Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Knrscichsische ^treifzüge

als der Kurfürst herannaht, mehrmals bitten, den blutüberströmten Mann nicht
mit einem Wutausbruche zu empfangen, die dargebotne Hand weist er mit
höhnenden und kalten Worten zurück, und als er nachts gegen 2 Uhr vor der
Pfarre von Schirmenitz vom Rosse stieg, rief er den Seinigen mit cynischer
Roheit zu: "Rüstet mir das Mahl, denn ich bin den ganzen Tag ans der
Jagd gewesen und habe ein Schwein gefangen, das sehr fett ist/' Es heißt
in den Veuezianischen Depeschen vom Kaiserhofe (Wien, 1892) II, Seite 237:
(?ionto Oesüi'ö all' Al1oAAig,in,6illo 6t 8inontgtc) as, <za.og.II0, tutto g-llsAro ausso,
xg,r czMnto si g.turris,, s-tu sui: "1'röpg.rg.tsini ela. <z<zug, psr" vus tutto lie"M
8vn stg-to g. ogWg, et no xreso it xoroo, eng ö molto Arie88v." Nicht nur die
Zurückdrängung des Protestantismus, sondern die Vernichtung jedes selb¬
ständigen Reichsfürstentums ist sein Ziel, das Reich soll in die spanische Welt-
monarchie eingegliedert werden. Daher die treulose, allem damaligen deutscheu
Brauch hohnsprechende Behandlung Philipps von Hessen, die an Aldas Ver¬
fahren gegen Egmont und Hoorn erinnert, daher die übermütigen Reden des
spanischen Gefolges, die uns die Venezianischen Gesandten <S. 250) überliefern:
"der Kaiser befinde sich jetzt an einem Ziele, wo kein Fürst mehr seinen Wünschen
widerstehn könne. Also müsse sich ihm ein jeder fügen und gehorchen und
müsse ihm die unumschränkte Herrschaft über die Welt überlassen," daher die
heimtückische und gemeine Art, dnrch ein Kriegsgericht über Johann Friedrich
ein Todesurteil fällen zu lassen und dadurch die Kapitulation von Wittenberg
zu erzwingen. Die Schuld an diesen Vorkommnissen trägt allerdings der Kaiser
nicht allein, sondern mit ihm thun es seine Räte und Beichtiger, in denen schon
der Geist des Ignatius Loyoln lebendig war; denn sie wollten ihn sogar mit
dem Hinweise auf Gottes drohende:? Zorn dazu überreden, den gefangnen Ketzer
wirklich hinrichten zu lassen. So heißt es in den Depeschen aus dem Lager
vor Wittenberg am 13. Mai 1547: II Jenes, vonnzssoi' al Lösars l?e<Zro als
Lolo) se it r"ZU6ut,6 ?iMrog, (Dr. ^olignn KZusrog) si sono sloroig-ti von 0Z'ni
lor xotiZi'ö all pörsunÄörs die al Dueg, si toglisssg ig, vitg, se clivssi ob.6 bgnno
xg.rlg.to g Lug. Mi^gz^-gA ravlto AgH'Iig,rclg.in0mes in eins8eg. ingtsrig, 6i<zsnä0:
"Ohs g.8pottg Vrg. Mu elf läclio, ebs öl Irg, 6g.to tutto ciussw vitwris 8olg-
mövts pöronv fg-voreAZiatk gllg, rsliZiono obristigng. 0 pöreb." <zg.8t,iZ'llig.es ki
nimioi 8ol, venAg. g.ne.0 xsrsonglmsnto in tsrrg. g. äirvieluz Iig.bbig.eg g. puniro
<ze>8tui, <zd.6 v 8es.to ogpo al tantg. Irsrösig, et vo8> Ariincl" ininrieo gllg. verg.
reli^loro all LKri8to?"

Eine Empfindung davou, daß man mit dem evangelischen Bekenntnis auch
die nationale Freiheit verliere, ünßerte sich sogar in den untern Schichten des
Volkes. Mit Staunen und mit Grauen sahen die Deutschen dieser Zeit die
gelbsandiger, schwarzbärtigen, kraushaarigen Kriegsknechte und die bleiche"
Spitzgesichter der spanischen. Offiziere und Geheimräte als Herren im Lande
schalten; mit Ingrimm werden die Vaueru von Paußnitz und Schirmenitz das
Gelände, auf dem Karls Heer vor und nach der Mühlberger Schlacht rastete,
als den "Spanierberg" verflucht haben. Und wie es in den Dörfern jenseits
der Elbe herging, in denen Karls Reiter unmittelbar nach der Schlacht rasteten,
erkennt man aus dem Berichte des Blumberger Bauern George Dorn an den
Amtmann von Großeichnin, wo es von den "Hhßpmiiern" heißt, daß sie "mir
alles das Meine am Gute, wiewohl ichs geringe achte, aber das Allerhöchste
und Herzlichste, wein liebes Weib und Kinder angebunden, geschlagen und
gezwungen zu sagen: Wo ist Geld, wo hastu Kleider, Betten, zinnen Gefäße
und all dein Hausrat, das sie mit viel harten schlegelt sagen und alles an¬
zeigen müssen und also alles genommen, Rotznase und viel Wunden, die nicht
zu schreiben sein. ..." oder man lese die Schilderungen des Bartholomäus
Sastrow (herausgegeben von Mohnike), der wenig Tage nach der Schlacht


Knrscichsische ^treifzüge

als der Kurfürst herannaht, mehrmals bitten, den blutüberströmten Mann nicht
mit einem Wutausbruche zu empfangen, die dargebotne Hand weist er mit
höhnenden und kalten Worten zurück, und als er nachts gegen 2 Uhr vor der
Pfarre von Schirmenitz vom Rosse stieg, rief er den Seinigen mit cynischer
Roheit zu: „Rüstet mir das Mahl, denn ich bin den ganzen Tag ans der
Jagd gewesen und habe ein Schwein gefangen, das sehr fett ist/' Es heißt
in den Veuezianischen Depeschen vom Kaiserhofe (Wien, 1892) II, Seite 237:
(?ionto Oesüi'ö all' Al1oAAig,in,6illo 6t 8inontgtc) as, <za.og.II0, tutto g-llsAro ausso,
xg,r czMnto si g.turris,, s-tu sui: „1'röpg.rg.tsini ela. <z<zug, psr» vus tutto lie»M
8vn stg-to g. ogWg, et no xreso it xoroo, eng ö molto Arie88v." Nicht nur die
Zurückdrängung des Protestantismus, sondern die Vernichtung jedes selb¬
ständigen Reichsfürstentums ist sein Ziel, das Reich soll in die spanische Welt-
monarchie eingegliedert werden. Daher die treulose, allem damaligen deutscheu
Brauch hohnsprechende Behandlung Philipps von Hessen, die an Aldas Ver¬
fahren gegen Egmont und Hoorn erinnert, daher die übermütigen Reden des
spanischen Gefolges, die uns die Venezianischen Gesandten <S. 250) überliefern:
„der Kaiser befinde sich jetzt an einem Ziele, wo kein Fürst mehr seinen Wünschen
widerstehn könne. Also müsse sich ihm ein jeder fügen und gehorchen und
müsse ihm die unumschränkte Herrschaft über die Welt überlassen," daher die
heimtückische und gemeine Art, dnrch ein Kriegsgericht über Johann Friedrich
ein Todesurteil fällen zu lassen und dadurch die Kapitulation von Wittenberg
zu erzwingen. Die Schuld an diesen Vorkommnissen trägt allerdings der Kaiser
nicht allein, sondern mit ihm thun es seine Räte und Beichtiger, in denen schon
der Geist des Ignatius Loyoln lebendig war; denn sie wollten ihn sogar mit
dem Hinweise auf Gottes drohende:? Zorn dazu überreden, den gefangnen Ketzer
wirklich hinrichten zu lassen. So heißt es in den Depeschen aus dem Lager
vor Wittenberg am 13. Mai 1547: II Jenes, vonnzssoi' al Lösars l?e<Zro als
Lolo) se it r«ZU6ut,6 ?iMrog, (Dr. ^olignn KZusrog) si sono sloroig-ti von 0Z'ni
lor xotiZi'ö all pörsunÄörs die al Dueg, si toglisssg ig, vitg, se clivssi ob.6 bgnno
xg.rlg.to g Lug. Mi^gz^-gA ravlto AgH'Iig,rclg.in0mes in eins8eg. ingtsrig, 6i<zsnä0:
„Ohs g.8pottg Vrg. Mu elf läclio, ebs öl Irg, 6g.to tutto ciussw vitwris 8olg-
mövts pöronv fg-voreAZiatk gllg, rsliZiono obristigng. 0 pöreb.« <zg.8t,iZ'llig.es ki
nimioi 8ol, venAg. g.ne.0 xsrsonglmsnto in tsrrg. g. äirvieluz Iig.bbig.eg g. puniro
<ze>8tui, <zd.6 v 8es.to ogpo al tantg. Irsrösig, et vo8> Ariincl« ininrieo gllg. verg.
reli^loro all LKri8to?"

Eine Empfindung davou, daß man mit dem evangelischen Bekenntnis auch
die nationale Freiheit verliere, ünßerte sich sogar in den untern Schichten des
Volkes. Mit Staunen und mit Grauen sahen die Deutschen dieser Zeit die
gelbsandiger, schwarzbärtigen, kraushaarigen Kriegsknechte und die bleiche»
Spitzgesichter der spanischen. Offiziere und Geheimräte als Herren im Lande
schalten; mit Ingrimm werden die Vaueru von Paußnitz und Schirmenitz das
Gelände, auf dem Karls Heer vor und nach der Mühlberger Schlacht rastete,
als den „Spanierberg" verflucht haben. Und wie es in den Dörfern jenseits
der Elbe herging, in denen Karls Reiter unmittelbar nach der Schlacht rasteten,
erkennt man aus dem Berichte des Blumberger Bauern George Dorn an den
Amtmann von Großeichnin, wo es von den „Hhßpmiiern" heißt, daß sie „mir
alles das Meine am Gute, wiewohl ichs geringe achte, aber das Allerhöchste
und Herzlichste, wein liebes Weib und Kinder angebunden, geschlagen und
gezwungen zu sagen: Wo ist Geld, wo hastu Kleider, Betten, zinnen Gefäße
und all dein Hausrat, das sie mit viel harten schlegelt sagen und alles an¬
zeigen müssen und also alles genommen, Rotznase und viel Wunden, die nicht
zu schreiben sein. ..." oder man lese die Schilderungen des Bartholomäus
Sastrow (herausgegeben von Mohnike), der wenig Tage nach der Schlacht


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0658" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236480"/>
          <fw type="header" place="top"> Knrscichsische ^treifzüge</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2467" prev="#ID_2466"> als der Kurfürst herannaht, mehrmals bitten, den blutüberströmten Mann nicht<lb/>
mit einem Wutausbruche zu empfangen, die dargebotne Hand weist er mit<lb/>
höhnenden und kalten Worten zurück, und als er nachts gegen 2 Uhr vor der<lb/>
Pfarre von Schirmenitz vom Rosse stieg, rief er den Seinigen mit cynischer<lb/>
Roheit zu: &#x201E;Rüstet mir das Mahl, denn ich bin den ganzen Tag ans der<lb/>
Jagd gewesen und habe ein Schwein gefangen, das sehr fett ist/' Es heißt<lb/>
in den Veuezianischen Depeschen vom Kaiserhofe (Wien, 1892) II, Seite 237:<lb/>
(?ionto Oesüi'ö all' Al1oAAig,in,6illo 6t 8inontgtc) as, &lt;za.og.II0, tutto g-llsAro ausso,<lb/>
xg,r czMnto si g.turris,, s-tu sui: &#x201E;1'röpg.rg.tsini ela. &lt;z&lt;zug, psr» vus tutto lie»M<lb/>
8vn stg-to g. ogWg, et no xreso it xoroo, eng ö molto Arie88v." Nicht nur die<lb/>
Zurückdrängung des Protestantismus, sondern die Vernichtung jedes selb¬<lb/>
ständigen Reichsfürstentums ist sein Ziel, das Reich soll in die spanische Welt-<lb/>
monarchie eingegliedert werden. Daher die treulose, allem damaligen deutscheu<lb/>
Brauch hohnsprechende Behandlung Philipps von Hessen, die an Aldas Ver¬<lb/>
fahren gegen Egmont und Hoorn erinnert, daher die übermütigen Reden des<lb/>
spanischen Gefolges, die uns die Venezianischen Gesandten &lt;S. 250) überliefern:<lb/>
&#x201E;der Kaiser befinde sich jetzt an einem Ziele, wo kein Fürst mehr seinen Wünschen<lb/>
widerstehn könne. Also müsse sich ihm ein jeder fügen und gehorchen und<lb/>
müsse ihm die unumschränkte Herrschaft über die Welt überlassen," daher die<lb/>
heimtückische und gemeine Art, dnrch ein Kriegsgericht über Johann Friedrich<lb/>
ein Todesurteil fällen zu lassen und dadurch die Kapitulation von Wittenberg<lb/>
zu erzwingen. Die Schuld an diesen Vorkommnissen trägt allerdings der Kaiser<lb/>
nicht allein, sondern mit ihm thun es seine Räte und Beichtiger, in denen schon<lb/>
der Geist des Ignatius Loyoln lebendig war; denn sie wollten ihn sogar mit<lb/>
dem Hinweise auf Gottes drohende:? Zorn dazu überreden, den gefangnen Ketzer<lb/>
wirklich hinrichten zu lassen. So heißt es in den Depeschen aus dem Lager<lb/>
vor Wittenberg am 13. Mai 1547: II Jenes, vonnzssoi' al Lösars l?e&lt;Zro als<lb/>
Lolo) se it r«ZU6ut,6 ?iMrog, (Dr. ^olignn KZusrog) si sono sloroig-ti von 0Z'ni<lb/>
lor xotiZi'ö all pörsunÄörs die al Dueg, si toglisssg ig, vitg, se clivssi ob.6 bgnno<lb/>
xg.rlg.to g Lug. Mi^gz^-gA ravlto AgH'Iig,rclg.in0mes in eins8eg. ingtsrig, 6i&lt;zsnä0:<lb/>
&#x201E;Ohs g.8pottg Vrg. Mu elf läclio, ebs öl Irg, 6g.to tutto ciussw vitwris 8olg-<lb/>
mövts pöronv fg-voreAZiatk gllg, rsliZiono obristigng. 0 pöreb.« &lt;zg.8t,iZ'llig.es ki<lb/>
nimioi 8ol, venAg. g.ne.0 xsrsonglmsnto in tsrrg. g. äirvieluz Iig.bbig.eg g. puniro<lb/>
&lt;ze&gt;8tui, &lt;zd.6 v 8es.to ogpo al tantg. Irsrösig, et vo8&gt; Ariincl« ininrieo gllg. verg.<lb/>
reli^loro all LKri8to?"</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2468" next="#ID_2469"> Eine Empfindung davou, daß man mit dem evangelischen Bekenntnis auch<lb/>
die nationale Freiheit verliere, ünßerte sich sogar in den untern Schichten des<lb/>
Volkes. Mit Staunen und mit Grauen sahen die Deutschen dieser Zeit die<lb/>
gelbsandiger, schwarzbärtigen, kraushaarigen Kriegsknechte und die bleiche»<lb/>
Spitzgesichter der spanischen. Offiziere und Geheimräte als Herren im Lande<lb/>
schalten; mit Ingrimm werden die Vaueru von Paußnitz und Schirmenitz das<lb/>
Gelände, auf dem Karls Heer vor und nach der Mühlberger Schlacht rastete,<lb/>
als den &#x201E;Spanierberg" verflucht haben. Und wie es in den Dörfern jenseits<lb/>
der Elbe herging, in denen Karls Reiter unmittelbar nach der Schlacht rasteten,<lb/>
erkennt man aus dem Berichte des Blumberger Bauern George Dorn an den<lb/>
Amtmann von Großeichnin, wo es von den &#x201E;Hhßpmiiern" heißt, daß sie &#x201E;mir<lb/>
alles das Meine am Gute, wiewohl ichs geringe achte, aber das Allerhöchste<lb/>
und Herzlichste, wein liebes Weib und Kinder angebunden, geschlagen und<lb/>
gezwungen zu sagen: Wo ist Geld, wo hastu Kleider, Betten, zinnen Gefäße<lb/>
und all dein Hausrat, das sie mit viel harten schlegelt sagen und alles an¬<lb/>
zeigen müssen und also alles genommen, Rotznase und viel Wunden, die nicht<lb/>
zu schreiben sein. ..." oder man lese die Schilderungen des Bartholomäus<lb/>
Sastrow (herausgegeben von Mohnike), der wenig Tage nach der Schlacht</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0658] Knrscichsische ^treifzüge als der Kurfürst herannaht, mehrmals bitten, den blutüberströmten Mann nicht mit einem Wutausbruche zu empfangen, die dargebotne Hand weist er mit höhnenden und kalten Worten zurück, und als er nachts gegen 2 Uhr vor der Pfarre von Schirmenitz vom Rosse stieg, rief er den Seinigen mit cynischer Roheit zu: „Rüstet mir das Mahl, denn ich bin den ganzen Tag ans der Jagd gewesen und habe ein Schwein gefangen, das sehr fett ist/' Es heißt in den Veuezianischen Depeschen vom Kaiserhofe (Wien, 1892) II, Seite 237: (?ionto Oesüi'ö all' Al1oAAig,in,6illo 6t 8inontgtc) as, <za.og.II0, tutto g-llsAro ausso, xg,r czMnto si g.turris,, s-tu sui: „1'röpg.rg.tsini ela. <z<zug, psr» vus tutto lie»M 8vn stg-to g. ogWg, et no xreso it xoroo, eng ö molto Arie88v." Nicht nur die Zurückdrängung des Protestantismus, sondern die Vernichtung jedes selb¬ ständigen Reichsfürstentums ist sein Ziel, das Reich soll in die spanische Welt- monarchie eingegliedert werden. Daher die treulose, allem damaligen deutscheu Brauch hohnsprechende Behandlung Philipps von Hessen, die an Aldas Ver¬ fahren gegen Egmont und Hoorn erinnert, daher die übermütigen Reden des spanischen Gefolges, die uns die Venezianischen Gesandten <S. 250) überliefern: „der Kaiser befinde sich jetzt an einem Ziele, wo kein Fürst mehr seinen Wünschen widerstehn könne. Also müsse sich ihm ein jeder fügen und gehorchen und müsse ihm die unumschränkte Herrschaft über die Welt überlassen," daher die heimtückische und gemeine Art, dnrch ein Kriegsgericht über Johann Friedrich ein Todesurteil fällen zu lassen und dadurch die Kapitulation von Wittenberg zu erzwingen. Die Schuld an diesen Vorkommnissen trägt allerdings der Kaiser nicht allein, sondern mit ihm thun es seine Räte und Beichtiger, in denen schon der Geist des Ignatius Loyoln lebendig war; denn sie wollten ihn sogar mit dem Hinweise auf Gottes drohende:? Zorn dazu überreden, den gefangnen Ketzer wirklich hinrichten zu lassen. So heißt es in den Depeschen aus dem Lager vor Wittenberg am 13. Mai 1547: II Jenes, vonnzssoi' al Lösars l?e<Zro als Lolo) se it r«ZU6ut,6 ?iMrog, (Dr. ^olignn KZusrog) si sono sloroig-ti von 0Z'ni lor xotiZi'ö all pörsunÄörs die al Dueg, si toglisssg ig, vitg, se clivssi ob.6 bgnno xg.rlg.to g Lug. Mi^gz^-gA ravlto AgH'Iig,rclg.in0mes in eins8eg. ingtsrig, 6i<zsnä0: „Ohs g.8pottg Vrg. Mu elf läclio, ebs öl Irg, 6g.to tutto ciussw vitwris 8olg- mövts pöronv fg-voreAZiatk gllg, rsliZiono obristigng. 0 pöreb.« <zg.8t,iZ'llig.es ki nimioi 8ol, venAg. g.ne.0 xsrsonglmsnto in tsrrg. g. äirvieluz Iig.bbig.eg g. puniro <ze>8tui, <zd.6 v 8es.to ogpo al tantg. Irsrösig, et vo8> Ariincl« ininrieo gllg. verg. reli^loro all LKri8to?" Eine Empfindung davou, daß man mit dem evangelischen Bekenntnis auch die nationale Freiheit verliere, ünßerte sich sogar in den untern Schichten des Volkes. Mit Staunen und mit Grauen sahen die Deutschen dieser Zeit die gelbsandiger, schwarzbärtigen, kraushaarigen Kriegsknechte und die bleiche» Spitzgesichter der spanischen. Offiziere und Geheimräte als Herren im Lande schalten; mit Ingrimm werden die Vaueru von Paußnitz und Schirmenitz das Gelände, auf dem Karls Heer vor und nach der Mühlberger Schlacht rastete, als den „Spanierberg" verflucht haben. Und wie es in den Dörfern jenseits der Elbe herging, in denen Karls Reiter unmittelbar nach der Schlacht rasteten, erkennt man aus dem Berichte des Blumberger Bauern George Dorn an den Amtmann von Großeichnin, wo es von den „Hhßpmiiern" heißt, daß sie „mir alles das Meine am Gute, wiewohl ichs geringe achte, aber das Allerhöchste und Herzlichste, wein liebes Weib und Kinder angebunden, geschlagen und gezwungen zu sagen: Wo ist Geld, wo hastu Kleider, Betten, zinnen Gefäße und all dein Hausrat, das sie mit viel harten schlegelt sagen und alles an¬ zeigen müssen und also alles genommen, Rotznase und viel Wunden, die nicht zu schreiben sein. ..." oder man lese die Schilderungen des Bartholomäus Sastrow (herausgegeben von Mohnike), der wenig Tage nach der Schlacht

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/658
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/658>, abgerufen am 01.09.2024.