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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Aber vom rein praktischen, militärischen Standpunkte aus betrachtet war die Art,
wie zu Werke gegangen wurde, so unsinnig, daß man sie sich nur durch die fana¬
tische Zuversicht erklären kaun, von der Gambetta und seine Anhänger getragen
waren, daß das, was man für ein geheiligtes und gerechtes Unternehmen hielt,
unter allen Umständen gelingen müsse. Mißerfolg an sich würde nichts beweisen,
denn Niederlage" erleidet auch eine gut verpflegte und gut geführte Armee. Was
entscheidend erscheint, war die Art des Mißerfolgs, das vullkommne aus dem Leime
gehn aller oder doch so ziemlich aller Gefechtseinheiten, wie wir es bei sämtlichen
von der Regierung der Landesverteidigung aufgestellten und im bunten Wechsel
bald durch Gambetta, bald durch Frehcinet geopferten, bald von unzweifelhaft
sachverständigen Generalen, bald von Stümpern geführten Truppen wahrnehmen.
Das kann nur vorkommen, wenn sich Leute in die Sache mischen, die, bei aller
sonstigen Befähigung, in militärischen Dingen unerfahrne Neulinge sind und keine
Idee von der Verantwortung haben, die einen Befehlenden trifft, wenn er seine
Truppen ungedrillt, mangelhaft bekleidet, summarisch bewaffnet, sporadisch verpflegt,
in den Kampf mit dem Feind und den Elementen schickt. Wenn man auf Kosten
andrer eine gefährliche Kunst ausübt, die mau nicht versteht, so ist der gute Wille,
den man unter Umständen dabei haben mag, keine Entschuldigung für die Ver¬
blendung, die einen über die eigne Unfähigkeit getäuscht hat. Einen guten Einfall
ans strategischen Gebiet kann auch der Laie haben; er kann z. B. im Rechte sein,
wenn er sich unter gegebnen Umständen etwas von einem Angriffe auf die Ver-
Proviantiernngslinicn des Feindes verspricht: die Entscheidung der Frage aber, in¬
wieweit ein solcher Angriff mit dem vorhandnen Material möglich ist, und in
welcher Weise mau ihn ins Werk setzen kann, muß er -- man sollte glauben, das
sähe ein Blinder -- den Leuten vom Fach, den Generalen und ihren Stäben über¬
lassei?. Der große Fehler, den die Regierung der Landesverteidigung begangen hat,
war nicht die Fortsetzung des Kampfes nach den Katastrophen von Sedan und Metz,
sondern die abenteuerliche, jeden Augenblick Plan und Leitung wechselnde, nie mit
dem menschlich Möglichen und den Bedürfnissen der Truppen rechnende Art der
Kriegführung. Und die Schuld hieran tragen nicht die Generale, die von dem un¬
glücklichen abgetriebnen Volke des Verrath bezichtigt worden sind, sondern einzig
und allein Gambetta und Frehcinet, die mit dem Kopf durch die Wand wollten
und sich dazu leider fremder Schädel bedienten.

Wir glauben, daß Frankreich das. was es in den Jahren 1870 und 1871
gelitten hat, seit den Tagen Ludwigs XIV. reichlich um Deutschland verdient hatte,
und wir segnen das günstige Schicksal, das uns erlaubt hat, den Tag der Ver¬
geltung zu erleben: aber nachfühlen können wir es den Franzosen doch, daß ihnen
das über sie hereingcbrochne zu bunt war, und daß sie nach Sedan nicht klein bei-
gaben. Nur daß sie es auf eine so abenteuerliche Weise versuchten, wird uns
schwer zu begreifen, und das würde auch nicht geschehn sein, wenn es damals in
Frankreich noch Befehlende und Gehorchende gegeben hätte, und wenn der Staat
nicht vielmehr wie ein brodelnder Kessel gewesen wäre, aus dem hier ein Schulter¬
knochen, da eine Leber oder ein Herz auftaucht, je nachdem die wallende Flüssigkeit
sie auf die Oberfläche bringt. Der Verratspopanz hat das Kraut erst fett gemacht.
In dem Marguerittischen Buche spukt er zwar, was die Kapitulation von Metz
anlangt, nach wie vor, aber Trochu, Bourbaki, Faidherbe und namentlich Chanzh
gegenüber find die Verfasser gerecht und billig. Man nimmt wohl allgemein an,
daß zu Anfang des Feldzugs die französischen Befehlshaber, die über erprobte
Armeen verfügten, dem strategischen Genie Moltkes nicht gewachsen waren, auch in
der Organisation, dem Material und der Disziplin scheint Frankreich vielfach hinter
Deutschland zurückgestanden zu haben. Daß es sich bei der deutschen Heeresleitung
nicht, wie bisweilen behauptet worden ist, um eine präzise aber etwas ungelenke


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Aber vom rein praktischen, militärischen Standpunkte aus betrachtet war die Art,
wie zu Werke gegangen wurde, so unsinnig, daß man sie sich nur durch die fana¬
tische Zuversicht erklären kaun, von der Gambetta und seine Anhänger getragen
waren, daß das, was man für ein geheiligtes und gerechtes Unternehmen hielt,
unter allen Umständen gelingen müsse. Mißerfolg an sich würde nichts beweisen,
denn Niederlage» erleidet auch eine gut verpflegte und gut geführte Armee. Was
entscheidend erscheint, war die Art des Mißerfolgs, das vullkommne aus dem Leime
gehn aller oder doch so ziemlich aller Gefechtseinheiten, wie wir es bei sämtlichen
von der Regierung der Landesverteidigung aufgestellten und im bunten Wechsel
bald durch Gambetta, bald durch Frehcinet geopferten, bald von unzweifelhaft
sachverständigen Generalen, bald von Stümpern geführten Truppen wahrnehmen.
Das kann nur vorkommen, wenn sich Leute in die Sache mischen, die, bei aller
sonstigen Befähigung, in militärischen Dingen unerfahrne Neulinge sind und keine
Idee von der Verantwortung haben, die einen Befehlenden trifft, wenn er seine
Truppen ungedrillt, mangelhaft bekleidet, summarisch bewaffnet, sporadisch verpflegt,
in den Kampf mit dem Feind und den Elementen schickt. Wenn man auf Kosten
andrer eine gefährliche Kunst ausübt, die mau nicht versteht, so ist der gute Wille,
den man unter Umständen dabei haben mag, keine Entschuldigung für die Ver¬
blendung, die einen über die eigne Unfähigkeit getäuscht hat. Einen guten Einfall
ans strategischen Gebiet kann auch der Laie haben; er kann z. B. im Rechte sein,
wenn er sich unter gegebnen Umständen etwas von einem Angriffe auf die Ver-
Proviantiernngslinicn des Feindes verspricht: die Entscheidung der Frage aber, in¬
wieweit ein solcher Angriff mit dem vorhandnen Material möglich ist, und in
welcher Weise mau ihn ins Werk setzen kann, muß er — man sollte glauben, das
sähe ein Blinder — den Leuten vom Fach, den Generalen und ihren Stäben über¬
lassei?. Der große Fehler, den die Regierung der Landesverteidigung begangen hat,
war nicht die Fortsetzung des Kampfes nach den Katastrophen von Sedan und Metz,
sondern die abenteuerliche, jeden Augenblick Plan und Leitung wechselnde, nie mit
dem menschlich Möglichen und den Bedürfnissen der Truppen rechnende Art der
Kriegführung. Und die Schuld hieran tragen nicht die Generale, die von dem un¬
glücklichen abgetriebnen Volke des Verrath bezichtigt worden sind, sondern einzig
und allein Gambetta und Frehcinet, die mit dem Kopf durch die Wand wollten
und sich dazu leider fremder Schädel bedienten.

Wir glauben, daß Frankreich das. was es in den Jahren 1870 und 1871
gelitten hat, seit den Tagen Ludwigs XIV. reichlich um Deutschland verdient hatte,
und wir segnen das günstige Schicksal, das uns erlaubt hat, den Tag der Ver¬
geltung zu erleben: aber nachfühlen können wir es den Franzosen doch, daß ihnen
das über sie hereingcbrochne zu bunt war, und daß sie nach Sedan nicht klein bei-
gaben. Nur daß sie es auf eine so abenteuerliche Weise versuchten, wird uns
schwer zu begreifen, und das würde auch nicht geschehn sein, wenn es damals in
Frankreich noch Befehlende und Gehorchende gegeben hätte, und wenn der Staat
nicht vielmehr wie ein brodelnder Kessel gewesen wäre, aus dem hier ein Schulter¬
knochen, da eine Leber oder ein Herz auftaucht, je nachdem die wallende Flüssigkeit
sie auf die Oberfläche bringt. Der Verratspopanz hat das Kraut erst fett gemacht.
In dem Marguerittischen Buche spukt er zwar, was die Kapitulation von Metz
anlangt, nach wie vor, aber Trochu, Bourbaki, Faidherbe und namentlich Chanzh
gegenüber find die Verfasser gerecht und billig. Man nimmt wohl allgemein an,
daß zu Anfang des Feldzugs die französischen Befehlshaber, die über erprobte
Armeen verfügten, dem strategischen Genie Moltkes nicht gewachsen waren, auch in
der Organisation, dem Material und der Disziplin scheint Frankreich vielfach hinter
Deutschland zurückgestanden zu haben. Daß es sich bei der deutschen Heeresleitung
nicht, wie bisweilen behauptet worden ist, um eine präzise aber etwas ungelenke


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[0410] I-S» trou^vns ein Al^ivL Aber vom rein praktischen, militärischen Standpunkte aus betrachtet war die Art, wie zu Werke gegangen wurde, so unsinnig, daß man sie sich nur durch die fana¬ tische Zuversicht erklären kaun, von der Gambetta und seine Anhänger getragen waren, daß das, was man für ein geheiligtes und gerechtes Unternehmen hielt, unter allen Umständen gelingen müsse. Mißerfolg an sich würde nichts beweisen, denn Niederlage» erleidet auch eine gut verpflegte und gut geführte Armee. Was entscheidend erscheint, war die Art des Mißerfolgs, das vullkommne aus dem Leime gehn aller oder doch so ziemlich aller Gefechtseinheiten, wie wir es bei sämtlichen von der Regierung der Landesverteidigung aufgestellten und im bunten Wechsel bald durch Gambetta, bald durch Frehcinet geopferten, bald von unzweifelhaft sachverständigen Generalen, bald von Stümpern geführten Truppen wahrnehmen. Das kann nur vorkommen, wenn sich Leute in die Sache mischen, die, bei aller sonstigen Befähigung, in militärischen Dingen unerfahrne Neulinge sind und keine Idee von der Verantwortung haben, die einen Befehlenden trifft, wenn er seine Truppen ungedrillt, mangelhaft bekleidet, summarisch bewaffnet, sporadisch verpflegt, in den Kampf mit dem Feind und den Elementen schickt. Wenn man auf Kosten andrer eine gefährliche Kunst ausübt, die mau nicht versteht, so ist der gute Wille, den man unter Umständen dabei haben mag, keine Entschuldigung für die Ver¬ blendung, die einen über die eigne Unfähigkeit getäuscht hat. Einen guten Einfall ans strategischen Gebiet kann auch der Laie haben; er kann z. B. im Rechte sein, wenn er sich unter gegebnen Umständen etwas von einem Angriffe auf die Ver- Proviantiernngslinicn des Feindes verspricht: die Entscheidung der Frage aber, in¬ wieweit ein solcher Angriff mit dem vorhandnen Material möglich ist, und in welcher Weise mau ihn ins Werk setzen kann, muß er — man sollte glauben, das sähe ein Blinder — den Leuten vom Fach, den Generalen und ihren Stäben über¬ lassei?. Der große Fehler, den die Regierung der Landesverteidigung begangen hat, war nicht die Fortsetzung des Kampfes nach den Katastrophen von Sedan und Metz, sondern die abenteuerliche, jeden Augenblick Plan und Leitung wechselnde, nie mit dem menschlich Möglichen und den Bedürfnissen der Truppen rechnende Art der Kriegführung. Und die Schuld hieran tragen nicht die Generale, die von dem un¬ glücklichen abgetriebnen Volke des Verrath bezichtigt worden sind, sondern einzig und allein Gambetta und Frehcinet, die mit dem Kopf durch die Wand wollten und sich dazu leider fremder Schädel bedienten. Wir glauben, daß Frankreich das. was es in den Jahren 1870 und 1871 gelitten hat, seit den Tagen Ludwigs XIV. reichlich um Deutschland verdient hatte, und wir segnen das günstige Schicksal, das uns erlaubt hat, den Tag der Ver¬ geltung zu erleben: aber nachfühlen können wir es den Franzosen doch, daß ihnen das über sie hereingcbrochne zu bunt war, und daß sie nach Sedan nicht klein bei- gaben. Nur daß sie es auf eine so abenteuerliche Weise versuchten, wird uns schwer zu begreifen, und das würde auch nicht geschehn sein, wenn es damals in Frankreich noch Befehlende und Gehorchende gegeben hätte, und wenn der Staat nicht vielmehr wie ein brodelnder Kessel gewesen wäre, aus dem hier ein Schulter¬ knochen, da eine Leber oder ein Herz auftaucht, je nachdem die wallende Flüssigkeit sie auf die Oberfläche bringt. Der Verratspopanz hat das Kraut erst fett gemacht. In dem Marguerittischen Buche spukt er zwar, was die Kapitulation von Metz anlangt, nach wie vor, aber Trochu, Bourbaki, Faidherbe und namentlich Chanzh gegenüber find die Verfasser gerecht und billig. Man nimmt wohl allgemein an, daß zu Anfang des Feldzugs die französischen Befehlshaber, die über erprobte Armeen verfügten, dem strategischen Genie Moltkes nicht gewachsen waren, auch in der Organisation, dem Material und der Disziplin scheint Frankreich vielfach hinter Deutschland zurückgestanden zu haben. Daß es sich bei der deutschen Heeresleitung nicht, wie bisweilen behauptet worden ist, um eine präzise aber etwas ungelenke

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/410>, abgerufen am 01.09.2024.