fuhr fort:
daß eine jede Behauptung auf Ihre Richtigkeit geprüft wird, indem man die Probe
macht. Machen wir diese Probe. Sie wollen nicht allein die Stnatsform, sondern
die ganze Gesellschaftsform umändern (Sehr richtig!), derart, daß der Staat die
Produktionsmittel, Kapital und Werkzeug einzieht und als Geueralunternehmer an
die Stelle des Einzelunternehmers tritt. (Sehr richtig!) Nun ist es aber den
Freunden der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung (Cvupouschncider!) nicht zu ver¬
denken, wenn sie sagen: Ihr versprecht zwar goldne Berge, wird aber das neue
Unternehmen auch gehn? wird der Staat, wenn er eine unerhört schwierige Auf¬
gabe übernimmt, auch leisten können, was ihr versprecht? (Wissenschaftlich be¬
wiesen!) Nein, meine Herren, das kann die Wissenschaft nicht beweisen. Die
Wissenschaft hat ihre hohen theoretischen Aufgaben -- und ich würde der letzte
sein, der den Wert der Wissenschaft herabsetzte --, aber in praktischen Dingen ent¬
scheidet das Experiment. Und die Experimente, die Sie angestellt haben, beweisen
gegen Ihre Behauptungen. (Murren. Quatschkvpp! Rumler! Wort entzogen!)
Herr Vorsitzender, ich frage um, ob Sie beabsichtigen, auch die gegnerische Meinung
zu Worte kommen zu lassen?

Genossen, sagte der Vorsitzende, laßt doch den Mann reden. Es ist za acht
uninteressant, einmal zu erfahren, wie sich in solchem Kopfe die Welt malt. Also
bitte --


Doktor Duttmüller und sein Freund

erst an die Parteikrippe heran, er war also ein Konkurrent, und Konkurrenten be¬
handelt man diesseits wie jenseits nicht besonders freundlich.

Während der Rede waren Onkel Alfons, Bolze und der Schulze angekommen.
Der Schulze ging an dritter Stelle. Es war ihm nicht wohl zu Mute, er würde
sich am liebsten gedrückt haben, wenn man ihn freigegeben hätte. Die beiden
andern waren voll Zuversicht. Sie hatten unterwegs einen Kriegsplan gemacht.
Man wollte sich nicht auf theoretische Erörterungen einlassen, sondern den Leuten
die Mißerfolge der Sozialdemokratie in ihren eignen Unternehmungen vorhalten
und ihnen klarmachen, daß sie von ihren eignen Führern mißbraucht und ausgesogen
würden. Das mußte wirken.

Herr Bolze hörte dem Redner aufmerksam und mit dem Bewußtsein der
Überlegenheit zu. Das waren ja „olle Kamelien," die der Mensch vortrug, hundert¬
mal widerlegte Dinge. Sein Redeeifer stieg in dem Maße, als der andre seine
Rede verlängerte. Kaum war der zum Schlüsse gelangt, so erhob Bolze von seinem
Winkel aus, in den er uoch mit Mühe und Not gelangt war, seine Stimme und
rief: Ich bitte ums Wort, ich bitte ums Wort! Alle Köpfe wandten sich der
Stelle zu, ohne jedoch den kleinen Bolze zu scheu. — Wer bittet ums Wort? fragte
der Vorsitzende.

Bolze, Leberecht Bolze.

Die Herren am Tische steckten die Köpfe zusammen und fragten von ihrem
Podium herab, vor dem sich eine Gruppe „Zielbewußter" versammelt hatte, die
die Rolle des Chors in der Komödie zu spielen hatte. Dann nickte der Vorsitzende
mit dem Kopfe und sagte: Herr — Rentier Bolze hat das Wort.

Meine Herren, fing Bolze an.

Vortreten! Auf die Tribüne! rief man.

Bolze versuchte sich durchzudrängen. Aha! riefen die Bergleute, das ist ja
der Riesegoliath von dazumal! — Es fehlte nicht viel, so hätte man ihn sich wie
dazumal über die Köpfe der Versammlung weg zugereicht. Bolze kam also nicht
ohne Prüfungen und spöttische Geleitworte oben an, aber er achtete dessen nicht,
verbeugte sich flüchtig vor dem Vorsitzenden und begann: Meine Herren. Wenn
ich mich zum Worte gemeldet habe, so ist es nicht meine Absicht, mit Gründen zu
widerlegen, was der Vorredner soeben ausgeführt hat. (Stimme aus dem Chorus
der Zielbewußte»: Thun Sie auch sehr Wohl daran! Gelächter.) Ich will nur
dem einen Gedanken Ausdruck geben — (Sprechen Sie Ihren einen Gedanken aus!
Gelächter.) Bolze sandte dem Unterbrecher einen unwilligen Blick zu und fuhr fort:
daß eine jede Behauptung auf Ihre Richtigkeit geprüft wird, indem man die Probe
macht. Machen wir diese Probe. Sie wollen nicht allein die Stnatsform, sondern
die ganze Gesellschaftsform umändern (Sehr richtig!), derart, daß der Staat die
Produktionsmittel, Kapital und Werkzeug einzieht und als Geueralunternehmer an
die Stelle des Einzelunternehmers tritt. (Sehr richtig!) Nun ist es aber den
Freunden der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung (Cvupouschncider!) nicht zu ver¬
denken, wenn sie sagen: Ihr versprecht zwar goldne Berge, wird aber das neue
Unternehmen auch gehn? wird der Staat, wenn er eine unerhört schwierige Auf¬
gabe übernimmt, auch leisten können, was ihr versprecht? (Wissenschaftlich be¬
wiesen!) Nein, meine Herren, das kann die Wissenschaft nicht beweisen. Die
Wissenschaft hat ihre hohen theoretischen Aufgaben — und ich würde der letzte
sein, der den Wert der Wissenschaft herabsetzte —, aber in praktischen Dingen ent¬
scheidet das Experiment. Und die Experimente, die Sie angestellt haben, beweisen
gegen Ihre Behauptungen. (Murren. Quatschkvpp! Rumler! Wort entzogen!)
Herr Vorsitzender, ich frage um, ob Sie beabsichtigen, auch die gegnerische Meinung
zu Worte kommen zu lassen?

Genossen, sagte der Vorsitzende, laßt doch den Mann reden. Es ist za acht
uninteressant, einmal zu erfahren, wie sich in solchem Kopfe die Welt malt. Also
bitte —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0341" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237627"/>
          <fw type="header" place="top"> Doktor Duttmüller und sein Freund</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1722" prev="#ID_1721"> erst an die Parteikrippe heran, er war also ein Konkurrent, und Konkurrenten be¬<lb/>
handelt man diesseits wie jenseits nicht besonders freundlich.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1723"> Während der Rede waren Onkel Alfons, Bolze und der Schulze angekommen.<lb/>
Der Schulze ging an dritter Stelle. Es war ihm nicht wohl zu Mute, er würde<lb/>
sich am liebsten gedrückt haben, wenn man ihn freigegeben hätte. Die beiden<lb/>
andern waren voll Zuversicht. Sie hatten unterwegs einen Kriegsplan gemacht.<lb/>
Man wollte sich nicht auf theoretische Erörterungen einlassen, sondern den Leuten<lb/>
die Mißerfolge der Sozialdemokratie in ihren eignen Unternehmungen vorhalten<lb/>
und ihnen klarmachen, daß sie von ihren eignen Führern mißbraucht und ausgesogen<lb/>
würden.  Das mußte wirken.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1724"> Herr Bolze hörte dem Redner aufmerksam und mit dem Bewußtsein der<lb/>
Überlegenheit zu. Das waren ja &#x201E;olle Kamelien," die der Mensch vortrug, hundert¬<lb/>
mal widerlegte Dinge. Sein Redeeifer stieg in dem Maße, als der andre seine<lb/>
Rede verlängerte. Kaum war der zum Schlüsse gelangt, so erhob Bolze von seinem<lb/>
Winkel aus, in den er uoch mit Mühe und Not gelangt war, seine Stimme und<lb/>
rief: Ich bitte ums Wort, ich bitte ums Wort! Alle Köpfe wandten sich der<lb/>
Stelle zu, ohne jedoch den kleinen Bolze zu scheu. &#x2014; Wer bittet ums Wort? fragte<lb/>
der Vorsitzende.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1725"> Bolze, Leberecht Bolze.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1726"> Die Herren am Tische steckten die Köpfe zusammen und fragten von ihrem<lb/>
Podium herab, vor dem sich eine Gruppe &#x201E;Zielbewußter" versammelt hatte, die<lb/>
die Rolle des Chors in der Komödie zu spielen hatte. Dann nickte der Vorsitzende<lb/>
mit dem Kopfe und sagte: Herr &#x2014; Rentier Bolze hat das Wort.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1727"> Meine Herren, fing Bolze an.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1728"> Vortreten!  Auf die Tribüne! rief man.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1729"> Bolze versuchte sich durchzudrängen. Aha! riefen die Bergleute, das ist ja<lb/>
der Riesegoliath von dazumal! &#x2014; Es fehlte nicht viel, so hätte man ihn sich wie<lb/>
dazumal über die Köpfe der Versammlung weg zugereicht. Bolze kam also nicht<lb/>
ohne Prüfungen und spöttische Geleitworte oben an, aber er achtete dessen nicht,<lb/>
verbeugte sich flüchtig vor dem Vorsitzenden und begann: Meine Herren. Wenn<lb/>
ich mich zum Worte gemeldet habe, so ist es nicht meine Absicht, mit Gründen zu<lb/>
widerlegen, was der Vorredner soeben ausgeführt hat. (Stimme aus dem Chorus<lb/>
der Zielbewußte»: Thun Sie auch sehr Wohl daran! Gelächter.) Ich will nur<lb/>
dem einen Gedanken Ausdruck geben &#x2014; (Sprechen Sie Ihren einen Gedanken aus!<lb/>
Gelächter.) Bolze sandte dem Unterbrecher einen unwilligen Blick zu und fuhr fort:<lb/>
daß eine jede Behauptung auf Ihre Richtigkeit geprüft wird, indem man die Probe<lb/>
macht. Machen wir diese Probe. Sie wollen nicht allein die Stnatsform, sondern<lb/>
die ganze Gesellschaftsform umändern (Sehr richtig!), derart, daß der Staat die<lb/>
Produktionsmittel, Kapital und Werkzeug einzieht und als Geueralunternehmer an<lb/>
die Stelle des Einzelunternehmers tritt. (Sehr richtig!) Nun ist es aber den<lb/>
Freunden der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung (Cvupouschncider!) nicht zu ver¬<lb/>
denken, wenn sie sagen: Ihr versprecht zwar goldne Berge, wird aber das neue<lb/>
Unternehmen auch gehn? wird der Staat, wenn er eine unerhört schwierige Auf¬<lb/>
gabe übernimmt, auch leisten können, was ihr versprecht? (Wissenschaftlich be¬<lb/>
wiesen!) Nein, meine Herren, das kann die Wissenschaft nicht beweisen. Die<lb/>
Wissenschaft hat ihre hohen theoretischen Aufgaben &#x2014; und ich würde der letzte<lb/>
sein, der den Wert der Wissenschaft herabsetzte &#x2014;, aber in praktischen Dingen ent¬<lb/>
scheidet das Experiment. Und die Experimente, die Sie angestellt haben, beweisen<lb/>
gegen Ihre Behauptungen. (Murren. Quatschkvpp! Rumler! Wort entzogen!)<lb/>
Herr Vorsitzender, ich frage um, ob Sie beabsichtigen, auch die gegnerische Meinung<lb/>
zu Worte kommen zu lassen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1730"> Genossen, sagte der Vorsitzende, laßt doch den Mann reden. Es ist za acht<lb/>
uninteressant, einmal zu erfahren, wie sich in solchem Kopfe die Welt malt. Also<lb/>
bitte &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0341] Doktor Duttmüller und sein Freund erst an die Parteikrippe heran, er war also ein Konkurrent, und Konkurrenten be¬ handelt man diesseits wie jenseits nicht besonders freundlich. Während der Rede waren Onkel Alfons, Bolze und der Schulze angekommen. Der Schulze ging an dritter Stelle. Es war ihm nicht wohl zu Mute, er würde sich am liebsten gedrückt haben, wenn man ihn freigegeben hätte. Die beiden andern waren voll Zuversicht. Sie hatten unterwegs einen Kriegsplan gemacht. Man wollte sich nicht auf theoretische Erörterungen einlassen, sondern den Leuten die Mißerfolge der Sozialdemokratie in ihren eignen Unternehmungen vorhalten und ihnen klarmachen, daß sie von ihren eignen Führern mißbraucht und ausgesogen würden. Das mußte wirken. Herr Bolze hörte dem Redner aufmerksam und mit dem Bewußtsein der Überlegenheit zu. Das waren ja „olle Kamelien," die der Mensch vortrug, hundert¬ mal widerlegte Dinge. Sein Redeeifer stieg in dem Maße, als der andre seine Rede verlängerte. Kaum war der zum Schlüsse gelangt, so erhob Bolze von seinem Winkel aus, in den er uoch mit Mühe und Not gelangt war, seine Stimme und rief: Ich bitte ums Wort, ich bitte ums Wort! Alle Köpfe wandten sich der Stelle zu, ohne jedoch den kleinen Bolze zu scheu. — Wer bittet ums Wort? fragte der Vorsitzende. Bolze, Leberecht Bolze. Die Herren am Tische steckten die Köpfe zusammen und fragten von ihrem Podium herab, vor dem sich eine Gruppe „Zielbewußter" versammelt hatte, die die Rolle des Chors in der Komödie zu spielen hatte. Dann nickte der Vorsitzende mit dem Kopfe und sagte: Herr — Rentier Bolze hat das Wort. Meine Herren, fing Bolze an. Vortreten! Auf die Tribüne! rief man. Bolze versuchte sich durchzudrängen. Aha! riefen die Bergleute, das ist ja der Riesegoliath von dazumal! — Es fehlte nicht viel, so hätte man ihn sich wie dazumal über die Köpfe der Versammlung weg zugereicht. Bolze kam also nicht ohne Prüfungen und spöttische Geleitworte oben an, aber er achtete dessen nicht, verbeugte sich flüchtig vor dem Vorsitzenden und begann: Meine Herren. Wenn ich mich zum Worte gemeldet habe, so ist es nicht meine Absicht, mit Gründen zu widerlegen, was der Vorredner soeben ausgeführt hat. (Stimme aus dem Chorus der Zielbewußte»: Thun Sie auch sehr Wohl daran! Gelächter.) Ich will nur dem einen Gedanken Ausdruck geben — (Sprechen Sie Ihren einen Gedanken aus! Gelächter.) Bolze sandte dem Unterbrecher einen unwilligen Blick zu und fuhr fort: daß eine jede Behauptung auf Ihre Richtigkeit geprüft wird, indem man die Probe macht. Machen wir diese Probe. Sie wollen nicht allein die Stnatsform, sondern die ganze Gesellschaftsform umändern (Sehr richtig!), derart, daß der Staat die Produktionsmittel, Kapital und Werkzeug einzieht und als Geueralunternehmer an die Stelle des Einzelunternehmers tritt. (Sehr richtig!) Nun ist es aber den Freunden der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung (Cvupouschncider!) nicht zu ver¬ denken, wenn sie sagen: Ihr versprecht zwar goldne Berge, wird aber das neue Unternehmen auch gehn? wird der Staat, wenn er eine unerhört schwierige Auf¬ gabe übernimmt, auch leisten können, was ihr versprecht? (Wissenschaftlich be¬ wiesen!) Nein, meine Herren, das kann die Wissenschaft nicht beweisen. Die Wissenschaft hat ihre hohen theoretischen Aufgaben — und ich würde der letzte sein, der den Wert der Wissenschaft herabsetzte —, aber in praktischen Dingen ent¬ scheidet das Experiment. Und die Experimente, die Sie angestellt haben, beweisen gegen Ihre Behauptungen. (Murren. Quatschkvpp! Rumler! Wort entzogen!) Herr Vorsitzender, ich frage um, ob Sie beabsichtigen, auch die gegnerische Meinung zu Worte kommen zu lassen? Genossen, sagte der Vorsitzende, laßt doch den Mann reden. Es ist za acht uninteressant, einmal zu erfahren, wie sich in solchem Kopfe die Welt malt. Also bitte —

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/341
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/341>, abgerufen am 01.07.2024.