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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wartsgefahr. Der beiden andern Parteien Fahne sei doch mit einem Ideal ge¬
schmückt, das allen Kreisen des Volkes und der Menschheit ein freilich nur ein¬
gebildetes Glück verheiße, in der agrarischen Partei dagegen herrsche der nackte
Klassenegoismus. -- Professor or, Felix Friedrich Bruck hat in seiner bekannten
Schrift "Fort mit den Zuchthäusern" (siehe Grenzboten 1894, Seite 286 des
dritten Bandes) die Deportation empfohlen. Er ist deswegen sehr heftig angegriffen
worden, namentlich von Gefängnisdirektoren, die zwar allesamt eingestehn, daß die
Gefängnisse ihren Zweck nicht erfüllen, trotzdem aber nicht müde werden, uns die
nllcrschönstcn Früchte zu versprechen, wenn nnr erst die berühmte Gefängnisrcform
fertig sein wird, von der leider noch niemand weiß, wie sie nusseheu soll. Brück
widerlegt nnn alles, was für die Gefängnisse und gegen seine Vorschläge gesagt
worden ist, in der Schrift: Die Gegner der Deportation (Breslau, M. und
H. Marcus, 1900). Wir wünschen ihr viele vorurteilsfreie Leser. Abgesehen von
der Sträflingsfrage -- möglicherweise ist der von Brück bezeichnete Weg der einzige,
auf dem wir endlich einmal zu lohnender Ausnutzung wenigstens einer unsrer
Kolonien gelangen könnten. -- Ed. Sander stellt in der Broschüre: Die Massen-
armut, ihre Ursachen und ihre Beseitigung (Akademischer Verlag für soziale Wissen¬
schaften Dr. John Edelheim, Berlin-Bern, 1901) die nicht neuen Übel der kapita¬
listischen Wirtschaftsordnung in neuen Wendungen dar, zeigt mit sinnreichen
mathematischen Figuren, wie der gesunde, d. h. zinsfreie und wie der ungesunde
Güterumlauf aussieht, und schlägt zur Beseitigung der Masfenarmut die sorgfältig
ausgearbeiteten "Satzungen für den allgemeinen Sparverein Selbsthilfe" vor. Wenn
der Verein seine Wunder gewirkt haben wird, werden wir nicht verfehlen, darüber
zu berichten. Die Ausführungen des Verfassers enthalten viel Richtiges und Be¬
herzigenswertes, so z. B. den Hinweis darauf, daß ein großer Teil der heutigen
Produktion mit Unrecht diesen Namen führt, weil sie teils gar nichts, teils Schäd¬
liches produziert und nur eine nutzlose und vielfach verderbliche Vergeudung mensch¬
licher Arbeitskraft ist; so "die ganze riesige Kampfnrbeit zwischen den konkurrierenden
Händlern. Die Armee von Handlungsreisender, die gesamte Reklame- und Spionage¬
arbeit, die gesamte Geistesarbeit zur Überlistung der Konsumenten fdie Arbeit, die
das alles der Polizei und den Gerichten verursacht, hat er noch vergessen^, sie
vermag das Gesamtprodukt nicht zu vergrößer", sondern sie vermindert es genau
uni ihre Kosten." Gewiß, aber diese Riesenübel mit einem Sparverein heilen
wollen, das ist doch sehr naiv. Der Verfasser unterzeichnet als K. K, Direktor. Da
heute zwischen dem Ministerialdirektor und dem Zirkusdirektor so gar viel Spiel¬
arten dieser Würde liegen, ist man wohl berechtigt zu fragen: Direktor von was? -
Daß so mancher Kandidat der Theologie und des höher" Lehramts die Anstellung
als Hauslehrer abwarten muß, wird gewöhnlich als ein Elend und als ein Stück
soziale Frage angesehen. Karl Haase ist nicht dieser Ansicht. Er beweist in
seiner hübschen kleinen Schrift: Der moderne Hauslehrer, eine gesellschaftliche
und pädagogische Studie (Hannover und Berlin, Carl Meder, 1900), daß die
Hauslehrerei auf einem Lnndgute eine vortreffliche Schule für den jungen Mann
und eine Vorbereitung auf den zukünftigen geistlichen und Lehrerberuf sei, der keine
andre gleichkomme; auch materiell seien diese Stellen durchschnittlich gar nicht schlecht
und nützte" dem Kandidaten schon dadurch, daß sie ihm das vorzeitige Heiraten
unmöglich machten. Angehenden Hnnslehrer" erteilt der Verfasser nützliche Rat¬
schläge und Winke. -- Wir fügen hier noch das eigentlich nicht ganz in diesen
Rahmen passende Schriftchen von Friedrich Paulsen an: Parteipolitik und
Moral (Dresden, v. Zahn und Jaensch, 1900). Der Verfasser zeigt darin -- es
ist eigentlich ein Vortrag, den er in der Gehestiftuug zu Dresden gehalten hat --,
daß die Parteien unentbehrlich sind, und tröstet "us über die Niedertracht des


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wartsgefahr. Der beiden andern Parteien Fahne sei doch mit einem Ideal ge¬
schmückt, das allen Kreisen des Volkes und der Menschheit ein freilich nur ein¬
gebildetes Glück verheiße, in der agrarischen Partei dagegen herrsche der nackte
Klassenegoismus. — Professor or, Felix Friedrich Bruck hat in seiner bekannten
Schrift „Fort mit den Zuchthäusern" (siehe Grenzboten 1894, Seite 286 des
dritten Bandes) die Deportation empfohlen. Er ist deswegen sehr heftig angegriffen
worden, namentlich von Gefängnisdirektoren, die zwar allesamt eingestehn, daß die
Gefängnisse ihren Zweck nicht erfüllen, trotzdem aber nicht müde werden, uns die
nllcrschönstcn Früchte zu versprechen, wenn nnr erst die berühmte Gefängnisrcform
fertig sein wird, von der leider noch niemand weiß, wie sie nusseheu soll. Brück
widerlegt nnn alles, was für die Gefängnisse und gegen seine Vorschläge gesagt
worden ist, in der Schrift: Die Gegner der Deportation (Breslau, M. und
H. Marcus, 1900). Wir wünschen ihr viele vorurteilsfreie Leser. Abgesehen von
der Sträflingsfrage — möglicherweise ist der von Brück bezeichnete Weg der einzige,
auf dem wir endlich einmal zu lohnender Ausnutzung wenigstens einer unsrer
Kolonien gelangen könnten. — Ed. Sander stellt in der Broschüre: Die Massen-
armut, ihre Ursachen und ihre Beseitigung (Akademischer Verlag für soziale Wissen¬
schaften Dr. John Edelheim, Berlin-Bern, 1901) die nicht neuen Übel der kapita¬
listischen Wirtschaftsordnung in neuen Wendungen dar, zeigt mit sinnreichen
mathematischen Figuren, wie der gesunde, d. h. zinsfreie und wie der ungesunde
Güterumlauf aussieht, und schlägt zur Beseitigung der Masfenarmut die sorgfältig
ausgearbeiteten „Satzungen für den allgemeinen Sparverein Selbsthilfe" vor. Wenn
der Verein seine Wunder gewirkt haben wird, werden wir nicht verfehlen, darüber
zu berichten. Die Ausführungen des Verfassers enthalten viel Richtiges und Be¬
herzigenswertes, so z. B. den Hinweis darauf, daß ein großer Teil der heutigen
Produktion mit Unrecht diesen Namen führt, weil sie teils gar nichts, teils Schäd¬
liches produziert und nur eine nutzlose und vielfach verderbliche Vergeudung mensch¬
licher Arbeitskraft ist; so „die ganze riesige Kampfnrbeit zwischen den konkurrierenden
Händlern. Die Armee von Handlungsreisender, die gesamte Reklame- und Spionage¬
arbeit, die gesamte Geistesarbeit zur Überlistung der Konsumenten fdie Arbeit, die
das alles der Polizei und den Gerichten verursacht, hat er noch vergessen^, sie
vermag das Gesamtprodukt nicht zu vergrößer», sondern sie vermindert es genau
uni ihre Kosten." Gewiß, aber diese Riesenübel mit einem Sparverein heilen
wollen, das ist doch sehr naiv. Der Verfasser unterzeichnet als K. K, Direktor. Da
heute zwischen dem Ministerialdirektor und dem Zirkusdirektor so gar viel Spiel¬
arten dieser Würde liegen, ist man wohl berechtigt zu fragen: Direktor von was? -
Daß so mancher Kandidat der Theologie und des höher» Lehramts die Anstellung
als Hauslehrer abwarten muß, wird gewöhnlich als ein Elend und als ein Stück
soziale Frage angesehen. Karl Haase ist nicht dieser Ansicht. Er beweist in
seiner hübschen kleinen Schrift: Der moderne Hauslehrer, eine gesellschaftliche
und pädagogische Studie (Hannover und Berlin, Carl Meder, 1900), daß die
Hauslehrerei auf einem Lnndgute eine vortreffliche Schule für den jungen Mann
und eine Vorbereitung auf den zukünftigen geistlichen und Lehrerberuf sei, der keine
andre gleichkomme; auch materiell seien diese Stellen durchschnittlich gar nicht schlecht
und nützte» dem Kandidaten schon dadurch, daß sie ihm das vorzeitige Heiraten
unmöglich machten. Angehenden Hnnslehrer» erteilt der Verfasser nützliche Rat¬
schläge und Winke. — Wir fügen hier noch das eigentlich nicht ganz in diesen
Rahmen passende Schriftchen von Friedrich Paulsen an: Parteipolitik und
Moral (Dresden, v. Zahn und Jaensch, 1900). Der Verfasser zeigt darin — es
ist eigentlich ein Vortrag, den er in der Gehestiftuug zu Dresden gehalten hat —,
daß die Parteien unentbehrlich sind, und tröstet »us über die Niedertracht des


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[0100] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wartsgefahr. Der beiden andern Parteien Fahne sei doch mit einem Ideal ge¬ schmückt, das allen Kreisen des Volkes und der Menschheit ein freilich nur ein¬ gebildetes Glück verheiße, in der agrarischen Partei dagegen herrsche der nackte Klassenegoismus. — Professor or, Felix Friedrich Bruck hat in seiner bekannten Schrift „Fort mit den Zuchthäusern" (siehe Grenzboten 1894, Seite 286 des dritten Bandes) die Deportation empfohlen. Er ist deswegen sehr heftig angegriffen worden, namentlich von Gefängnisdirektoren, die zwar allesamt eingestehn, daß die Gefängnisse ihren Zweck nicht erfüllen, trotzdem aber nicht müde werden, uns die nllcrschönstcn Früchte zu versprechen, wenn nnr erst die berühmte Gefängnisrcform fertig sein wird, von der leider noch niemand weiß, wie sie nusseheu soll. Brück widerlegt nnn alles, was für die Gefängnisse und gegen seine Vorschläge gesagt worden ist, in der Schrift: Die Gegner der Deportation (Breslau, M. und H. Marcus, 1900). Wir wünschen ihr viele vorurteilsfreie Leser. Abgesehen von der Sträflingsfrage — möglicherweise ist der von Brück bezeichnete Weg der einzige, auf dem wir endlich einmal zu lohnender Ausnutzung wenigstens einer unsrer Kolonien gelangen könnten. — Ed. Sander stellt in der Broschüre: Die Massen- armut, ihre Ursachen und ihre Beseitigung (Akademischer Verlag für soziale Wissen¬ schaften Dr. John Edelheim, Berlin-Bern, 1901) die nicht neuen Übel der kapita¬ listischen Wirtschaftsordnung in neuen Wendungen dar, zeigt mit sinnreichen mathematischen Figuren, wie der gesunde, d. h. zinsfreie und wie der ungesunde Güterumlauf aussieht, und schlägt zur Beseitigung der Masfenarmut die sorgfältig ausgearbeiteten „Satzungen für den allgemeinen Sparverein Selbsthilfe" vor. Wenn der Verein seine Wunder gewirkt haben wird, werden wir nicht verfehlen, darüber zu berichten. Die Ausführungen des Verfassers enthalten viel Richtiges und Be¬ herzigenswertes, so z. B. den Hinweis darauf, daß ein großer Teil der heutigen Produktion mit Unrecht diesen Namen führt, weil sie teils gar nichts, teils Schäd¬ liches produziert und nur eine nutzlose und vielfach verderbliche Vergeudung mensch¬ licher Arbeitskraft ist; so „die ganze riesige Kampfnrbeit zwischen den konkurrierenden Händlern. Die Armee von Handlungsreisender, die gesamte Reklame- und Spionage¬ arbeit, die gesamte Geistesarbeit zur Überlistung der Konsumenten fdie Arbeit, die das alles der Polizei und den Gerichten verursacht, hat er noch vergessen^, sie vermag das Gesamtprodukt nicht zu vergrößer», sondern sie vermindert es genau uni ihre Kosten." Gewiß, aber diese Riesenübel mit einem Sparverein heilen wollen, das ist doch sehr naiv. Der Verfasser unterzeichnet als K. K, Direktor. Da heute zwischen dem Ministerialdirektor und dem Zirkusdirektor so gar viel Spiel¬ arten dieser Würde liegen, ist man wohl berechtigt zu fragen: Direktor von was? - Daß so mancher Kandidat der Theologie und des höher» Lehramts die Anstellung als Hauslehrer abwarten muß, wird gewöhnlich als ein Elend und als ein Stück soziale Frage angesehen. Karl Haase ist nicht dieser Ansicht. Er beweist in seiner hübschen kleinen Schrift: Der moderne Hauslehrer, eine gesellschaftliche und pädagogische Studie (Hannover und Berlin, Carl Meder, 1900), daß die Hauslehrerei auf einem Lnndgute eine vortreffliche Schule für den jungen Mann und eine Vorbereitung auf den zukünftigen geistlichen und Lehrerberuf sei, der keine andre gleichkomme; auch materiell seien diese Stellen durchschnittlich gar nicht schlecht und nützte» dem Kandidaten schon dadurch, daß sie ihm das vorzeitige Heiraten unmöglich machten. Angehenden Hnnslehrer» erteilt der Verfasser nützliche Rat¬ schläge und Winke. — Wir fügen hier noch das eigentlich nicht ganz in diesen Rahmen passende Schriftchen von Friedrich Paulsen an: Parteipolitik und Moral (Dresden, v. Zahn und Jaensch, 1900). Der Verfasser zeigt darin — es ist eigentlich ein Vortrag, den er in der Gehestiftuug zu Dresden gehalten hat —, daß die Parteien unentbehrlich sind, und tröstet »us über die Niedertracht des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/100>, abgerufen am 02.07.2024.