Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

der Arbeiterstand, mis "die Klasse der reinen Vernunft" dargestellt wird. Und
dabei ist der Verfasser, so viel man sehen kann, nicht einmal Sozialdemokrat!

Vorläufig verläuft die Sache bei uns noch immer so, wie sie eigentlich immer
verlaufen ist, daß jeder Denkende sich und seine Partei oder Sekte für vernünftig,
alle andern für unvernünftig hält und seine Vernunft den andern aufschwatzen oder
aufnötigen möchte. So stehn z, B, auch in der Frage der Fabrikarbeit der Frauen
zwei Veruunften einander schroff gegenüber. Die Fabrikcmtcnfrau im vorjährige"
zwanzigsten Grenzbotenheft würde es für ein großes Unglück halten, wenn den ver¬
heirateten Frauen die Fabrikarbeit verboten würde, der Leipziger Privatdozent
,I)r. Ludwig Pohle dagegen fordert ein solches Verbot in seiner Schrift: Frauen-
fabrikarbeit und Frauenfrage (Leipzig, Veit und Comp,, 1900), Er ist mit
Bücher der Ansicht, daß die zum großen Teil immateriellen Werte, die die Frau
in der Familie schafft, für die Nation weit wertvoller seien als eine noch so hohe
Steigerung der Güterprodnktion, Die Fabrikantenfran wird das zugeben für den
Fall, daß diese kostbaren immateriellen Werte wirklich geschaffen werden, aber sie
wird hinzufügen, für gewöhnlich sei dies nicht der Fall, denn sie hat von den Ar¬
beitern eine sehr schlechte und von den Arbeiterinnen keine sehr hohe Meinung.
Was Pohle zur Abfassung seiner Schrift, die immerhin auch gelesen zu werden
verdient, bestimmt hat, das ist die Leidenschaftlichkeit, mit der auf dem inter¬
nationalen Kongreß für Arbeiterschntz (Zürich, 1897) die Genossen und Genossinnen
gegen das Verbot gesprochen haben Pohle sieht darin mit Recht einen Ausfluß
des falsche" sozialistischen Gescllschaftsideals, und er fürchtet, daß, wenn die Fabrik¬
arbeit der verheirateten Frauen einen bedeutenden Umfang annimmt, Frauenlieb
und Leben thatsächlich dein Vebelschen Ideal immer ähnlicher werden möchten. --
Werner Sombarts: Dennoch! (aus Theorie und Geschichte der gewerkschaftlichen
Arbeiterbewegung) und Professor Georg Adlers: Die Zukunft der sozialen
Frage (beide bei Gustav Fischer in Jena, 1900 und 1901) find brauchbare Über¬
sichten des gegenwärtigen Standes der Arbeiterbewegung. Adler zeigt n. a., daß
die sozialistischen Illusionen, ähnlich wie andre weltgeschichtliche Illusionen, unbe¬
dingt notwendig gewesen sind, daß sie aber ihren Dienst gethan haben und jetzt
verabschiedet werden müssen; Sombart erzählt am Schluß, wie gemein er wegen
seiner nichtorthodoxeu Arbeiterfreuudlichkeit vom Vorwärts behandelt worden ist. --
Über Die gewerblichen Genossenschaften Belgiens (1900) berichtet Josef
Bonjansky in einem Hefte der Staats- und Sozialwissenschaftlichen Forschungen,
die Gustav Schmoller bei Duncker und Humblot in Leipzig herausgiebt. Seine
Darstellung bestätigt die allgemeine Erfahrung, daß alle mit Produktivgenossenschaften
angestellten Versuche verunglücken, während Konsumvereine Großes leisten können,
Belgien ist sehr reich um solchen, und der sozialdemokratische Vooruit hat im Jahre
1898 einen Umsatz von 2'/., Millionen Franken gehabt. Die Privatbäckereien werden
in Belgien bald vollständig durch Genossenschaftsbäckereien ersetzt sein. -- Der un¬
ermüdliche Eduard von Hartmann hat wieder eine Sammlung von Zeitschriften¬
aufsätzen herausgegeben unter dem Titel: Zur Zeitgeschichte, Neue Tagesfragen
(Leipzig, Hermann Haacke, 1900). Von diesen Aufsätzen gehören einige, wie die
über die Agrarfrage, in unser Kapitel. Was er darüber sagt, weicht nicht weit ab
von dem Standpunkte, den die Grenzboten einnehmen; Hartmann hegt aber eine
womöglich noch schlechtere Meinung von den Agrariern als unser Freund /?.
Er meint, von den drei Parteien, die er für an sich staatsgefährlich hält, sei die
eine, die sozialdemokratische, heute schon nicht mehr gefährlich; die ultramontane
Partei sei zwar die größte und eigentliche innere und äußere Zuknnftsgefahr des
Deutschen Reiches, sie habe aber für die Gegenwart mit dessen Lebensinteressen einen
klugen Scheinfrieden geschlossen. Die agrarische Partei dagegen sei die akute Gegen-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

der Arbeiterstand, mis „die Klasse der reinen Vernunft" dargestellt wird. Und
dabei ist der Verfasser, so viel man sehen kann, nicht einmal Sozialdemokrat!

Vorläufig verläuft die Sache bei uns noch immer so, wie sie eigentlich immer
verlaufen ist, daß jeder Denkende sich und seine Partei oder Sekte für vernünftig,
alle andern für unvernünftig hält und seine Vernunft den andern aufschwatzen oder
aufnötigen möchte. So stehn z, B, auch in der Frage der Fabrikarbeit der Frauen
zwei Veruunften einander schroff gegenüber. Die Fabrikcmtcnfrau im vorjährige»
zwanzigsten Grenzbotenheft würde es für ein großes Unglück halten, wenn den ver¬
heirateten Frauen die Fabrikarbeit verboten würde, der Leipziger Privatdozent
,I)r. Ludwig Pohle dagegen fordert ein solches Verbot in seiner Schrift: Frauen-
fabrikarbeit und Frauenfrage (Leipzig, Veit und Comp,, 1900), Er ist mit
Bücher der Ansicht, daß die zum großen Teil immateriellen Werte, die die Frau
in der Familie schafft, für die Nation weit wertvoller seien als eine noch so hohe
Steigerung der Güterprodnktion, Die Fabrikantenfran wird das zugeben für den
Fall, daß diese kostbaren immateriellen Werte wirklich geschaffen werden, aber sie
wird hinzufügen, für gewöhnlich sei dies nicht der Fall, denn sie hat von den Ar¬
beitern eine sehr schlechte und von den Arbeiterinnen keine sehr hohe Meinung.
Was Pohle zur Abfassung seiner Schrift, die immerhin auch gelesen zu werden
verdient, bestimmt hat, das ist die Leidenschaftlichkeit, mit der auf dem inter¬
nationalen Kongreß für Arbeiterschntz (Zürich, 1897) die Genossen und Genossinnen
gegen das Verbot gesprochen haben Pohle sieht darin mit Recht einen Ausfluß
des falsche» sozialistischen Gescllschaftsideals, und er fürchtet, daß, wenn die Fabrik¬
arbeit der verheirateten Frauen einen bedeutenden Umfang annimmt, Frauenlieb
und Leben thatsächlich dein Vebelschen Ideal immer ähnlicher werden möchten. —
Werner Sombarts: Dennoch! (aus Theorie und Geschichte der gewerkschaftlichen
Arbeiterbewegung) und Professor Georg Adlers: Die Zukunft der sozialen
Frage (beide bei Gustav Fischer in Jena, 1900 und 1901) find brauchbare Über¬
sichten des gegenwärtigen Standes der Arbeiterbewegung. Adler zeigt n. a., daß
die sozialistischen Illusionen, ähnlich wie andre weltgeschichtliche Illusionen, unbe¬
dingt notwendig gewesen sind, daß sie aber ihren Dienst gethan haben und jetzt
verabschiedet werden müssen; Sombart erzählt am Schluß, wie gemein er wegen
seiner nichtorthodoxeu Arbeiterfreuudlichkeit vom Vorwärts behandelt worden ist. —
Über Die gewerblichen Genossenschaften Belgiens (1900) berichtet Josef
Bonjansky in einem Hefte der Staats- und Sozialwissenschaftlichen Forschungen,
die Gustav Schmoller bei Duncker und Humblot in Leipzig herausgiebt. Seine
Darstellung bestätigt die allgemeine Erfahrung, daß alle mit Produktivgenossenschaften
angestellten Versuche verunglücken, während Konsumvereine Großes leisten können,
Belgien ist sehr reich um solchen, und der sozialdemokratische Vooruit hat im Jahre
1898 einen Umsatz von 2'/., Millionen Franken gehabt. Die Privatbäckereien werden
in Belgien bald vollständig durch Genossenschaftsbäckereien ersetzt sein. — Der un¬
ermüdliche Eduard von Hartmann hat wieder eine Sammlung von Zeitschriften¬
aufsätzen herausgegeben unter dem Titel: Zur Zeitgeschichte, Neue Tagesfragen
(Leipzig, Hermann Haacke, 1900). Von diesen Aufsätzen gehören einige, wie die
über die Agrarfrage, in unser Kapitel. Was er darüber sagt, weicht nicht weit ab
von dem Standpunkte, den die Grenzboten einnehmen; Hartmann hegt aber eine
womöglich noch schlechtere Meinung von den Agrariern als unser Freund /?.
Er meint, von den drei Parteien, die er für an sich staatsgefährlich hält, sei die
eine, die sozialdemokratische, heute schon nicht mehr gefährlich; die ultramontane
Partei sei zwar die größte und eigentliche innere und äußere Zuknnftsgefahr des
Deutschen Reiches, sie habe aber für die Gegenwart mit dessen Lebensinteressen einen
klugen Scheinfrieden geschlossen. Die agrarische Partei dagegen sei die akute Gegen-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0099" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234629"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_258" prev="#ID_257"> der Arbeiterstand, mis &#x201E;die Klasse der reinen Vernunft" dargestellt wird. Und<lb/>
dabei ist der Verfasser, so viel man sehen kann, nicht einmal Sozialdemokrat!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_259" next="#ID_260"> Vorläufig verläuft die Sache bei uns noch immer so, wie sie eigentlich immer<lb/>
verlaufen ist, daß jeder Denkende sich und seine Partei oder Sekte für vernünftig,<lb/>
alle andern für unvernünftig hält und seine Vernunft den andern aufschwatzen oder<lb/>
aufnötigen möchte. So stehn z, B, auch in der Frage der Fabrikarbeit der Frauen<lb/>
zwei Veruunften einander schroff gegenüber. Die Fabrikcmtcnfrau im vorjährige»<lb/>
zwanzigsten Grenzbotenheft würde es für ein großes Unglück halten, wenn den ver¬<lb/>
heirateten Frauen die Fabrikarbeit verboten würde, der Leipziger Privatdozent<lb/>
,I)r. Ludwig Pohle dagegen fordert ein solches Verbot in seiner Schrift: Frauen-<lb/>
fabrikarbeit und Frauenfrage (Leipzig, Veit und Comp,, 1900), Er ist mit<lb/>
Bücher der Ansicht, daß die zum großen Teil immateriellen Werte, die die Frau<lb/>
in der Familie schafft, für die Nation weit wertvoller seien als eine noch so hohe<lb/>
Steigerung der Güterprodnktion, Die Fabrikantenfran wird das zugeben für den<lb/>
Fall, daß diese kostbaren immateriellen Werte wirklich geschaffen werden, aber sie<lb/>
wird hinzufügen, für gewöhnlich sei dies nicht der Fall, denn sie hat von den Ar¬<lb/>
beitern eine sehr schlechte und von den Arbeiterinnen keine sehr hohe Meinung.<lb/>
Was Pohle zur Abfassung seiner Schrift, die immerhin auch gelesen zu werden<lb/>
verdient, bestimmt hat, das ist die Leidenschaftlichkeit, mit der auf dem inter¬<lb/>
nationalen Kongreß für Arbeiterschntz (Zürich, 1897) die Genossen und Genossinnen<lb/>
gegen das Verbot gesprochen haben Pohle sieht darin mit Recht einen Ausfluß<lb/>
des falsche» sozialistischen Gescllschaftsideals, und er fürchtet, daß, wenn die Fabrik¬<lb/>
arbeit der verheirateten Frauen einen bedeutenden Umfang annimmt, Frauenlieb<lb/>
und Leben thatsächlich dein Vebelschen Ideal immer ähnlicher werden möchten. &#x2014;<lb/>
Werner Sombarts: Dennoch! (aus Theorie und Geschichte der gewerkschaftlichen<lb/>
Arbeiterbewegung) und Professor Georg Adlers: Die Zukunft der sozialen<lb/>
Frage (beide bei Gustav Fischer in Jena, 1900 und 1901) find brauchbare Über¬<lb/>
sichten des gegenwärtigen Standes der Arbeiterbewegung. Adler zeigt n. a., daß<lb/>
die sozialistischen Illusionen, ähnlich wie andre weltgeschichtliche Illusionen, unbe¬<lb/>
dingt notwendig gewesen sind, daß sie aber ihren Dienst gethan haben und jetzt<lb/>
verabschiedet werden müssen; Sombart erzählt am Schluß, wie gemein er wegen<lb/>
seiner nichtorthodoxeu Arbeiterfreuudlichkeit vom Vorwärts behandelt worden ist. &#x2014;<lb/>
Über Die gewerblichen Genossenschaften Belgiens (1900) berichtet Josef<lb/>
Bonjansky in einem Hefte der Staats- und Sozialwissenschaftlichen Forschungen,<lb/>
die Gustav Schmoller bei Duncker und Humblot in Leipzig herausgiebt. Seine<lb/>
Darstellung bestätigt die allgemeine Erfahrung, daß alle mit Produktivgenossenschaften<lb/>
angestellten Versuche verunglücken, während Konsumvereine Großes leisten können,<lb/>
Belgien ist sehr reich um solchen, und der sozialdemokratische Vooruit hat im Jahre<lb/>
1898 einen Umsatz von 2'/., Millionen Franken gehabt. Die Privatbäckereien werden<lb/>
in Belgien bald vollständig durch Genossenschaftsbäckereien ersetzt sein. &#x2014; Der un¬<lb/>
ermüdliche Eduard von Hartmann hat wieder eine Sammlung von Zeitschriften¬<lb/>
aufsätzen herausgegeben unter dem Titel: Zur Zeitgeschichte, Neue Tagesfragen<lb/>
(Leipzig, Hermann Haacke, 1900). Von diesen Aufsätzen gehören einige, wie die<lb/>
über die Agrarfrage, in unser Kapitel. Was er darüber sagt, weicht nicht weit ab<lb/>
von dem Standpunkte, den die Grenzboten einnehmen; Hartmann hegt aber eine<lb/>
womöglich noch schlechtere Meinung von den Agrariern als unser Freund /?.<lb/>
Er meint, von den drei Parteien, die er für an sich staatsgefährlich hält, sei die<lb/>
eine, die sozialdemokratische, heute schon nicht mehr gefährlich; die ultramontane<lb/>
Partei sei zwar die größte und eigentliche innere und äußere Zuknnftsgefahr des<lb/>
Deutschen Reiches, sie habe aber für die Gegenwart mit dessen Lebensinteressen einen<lb/>
klugen Scheinfrieden geschlossen. Die agrarische Partei dagegen sei die akute Gegen-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0099] Maßgebliches und Unmaßgebliches der Arbeiterstand, mis „die Klasse der reinen Vernunft" dargestellt wird. Und dabei ist der Verfasser, so viel man sehen kann, nicht einmal Sozialdemokrat! Vorläufig verläuft die Sache bei uns noch immer so, wie sie eigentlich immer verlaufen ist, daß jeder Denkende sich und seine Partei oder Sekte für vernünftig, alle andern für unvernünftig hält und seine Vernunft den andern aufschwatzen oder aufnötigen möchte. So stehn z, B, auch in der Frage der Fabrikarbeit der Frauen zwei Veruunften einander schroff gegenüber. Die Fabrikcmtcnfrau im vorjährige» zwanzigsten Grenzbotenheft würde es für ein großes Unglück halten, wenn den ver¬ heirateten Frauen die Fabrikarbeit verboten würde, der Leipziger Privatdozent ,I)r. Ludwig Pohle dagegen fordert ein solches Verbot in seiner Schrift: Frauen- fabrikarbeit und Frauenfrage (Leipzig, Veit und Comp,, 1900), Er ist mit Bücher der Ansicht, daß die zum großen Teil immateriellen Werte, die die Frau in der Familie schafft, für die Nation weit wertvoller seien als eine noch so hohe Steigerung der Güterprodnktion, Die Fabrikantenfran wird das zugeben für den Fall, daß diese kostbaren immateriellen Werte wirklich geschaffen werden, aber sie wird hinzufügen, für gewöhnlich sei dies nicht der Fall, denn sie hat von den Ar¬ beitern eine sehr schlechte und von den Arbeiterinnen keine sehr hohe Meinung. Was Pohle zur Abfassung seiner Schrift, die immerhin auch gelesen zu werden verdient, bestimmt hat, das ist die Leidenschaftlichkeit, mit der auf dem inter¬ nationalen Kongreß für Arbeiterschntz (Zürich, 1897) die Genossen und Genossinnen gegen das Verbot gesprochen haben Pohle sieht darin mit Recht einen Ausfluß des falsche» sozialistischen Gescllschaftsideals, und er fürchtet, daß, wenn die Fabrik¬ arbeit der verheirateten Frauen einen bedeutenden Umfang annimmt, Frauenlieb und Leben thatsächlich dein Vebelschen Ideal immer ähnlicher werden möchten. — Werner Sombarts: Dennoch! (aus Theorie und Geschichte der gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung) und Professor Georg Adlers: Die Zukunft der sozialen Frage (beide bei Gustav Fischer in Jena, 1900 und 1901) find brauchbare Über¬ sichten des gegenwärtigen Standes der Arbeiterbewegung. Adler zeigt n. a., daß die sozialistischen Illusionen, ähnlich wie andre weltgeschichtliche Illusionen, unbe¬ dingt notwendig gewesen sind, daß sie aber ihren Dienst gethan haben und jetzt verabschiedet werden müssen; Sombart erzählt am Schluß, wie gemein er wegen seiner nichtorthodoxeu Arbeiterfreuudlichkeit vom Vorwärts behandelt worden ist. — Über Die gewerblichen Genossenschaften Belgiens (1900) berichtet Josef Bonjansky in einem Hefte der Staats- und Sozialwissenschaftlichen Forschungen, die Gustav Schmoller bei Duncker und Humblot in Leipzig herausgiebt. Seine Darstellung bestätigt die allgemeine Erfahrung, daß alle mit Produktivgenossenschaften angestellten Versuche verunglücken, während Konsumvereine Großes leisten können, Belgien ist sehr reich um solchen, und der sozialdemokratische Vooruit hat im Jahre 1898 einen Umsatz von 2'/., Millionen Franken gehabt. Die Privatbäckereien werden in Belgien bald vollständig durch Genossenschaftsbäckereien ersetzt sein. — Der un¬ ermüdliche Eduard von Hartmann hat wieder eine Sammlung von Zeitschriften¬ aufsätzen herausgegeben unter dem Titel: Zur Zeitgeschichte, Neue Tagesfragen (Leipzig, Hermann Haacke, 1900). Von diesen Aufsätzen gehören einige, wie die über die Agrarfrage, in unser Kapitel. Was er darüber sagt, weicht nicht weit ab von dem Standpunkte, den die Grenzboten einnehmen; Hartmann hegt aber eine womöglich noch schlechtere Meinung von den Agrariern als unser Freund /?. Er meint, von den drei Parteien, die er für an sich staatsgefährlich hält, sei die eine, die sozialdemokratische, heute schon nicht mehr gefährlich; die ultramontane Partei sei zwar die größte und eigentliche innere und äußere Zuknnftsgefahr des Deutschen Reiches, sie habe aber für die Gegenwart mit dessen Lebensinteressen einen klugen Scheinfrieden geschlossen. Die agrarische Partei dagegen sei die akute Gegen-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/99
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/99>, abgerufen am 02.07.2024.