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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor DuttmiUler und sein Freund

tiere, das sei nicht zu verantworten und nicht zu dulden. Darauf feste er sich an
die Spitze der Freßgevattern und stürmte die Küche. Die Duttmüllern verteidigte
ihr Reich mit Heldenmut, aber sie wurde überwältigt und mußte sich bequemen,
die Pastetchen und den Suppenwein herauszugeben. Das wurde im Triumphe
hinaufgetragen, und so wurde wild und gefräßig ein Einleitungsessen gehalten, zu
dem Bolze einen Einleitnngstoast mit einer Extraeinleitung hielt. Hierdurch wurde
der Humor wesentlich gebessert, nicht aber die gesellschaftlichen Formen. Gut, daß
die gnädige Frau nicht dabei war. Egon war an diesem Tage unwohl -- nichts
erhebliches -- Schwindelanfälle. Dies benutzte die gnädige Frau als willkommnen
Vorwand, selbst auch daheim zu bleiben, um ihren Egon zu Pflegen, das heißt, ihm
so lange Reden zu halten, bis es ihm wieder schwindlig wurde.

Endlich kam Duttmüller, und zwar unbemerkt, da er den Siebendorfer Weg
eingeschlagen hatte. Man hörte den Wagen auf den Hof fahren, und darauf die
Frau Duttmüller, die ernstlich ungehalten rief: Aber Louis! aber Louis! ich dachte
schon, du kämst gar nicht wieder. Und wir sitzen hier wie die Affen im Kasten und
warten. Und der Braten ist schon ganz verbräkelt, und die Kartoffeln kann kein
Mensch genießen.

Kauns nicht ändern, erwiderte Duttmüller. Hättet ja ohne mich essen
können.

Wilh dn dir einbildest! Und wie wäre das überhaupt gegangen? Und du
hättest heute auch nicht aufzufahren brauchen. Ich will dir was sagen: Deine
Patienten wären nicht gleich gestorben, wenn dn auch einmal nicht alle Tage ge¬
kommen wärst. Die Leute sagen sowieso schon, daß du sie überläufst.

Das verstehst du nicht.

Nach gemessener Zeit, und nachdem er sich in Wichs geworfen hatte, erschien
der Doktor unter seinen Gästen, entschuldigte sich mit höchst wichtigen Fällen, die vor¬
gelegen hätten, fand aber damit keinen rechten Glauben, nicht einmal bei Alice, die
doch sonst geneigt war, alles, was ihren Mann anging, zu entschuldigen und zum
besten zu kehren. Onkel Alfons aber rief: Wo zum Heuler bleiben Sie denn,
Doktor, meinen Sie denn, daß wir Klapperschlangen sind und sechs Wochen hungern
können?

Wichtige Fälle --

Ah! puh! Bei euch Doktors ist immer alles höchst wichtig, als wenn die
Welt gleich untergehn müßte, wenn ihr nicht dabei seid. Es wäre viel bester,
ihr redetet nicht soviel hinein und überließet es der Natur, sich selber zu helfen.
Na ja, dann gäbe es freilich auch keine so schönen Doktorrechnungen, und wo bliebe
der Apotheker? Sagen Sie mal, Doktor, wieviel Tantieme kriegen Sie denn von
dem Nodesheimer Apotheker?

Der Doktor nahm die Sache für einen Scherz, lächelte etwas gezwungen
und schaute sich nach der Suppe um. Der dicke Schulze schlug sich aufs Knie
und lachte aus vollem Halse, und Bolze erklärte mit Vorbemerkungen, daß zu seiner
Zeit Tantiemen an die Ärzte nicht gezahlt worden seien, und daß es ein Skandal
sei, wenn es jetzt geschähe.

Was wollen Sie, sagte Onkel Alfons, die Medizin ist ein Gewerbe wie andre
auch. Geld machen, das ist der Zweck davon.

Damit war die Tonart gegeben, die von nun an festgehalten wurde. Mau
war aufgeräumt, nun legte sich keinen Zwang auf, man riß Witze, und der Tauf¬
vater mußte die Kosten tragen. Dieser ließ sich das nicht anfechten, sondern führte
sich sein Festessen mit Ausdauer und Gründlichkeit zu Gemüt, kaum daß er sich
bewege" ließ, drei Worte zur Begrüßung der Gäste zu sagen. Und als zum Nach¬
tisch der Täufling herumgereicht wurde, da war ihm der Käse auf seinem Butter¬
brot viel wichtiger als dieses wichtige Ereignis. Der Schulze war bester Laune
und lachte als Biedermann über alles, was sich irgend belachen ließ, und Kathrinchen,
seine Tochter, saß da, erfüllt von der Bedeutung der Stunde, stumm und mit im-


Doktor DuttmiUler und sein Freund

tiere, das sei nicht zu verantworten und nicht zu dulden. Darauf feste er sich an
die Spitze der Freßgevattern und stürmte die Küche. Die Duttmüllern verteidigte
ihr Reich mit Heldenmut, aber sie wurde überwältigt und mußte sich bequemen,
die Pastetchen und den Suppenwein herauszugeben. Das wurde im Triumphe
hinaufgetragen, und so wurde wild und gefräßig ein Einleitungsessen gehalten, zu
dem Bolze einen Einleitnngstoast mit einer Extraeinleitung hielt. Hierdurch wurde
der Humor wesentlich gebessert, nicht aber die gesellschaftlichen Formen. Gut, daß
die gnädige Frau nicht dabei war. Egon war an diesem Tage unwohl — nichts
erhebliches — Schwindelanfälle. Dies benutzte die gnädige Frau als willkommnen
Vorwand, selbst auch daheim zu bleiben, um ihren Egon zu Pflegen, das heißt, ihm
so lange Reden zu halten, bis es ihm wieder schwindlig wurde.

Endlich kam Duttmüller, und zwar unbemerkt, da er den Siebendorfer Weg
eingeschlagen hatte. Man hörte den Wagen auf den Hof fahren, und darauf die
Frau Duttmüller, die ernstlich ungehalten rief: Aber Louis! aber Louis! ich dachte
schon, du kämst gar nicht wieder. Und wir sitzen hier wie die Affen im Kasten und
warten. Und der Braten ist schon ganz verbräkelt, und die Kartoffeln kann kein
Mensch genießen.

Kauns nicht ändern, erwiderte Duttmüller. Hättet ja ohne mich essen
können.

Wilh dn dir einbildest! Und wie wäre das überhaupt gegangen? Und du
hättest heute auch nicht aufzufahren brauchen. Ich will dir was sagen: Deine
Patienten wären nicht gleich gestorben, wenn dn auch einmal nicht alle Tage ge¬
kommen wärst. Die Leute sagen sowieso schon, daß du sie überläufst.

Das verstehst du nicht.

Nach gemessener Zeit, und nachdem er sich in Wichs geworfen hatte, erschien
der Doktor unter seinen Gästen, entschuldigte sich mit höchst wichtigen Fällen, die vor¬
gelegen hätten, fand aber damit keinen rechten Glauben, nicht einmal bei Alice, die
doch sonst geneigt war, alles, was ihren Mann anging, zu entschuldigen und zum
besten zu kehren. Onkel Alfons aber rief: Wo zum Heuler bleiben Sie denn,
Doktor, meinen Sie denn, daß wir Klapperschlangen sind und sechs Wochen hungern
können?

Wichtige Fälle —

Ah! puh! Bei euch Doktors ist immer alles höchst wichtig, als wenn die
Welt gleich untergehn müßte, wenn ihr nicht dabei seid. Es wäre viel bester,
ihr redetet nicht soviel hinein und überließet es der Natur, sich selber zu helfen.
Na ja, dann gäbe es freilich auch keine so schönen Doktorrechnungen, und wo bliebe
der Apotheker? Sagen Sie mal, Doktor, wieviel Tantieme kriegen Sie denn von
dem Nodesheimer Apotheker?

Der Doktor nahm die Sache für einen Scherz, lächelte etwas gezwungen
und schaute sich nach der Suppe um. Der dicke Schulze schlug sich aufs Knie
und lachte aus vollem Halse, und Bolze erklärte mit Vorbemerkungen, daß zu seiner
Zeit Tantiemen an die Ärzte nicht gezahlt worden seien, und daß es ein Skandal
sei, wenn es jetzt geschähe.

Was wollen Sie, sagte Onkel Alfons, die Medizin ist ein Gewerbe wie andre
auch. Geld machen, das ist der Zweck davon.

Damit war die Tonart gegeben, die von nun an festgehalten wurde. Mau
war aufgeräumt, nun legte sich keinen Zwang auf, man riß Witze, und der Tauf¬
vater mußte die Kosten tragen. Dieser ließ sich das nicht anfechten, sondern führte
sich sein Festessen mit Ausdauer und Gründlichkeit zu Gemüt, kaum daß er sich
bewege« ließ, drei Worte zur Begrüßung der Gäste zu sagen. Und als zum Nach¬
tisch der Täufling herumgereicht wurde, da war ihm der Käse auf seinem Butter¬
brot viel wichtiger als dieses wichtige Ereignis. Der Schulze war bester Laune
und lachte als Biedermann über alles, was sich irgend belachen ließ, und Kathrinchen,
seine Tochter, saß da, erfüllt von der Bedeutung der Stunde, stumm und mit im-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/290>, abgerufen am 01.07.2024.