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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Millionen dem Schwindler Leu Taxil geglaubt hätten. Auf dein Standpunkte der
frühern unvollkommnen Nnturerkenntnis seien solche Illusionen wie der Wunder¬
glaube durchaus nicht unvernünftig gewesen, und die heutige katholische Welt¬
anschauung sei eben noch die des klassischen Altertums und des Neuen Testaments.
Für die wissenschaftlich Gebildeten und für die Zukunft, in der doch die Ergebnisse
der Wissenschaft Gemeingut werden würden, könne das Christentum nur gerettet
werdeu, wenn man mutig alles preisgebe, was nicht seinem Wesen, sondern nur
seiner historischen Entwicklung angehöre. Franz will keineswegs bloß kritisieren
und einreihen, sondern, wie er ja im Titel ankündigt, bauen oder wenigstens den
Nenbciu vorbereiten. Er ist überzeugt, daß ein Volk auf die Dauer nicht gedeihen,
nicht leben könne ohne eine Weltanschauung; es bekümmert ihn tief, daß wir keine
Weltanschauung mehr haben, daß wir in unzählige philosophische und religiöse
Sekten zersplittert sind, daß die Kirchlichkeit der Maßgebenden meist nur Heuchelei
ist ("euer Geld gebt ihr der innern Mission, eure Seelen dem Nietzsche, dem
Schopenhauer, der Stoa, der Skepsis!"); daß der Religionsunterricht der
Jugend, namentlich auf dem Gymnasium, ein unerträglicher, gemeingefährlicher
Skandal ist, und daß bei diesem Zustande von einer verpflichtenden Moral gnr
keine Rede mehr sein kann, und es ist ihm heiliger Ernst mit dem dringend not¬
wendigen Neubau. Leider geht es ihm wie den meisten, um nicht zu sagen allen
heutigen Reformern des Religions- und Kirchenwesens: die Krankheit vermag er
sehr gut zu schildern, Heilmittel aber kennt er nicht; wie das mit unserm heutigen
Wirklichkeitssinn und unsrer heutigen Naturerkenntnis übereinstimmende Christentum,
das er fordert, aussehen wird, das vermag er nicht zu beschreiben, obwohl er eine
Menge gute Gedanken darüber ausspricht. Vielleicht ist der Widerspruch zwischen
dem Wesen der christlichen Religion und ihrer historischen Hülle oder dem Eidotter,
aus dem sie sich bildet, nicht so groß, wie er scheint. Unsre Jntellektualen ent¬
scheiden viel zu voreilig, was zweifellos feststehendes Ergebnis der Wissenschaft sei.
Franz huldigt der streng mechanischen oder vielmehr mechanistischen Naturerkläruug.
Wenn man aber mit Goethe sagt: Was wär ein Gott, der nur vou außen stieße,
wenn man überlegt, was für ein allen menschlichen Begriff übersteigendes Wunder
die Natur, die Welt, jeder einzelne Teil der Welt, der eigne Leib ist, wenn man
an die Macht des Geistes denkt, die sich von keinem Natnrmechanismns einfangen
und binden läßt, so kommen einem die Wunder gar uicht so übermäßig wunderbar
und wunderlich vor, und man ruft unsern heutigen Physikern und Biologen mit
Hamlet zu: Es giebt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als eure Schulweis¬
heit sich träumt, Horatio! Und man gerät durch solchen bescheidnen Verzicht auf
voreilige Entscheidung, den Franz vielleicht verwerflichen Agnostizismus nennen wird,
noch keineswegs in Gefahr, Abonnent und Korrespondent des Pelikan zu werdeu.

Womöglich noch schlimmer als um die christliche Dogmatik steht es um die
christliche Moral. Kratz scheint sie sich ganz einfach und das Handeln danach
kinderleicht vorzustellen; was kann es einfacheres und leichteres geben als das
johanneische: Kindlein, liebet einander! Ja, wie sehen aber die Kindlein aus, und
wie stellt unus an, sie zu lieben? Pastor Maxwell wird in der Vorbereitung zur
Predigt durch eiuen arbeitsuchenden Handwerksburschen unterbrochen und schickt ihn
mit einem: Thut mir leid! weiter. Am nächsten Sonntag kommt der Strömer in
die Kirche, nimmt nach der Predigt das Wort und bittet um Auskunft, wie das
eigentlich gemeint sei, daß man in Jesu Fußstapfen treten solle; darüber hatte Max¬
well gepredigt. Nachdem der Mann eine Weile gesprochen hat, bricht er ohn¬
mächtig zusammen, wird in des Pastors Haus gebracht und stirbt dort. Das
giebt den Anstoß zur Gründung einer Gemeinschaft, deren Mitglieder geloben, ein
Jahr lang in Jesu Fußstapfen zu treten: vor jedem Schritt, den sie thun, zu über-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Millionen dem Schwindler Leu Taxil geglaubt hätten. Auf dein Standpunkte der
frühern unvollkommnen Nnturerkenntnis seien solche Illusionen wie der Wunder¬
glaube durchaus nicht unvernünftig gewesen, und die heutige katholische Welt¬
anschauung sei eben noch die des klassischen Altertums und des Neuen Testaments.
Für die wissenschaftlich Gebildeten und für die Zukunft, in der doch die Ergebnisse
der Wissenschaft Gemeingut werden würden, könne das Christentum nur gerettet
werdeu, wenn man mutig alles preisgebe, was nicht seinem Wesen, sondern nur
seiner historischen Entwicklung angehöre. Franz will keineswegs bloß kritisieren
und einreihen, sondern, wie er ja im Titel ankündigt, bauen oder wenigstens den
Nenbciu vorbereiten. Er ist überzeugt, daß ein Volk auf die Dauer nicht gedeihen,
nicht leben könne ohne eine Weltanschauung; es bekümmert ihn tief, daß wir keine
Weltanschauung mehr haben, daß wir in unzählige philosophische und religiöse
Sekten zersplittert sind, daß die Kirchlichkeit der Maßgebenden meist nur Heuchelei
ist („euer Geld gebt ihr der innern Mission, eure Seelen dem Nietzsche, dem
Schopenhauer, der Stoa, der Skepsis!"); daß der Religionsunterricht der
Jugend, namentlich auf dem Gymnasium, ein unerträglicher, gemeingefährlicher
Skandal ist, und daß bei diesem Zustande von einer verpflichtenden Moral gnr
keine Rede mehr sein kann, und es ist ihm heiliger Ernst mit dem dringend not¬
wendigen Neubau. Leider geht es ihm wie den meisten, um nicht zu sagen allen
heutigen Reformern des Religions- und Kirchenwesens: die Krankheit vermag er
sehr gut zu schildern, Heilmittel aber kennt er nicht; wie das mit unserm heutigen
Wirklichkeitssinn und unsrer heutigen Naturerkenntnis übereinstimmende Christentum,
das er fordert, aussehen wird, das vermag er nicht zu beschreiben, obwohl er eine
Menge gute Gedanken darüber ausspricht. Vielleicht ist der Widerspruch zwischen
dem Wesen der christlichen Religion und ihrer historischen Hülle oder dem Eidotter,
aus dem sie sich bildet, nicht so groß, wie er scheint. Unsre Jntellektualen ent¬
scheiden viel zu voreilig, was zweifellos feststehendes Ergebnis der Wissenschaft sei.
Franz huldigt der streng mechanischen oder vielmehr mechanistischen Naturerkläruug.
Wenn man aber mit Goethe sagt: Was wär ein Gott, der nur vou außen stieße,
wenn man überlegt, was für ein allen menschlichen Begriff übersteigendes Wunder
die Natur, die Welt, jeder einzelne Teil der Welt, der eigne Leib ist, wenn man
an die Macht des Geistes denkt, die sich von keinem Natnrmechanismns einfangen
und binden läßt, so kommen einem die Wunder gar uicht so übermäßig wunderbar
und wunderlich vor, und man ruft unsern heutigen Physikern und Biologen mit
Hamlet zu: Es giebt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als eure Schulweis¬
heit sich träumt, Horatio! Und man gerät durch solchen bescheidnen Verzicht auf
voreilige Entscheidung, den Franz vielleicht verwerflichen Agnostizismus nennen wird,
noch keineswegs in Gefahr, Abonnent und Korrespondent des Pelikan zu werdeu.

Womöglich noch schlimmer als um die christliche Dogmatik steht es um die
christliche Moral. Kratz scheint sie sich ganz einfach und das Handeln danach
kinderleicht vorzustellen; was kann es einfacheres und leichteres geben als das
johanneische: Kindlein, liebet einander! Ja, wie sehen aber die Kindlein aus, und
wie stellt unus an, sie zu lieben? Pastor Maxwell wird in der Vorbereitung zur
Predigt durch eiuen arbeitsuchenden Handwerksburschen unterbrochen und schickt ihn
mit einem: Thut mir leid! weiter. Am nächsten Sonntag kommt der Strömer in
die Kirche, nimmt nach der Predigt das Wort und bittet um Auskunft, wie das
eigentlich gemeint sei, daß man in Jesu Fußstapfen treten solle; darüber hatte Max¬
well gepredigt. Nachdem der Mann eine Weile gesprochen hat, bricht er ohn¬
mächtig zusammen, wird in des Pastors Haus gebracht und stirbt dort. Das
giebt den Anstoß zur Gründung einer Gemeinschaft, deren Mitglieder geloben, ein
Jahr lang in Jesu Fußstapfen zu treten: vor jedem Schritt, den sie thun, zu über-


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[0096] Maßgebliches und Unmaßgebliches Millionen dem Schwindler Leu Taxil geglaubt hätten. Auf dein Standpunkte der frühern unvollkommnen Nnturerkenntnis seien solche Illusionen wie der Wunder¬ glaube durchaus nicht unvernünftig gewesen, und die heutige katholische Welt¬ anschauung sei eben noch die des klassischen Altertums und des Neuen Testaments. Für die wissenschaftlich Gebildeten und für die Zukunft, in der doch die Ergebnisse der Wissenschaft Gemeingut werden würden, könne das Christentum nur gerettet werdeu, wenn man mutig alles preisgebe, was nicht seinem Wesen, sondern nur seiner historischen Entwicklung angehöre. Franz will keineswegs bloß kritisieren und einreihen, sondern, wie er ja im Titel ankündigt, bauen oder wenigstens den Nenbciu vorbereiten. Er ist überzeugt, daß ein Volk auf die Dauer nicht gedeihen, nicht leben könne ohne eine Weltanschauung; es bekümmert ihn tief, daß wir keine Weltanschauung mehr haben, daß wir in unzählige philosophische und religiöse Sekten zersplittert sind, daß die Kirchlichkeit der Maßgebenden meist nur Heuchelei ist („euer Geld gebt ihr der innern Mission, eure Seelen dem Nietzsche, dem Schopenhauer, der Stoa, der Skepsis!"); daß der Religionsunterricht der Jugend, namentlich auf dem Gymnasium, ein unerträglicher, gemeingefährlicher Skandal ist, und daß bei diesem Zustande von einer verpflichtenden Moral gnr keine Rede mehr sein kann, und es ist ihm heiliger Ernst mit dem dringend not¬ wendigen Neubau. Leider geht es ihm wie den meisten, um nicht zu sagen allen heutigen Reformern des Religions- und Kirchenwesens: die Krankheit vermag er sehr gut zu schildern, Heilmittel aber kennt er nicht; wie das mit unserm heutigen Wirklichkeitssinn und unsrer heutigen Naturerkenntnis übereinstimmende Christentum, das er fordert, aussehen wird, das vermag er nicht zu beschreiben, obwohl er eine Menge gute Gedanken darüber ausspricht. Vielleicht ist der Widerspruch zwischen dem Wesen der christlichen Religion und ihrer historischen Hülle oder dem Eidotter, aus dem sie sich bildet, nicht so groß, wie er scheint. Unsre Jntellektualen ent¬ scheiden viel zu voreilig, was zweifellos feststehendes Ergebnis der Wissenschaft sei. Franz huldigt der streng mechanischen oder vielmehr mechanistischen Naturerkläruug. Wenn man aber mit Goethe sagt: Was wär ein Gott, der nur vou außen stieße, wenn man überlegt, was für ein allen menschlichen Begriff übersteigendes Wunder die Natur, die Welt, jeder einzelne Teil der Welt, der eigne Leib ist, wenn man an die Macht des Geistes denkt, die sich von keinem Natnrmechanismns einfangen und binden läßt, so kommen einem die Wunder gar uicht so übermäßig wunderbar und wunderlich vor, und man ruft unsern heutigen Physikern und Biologen mit Hamlet zu: Es giebt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als eure Schulweis¬ heit sich träumt, Horatio! Und man gerät durch solchen bescheidnen Verzicht auf voreilige Entscheidung, den Franz vielleicht verwerflichen Agnostizismus nennen wird, noch keineswegs in Gefahr, Abonnent und Korrespondent des Pelikan zu werdeu. Womöglich noch schlimmer als um die christliche Dogmatik steht es um die christliche Moral. Kratz scheint sie sich ganz einfach und das Handeln danach kinderleicht vorzustellen; was kann es einfacheres und leichteres geben als das johanneische: Kindlein, liebet einander! Ja, wie sehen aber die Kindlein aus, und wie stellt unus an, sie zu lieben? Pastor Maxwell wird in der Vorbereitung zur Predigt durch eiuen arbeitsuchenden Handwerksburschen unterbrochen und schickt ihn mit einem: Thut mir leid! weiter. Am nächsten Sonntag kommt der Strömer in die Kirche, nimmt nach der Predigt das Wort und bittet um Auskunft, wie das eigentlich gemeint sei, daß man in Jesu Fußstapfen treten solle; darüber hatte Max¬ well gepredigt. Nachdem der Mann eine Weile gesprochen hat, bricht er ohn¬ mächtig zusammen, wird in des Pastors Haus gebracht und stirbt dort. Das giebt den Anstoß zur Gründung einer Gemeinschaft, deren Mitglieder geloben, ein Jahr lang in Jesu Fußstapfen zu treten: vor jedem Schritt, den sie thun, zu über-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/96>, abgerufen am 02.07.2024.