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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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8. Nützliche Reden arabischer Asketen und Greise (54): Ein arabischer Asket
traf sich mit dem Gouverneur der Provinz in einer Moschee. Der Gouverneur
sagte zu ihm: "Verlange nur von mir, was du brauchst; ich gewähre es gern."
Darauf antwortete der fromme Mann: "In Gottes Haus verlangt man allein von
Gott." -- Ein andrer Asket wurde gefragt: "Wie konntest du es so leicht über
dich gewinnen, auf die Dinge dieser Welt zu verzichten?" Da antwortete der
fromme Mann: "Ich wußte, daß der Tod sie mir gewaltsam nehmen würde, da
gab ich sie gleich freiwillig auf." -- Ein andrer Asket sah einen König von seiner
Leibwache streng bewacht. Da sagte er: "Hätte er den Menschen nie Unrecht ge¬
than, brauchte er sie nicht zu fürchten." -- Ein Weiser sagte: "Vierzig Jahre
habe ich Gott gebeten, mir eine Bitte zu erfüllen; er hat es noch nicht gethan."
Man fragte ihn: "Welche Bitte hat dir Gott nicht erfüllt?" Der Weise antwortete:
"Daß sich meine Gedanken nicht mit unnützen Dingen abgeben."

9. Aussprüche und Geschichten von Ärzten (44): Ein Arzt wurde gefragt,
welches die passendste Zeit zum Essen sei. Er antwortete: "Für die, die etwas zu
essen haben, wenn sie hungrig sind; für die, die nichts haben, wenn sie etwas zu
essen finden." -- Ein Mann mit schwachem Magen kam zu einem Arzte. Dieser
fragte, wieso er sich unwohl fühle. Der Mann sagte, weil er verbranntes Brot
gegessen habe, und verlangte vom Arzte ein Rezept. Der Arzt sagte darauf, er
wolle ihm eine Augensalbe aufschreiben. Da der Patient meinte, er komme nicht
wegen seiner Augen, erwiderte der Arzt: "Ich weiß das wohl; aber ich möchte
dein Gesicht schärfen, damit du siehst, welches Brot verbrannt ist, und nichts davon
ißt." -- Ein Maler gab seine Profession auf und wurde Arzt. Auf die Frage,
warum er dies gethan habe, antwortete er: "Fehler im Zeichnen und Malen kann
jeder sehen und kritisieren; aber die Irrtümer der ärztlichen Kunst bedeckt die
Erde."

10. Eine Auswahl von Reden unvernünftiger Tiere (17): Eine Ziege stand auf
einem Dach und schmähte einen Wolf. Der Wolf sagte: "Nicht du bist es, der
mich schmäht, sondern dein Standort." -- Ein Hund verfolgte eine Gazelle. Diese
rief ihm zu: "Du wirst mich doch nicht kriegen." "Warum?" fragte der Hund.
Sie sagte: "Ich laufe für mein Leben; du für deinen Herrn, den Jäger."

11. Geschichten von solchen, deren Träume und Ahnungen in Erfüllung ge¬
gangen sind (43): Ein Kaufmann erzählte einem Traumdeuter, er habe geträumt,
sei" roter Hofhund habe mit ihm am Tisch gesessen und gegessen. Der Traum¬
deuter legte das so aus: "Du hast einen skythischer Sklaven, der das Bett deiner
Gattin mit dir teilt." Und siehe es war so. (Diese Kategorie hat wenig Inter¬
esse, und die Auswahl ist schwer. Für die Engländer war übrigens die erzählte
Geschichte zu LuoeKinx, und sie steht lateinisch.)

12. Geschichten von reichen und edelmütigen Männern (16): Ein Armer kam
zu eiueiu als wohlthätig bekannten Mann, um diesen um etwas zu bitten. Während
er mit ihm sprach, setzte der Arme unwillkürlich die Spitze seines Stockes dem
Reichen auf die Zehe und lehnte sich darauf. Der Reiche sagte nichts und gewährte
demi Armen die Bitte. Als ihn seine Umgebung fragte, warum er den Schmerz
ertragen hätte, ohne etwas zu sagen, antwortete er: "Ich scheute mich etwas zu
sagen, damit er sich nicht scheuen solle, etwas zu verlangen."

13. Geschichten von Geizigen (50): Ein Geiziger hatte die Gewohnheit, um
Mitternacht zu essen. Als man ihn nach dem Grunde fragte, antwortete er: "Um
diese Zeit schlafen alle Fliegen und können mir nichts wegfressen, und außerdem
bin ich sicher, daß um Mitternacht kein Bettler an die Thür klopft, um etwas vou
meinem Tische zu verlangen." -- Ein Geiziger empfahl seinem Sohne, sich im
Verkehr mit den Menschen wie ein Schachspieler zu benehmen: "Behalte deine Figuren
und sieh dem andern die seinigen durch Geschicklichkeit und List zu nehmen."


8. Nützliche Reden arabischer Asketen und Greise (54): Ein arabischer Asket
traf sich mit dem Gouverneur der Provinz in einer Moschee. Der Gouverneur
sagte zu ihm: „Verlange nur von mir, was du brauchst; ich gewähre es gern."
Darauf antwortete der fromme Mann: „In Gottes Haus verlangt man allein von
Gott." — Ein andrer Asket wurde gefragt: „Wie konntest du es so leicht über
dich gewinnen, auf die Dinge dieser Welt zu verzichten?" Da antwortete der
fromme Mann: „Ich wußte, daß der Tod sie mir gewaltsam nehmen würde, da
gab ich sie gleich freiwillig auf." — Ein andrer Asket sah einen König von seiner
Leibwache streng bewacht. Da sagte er: „Hätte er den Menschen nie Unrecht ge¬
than, brauchte er sie nicht zu fürchten." — Ein Weiser sagte: „Vierzig Jahre
habe ich Gott gebeten, mir eine Bitte zu erfüllen; er hat es noch nicht gethan."
Man fragte ihn: „Welche Bitte hat dir Gott nicht erfüllt?" Der Weise antwortete:
„Daß sich meine Gedanken nicht mit unnützen Dingen abgeben."

9. Aussprüche und Geschichten von Ärzten (44): Ein Arzt wurde gefragt,
welches die passendste Zeit zum Essen sei. Er antwortete: „Für die, die etwas zu
essen haben, wenn sie hungrig sind; für die, die nichts haben, wenn sie etwas zu
essen finden." — Ein Mann mit schwachem Magen kam zu einem Arzte. Dieser
fragte, wieso er sich unwohl fühle. Der Mann sagte, weil er verbranntes Brot
gegessen habe, und verlangte vom Arzte ein Rezept. Der Arzt sagte darauf, er
wolle ihm eine Augensalbe aufschreiben. Da der Patient meinte, er komme nicht
wegen seiner Augen, erwiderte der Arzt: „Ich weiß das wohl; aber ich möchte
dein Gesicht schärfen, damit du siehst, welches Brot verbrannt ist, und nichts davon
ißt." — Ein Maler gab seine Profession auf und wurde Arzt. Auf die Frage,
warum er dies gethan habe, antwortete er: „Fehler im Zeichnen und Malen kann
jeder sehen und kritisieren; aber die Irrtümer der ärztlichen Kunst bedeckt die
Erde."

10. Eine Auswahl von Reden unvernünftiger Tiere (17): Eine Ziege stand auf
einem Dach und schmähte einen Wolf. Der Wolf sagte: „Nicht du bist es, der
mich schmäht, sondern dein Standort." — Ein Hund verfolgte eine Gazelle. Diese
rief ihm zu: „Du wirst mich doch nicht kriegen." „Warum?" fragte der Hund.
Sie sagte: „Ich laufe für mein Leben; du für deinen Herrn, den Jäger."

11. Geschichten von solchen, deren Träume und Ahnungen in Erfüllung ge¬
gangen sind (43): Ein Kaufmann erzählte einem Traumdeuter, er habe geträumt,
sei» roter Hofhund habe mit ihm am Tisch gesessen und gegessen. Der Traum¬
deuter legte das so aus: „Du hast einen skythischer Sklaven, der das Bett deiner
Gattin mit dir teilt." Und siehe es war so. (Diese Kategorie hat wenig Inter¬
esse, und die Auswahl ist schwer. Für die Engländer war übrigens die erzählte
Geschichte zu LuoeKinx, und sie steht lateinisch.)

12. Geschichten von reichen und edelmütigen Männern (16): Ein Armer kam
zu eiueiu als wohlthätig bekannten Mann, um diesen um etwas zu bitten. Während
er mit ihm sprach, setzte der Arme unwillkürlich die Spitze seines Stockes dem
Reichen auf die Zehe und lehnte sich darauf. Der Reiche sagte nichts und gewährte
demi Armen die Bitte. Als ihn seine Umgebung fragte, warum er den Schmerz
ertragen hätte, ohne etwas zu sagen, antwortete er: „Ich scheute mich etwas zu
sagen, damit er sich nicht scheuen solle, etwas zu verlangen."

13. Geschichten von Geizigen (50): Ein Geiziger hatte die Gewohnheit, um
Mitternacht zu essen. Als man ihn nach dem Grunde fragte, antwortete er: „Um
diese Zeit schlafen alle Fliegen und können mir nichts wegfressen, und außerdem
bin ich sicher, daß um Mitternacht kein Bettler an die Thür klopft, um etwas vou
meinem Tische zu verlangen." — Ein Geiziger empfahl seinem Sohne, sich im
Verkehr mit den Menschen wie ein Schachspieler zu benehmen: „Behalte deine Figuren
und sieh dem andern die seinigen durch Geschicklichkeit und List zu nehmen."


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[0458] 8. Nützliche Reden arabischer Asketen und Greise (54): Ein arabischer Asket traf sich mit dem Gouverneur der Provinz in einer Moschee. Der Gouverneur sagte zu ihm: „Verlange nur von mir, was du brauchst; ich gewähre es gern." Darauf antwortete der fromme Mann: „In Gottes Haus verlangt man allein von Gott." — Ein andrer Asket wurde gefragt: „Wie konntest du es so leicht über dich gewinnen, auf die Dinge dieser Welt zu verzichten?" Da antwortete der fromme Mann: „Ich wußte, daß der Tod sie mir gewaltsam nehmen würde, da gab ich sie gleich freiwillig auf." — Ein andrer Asket sah einen König von seiner Leibwache streng bewacht. Da sagte er: „Hätte er den Menschen nie Unrecht ge¬ than, brauchte er sie nicht zu fürchten." — Ein Weiser sagte: „Vierzig Jahre habe ich Gott gebeten, mir eine Bitte zu erfüllen; er hat es noch nicht gethan." Man fragte ihn: „Welche Bitte hat dir Gott nicht erfüllt?" Der Weise antwortete: „Daß sich meine Gedanken nicht mit unnützen Dingen abgeben." 9. Aussprüche und Geschichten von Ärzten (44): Ein Arzt wurde gefragt, welches die passendste Zeit zum Essen sei. Er antwortete: „Für die, die etwas zu essen haben, wenn sie hungrig sind; für die, die nichts haben, wenn sie etwas zu essen finden." — Ein Mann mit schwachem Magen kam zu einem Arzte. Dieser fragte, wieso er sich unwohl fühle. Der Mann sagte, weil er verbranntes Brot gegessen habe, und verlangte vom Arzte ein Rezept. Der Arzt sagte darauf, er wolle ihm eine Augensalbe aufschreiben. Da der Patient meinte, er komme nicht wegen seiner Augen, erwiderte der Arzt: „Ich weiß das wohl; aber ich möchte dein Gesicht schärfen, damit du siehst, welches Brot verbrannt ist, und nichts davon ißt." — Ein Maler gab seine Profession auf und wurde Arzt. Auf die Frage, warum er dies gethan habe, antwortete er: „Fehler im Zeichnen und Malen kann jeder sehen und kritisieren; aber die Irrtümer der ärztlichen Kunst bedeckt die Erde." 10. Eine Auswahl von Reden unvernünftiger Tiere (17): Eine Ziege stand auf einem Dach und schmähte einen Wolf. Der Wolf sagte: „Nicht du bist es, der mich schmäht, sondern dein Standort." — Ein Hund verfolgte eine Gazelle. Diese rief ihm zu: „Du wirst mich doch nicht kriegen." „Warum?" fragte der Hund. Sie sagte: „Ich laufe für mein Leben; du für deinen Herrn, den Jäger." 11. Geschichten von solchen, deren Träume und Ahnungen in Erfüllung ge¬ gangen sind (43): Ein Kaufmann erzählte einem Traumdeuter, er habe geträumt, sei» roter Hofhund habe mit ihm am Tisch gesessen und gegessen. Der Traum¬ deuter legte das so aus: „Du hast einen skythischer Sklaven, der das Bett deiner Gattin mit dir teilt." Und siehe es war so. (Diese Kategorie hat wenig Inter¬ esse, und die Auswahl ist schwer. Für die Engländer war übrigens die erzählte Geschichte zu LuoeKinx, und sie steht lateinisch.) 12. Geschichten von reichen und edelmütigen Männern (16): Ein Armer kam zu eiueiu als wohlthätig bekannten Mann, um diesen um etwas zu bitten. Während er mit ihm sprach, setzte der Arme unwillkürlich die Spitze seines Stockes dem Reichen auf die Zehe und lehnte sich darauf. Der Reiche sagte nichts und gewährte demi Armen die Bitte. Als ihn seine Umgebung fragte, warum er den Schmerz ertragen hätte, ohne etwas zu sagen, antwortete er: „Ich scheute mich etwas zu sagen, damit er sich nicht scheuen solle, etwas zu verlangen." 13. Geschichten von Geizigen (50): Ein Geiziger hatte die Gewohnheit, um Mitternacht zu essen. Als man ihn nach dem Grunde fragte, antwortete er: „Um diese Zeit schlafen alle Fliegen und können mir nichts wegfressen, und außerdem bin ich sicher, daß um Mitternacht kein Bettler an die Thür klopft, um etwas vou meinem Tische zu verlangen." — Ein Geiziger empfahl seinem Sohne, sich im Verkehr mit den Menschen wie ein Schachspieler zu benehmen: „Behalte deine Figuren und sieh dem andern die seinigen durch Geschicklichkeit und List zu nehmen."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/458>, abgerufen am 28.07.2024.