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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Maschinerie handelte, und daß die unter ihren Befehlen stehende Armee in der
Hand ihres Meisters ein wunderbar gefügiges und bewegliches Werkzeug war,
haben die Tage zwischen Metz und Sedum und die Schicksale der französischen
Armeen in den Mvnciten Dezember und Januar zum Erstaunen vieler bewiesen.
Bazaine, Mre-Mnhmi und Bourbaki saßen in deu Fallen drin, ehe sie wußten,
wie ihnen geschah. Noch einmal wird sich so etwas nicht ereignen, dazu haben die
Franzosen in den inzwischen vergangnen dreißig Jahren zu viel gelernt, aber ver¬
standen hat es das französische Publikum, glauben wir, uoch heute nicht, warum
es so schwer war, aus diese" Fallen -- Paris war auch eine solche -- wieder
herauszukommen, wenn man einmal drin war. Das lag nicht am schlechten Willen
oder am Ungeschick der Führer, das lag - wenn wir den feindlichen Truppen
gleichen Mut und gleiche Ausdauer zusprechen wie den unsern -- an den überaus
verschmitzten, mit vorzüglicher Kenntnis des Terrains berechneten und mit eiserner
Energie durchgeführten Veranstaltungen, die die Verteidigung des umfassenden
Ringes erleichterten, die Führer rechtzeitig von allen feindlichen Truppeuansamm-
lungen benachrichtigten und die Verstärkung bedrohter Pnnkte ohne Aufenthalt und
Reibung möglich machten. Von dem Nutzen, den z. B. vor Paris einzelne Obser¬
vatorien der deutscheu Heeresleitung gebracht haben, scheinen die Gebrüder Mnr-
gueritte kaum etwas zu wissen, wenigsteus erwähnen sie davon nichts, und man
hat vielmehr den Eindruck, als glaubten sie, alle für die Ausfälle nötigen Be¬
wegungen der Pariser Truppen seien hinter einem undurchdringlichen Schleier vor
sich gegangen. Man wußte deutscherseits immer, wo etwas los war, und konnte
sich beizeiten darnnf einrichten. Dem gegenüber hatten natürlich auch die eut-
schlvsseiiste" und begabtesten Führer von Ausfallstruppen sehr schweren Stand;
wenn ihnen, wie dies mehrfach der Fall gewesen ist, die Sache noch obendrein da¬
durch erschwert wurde, daß untergebne Generale erhaltne Befehle nicht ausführten,
so kann man sich kaum wundern, daß es mit den Durchbruchsversuchen bei bestem
Willen nicht glückte. Ganz abgesehen davon, was aus einer durchbrechenden, aber
zu einem unmöglichen Flankenmarsch zwischen zwei feindlichen Armeehälfte" ge¬
nötigten Ausfallsarmee hätte werden sollen. Darum bekümmerten sich die Pariser
Schreier, die deu "Masseucmsfall" verlangte", natürlich nicht.

Massenaufgebot, Krieg bis a"fs Messer ""d Frcmktirenrtm" sind in dem Buche
nicht bloß als Gambettas Lieblingsidee dargestellt; auch die Verfasser und ihre
Helden erklären sich dafür. An sich ist ja die Sache, wenn es mit den regulären
Truppen nicht geglückt ist, begreiflich genug, und im Prinzip haben wir nichts da¬
gegen, unter der einen Voraussetzung, daß das gesamte Volk echt kastilisch und
nragonisch ist. Verbissener Nntionalhaß und mörderische Blutgier sind nicht Ge¬
fühle, die man einer Bevölkerung durch Proklamationen einflößen kann: als Faktor
der Kriegführung kann blutgieriger Haß der Bevölkerung gegen den Eüidringling
nur in Rechnung kommen, wenn er wirklich in weiten Kreisen der Bevölkerung
Vorhäute" ist. Wir glauben, es war Gnmbettns Hanvtirrtnm, daß er hierin von
einer falschen Voraussetzung ausging. Er glaubte, das leidenschaftliche Haß- und
Rnchegefühl gegen die Deutschen, das ihn verzehrte, werde auch von der großen
Mehrzahl der Nation empfunden, oder könne ihr doch dnrch begeisterte Proklama¬
tionen eingcimpfr werden. Das traf aber, soweit wir dabei aus Erfahrungen
urteile" könne", nicht zu. Der Durchschnittspatriot wünschte allerdings den Sieg
der französischen Waffe", die Niederlage des deutschen Heers, den Einzug in Berlin
und war damit von seinein Standpunkt aus auch im Recht, aber er war zu sehr
von der Kultur beleckt, als daß ihn seine Valeria"dsliebe in einen Mohikaner hätte
verwandeln könne". In dem allerdings engen Kreise, auf den sich unsre Wahr¬
nehmungen beschränkten, haben wir in den Jahren 1870/71 unter deu Frauzosen
blutgierige Skalpjäger, als welche uns die Mals zum Teil beschrieben werde",


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Maschinerie handelte, und daß die unter ihren Befehlen stehende Armee in der
Hand ihres Meisters ein wunderbar gefügiges und bewegliches Werkzeug war,
haben die Tage zwischen Metz und Sedum und die Schicksale der französischen
Armeen in den Mvnciten Dezember und Januar zum Erstaunen vieler bewiesen.
Bazaine, Mre-Mnhmi und Bourbaki saßen in deu Fallen drin, ehe sie wußten,
wie ihnen geschah. Noch einmal wird sich so etwas nicht ereignen, dazu haben die
Franzosen in den inzwischen vergangnen dreißig Jahren zu viel gelernt, aber ver¬
standen hat es das französische Publikum, glauben wir, uoch heute nicht, warum
es so schwer war, aus diese» Fallen — Paris war auch eine solche — wieder
herauszukommen, wenn man einmal drin war. Das lag nicht am schlechten Willen
oder am Ungeschick der Führer, das lag - wenn wir den feindlichen Truppen
gleichen Mut und gleiche Ausdauer zusprechen wie den unsern — an den überaus
verschmitzten, mit vorzüglicher Kenntnis des Terrains berechneten und mit eiserner
Energie durchgeführten Veranstaltungen, die die Verteidigung des umfassenden
Ringes erleichterten, die Führer rechtzeitig von allen feindlichen Truppeuansamm-
lungen benachrichtigten und die Verstärkung bedrohter Pnnkte ohne Aufenthalt und
Reibung möglich machten. Von dem Nutzen, den z. B. vor Paris einzelne Obser¬
vatorien der deutscheu Heeresleitung gebracht haben, scheinen die Gebrüder Mnr-
gueritte kaum etwas zu wissen, wenigsteus erwähnen sie davon nichts, und man
hat vielmehr den Eindruck, als glaubten sie, alle für die Ausfälle nötigen Be¬
wegungen der Pariser Truppen seien hinter einem undurchdringlichen Schleier vor
sich gegangen. Man wußte deutscherseits immer, wo etwas los war, und konnte
sich beizeiten darnnf einrichten. Dem gegenüber hatten natürlich auch die eut-
schlvsseiiste» und begabtesten Führer von Ausfallstruppen sehr schweren Stand;
wenn ihnen, wie dies mehrfach der Fall gewesen ist, die Sache noch obendrein da¬
durch erschwert wurde, daß untergebne Generale erhaltne Befehle nicht ausführten,
so kann man sich kaum wundern, daß es mit den Durchbruchsversuchen bei bestem
Willen nicht glückte. Ganz abgesehen davon, was aus einer durchbrechenden, aber
zu einem unmöglichen Flankenmarsch zwischen zwei feindlichen Armeehälfte» ge¬
nötigten Ausfallsarmee hätte werden sollen. Darum bekümmerten sich die Pariser
Schreier, die deu „Masseucmsfall" verlangte», natürlich nicht.

Massenaufgebot, Krieg bis a»fs Messer »»d Frcmktirenrtm» sind in dem Buche
nicht bloß als Gambettas Lieblingsidee dargestellt; auch die Verfasser und ihre
Helden erklären sich dafür. An sich ist ja die Sache, wenn es mit den regulären
Truppen nicht geglückt ist, begreiflich genug, und im Prinzip haben wir nichts da¬
gegen, unter der einen Voraussetzung, daß das gesamte Volk echt kastilisch und
nragonisch ist. Verbissener Nntionalhaß und mörderische Blutgier sind nicht Ge¬
fühle, die man einer Bevölkerung durch Proklamationen einflößen kann: als Faktor
der Kriegführung kann blutgieriger Haß der Bevölkerung gegen den Eüidringling
nur in Rechnung kommen, wenn er wirklich in weiten Kreisen der Bevölkerung
Vorhäute» ist. Wir glauben, es war Gnmbettns Hanvtirrtnm, daß er hierin von
einer falschen Voraussetzung ausging. Er glaubte, das leidenschaftliche Haß- und
Rnchegefühl gegen die Deutschen, das ihn verzehrte, werde auch von der großen
Mehrzahl der Nation empfunden, oder könne ihr doch dnrch begeisterte Proklama¬
tionen eingcimpfr werden. Das traf aber, soweit wir dabei aus Erfahrungen
urteile» könne», nicht zu. Der Durchschnittspatriot wünschte allerdings den Sieg
der französischen Waffe», die Niederlage des deutschen Heers, den Einzug in Berlin
und war damit von seinein Standpunkt aus auch im Recht, aber er war zu sehr
von der Kultur beleckt, als daß ihn seine Valeria»dsliebe in einen Mohikaner hätte
verwandeln könne». In dem allerdings engen Kreise, auf den sich unsre Wahr¬
nehmungen beschränkten, haben wir in den Jahren 1870/71 unter deu Frauzosen
blutgierige Skalpjäger, als welche uns die Mals zum Teil beschrieben werde»,


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[0411] ^es drum^vus ein xl^loi) Maschinerie handelte, und daß die unter ihren Befehlen stehende Armee in der Hand ihres Meisters ein wunderbar gefügiges und bewegliches Werkzeug war, haben die Tage zwischen Metz und Sedum und die Schicksale der französischen Armeen in den Mvnciten Dezember und Januar zum Erstaunen vieler bewiesen. Bazaine, Mre-Mnhmi und Bourbaki saßen in deu Fallen drin, ehe sie wußten, wie ihnen geschah. Noch einmal wird sich so etwas nicht ereignen, dazu haben die Franzosen in den inzwischen vergangnen dreißig Jahren zu viel gelernt, aber ver¬ standen hat es das französische Publikum, glauben wir, uoch heute nicht, warum es so schwer war, aus diese» Fallen — Paris war auch eine solche — wieder herauszukommen, wenn man einmal drin war. Das lag nicht am schlechten Willen oder am Ungeschick der Führer, das lag - wenn wir den feindlichen Truppen gleichen Mut und gleiche Ausdauer zusprechen wie den unsern — an den überaus verschmitzten, mit vorzüglicher Kenntnis des Terrains berechneten und mit eiserner Energie durchgeführten Veranstaltungen, die die Verteidigung des umfassenden Ringes erleichterten, die Führer rechtzeitig von allen feindlichen Truppeuansamm- lungen benachrichtigten und die Verstärkung bedrohter Pnnkte ohne Aufenthalt und Reibung möglich machten. Von dem Nutzen, den z. B. vor Paris einzelne Obser¬ vatorien der deutscheu Heeresleitung gebracht haben, scheinen die Gebrüder Mnr- gueritte kaum etwas zu wissen, wenigsteus erwähnen sie davon nichts, und man hat vielmehr den Eindruck, als glaubten sie, alle für die Ausfälle nötigen Be¬ wegungen der Pariser Truppen seien hinter einem undurchdringlichen Schleier vor sich gegangen. Man wußte deutscherseits immer, wo etwas los war, und konnte sich beizeiten darnnf einrichten. Dem gegenüber hatten natürlich auch die eut- schlvsseiiste» und begabtesten Führer von Ausfallstruppen sehr schweren Stand; wenn ihnen, wie dies mehrfach der Fall gewesen ist, die Sache noch obendrein da¬ durch erschwert wurde, daß untergebne Generale erhaltne Befehle nicht ausführten, so kann man sich kaum wundern, daß es mit den Durchbruchsversuchen bei bestem Willen nicht glückte. Ganz abgesehen davon, was aus einer durchbrechenden, aber zu einem unmöglichen Flankenmarsch zwischen zwei feindlichen Armeehälfte» ge¬ nötigten Ausfallsarmee hätte werden sollen. Darum bekümmerten sich die Pariser Schreier, die deu „Masseucmsfall" verlangte», natürlich nicht. Massenaufgebot, Krieg bis a»fs Messer »»d Frcmktirenrtm» sind in dem Buche nicht bloß als Gambettas Lieblingsidee dargestellt; auch die Verfasser und ihre Helden erklären sich dafür. An sich ist ja die Sache, wenn es mit den regulären Truppen nicht geglückt ist, begreiflich genug, und im Prinzip haben wir nichts da¬ gegen, unter der einen Voraussetzung, daß das gesamte Volk echt kastilisch und nragonisch ist. Verbissener Nntionalhaß und mörderische Blutgier sind nicht Ge¬ fühle, die man einer Bevölkerung durch Proklamationen einflößen kann: als Faktor der Kriegführung kann blutgieriger Haß der Bevölkerung gegen den Eüidringling nur in Rechnung kommen, wenn er wirklich in weiten Kreisen der Bevölkerung Vorhäute» ist. Wir glauben, es war Gnmbettns Hanvtirrtnm, daß er hierin von einer falschen Voraussetzung ausging. Er glaubte, das leidenschaftliche Haß- und Rnchegefühl gegen die Deutschen, das ihn verzehrte, werde auch von der großen Mehrzahl der Nation empfunden, oder könne ihr doch dnrch begeisterte Proklama¬ tionen eingcimpfr werden. Das traf aber, soweit wir dabei aus Erfahrungen urteile» könne», nicht zu. Der Durchschnittspatriot wünschte allerdings den Sieg der französischen Waffe», die Niederlage des deutschen Heers, den Einzug in Berlin und war damit von seinein Standpunkt aus auch im Recht, aber er war zu sehr von der Kultur beleckt, als daß ihn seine Valeria»dsliebe in einen Mohikaner hätte verwandeln könne». In dem allerdings engen Kreise, auf den sich unsre Wahr¬ nehmungen beschränkten, haben wir in den Jahren 1870/71 unter deu Frauzosen blutgierige Skalpjäger, als welche uns die Mals zum Teil beschrieben werde»,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/411>, abgerufen am 01.09.2024.