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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Nachbessern: mitunter muß man freilich umlenken und wieder zurückfahren, wenn
man auf dem Holzwege war, aber dasselbe Tasten und Suchen bemerken wir überall,
und nur im Steigen weitet sich der Blick.

Wir haben das vorausgeschickt, um den Leser zu beruhigen, denn etwas
hetervdox und häretisch fühlen wir uns, was den Teufel und sein Gebiet anlangt,
doch. Inmitten aller der Mysterien, die wir über das Wesen Gottes, die Schöpfung
und das Guadeuheil statuieren müssen, um uns nicht mit dein großen oder dem
kleinen Katechismus zu überwerfen, steht uns der eine Umstand ganz besonders
klar vor Augen, daß Gott mit dem Teufel kämpft, und daß der ungeduldige
Ausruf: ,,Dn' schlag doch Gott den Teufel tot!" leerer Wortschwall ist. Wir meinen,
und ganz orthodox ist das allerdings nicht, wenn er es könnte, würde er es längst
gethan haben. Warum das so ist, und wie sich damit die göttliche Allmacht reimt,
lassen wir "ans sich beruhn." Für uus erklärt ein Kampf zwischen zwei einander
fürs erste noch gewachsenen Prinzipen, dem des Lichts und dem der Finsternis, am
besten das, was wir um uus herum und in uus wahrnehmen, und da wir das
Leben vom Standpunkt eines solchen Kampfs betrachten, so wird jedermann gern
zugebe", daß wir für unser System den Teufel sozusagen zu Brote brauchen. Wir
würden uns, wenn plötzlich festgestellt würde, daß es keinen Teufel giebt, vor¬
kommen wie ein Landsknecht, dem infolge eingetretnen allgemeinen Weltfriedens
jede Daseinsberechtigung fehlte. Wir müssen also auf einen gesunden, persönlichen
Teufel halten, wenn wir nicht, wie wir ungern thun würden, unsre ganze Lcbens-
und Weltanschauung umkrempeln sollen.

Hörner und einen Kuhschwanz hat unser Teufel zwar nicht, und mich die
ungleich großartigere und poetischere Schilderung, die Milton von dem gefallnen
Engel giebt, ist uus nie in Fleisch und Blut übergegangen, aber ein Individuum,
das mau aufsitzen lassen und dem man den Schwanz einklemmen kann, ist er für
uus doch. Auch das Tintenglas würden wir, schon ans ökonomischen Gründen,
nicht nach ihm schleudern, aber ihm die Zunge rauszustrecken, ist uus geläufig. Der
Kampf des Lichts und der Finsternis, von dem anch die Bibel spricht, ist ja eben¬
falls etwas sehr Großartiges und Poetisches, aber wir würden doch den Eindruck
eiuer etwas vagen und nebelhaften Auffassung haben, wenn wir uns den täglichen
Kampf, dessen Folgen und begleitende Erscheinungen wir wahrnehmen, lediglich als
ein Ringen zwischen Licht und Finsternis, zwischen Wohlgeruch und Gestank vor¬
stellen dürften, so bezeichnend auch für mauche Kreise das in ihnen herrschende
Gemisch von Licht und Finsternis und -- komischer noch -- von Wohlgeruch und
Gestank sein mag. Ein persönlicher Teufel, der deshalb weder wie ein Ziegenbock
noch wie ein unheimlich geschwollner Pudel auszusehen braucht, der aber flink und
leichtfüßig herumfährt, um zu iutriguieren, zu lügen, zu verdrehen, zu hocken, zu
tanzen und zu schwenzeln, entspricht der Vorstellung, die wir uns von dem gefähr¬
lichen Gegner machen, besser als die tote unthätige Masse der Finsternis, mit der es
doch eigentlich für unsereiner weder Kampf noch Spaß giebt: allerdings umschließt
das Wesen der Finsternis in glücklichster Weise beide Mächte, gegen die es zu kämpfen
gilt: den Teufel als General und die Dummheit als Armee, aber es kommt unsrer
Meinung unes darauf an, sich die beiden getrennt als Rädelsführer und willenlos
folgende Masse zu vergegenwärtigen.

Vielleicht wird die menschliche Dummheit in ihrer Wichtigkeit für die Zwecke
des Teufels bisweilen unterschätzt. Sie ist zwar uicht sein Werk, wie sie ja auch
andrerseits kaum die Schöpfung des hellen, klaren Lichtgottes sein dürfte, aber sie
ist recht eigentlich seine Armee.' Die Dummheit an und für sich dürfte ja, wie das
Chaos, zu dem sie gehört, aus einer frühern Weltperiode stammen, während die
Vermindrung ihres Volumens der Zweck der gegenwärtigen zu sein scheint. Wenn
die Strahlen der göttlichen Wahrheitssonne das letzte noch vorhandne dunkle Gewölk
aufgesogen haben werden, wird der Teufel keine Soldaten mehr haben und vom
lieben Gott unter dem Jubel von Himmel und Erde totgeschlagen werden. Das


Nachbessern: mitunter muß man freilich umlenken und wieder zurückfahren, wenn
man auf dem Holzwege war, aber dasselbe Tasten und Suchen bemerken wir überall,
und nur im Steigen weitet sich der Blick.

Wir haben das vorausgeschickt, um den Leser zu beruhigen, denn etwas
hetervdox und häretisch fühlen wir uns, was den Teufel und sein Gebiet anlangt,
doch. Inmitten aller der Mysterien, die wir über das Wesen Gottes, die Schöpfung
und das Guadeuheil statuieren müssen, um uns nicht mit dein großen oder dem
kleinen Katechismus zu überwerfen, steht uns der eine Umstand ganz besonders
klar vor Augen, daß Gott mit dem Teufel kämpft, und daß der ungeduldige
Ausruf: ,,Dn' schlag doch Gott den Teufel tot!" leerer Wortschwall ist. Wir meinen,
und ganz orthodox ist das allerdings nicht, wenn er es könnte, würde er es längst
gethan haben. Warum das so ist, und wie sich damit die göttliche Allmacht reimt,
lassen wir „ans sich beruhn." Für uus erklärt ein Kampf zwischen zwei einander
fürs erste noch gewachsenen Prinzipen, dem des Lichts und dem der Finsternis, am
besten das, was wir um uus herum und in uus wahrnehmen, und da wir das
Leben vom Standpunkt eines solchen Kampfs betrachten, so wird jedermann gern
zugebe», daß wir für unser System den Teufel sozusagen zu Brote brauchen. Wir
würden uns, wenn plötzlich festgestellt würde, daß es keinen Teufel giebt, vor¬
kommen wie ein Landsknecht, dem infolge eingetretnen allgemeinen Weltfriedens
jede Daseinsberechtigung fehlte. Wir müssen also auf einen gesunden, persönlichen
Teufel halten, wenn wir nicht, wie wir ungern thun würden, unsre ganze Lcbens-
und Weltanschauung umkrempeln sollen.

Hörner und einen Kuhschwanz hat unser Teufel zwar nicht, und mich die
ungleich großartigere und poetischere Schilderung, die Milton von dem gefallnen
Engel giebt, ist uus nie in Fleisch und Blut übergegangen, aber ein Individuum,
das mau aufsitzen lassen und dem man den Schwanz einklemmen kann, ist er für
uus doch. Auch das Tintenglas würden wir, schon ans ökonomischen Gründen,
nicht nach ihm schleudern, aber ihm die Zunge rauszustrecken, ist uus geläufig. Der
Kampf des Lichts und der Finsternis, von dem anch die Bibel spricht, ist ja eben¬
falls etwas sehr Großartiges und Poetisches, aber wir würden doch den Eindruck
eiuer etwas vagen und nebelhaften Auffassung haben, wenn wir uns den täglichen
Kampf, dessen Folgen und begleitende Erscheinungen wir wahrnehmen, lediglich als
ein Ringen zwischen Licht und Finsternis, zwischen Wohlgeruch und Gestank vor¬
stellen dürften, so bezeichnend auch für mauche Kreise das in ihnen herrschende
Gemisch von Licht und Finsternis und — komischer noch — von Wohlgeruch und
Gestank sein mag. Ein persönlicher Teufel, der deshalb weder wie ein Ziegenbock
noch wie ein unheimlich geschwollner Pudel auszusehen braucht, der aber flink und
leichtfüßig herumfährt, um zu iutriguieren, zu lügen, zu verdrehen, zu hocken, zu
tanzen und zu schwenzeln, entspricht der Vorstellung, die wir uns von dem gefähr¬
lichen Gegner machen, besser als die tote unthätige Masse der Finsternis, mit der es
doch eigentlich für unsereiner weder Kampf noch Spaß giebt: allerdings umschließt
das Wesen der Finsternis in glücklichster Weise beide Mächte, gegen die es zu kämpfen
gilt: den Teufel als General und die Dummheit als Armee, aber es kommt unsrer
Meinung unes darauf an, sich die beiden getrennt als Rädelsführer und willenlos
folgende Masse zu vergegenwärtigen.

Vielleicht wird die menschliche Dummheit in ihrer Wichtigkeit für die Zwecke
des Teufels bisweilen unterschätzt. Sie ist zwar uicht sein Werk, wie sie ja auch
andrerseits kaum die Schöpfung des hellen, klaren Lichtgottes sein dürfte, aber sie
ist recht eigentlich seine Armee.' Die Dummheit an und für sich dürfte ja, wie das
Chaos, zu dem sie gehört, aus einer frühern Weltperiode stammen, während die
Vermindrung ihres Volumens der Zweck der gegenwärtigen zu sein scheint. Wenn
die Strahlen der göttlichen Wahrheitssonne das letzte noch vorhandne dunkle Gewölk
aufgesogen haben werden, wird der Teufel keine Soldaten mehr haben und vom
lieben Gott unter dem Jubel von Himmel und Erde totgeschlagen werden. Das


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[0335] Nachbessern: mitunter muß man freilich umlenken und wieder zurückfahren, wenn man auf dem Holzwege war, aber dasselbe Tasten und Suchen bemerken wir überall, und nur im Steigen weitet sich der Blick. Wir haben das vorausgeschickt, um den Leser zu beruhigen, denn etwas hetervdox und häretisch fühlen wir uns, was den Teufel und sein Gebiet anlangt, doch. Inmitten aller der Mysterien, die wir über das Wesen Gottes, die Schöpfung und das Guadeuheil statuieren müssen, um uns nicht mit dein großen oder dem kleinen Katechismus zu überwerfen, steht uns der eine Umstand ganz besonders klar vor Augen, daß Gott mit dem Teufel kämpft, und daß der ungeduldige Ausruf: ,,Dn' schlag doch Gott den Teufel tot!" leerer Wortschwall ist. Wir meinen, und ganz orthodox ist das allerdings nicht, wenn er es könnte, würde er es längst gethan haben. Warum das so ist, und wie sich damit die göttliche Allmacht reimt, lassen wir „ans sich beruhn." Für uus erklärt ein Kampf zwischen zwei einander fürs erste noch gewachsenen Prinzipen, dem des Lichts und dem der Finsternis, am besten das, was wir um uus herum und in uus wahrnehmen, und da wir das Leben vom Standpunkt eines solchen Kampfs betrachten, so wird jedermann gern zugebe», daß wir für unser System den Teufel sozusagen zu Brote brauchen. Wir würden uns, wenn plötzlich festgestellt würde, daß es keinen Teufel giebt, vor¬ kommen wie ein Landsknecht, dem infolge eingetretnen allgemeinen Weltfriedens jede Daseinsberechtigung fehlte. Wir müssen also auf einen gesunden, persönlichen Teufel halten, wenn wir nicht, wie wir ungern thun würden, unsre ganze Lcbens- und Weltanschauung umkrempeln sollen. Hörner und einen Kuhschwanz hat unser Teufel zwar nicht, und mich die ungleich großartigere und poetischere Schilderung, die Milton von dem gefallnen Engel giebt, ist uus nie in Fleisch und Blut übergegangen, aber ein Individuum, das mau aufsitzen lassen und dem man den Schwanz einklemmen kann, ist er für uus doch. Auch das Tintenglas würden wir, schon ans ökonomischen Gründen, nicht nach ihm schleudern, aber ihm die Zunge rauszustrecken, ist uus geläufig. Der Kampf des Lichts und der Finsternis, von dem anch die Bibel spricht, ist ja eben¬ falls etwas sehr Großartiges und Poetisches, aber wir würden doch den Eindruck eiuer etwas vagen und nebelhaften Auffassung haben, wenn wir uns den täglichen Kampf, dessen Folgen und begleitende Erscheinungen wir wahrnehmen, lediglich als ein Ringen zwischen Licht und Finsternis, zwischen Wohlgeruch und Gestank vor¬ stellen dürften, so bezeichnend auch für mauche Kreise das in ihnen herrschende Gemisch von Licht und Finsternis und — komischer noch — von Wohlgeruch und Gestank sein mag. Ein persönlicher Teufel, der deshalb weder wie ein Ziegenbock noch wie ein unheimlich geschwollner Pudel auszusehen braucht, der aber flink und leichtfüßig herumfährt, um zu iutriguieren, zu lügen, zu verdrehen, zu hocken, zu tanzen und zu schwenzeln, entspricht der Vorstellung, die wir uns von dem gefähr¬ lichen Gegner machen, besser als die tote unthätige Masse der Finsternis, mit der es doch eigentlich für unsereiner weder Kampf noch Spaß giebt: allerdings umschließt das Wesen der Finsternis in glücklichster Weise beide Mächte, gegen die es zu kämpfen gilt: den Teufel als General und die Dummheit als Armee, aber es kommt unsrer Meinung unes darauf an, sich die beiden getrennt als Rädelsführer und willenlos folgende Masse zu vergegenwärtigen. Vielleicht wird die menschliche Dummheit in ihrer Wichtigkeit für die Zwecke des Teufels bisweilen unterschätzt. Sie ist zwar uicht sein Werk, wie sie ja auch andrerseits kaum die Schöpfung des hellen, klaren Lichtgottes sein dürfte, aber sie ist recht eigentlich seine Armee.' Die Dummheit an und für sich dürfte ja, wie das Chaos, zu dem sie gehört, aus einer frühern Weltperiode stammen, während die Vermindrung ihres Volumens der Zweck der gegenwärtigen zu sein scheint. Wenn die Strahlen der göttlichen Wahrheitssonne das letzte noch vorhandne dunkle Gewölk aufgesogen haben werden, wird der Teufel keine Soldaten mehr haben und vom lieben Gott unter dem Jubel von Himmel und Erde totgeschlagen werden. Das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/335>, abgerufen am 01.07.2024.