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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Stelle war also damals allbekannt und galt als hochheilig, Sie war ferner
nach Verrius Flacms, der nnter Tiberius starb (bei Festus S. 177), dnrch
einen Mg'or lapig in <üvwitio als loous lunösws bezeichnet, galt aber auch
als Grab des Faustulus oder gar des Hostus Hostilius, dessen Enkel der
dritte König Roms Tullus Hostilius n>ar, und der Grieche Dionysios von Hali-
karnassos weiß in derselben Zeit zu berichten (111. 1, 1, 87), daß Hostus
Hostilius oder Faustulus an dein wichtigsten Orte des Forums bei der Redner-
bühne bestattet nud einer lobenden Inschrift gewürdigt worden sei, meint also
offenbar dieselbe Stätte. Diese Angaben vervollständigt der gelehrte Antiquar
M, Terentius Varro (1- 28 v. Chr.) durch die weitern Nachrichten, Romulus
sei in rostris oder xrc> roLtris bestattet worden, und zur Erinnerung seien zwei
Löwen dort angebracht gewesen (beim Scholiasten zu Horazens Ep. 16, 13f.).
Faßt man das alles zusammen, so ergiebt sich mit großer Wahrscheinlichkeit
folgendes: das aufgedeckte Heiligtum enthielt das Grab des mythischen Romulus,
war also ein Hervor des Stadtgründers nud lag als solches auf dem
Markte, wie z. B. das deS Theseus in Athen. Die beiden seitlichen Postamente
trugen wohl die Löwen, die ja oft genug als schützende Symbole Denkmäler
und Gräber bezeichneten, wie das Löwenthor in Mykenä, das Massengrab der
bei Chairvneia 338 gefallnen Thebaner, das Grab des Mausollvs n. n. in., das
Ganze war aber kein eigentliches Grab, fondern nach einer Deutung des Herrn
Prof. Franz Stndniezka in Leipzig ein Altar mit Opfergrnbe, wie sich deren in
Griechenland und Italien in unterweltlichen Kulten nachweisen lassen.") Dagegen



Herr Prof. Studniczka war so freundlich, mir eine Aufzeichnung darüber zur Ver¬
fügung zu stellen, indem er sich ausführliche Begründung vorbehält. "Das; das Feld aus lapis Mg'in- in dem wahrscheinlich cäsnrischen Pflaster des Comi-
tiums das vermeintliche Romulusgrnb überdeckte, kann schwerlich noch bezweifelt werden. Und
daß an dieser Stelle spätestens vom sechsten Jahrhundert an ein dauernder Kultus stattfand, beweist
die von Scwignoni analysierte "t-ip" votiva (Opfcrschutt). Das architektonische Hauptdenkmal
dieses Kultusplatzes bilden nun die beiden "Postamente", von denen, auf gemeinsamer Schwelle,
große Teile des charakteristisch altitalischen, von Basen und Altären her bekannten Profils, eines
schiveren lesbischen Kymas sDoppelwellenlcistej, übrig sind. Wohl möglich, das; die entsprechenden
Oberstücke dieser zwei "Basen" einst die beiden von Vnrro erwähnten Löwen trugen, wie wir
sie auf Grabdenkmälern wiederfinden. Aber aus dieser ihrer Funktion erklärt sich nicht die
ganze Form des Monuments. Die beiden Teile sind hinten durch eine dünne Querwand zu
einem "Hufeisen" verbunden, und das so umfaßte Rechteck ist, von der Vorderschwelle abgesehen,
nicht gepflastert, sondern besteht tief hinab aus schwarzer, wie Herr Boni mir sagt, nschenhal-
tiger Erde. Es wird eine Art seitlich zugänglicher Opfergrube gewesen sein, die sich zu den
gewöhnlichen, besonders aus den Kabirentempcln bekannten Opfergruben ähnlich verhielt wie
ein Kammergrab zu einem Schachtgrabc. Der vorn lose hingelegte flache Stein mag zum
Schlachten der Opfertiere gedient haben. Das ganze Denkmal wäre somit ein chthonischer Altar,
nach Art des von Pausanius 8, is,5 beschriebnen "Huakinthosgrabes" in Amyklä, nur daß
dort die zum ^"^""v sTotenopfer bringens dienende Öffnung uicht offen blieb, sondern
durch eine Bronzethür verschlossen werden konnte. Solche Thüraltäre sind auf römischen
Münzen und auf italischen Vasen dargestellt. Eine der unsrigen sehr genau entsprechende, nur
kleinere Anlage vor einem cyprischen Tcmenos hat Ohnefalsch-Richter ohne weiteres als Altar
aufgefaßt (Kupros, Tafel 4, 1). Auch das vermeintliche Grab vor der Thür des alten Tempels
auf dem Mrrun tiiauZMars zu Pompeji möchte wenigstens ursprünglich ein solcher Altar
gewesen sein. Die Analogie des "Hyatinthosgrabes" mit den, "Romulusgrnbe" wäre be

Stelle war also damals allbekannt und galt als hochheilig, Sie war ferner
nach Verrius Flacms, der nnter Tiberius starb (bei Festus S. 177), dnrch
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als Grab des Faustulus oder gar des Hostus Hostilius, dessen Enkel der
dritte König Roms Tullus Hostilius n>ar, und der Grieche Dionysios von Hali-
karnassos weiß in derselben Zeit zu berichten (111. 1, 1, 87), daß Hostus
Hostilius oder Faustulus an dein wichtigsten Orte des Forums bei der Redner-
bühne bestattet nud einer lobenden Inschrift gewürdigt worden sei, meint also
offenbar dieselbe Stätte. Diese Angaben vervollständigt der gelehrte Antiquar
M, Terentius Varro (1- 28 v. Chr.) durch die weitern Nachrichten, Romulus
sei in rostris oder xrc> roLtris bestattet worden, und zur Erinnerung seien zwei
Löwen dort angebracht gewesen (beim Scholiasten zu Horazens Ep. 16, 13f.).
Faßt man das alles zusammen, so ergiebt sich mit großer Wahrscheinlichkeit
folgendes: das aufgedeckte Heiligtum enthielt das Grab des mythischen Romulus,
war also ein Hervor des Stadtgründers nud lag als solches auf dem
Markte, wie z. B. das deS Theseus in Athen. Die beiden seitlichen Postamente
trugen wohl die Löwen, die ja oft genug als schützende Symbole Denkmäler
und Gräber bezeichneten, wie das Löwenthor in Mykenä, das Massengrab der
bei Chairvneia 338 gefallnen Thebaner, das Grab des Mausollvs n. n. in., das
Ganze war aber kein eigentliches Grab, fondern nach einer Deutung des Herrn
Prof. Franz Stndniezka in Leipzig ein Altar mit Opfergrnbe, wie sich deren in
Griechenland und Italien in unterweltlichen Kulten nachweisen lassen.") Dagegen



Herr Prof. Studniczka war so freundlich, mir eine Aufzeichnung darüber zur Ver¬
fügung zu stellen, indem er sich ausführliche Begründung vorbehält. „Das; das Feld aus lapis Mg'in- in dem wahrscheinlich cäsnrischen Pflaster des Comi-
tiums das vermeintliche Romulusgrnb überdeckte, kann schwerlich noch bezweifelt werden. Und
daß an dieser Stelle spätestens vom sechsten Jahrhundert an ein dauernder Kultus stattfand, beweist
die von Scwignoni analysierte »t-ip« votiva (Opfcrschutt). Das architektonische Hauptdenkmal
dieses Kultusplatzes bilden nun die beiden »Postamente«, von denen, auf gemeinsamer Schwelle,
große Teile des charakteristisch altitalischen, von Basen und Altären her bekannten Profils, eines
schiveren lesbischen Kymas sDoppelwellenlcistej, übrig sind. Wohl möglich, das; die entsprechenden
Oberstücke dieser zwei »Basen« einst die beiden von Vnrro erwähnten Löwen trugen, wie wir
sie auf Grabdenkmälern wiederfinden. Aber aus dieser ihrer Funktion erklärt sich nicht die
ganze Form des Monuments. Die beiden Teile sind hinten durch eine dünne Querwand zu
einem »Hufeisen« verbunden, und das so umfaßte Rechteck ist, von der Vorderschwelle abgesehen,
nicht gepflastert, sondern besteht tief hinab aus schwarzer, wie Herr Boni mir sagt, nschenhal-
tiger Erde. Es wird eine Art seitlich zugänglicher Opfergrube gewesen sein, die sich zu den
gewöhnlichen, besonders aus den Kabirentempcln bekannten Opfergruben ähnlich verhielt wie
ein Kammergrab zu einem Schachtgrabc. Der vorn lose hingelegte flache Stein mag zum
Schlachten der Opfertiere gedient haben. Das ganze Denkmal wäre somit ein chthonischer Altar,
nach Art des von Pausanius 8, is,5 beschriebnen »Huakinthosgrabes« in Amyklä, nur daß
dort die zum ^«^««v sTotenopfer bringens dienende Öffnung uicht offen blieb, sondern
durch eine Bronzethür verschlossen werden konnte. Solche Thüraltäre sind auf römischen
Münzen und auf italischen Vasen dargestellt. Eine der unsrigen sehr genau entsprechende, nur
kleinere Anlage vor einem cyprischen Tcmenos hat Ohnefalsch-Richter ohne weiteres als Altar
aufgefaßt (Kupros, Tafel 4, 1). Auch das vermeintliche Grab vor der Thür des alten Tempels
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[0319] Stelle war also damals allbekannt und galt als hochheilig, Sie war ferner nach Verrius Flacms, der nnter Tiberius starb (bei Festus S. 177), dnrch einen Mg'or lapig in <üvwitio als loous lunösws bezeichnet, galt aber auch als Grab des Faustulus oder gar des Hostus Hostilius, dessen Enkel der dritte König Roms Tullus Hostilius n>ar, und der Grieche Dionysios von Hali- karnassos weiß in derselben Zeit zu berichten (111. 1, 1, 87), daß Hostus Hostilius oder Faustulus an dein wichtigsten Orte des Forums bei der Redner- bühne bestattet nud einer lobenden Inschrift gewürdigt worden sei, meint also offenbar dieselbe Stätte. Diese Angaben vervollständigt der gelehrte Antiquar M, Terentius Varro (1- 28 v. Chr.) durch die weitern Nachrichten, Romulus sei in rostris oder xrc> roLtris bestattet worden, und zur Erinnerung seien zwei Löwen dort angebracht gewesen (beim Scholiasten zu Horazens Ep. 16, 13f.). Faßt man das alles zusammen, so ergiebt sich mit großer Wahrscheinlichkeit folgendes: das aufgedeckte Heiligtum enthielt das Grab des mythischen Romulus, war also ein Hervor des Stadtgründers nud lag als solches auf dem Markte, wie z. B. das deS Theseus in Athen. Die beiden seitlichen Postamente trugen wohl die Löwen, die ja oft genug als schützende Symbole Denkmäler und Gräber bezeichneten, wie das Löwenthor in Mykenä, das Massengrab der bei Chairvneia 338 gefallnen Thebaner, das Grab des Mausollvs n. n. in., das Ganze war aber kein eigentliches Grab, fondern nach einer Deutung des Herrn Prof. Franz Stndniezka in Leipzig ein Altar mit Opfergrnbe, wie sich deren in Griechenland und Italien in unterweltlichen Kulten nachweisen lassen.") Dagegen Herr Prof. Studniczka war so freundlich, mir eine Aufzeichnung darüber zur Ver¬ fügung zu stellen, indem er sich ausführliche Begründung vorbehält. „Das; das Feld aus lapis Mg'in- in dem wahrscheinlich cäsnrischen Pflaster des Comi- tiums das vermeintliche Romulusgrnb überdeckte, kann schwerlich noch bezweifelt werden. Und daß an dieser Stelle spätestens vom sechsten Jahrhundert an ein dauernder Kultus stattfand, beweist die von Scwignoni analysierte »t-ip« votiva (Opfcrschutt). Das architektonische Hauptdenkmal dieses Kultusplatzes bilden nun die beiden »Postamente«, von denen, auf gemeinsamer Schwelle, große Teile des charakteristisch altitalischen, von Basen und Altären her bekannten Profils, eines schiveren lesbischen Kymas sDoppelwellenlcistej, übrig sind. Wohl möglich, das; die entsprechenden Oberstücke dieser zwei »Basen« einst die beiden von Vnrro erwähnten Löwen trugen, wie wir sie auf Grabdenkmälern wiederfinden. Aber aus dieser ihrer Funktion erklärt sich nicht die ganze Form des Monuments. Die beiden Teile sind hinten durch eine dünne Querwand zu einem »Hufeisen« verbunden, und das so umfaßte Rechteck ist, von der Vorderschwelle abgesehen, nicht gepflastert, sondern besteht tief hinab aus schwarzer, wie Herr Boni mir sagt, nschenhal- tiger Erde. Es wird eine Art seitlich zugänglicher Opfergrube gewesen sein, die sich zu den gewöhnlichen, besonders aus den Kabirentempcln bekannten Opfergruben ähnlich verhielt wie ein Kammergrab zu einem Schachtgrabc. Der vorn lose hingelegte flache Stein mag zum Schlachten der Opfertiere gedient haben. Das ganze Denkmal wäre somit ein chthonischer Altar, nach Art des von Pausanius 8, is,5 beschriebnen »Huakinthosgrabes« in Amyklä, nur daß dort die zum ^«^««v sTotenopfer bringens dienende Öffnung uicht offen blieb, sondern durch eine Bronzethür verschlossen werden konnte. Solche Thüraltäre sind auf römischen Münzen und auf italischen Vasen dargestellt. Eine der unsrigen sehr genau entsprechende, nur kleinere Anlage vor einem cyprischen Tcmenos hat Ohnefalsch-Richter ohne weiteres als Altar aufgefaßt (Kupros, Tafel 4, 1). Auch das vermeintliche Grab vor der Thür des alten Tempels auf dem Mrrun tiiauZMars zu Pompeji möchte wenigstens ursprünglich ein solcher Altar gewesen sein. Die Analogie des »Hyatinthosgrabes« mit den, »Romulusgrnbe« wäre be

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/319>, abgerufen am 01.07.2024.