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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Die ergötzlichen Geschichten des Bar-Hebraeus

meine Leiden nicht geduldig trage, was soll ich dann thun? Drittens hätte ich
doch auch in eine schlimmere Grube fallen können, und viertens kann Hilfe nahe
sein, und ich weiß nur nicht davon/' -- Jspaudahar sagte: "Ist ein Roß noch so
flink, braucht es doch die Peitsche; mag ein Weib noch so keusch sein, muß ihr
Mann ein rechter Mann sein, und wenn ein Mann noch so weise ist, so kaun ein
Rat von andern ihm nicht schaden."

3. Nützliche Reden indischer Weisen (18 Geschichten): Ein indischer Weiser
sagte: "Weise Männer sind die, die in ihrer Seele das Leid empfinden; die Narren
leiden mit ihrem Körper." -- Ein andrer sagte: "Sechs Dinge find es, die nicht
stand halten: die Schatten einer Wolke, die Freundschaft eines Thoren, die Liebe
der Weiber, Reichtum im Übermaß, ein tyrannischer Fürst lind lügnerisches Lob." --
Ein Inder sagte: "Eine Wunde, von scharfen Waffen geschlagen, mag rasch heilen;
aber wenn Worte verwundet haben, so heilt dies niemals."

4. Desgleichen hebräischer Weisen (48): Ein jüdischer Weiser sagte: "Für
einen König schickt es sich nicht, seine Rache zu beeilen; kann er sich doch immer
rächen, wenn er Lust hat." -- Ein andrer: "Verlaß dich nicht auf einen Freund,
der leicht in Zorn gerät, mag er sonst mit noch so viel Güte ausgestattet sein." --
Noch einer sagte: "Die Negierung eines Volkes muß zuerst ihr eignes Verhalten
in Ordnung gebracht haben und kann erst dann daran denken, an dem Volk dies
zu unternehmen. Andernfalls würde es ihr gehn wie einem Manne, der den
Schatten eines Gegenstands regeln wollte, bevor er den Gegenstand, zu dem der
Schatten gehört, in Ordnung gesetzt hat." -- Ein Weiser sagte: "Ich habe oft
bereut, daß ich gesprochen habe, aber niemals, daß ich den Mund hielt."

5. Nützliche Reden christlicher Mönche (38): Einer der Brüder, Macarius
von Alexandrin, war ein so vollendeter Christ, daß sogar wilde Tiere seine Freunde
wurden, und er ihre Jungen aufzog. Ein andrer Bruder meinte: "Geh in ein
Mönchskloster, und wenn du in der That ein vollendeter Christ sein willst, so
komm mit den Brüdern dort aus," womit er sogen wollte, daß man leichter mit
wilden Tieren als mit Mönchen zusammenleben könne. -- Abba Ammon, der Ein¬
siedler, suchte einst Abba Antonius ans und sagte zu ihm: "Siehe, ich lebe viel
asketischer als du, und doch bist du beliebter bei deu Gläubigen als ich." Abba
Antonius antwortete: "Das kommt daher, daß ich nicht die Askese, sondern Gott
mehr liebe als du."

6. Nützliche Reden mohammedanischer Könige und Weisen (40): Zu einem
König brachte einst ein Mann ein Paar Schuhe und sagte: "Das sind die Pan¬
toffeln des Propheten." Und der König nahm sie als Geschenk an und belohnte
den Schenker reichlich. Als dieser gegangen war, sagte der König zu seiner Um¬
gebung: "Ich weiß wohl, daß dies nicht die Pantoffeln des Propheten sind; denn
der Mann konnte sie nicht geerbt haben, noch hat er sie gekauft, noch wurden sie
ihm geschenkt. Aber ich fürchtete, man könne mir nacherzählen, ich hätte die Pan¬
toffeln des Propheten zum Geschenk erhalten und kein Wesens daraus gemacht, und
die Menschen möchten mich als nicht stark im Glauben beurteilen." -- Ein König
sagte: "Wenn meine Unterthanen wüßten, wie gern ich Schuld und Fehler verzeihe,
würde keiner ohne Schuld und Fehler sein."

7. Desgleichen von Lehrern und Gelehrten (19): Ein Lehrer gab sich so, als
wenn er von der Antwort des Schülers auf seiue Frage lernen wollte. Man
sagte ihm: "Von einem solchen willst dn lernen?" Er antwortete: "Wohl weiß
ich die Antwort auf diese Frage viel besser als er. Aber ich will ihm das Ver¬
gnügen machen, daß er mich belehren darf, damit sein Eifer im Lernen noch größer
wird." -- Ein andrer sagte: "Laß die weisen Reden, die in den Büchern stecken,
das Kapital sein und die, die du dir selbst daraufhin eingiebst, die Zinsen dieses
Kapitals."


Gren,boten IV 1301 S7
Die ergötzlichen Geschichten des Bar-Hebraeus

meine Leiden nicht geduldig trage, was soll ich dann thun? Drittens hätte ich
doch auch in eine schlimmere Grube fallen können, und viertens kann Hilfe nahe
sein, und ich weiß nur nicht davon/' — Jspaudahar sagte: „Ist ein Roß noch so
flink, braucht es doch die Peitsche; mag ein Weib noch so keusch sein, muß ihr
Mann ein rechter Mann sein, und wenn ein Mann noch so weise ist, so kaun ein
Rat von andern ihm nicht schaden."

3. Nützliche Reden indischer Weisen (18 Geschichten): Ein indischer Weiser
sagte: „Weise Männer sind die, die in ihrer Seele das Leid empfinden; die Narren
leiden mit ihrem Körper." — Ein andrer sagte: „Sechs Dinge find es, die nicht
stand halten: die Schatten einer Wolke, die Freundschaft eines Thoren, die Liebe
der Weiber, Reichtum im Übermaß, ein tyrannischer Fürst lind lügnerisches Lob." —
Ein Inder sagte: „Eine Wunde, von scharfen Waffen geschlagen, mag rasch heilen;
aber wenn Worte verwundet haben, so heilt dies niemals."

4. Desgleichen hebräischer Weisen (48): Ein jüdischer Weiser sagte: „Für
einen König schickt es sich nicht, seine Rache zu beeilen; kann er sich doch immer
rächen, wenn er Lust hat." — Ein andrer: „Verlaß dich nicht auf einen Freund,
der leicht in Zorn gerät, mag er sonst mit noch so viel Güte ausgestattet sein." —
Noch einer sagte: „Die Negierung eines Volkes muß zuerst ihr eignes Verhalten
in Ordnung gebracht haben und kann erst dann daran denken, an dem Volk dies
zu unternehmen. Andernfalls würde es ihr gehn wie einem Manne, der den
Schatten eines Gegenstands regeln wollte, bevor er den Gegenstand, zu dem der
Schatten gehört, in Ordnung gesetzt hat." — Ein Weiser sagte: „Ich habe oft
bereut, daß ich gesprochen habe, aber niemals, daß ich den Mund hielt."

5. Nützliche Reden christlicher Mönche (38): Einer der Brüder, Macarius
von Alexandrin, war ein so vollendeter Christ, daß sogar wilde Tiere seine Freunde
wurden, und er ihre Jungen aufzog. Ein andrer Bruder meinte: „Geh in ein
Mönchskloster, und wenn du in der That ein vollendeter Christ sein willst, so
komm mit den Brüdern dort aus," womit er sogen wollte, daß man leichter mit
wilden Tieren als mit Mönchen zusammenleben könne. — Abba Ammon, der Ein¬
siedler, suchte einst Abba Antonius ans und sagte zu ihm: „Siehe, ich lebe viel
asketischer als du, und doch bist du beliebter bei deu Gläubigen als ich." Abba
Antonius antwortete: „Das kommt daher, daß ich nicht die Askese, sondern Gott
mehr liebe als du."

6. Nützliche Reden mohammedanischer Könige und Weisen (40): Zu einem
König brachte einst ein Mann ein Paar Schuhe und sagte: „Das sind die Pan¬
toffeln des Propheten." Und der König nahm sie als Geschenk an und belohnte
den Schenker reichlich. Als dieser gegangen war, sagte der König zu seiner Um¬
gebung: „Ich weiß wohl, daß dies nicht die Pantoffeln des Propheten sind; denn
der Mann konnte sie nicht geerbt haben, noch hat er sie gekauft, noch wurden sie
ihm geschenkt. Aber ich fürchtete, man könne mir nacherzählen, ich hätte die Pan¬
toffeln des Propheten zum Geschenk erhalten und kein Wesens daraus gemacht, und
die Menschen möchten mich als nicht stark im Glauben beurteilen." — Ein König
sagte: „Wenn meine Unterthanen wüßten, wie gern ich Schuld und Fehler verzeihe,
würde keiner ohne Schuld und Fehler sein."

7. Desgleichen von Lehrern und Gelehrten (19): Ein Lehrer gab sich so, als
wenn er von der Antwort des Schülers auf seiue Frage lernen wollte. Man
sagte ihm: „Von einem solchen willst dn lernen?" Er antwortete: „Wohl weiß
ich die Antwort auf diese Frage viel besser als er. Aber ich will ihm das Ver¬
gnügen machen, daß er mich belehren darf, damit sein Eifer im Lernen noch größer
wird." — Ein andrer sagte: „Laß die weisen Reden, die in den Büchern stecken,
das Kapital sein und die, die du dir selbst daraufhin eingiebst, die Zinsen dieses
Kapitals."


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[0457] Die ergötzlichen Geschichten des Bar-Hebraeus meine Leiden nicht geduldig trage, was soll ich dann thun? Drittens hätte ich doch auch in eine schlimmere Grube fallen können, und viertens kann Hilfe nahe sein, und ich weiß nur nicht davon/' — Jspaudahar sagte: „Ist ein Roß noch so flink, braucht es doch die Peitsche; mag ein Weib noch so keusch sein, muß ihr Mann ein rechter Mann sein, und wenn ein Mann noch so weise ist, so kaun ein Rat von andern ihm nicht schaden." 3. Nützliche Reden indischer Weisen (18 Geschichten): Ein indischer Weiser sagte: „Weise Männer sind die, die in ihrer Seele das Leid empfinden; die Narren leiden mit ihrem Körper." — Ein andrer sagte: „Sechs Dinge find es, die nicht stand halten: die Schatten einer Wolke, die Freundschaft eines Thoren, die Liebe der Weiber, Reichtum im Übermaß, ein tyrannischer Fürst lind lügnerisches Lob." — Ein Inder sagte: „Eine Wunde, von scharfen Waffen geschlagen, mag rasch heilen; aber wenn Worte verwundet haben, so heilt dies niemals." 4. Desgleichen hebräischer Weisen (48): Ein jüdischer Weiser sagte: „Für einen König schickt es sich nicht, seine Rache zu beeilen; kann er sich doch immer rächen, wenn er Lust hat." — Ein andrer: „Verlaß dich nicht auf einen Freund, der leicht in Zorn gerät, mag er sonst mit noch so viel Güte ausgestattet sein." — Noch einer sagte: „Die Negierung eines Volkes muß zuerst ihr eignes Verhalten in Ordnung gebracht haben und kann erst dann daran denken, an dem Volk dies zu unternehmen. Andernfalls würde es ihr gehn wie einem Manne, der den Schatten eines Gegenstands regeln wollte, bevor er den Gegenstand, zu dem der Schatten gehört, in Ordnung gesetzt hat." — Ein Weiser sagte: „Ich habe oft bereut, daß ich gesprochen habe, aber niemals, daß ich den Mund hielt." 5. Nützliche Reden christlicher Mönche (38): Einer der Brüder, Macarius von Alexandrin, war ein so vollendeter Christ, daß sogar wilde Tiere seine Freunde wurden, und er ihre Jungen aufzog. Ein andrer Bruder meinte: „Geh in ein Mönchskloster, und wenn du in der That ein vollendeter Christ sein willst, so komm mit den Brüdern dort aus," womit er sogen wollte, daß man leichter mit wilden Tieren als mit Mönchen zusammenleben könne. — Abba Ammon, der Ein¬ siedler, suchte einst Abba Antonius ans und sagte zu ihm: „Siehe, ich lebe viel asketischer als du, und doch bist du beliebter bei deu Gläubigen als ich." Abba Antonius antwortete: „Das kommt daher, daß ich nicht die Askese, sondern Gott mehr liebe als du." 6. Nützliche Reden mohammedanischer Könige und Weisen (40): Zu einem König brachte einst ein Mann ein Paar Schuhe und sagte: „Das sind die Pan¬ toffeln des Propheten." Und der König nahm sie als Geschenk an und belohnte den Schenker reichlich. Als dieser gegangen war, sagte der König zu seiner Um¬ gebung: „Ich weiß wohl, daß dies nicht die Pantoffeln des Propheten sind; denn der Mann konnte sie nicht geerbt haben, noch hat er sie gekauft, noch wurden sie ihm geschenkt. Aber ich fürchtete, man könne mir nacherzählen, ich hätte die Pan¬ toffeln des Propheten zum Geschenk erhalten und kein Wesens daraus gemacht, und die Menschen möchten mich als nicht stark im Glauben beurteilen." — Ein König sagte: „Wenn meine Unterthanen wüßten, wie gern ich Schuld und Fehler verzeihe, würde keiner ohne Schuld und Fehler sein." 7. Desgleichen von Lehrern und Gelehrten (19): Ein Lehrer gab sich so, als wenn er von der Antwort des Schülers auf seiue Frage lernen wollte. Man sagte ihm: „Von einem solchen willst dn lernen?" Er antwortete: „Wohl weiß ich die Antwort auf diese Frage viel besser als er. Aber ich will ihm das Ver¬ gnügen machen, daß er mich belehren darf, damit sein Eifer im Lernen noch größer wird." — Ein andrer sagte: „Laß die weisen Reden, die in den Büchern stecken, das Kapital sein und die, die du dir selbst daraufhin eingiebst, die Zinsen dieses Kapitals." Gren,boten IV 1301 S7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/457>, abgerufen am 01.09.2024.