Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.Das evangelische Stift zu Tübingen Es liegt zum Schluß nahe, die Frage aufzuwerfen, wer denn von den Ludwig Norden Das evangelische ^>list zu Tübingen von der Reformation bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts von Albert Landenberger las evangelische Stift in Tübingen, diese alte, aber hente noch Das evangelische Stift zu Tübingen Es liegt zum Schluß nahe, die Frage aufzuwerfen, wer denn von den Ludwig Norden Das evangelische ^>list zu Tübingen von der Reformation bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts von Albert Landenberger las evangelische Stift in Tübingen, diese alte, aber hente noch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0368" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236892"/> <fw type="header" place="top"> Das evangelische Stift zu Tübingen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1390"> Es liegt zum Schluß nahe, die Frage aufzuwerfen, wer denn von den<lb/> Kardinälen die meisten Aussichten habe, den Stuhl Se. Petri nach Leo XIII.<lb/> zu besteigen. So oft anch Voraussagungen über den künftigen Papst gemacht<lb/> worden sind, so selten sind sie eingetroffen. Ein altes Sprichwort sagt, daß<lb/> wer als Papst in das Konklave einzieht, als Kardinal wieder heraus kommt.<lb/> Eine seltne Ausnahme ist die Wahl Leos XIII. gewesen, der schon mehrere<lb/> Jahre vorher von drei italienischen Schriftstellern, Pnppalettere, Bonghi und<lb/> de Cesare, übereinstimmend als Nachfolger von Pius IX. bezeichnet worden war.<lb/> Eine solche Prophezeiung setzt aber eine ganz genaue Kenntnis der vatikanischen<lb/> Kreise und Stimmungen voraus, die dem Verfasser dieser Zeilen vollkommen<lb/> fehlt. Nur soviel sei erwähnt, daß in der letzten Zeit unter andern besonders<lb/> die Kardinäle Svampa, der Erzbischof von Bologna, Sarto, der Erzbischof<lb/> von Venedig, ferner Vanutelli, Parocchi und endlich Gottl, ein Karmeliter¬<lb/> mönch, als v^xadilss, d. h. als Kandidaten für die Pnpstwürde genannt<lb/> wurden: wie man sieht, ganz im Einklang mit dem, was wir eben ausgeführt<lb/> haben, nur Italiener.</p><lb/> <note type="byline"> Ludwig Norden</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das evangelische ^>list zu Tübingen<lb/> von der Reformation bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts<lb/><note type="byline"> von Albert Landenberger</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1391" next="#ID_1392"> las evangelische Stift in Tübingen, diese alte, aber hente noch<lb/> blühende Bildungsstätte der württembergischen Theologen, die<lb/> nicht bloß ans die Entwicklung der Theologie und der Kirche<lb/> dieses Landes, sondern auch auf den Gang der wiirttembergischen<lb/> Geschichte überhaupt einen großen Einfluß ausgeübt hat, verdankt<lb/> seinen Ursprung der Einführung der Reformation in Württemberg. Als Herzog<lb/> Ulrich durch die siegreiche Schlacht bei Lauffen sein Land zurückerobert hatte,<lb/> war für ihn die Reformation der Klöster und der Stifte eine der wichtigsten,<lb/> aber auch eine der schwierigsten Aufgaben seiner Regierung. Ebenso schwierig<lb/> war die Reformation der Universität und der Schulen. Widerwillig hatte sich<lb/> die Universität Tübingen uach der Entlassung der altgläubigen Theologen in<lb/> die neue Ordnung gefügt. Der Rat Melanchthons und die organisatorische<lb/> Thätigkeit von Johannes Brenz, den der Herzog ans einige Zeit nach Tübingen<lb/> berief, halfen dem Herzog, die Universität nach den Grundsätzen des Protestan¬<lb/> tismus allmählich umgestalten. Der Herzog beabsichtigte dabei nach dem Mar¬<lb/> burger Vorbild die Gründung einer Stipendiatenanstalt, nicht bloß um Theo¬<lb/> logen, sondern überhaupt um tüchtige Beamte für sein Land heranzuziehn. Er<lb/> errichtete zu diesem Zweck im Jahre 1537 eine Stiftung, die von den einzelnen<lb/> Städten und Ämtern des Landes unterstützt werden mußte. Arme, gottes-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0368]
Das evangelische Stift zu Tübingen
Es liegt zum Schluß nahe, die Frage aufzuwerfen, wer denn von den
Kardinälen die meisten Aussichten habe, den Stuhl Se. Petri nach Leo XIII.
zu besteigen. So oft anch Voraussagungen über den künftigen Papst gemacht
worden sind, so selten sind sie eingetroffen. Ein altes Sprichwort sagt, daß
wer als Papst in das Konklave einzieht, als Kardinal wieder heraus kommt.
Eine seltne Ausnahme ist die Wahl Leos XIII. gewesen, der schon mehrere
Jahre vorher von drei italienischen Schriftstellern, Pnppalettere, Bonghi und
de Cesare, übereinstimmend als Nachfolger von Pius IX. bezeichnet worden war.
Eine solche Prophezeiung setzt aber eine ganz genaue Kenntnis der vatikanischen
Kreise und Stimmungen voraus, die dem Verfasser dieser Zeilen vollkommen
fehlt. Nur soviel sei erwähnt, daß in der letzten Zeit unter andern besonders
die Kardinäle Svampa, der Erzbischof von Bologna, Sarto, der Erzbischof
von Venedig, ferner Vanutelli, Parocchi und endlich Gottl, ein Karmeliter¬
mönch, als v^xadilss, d. h. als Kandidaten für die Pnpstwürde genannt
wurden: wie man sieht, ganz im Einklang mit dem, was wir eben ausgeführt
haben, nur Italiener.
Ludwig Norden
Das evangelische ^>list zu Tübingen
von der Reformation bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts
von Albert Landenberger
las evangelische Stift in Tübingen, diese alte, aber hente noch
blühende Bildungsstätte der württembergischen Theologen, die
nicht bloß ans die Entwicklung der Theologie und der Kirche
dieses Landes, sondern auch auf den Gang der wiirttembergischen
Geschichte überhaupt einen großen Einfluß ausgeübt hat, verdankt
seinen Ursprung der Einführung der Reformation in Württemberg. Als Herzog
Ulrich durch die siegreiche Schlacht bei Lauffen sein Land zurückerobert hatte,
war für ihn die Reformation der Klöster und der Stifte eine der wichtigsten,
aber auch eine der schwierigsten Aufgaben seiner Regierung. Ebenso schwierig
war die Reformation der Universität und der Schulen. Widerwillig hatte sich
die Universität Tübingen uach der Entlassung der altgläubigen Theologen in
die neue Ordnung gefügt. Der Rat Melanchthons und die organisatorische
Thätigkeit von Johannes Brenz, den der Herzog ans einige Zeit nach Tübingen
berief, halfen dem Herzog, die Universität nach den Grundsätzen des Protestan¬
tismus allmählich umgestalten. Der Herzog beabsichtigte dabei nach dem Mar¬
burger Vorbild die Gründung einer Stipendiatenanstalt, nicht bloß um Theo¬
logen, sondern überhaupt um tüchtige Beamte für sein Land heranzuziehn. Er
errichtete zu diesem Zweck im Jahre 1537 eine Stiftung, die von den einzelnen
Städten und Ämtern des Landes unterstützt werden mußte. Arme, gottes-
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