Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.Die britische Regierung ergab. Soweit die Geschäfte das Staatssekretariat betrafen oder von sehr Nach vorübergehenden Versuchen, die bis auf Jakob I. zurückreichen, ent¬ Weit jüngern Ursprungs ist der Ausschuß für Erziehung. Im Jahre 1832 Aus nicht minder bescheidnen Ansängen wie die Behörde für den Unter¬ Die britische Regierung ergab. Soweit die Geschäfte das Staatssekretariat betrafen oder von sehr Nach vorübergehenden Versuchen, die bis auf Jakob I. zurückreichen, ent¬ Weit jüngern Ursprungs ist der Ausschuß für Erziehung. Im Jahre 1832 Aus nicht minder bescheidnen Ansängen wie die Behörde für den Unter¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0208" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237494"/> <fw type="header" place="top"> Die britische Regierung</fw><lb/> <p xml:id="ID_1076" prev="#ID_1075"> ergab. Soweit die Geschäfte das Staatssekretariat betrafen oder von sehr<lb/> großem Umfang waren, lag es nahe, zu ihrer Bewältigung neue Staatssekretär-<lb/> Posten zu schaffen. Das Leben der Neuzeit erzeugte jedoch Bedürfnisse, von<lb/> denen die alte Regierung noch keine Ahnung gehabt hatte, die wichtig genug<lb/> waren, um eine besondre Behandlung zu erfahren, aber nicht wichtig genug,<lb/> die Errichtung eines neuen Staatssekretariats zu rechtfertigen. In dieser Ver¬<lb/> legenheit hielt man es für das beste, auf den guten Geheimen Rat zurückzu¬<lb/> greifen und aus ihm kleine Ausschüsse zur Befriedigung der neuen Bedürfnisse<lb/> zu schaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1077"> Nach vorübergehenden Versuchen, die bis auf Jakob I. zurückreichen, ent¬<lb/> stand unter Karl II. zugleich mit dem Rat für die Pflanzungen ein Rat für<lb/> Handelssachen, der nach verschiednen Änderungen 1786 feste Gestalt erhielt.<lb/> Eine Reihe von Jahren wurden die Geschäfte in den Sitzungen des Rats<lb/> erledigt. Aber wie im Schatzamt ist die kollegialische Behandlung schou lange<lb/> nichts als ein Schein. Die Mitglieder des Ausschusses würden auch gnr nicht<lb/> die Zeit haben, sich neben ihren eignen Amtsgeschäften den äußerst mannig¬<lb/> faltigen des Handelsamts zu widmen, die jetzt nicht bloß Handelsaugelegeu-<lb/> heiten und Statistik, sondern auch Eisenbahnen, Schiffahrt, Fischerei, Häfen,<lb/> Küstenbelenchtnng, Patentwesen, Lebensversicherungsgesellschaften usw. umfassen.<lb/> Spricht man also heute vom Handelsamte, so meint man nicht den Ausschuß<lb/> des Geheimen Rats, den es angeblich vorstellt, sondern nur den Präsidenten<lb/> dieses Ausschusses und die unter ihm stehenden Beamten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1078"> Weit jüngern Ursprungs ist der Ausschuß für Erziehung. Im Jahre 1832<lb/> hatte das Parlament 20000 Pfund zur Unterstützung von Schulen bewilligt<lb/> und ihre Verteilung dem Schatzamt übertragen. Als 1839 die Summe ans<lb/> 30000 erhöht wurde, hielt die Negierung es für angebracht, der bis dahin<lb/> güuzlich vernachlässigten Volkserziehung etwas Aufmerksamkeit zuzuwenden, und<lb/> beauftragte damit einen Ausschuß des Geheimen Rats. Zu dem Ausschüsse<lb/> gehörten, außer dem Lvrdprüsidenten, wie bei allen solchen Ausschüssen, die<lb/> Staatssekretäre und die wichtigsten Mitglieder des Kabinetts, sowie ein Vize¬<lb/> präsident, dein die wirkliche Arbeit zufiel. Überstürzender Reformeifer ließ sich<lb/> diesen Herren nicht nachweisen. Sie ließen sich Zeit bis 1870, bevor sie die<lb/> allgemeine Schulpflicht einführten. Am 1. April 1900 hat der Ausschuß einer<lb/> besondern Behörde (IZoarä ot' IZcluLÄkicm) mit erweiterten Vollmachten für den<lb/> in starker Verwirrung liegenden höhern Unterricht Platz gemacht. In ihrer<lb/> Znsammensetzung ist die neue Abteilung für den Unterricht dem frühern Aus¬<lb/> schüsse ziemlich ähnlich. An der Spitze steht der Lordpräsident des Geheimen<lb/> Rats, der Herzog von Devonshire, der sie im Kabinett vertritt., Der wirkliche<lb/> Untcrrichtsmimstcr, Sir John Gorst, hat in das gegenwärtige zwanzigköpfige<lb/> Kabinett keine Aufnahme gefunden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1079" next="#ID_1080"> Aus nicht minder bescheidnen Ansängen wie die Behörde für den Unter¬<lb/> richt hat sich die für die Landwirtschaft entwickelt. Sie hat ihren Ursprung<lb/> in einem kleinen Ausschusse des Rats, dessen Aufgabe es war, die Ausführung<lb/> des Viehseuchengesetzes von 1867 und des Gesetzes von 1877 über schädliche<lb/> Insekten zu überwachen. Daneben bestand eine Landkommission für die Be-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0208]
Die britische Regierung
ergab. Soweit die Geschäfte das Staatssekretariat betrafen oder von sehr
großem Umfang waren, lag es nahe, zu ihrer Bewältigung neue Staatssekretär-
Posten zu schaffen. Das Leben der Neuzeit erzeugte jedoch Bedürfnisse, von
denen die alte Regierung noch keine Ahnung gehabt hatte, die wichtig genug
waren, um eine besondre Behandlung zu erfahren, aber nicht wichtig genug,
die Errichtung eines neuen Staatssekretariats zu rechtfertigen. In dieser Ver¬
legenheit hielt man es für das beste, auf den guten Geheimen Rat zurückzu¬
greifen und aus ihm kleine Ausschüsse zur Befriedigung der neuen Bedürfnisse
zu schaffen.
Nach vorübergehenden Versuchen, die bis auf Jakob I. zurückreichen, ent¬
stand unter Karl II. zugleich mit dem Rat für die Pflanzungen ein Rat für
Handelssachen, der nach verschiednen Änderungen 1786 feste Gestalt erhielt.
Eine Reihe von Jahren wurden die Geschäfte in den Sitzungen des Rats
erledigt. Aber wie im Schatzamt ist die kollegialische Behandlung schou lange
nichts als ein Schein. Die Mitglieder des Ausschusses würden auch gnr nicht
die Zeit haben, sich neben ihren eignen Amtsgeschäften den äußerst mannig¬
faltigen des Handelsamts zu widmen, die jetzt nicht bloß Handelsaugelegeu-
heiten und Statistik, sondern auch Eisenbahnen, Schiffahrt, Fischerei, Häfen,
Küstenbelenchtnng, Patentwesen, Lebensversicherungsgesellschaften usw. umfassen.
Spricht man also heute vom Handelsamte, so meint man nicht den Ausschuß
des Geheimen Rats, den es angeblich vorstellt, sondern nur den Präsidenten
dieses Ausschusses und die unter ihm stehenden Beamten.
Weit jüngern Ursprungs ist der Ausschuß für Erziehung. Im Jahre 1832
hatte das Parlament 20000 Pfund zur Unterstützung von Schulen bewilligt
und ihre Verteilung dem Schatzamt übertragen. Als 1839 die Summe ans
30000 erhöht wurde, hielt die Negierung es für angebracht, der bis dahin
güuzlich vernachlässigten Volkserziehung etwas Aufmerksamkeit zuzuwenden, und
beauftragte damit einen Ausschuß des Geheimen Rats. Zu dem Ausschüsse
gehörten, außer dem Lvrdprüsidenten, wie bei allen solchen Ausschüssen, die
Staatssekretäre und die wichtigsten Mitglieder des Kabinetts, sowie ein Vize¬
präsident, dein die wirkliche Arbeit zufiel. Überstürzender Reformeifer ließ sich
diesen Herren nicht nachweisen. Sie ließen sich Zeit bis 1870, bevor sie die
allgemeine Schulpflicht einführten. Am 1. April 1900 hat der Ausschuß einer
besondern Behörde (IZoarä ot' IZcluLÄkicm) mit erweiterten Vollmachten für den
in starker Verwirrung liegenden höhern Unterricht Platz gemacht. In ihrer
Znsammensetzung ist die neue Abteilung für den Unterricht dem frühern Aus¬
schüsse ziemlich ähnlich. An der Spitze steht der Lordpräsident des Geheimen
Rats, der Herzog von Devonshire, der sie im Kabinett vertritt., Der wirkliche
Untcrrichtsmimstcr, Sir John Gorst, hat in das gegenwärtige zwanzigköpfige
Kabinett keine Aufnahme gefunden.
Aus nicht minder bescheidnen Ansängen wie die Behörde für den Unter¬
richt hat sich die für die Landwirtschaft entwickelt. Sie hat ihren Ursprung
in einem kleinen Ausschusse des Rats, dessen Aufgabe es war, die Ausführung
des Viehseuchengesetzes von 1867 und des Gesetzes von 1877 über schädliche
Insekten zu überwachen. Daneben bestand eine Landkommission für die Be-
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