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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Friedrich List

mögeus. Das ist geradeso, wie wenn die vier Milliarden Mark, die der
Bnrenkrieg England vorläufig kostet, als eine Vermehrung des englischen
Nationalvermögens aufgefaßt würden in dem Falle, daß es ausschließlich eng¬
lische Kapitalisten sind, die die neuen Anleihescheine kaufen. Die großstädtische
Bodenrenke bedeutet weiter nichts, als daß es dein großen, Teil der Ein¬
wohnerschaft an Luft, Licht und Ellbvgenrnnm fehlt, und daß er seine Kultur-,
Ncchruugs- und sonstigen Bedürfnisse aufs äußerste einschränken muß, wenn er
sich den kleinen, oft dunkeln und ungesunden Raum sichern will, wo ihm die
Befriedigung seiner Bedürfnisse erlaubt ist. Das übrige mögen die Bodcn-
besitzrcformer und die Wohnungspolitiker sage,,.")

Das Steige" der ländlichen Grundrente hat nnn aber, soweit es ans dem
Steigen der Nahrungsmittelpreise entspringt, noch andre Folgen. Da die
ärmere Bevölkerung nicht Lust hat, zu verhungern, so wandert ein Teil aus
und erschließt überseeische Gebiete der Kultur. Diese liefern den alten Ländern
Getreide und stürzen deren Getreidepreis und Grundrente. Die Agrarfrage
entsteht. Daß Deutschland ein Getreide einführendes Land werden würde, hat
List vorausgesehen, aber als einen Fortschritt gewünscht. Er hat gemeint, die
Landwirte werden sich mehr und mehr auf die Versorgung der unter ihnen
wohnenden zahlreichen städtische" und Jndustriebevölkerung Mit feinern und
teurem Produkten: Fleisch. Milch, Butter, Geflügel, Eiern,'Gemüse, Obst usw.
verlegen, wobei ja, wie auch Rodbertus sagt, die Landwirtschaft blüht, und
werden die Versorgung der Masse mit Brotkvrn und Kartoffeln den neuen
Ländern überlassen; wirft doch ein Morgen Gemüse-, Obst- und Binnenland
in der Nähe der Großstadt so viel Reinertrag ab wie hundert Morgen Kar¬
toffelacker in Hinterpommern. Ganz schön! Leider aber läßt sich der hinter-
pommersche Kartoffelacker nicht im Handnmdrehn und ohne Geldkosten in
Spargelbeete verwandeln, und geschähe es, so würden die städtischen Verzehrer
fehleii. Die Industrialisierung Dentschlands -- ans das wir uns beschränken
wollen ist eben nicht so vor sich gegangen, wie sich List anfänglich dachte
und wie sie Carey fordert, daß sich in oder neben jedes Dorf Gewerbtreibende
setzen, die ihm seine Nahrungsmittel ohne Vermittlung von Hüudleru abnehmen
und dafür Gewcrbeerzeugnisse, namentlich Werkzeuge, ""verteuert durch Trans-
Portkosteu liefern; sondern die Industrie hat sich in einzelnen, von der Natur
und durch die geschichtliche Entwicklung begünstigten Gegenden und Städten
konzentriert und dem nordöstlichen Flügel des heutige,: Reichs bis auf einige
Oase" das bischen Gewerbe, das er früher gehabt hat, vollends entzogen, ja
sie droht ihm seine Bevölkerung zu entziehn. Die Lnudflucht soll hier nicht
"och einmal breit getreten, es soll nur daran erinnert werde", daß Großstadt und
Industriebezirk, wenn sie einmal da sind, eine verhängnisvolle Anziehungskraft
ans die ländliche Bevölkerung ausüben. Ohne Zweifel giebt es entgegenwirkende
Kräfte, aber die sind teils gar nicht, teils zu spät in Bewegung gesetzt worden.



*) Einer von diesen, ">'. von Mangold,, referiert in Ur. 29 und 30 der Sozialen Praxis
über das posthum erschienene Buch des verstorbnen I)r. Paul Voigt: Grundrente und Wohnungs¬
frage in Berlin und seinen Vororten. Wir erfahren daraus u. a. folgendes: Die Steigerung
des BodenwertS in den Berliner Vororten wird für die Zeit von 1887 bis 1896 auf eine
Milliarde Mark berechnet. Davon kommen allein aus Charlottenburg 250 Millionen. Jede hin¬
zukommende Person hat den Charlottenburger Grundbesitzern 2590 Mark, jede scchskövsige
Familie in diesen zehn Jahren 15000 Mark Knvitalzuwachs eingebracht. Die Milliarde ist teils
wachsamen Grundstückspekulanten, teils armen Karloffelbauern im Schlaf in die Tasche gefallen,
einen Teil haben auch reiche Villenbesitzer eingestrichen, die in günstiger Lage wohnten. Bei
einer Wohnungsmiete von 890 Mark kann man 100 Mark, bei einer von 1200 Mark 400 Mark
als Tribut um den reich gewordnen Grundrentner berechnen.
Friedrich List

mögeus. Das ist geradeso, wie wenn die vier Milliarden Mark, die der
Bnrenkrieg England vorläufig kostet, als eine Vermehrung des englischen
Nationalvermögens aufgefaßt würden in dem Falle, daß es ausschließlich eng¬
lische Kapitalisten sind, die die neuen Anleihescheine kaufen. Die großstädtische
Bodenrenke bedeutet weiter nichts, als daß es dein großen, Teil der Ein¬
wohnerschaft an Luft, Licht und Ellbvgenrnnm fehlt, und daß er seine Kultur-,
Ncchruugs- und sonstigen Bedürfnisse aufs äußerste einschränken muß, wenn er
sich den kleinen, oft dunkeln und ungesunden Raum sichern will, wo ihm die
Befriedigung seiner Bedürfnisse erlaubt ist. Das übrige mögen die Bodcn-
besitzrcformer und die Wohnungspolitiker sage,,.")

Das Steige» der ländlichen Grundrente hat nnn aber, soweit es ans dem
Steigen der Nahrungsmittelpreise entspringt, noch andre Folgen. Da die
ärmere Bevölkerung nicht Lust hat, zu verhungern, so wandert ein Teil aus
und erschließt überseeische Gebiete der Kultur. Diese liefern den alten Ländern
Getreide und stürzen deren Getreidepreis und Grundrente. Die Agrarfrage
entsteht. Daß Deutschland ein Getreide einführendes Land werden würde, hat
List vorausgesehen, aber als einen Fortschritt gewünscht. Er hat gemeint, die
Landwirte werden sich mehr und mehr auf die Versorgung der unter ihnen
wohnenden zahlreichen städtische» und Jndustriebevölkerung Mit feinern und
teurem Produkten: Fleisch. Milch, Butter, Geflügel, Eiern,'Gemüse, Obst usw.
verlegen, wobei ja, wie auch Rodbertus sagt, die Landwirtschaft blüht, und
werden die Versorgung der Masse mit Brotkvrn und Kartoffeln den neuen
Ländern überlassen; wirft doch ein Morgen Gemüse-, Obst- und Binnenland
in der Nähe der Großstadt so viel Reinertrag ab wie hundert Morgen Kar¬
toffelacker in Hinterpommern. Ganz schön! Leider aber läßt sich der hinter-
pommersche Kartoffelacker nicht im Handnmdrehn und ohne Geldkosten in
Spargelbeete verwandeln, und geschähe es, so würden die städtischen Verzehrer
fehleii. Die Industrialisierung Dentschlands — ans das wir uns beschränken
wollen ist eben nicht so vor sich gegangen, wie sich List anfänglich dachte
und wie sie Carey fordert, daß sich in oder neben jedes Dorf Gewerbtreibende
setzen, die ihm seine Nahrungsmittel ohne Vermittlung von Hüudleru abnehmen
und dafür Gewcrbeerzeugnisse, namentlich Werkzeuge, »»verteuert durch Trans-
Portkosteu liefern; sondern die Industrie hat sich in einzelnen, von der Natur
und durch die geschichtliche Entwicklung begünstigten Gegenden und Städten
konzentriert und dem nordöstlichen Flügel des heutige,: Reichs bis auf einige
Oase» das bischen Gewerbe, das er früher gehabt hat, vollends entzogen, ja
sie droht ihm seine Bevölkerung zu entziehn. Die Lnudflucht soll hier nicht
»och einmal breit getreten, es soll nur daran erinnert werde», daß Großstadt und
Industriebezirk, wenn sie einmal da sind, eine verhängnisvolle Anziehungskraft
ans die ländliche Bevölkerung ausüben. Ohne Zweifel giebt es entgegenwirkende
Kräfte, aber die sind teils gar nicht, teils zu spät in Bewegung gesetzt worden.



*) Einer von diesen, »>'. von Mangold,, referiert in Ur. 29 und 30 der Sozialen Praxis
über das posthum erschienene Buch des verstorbnen I)r. Paul Voigt: Grundrente und Wohnungs¬
frage in Berlin und seinen Vororten. Wir erfahren daraus u. a. folgendes: Die Steigerung
des BodenwertS in den Berliner Vororten wird für die Zeit von 1887 bis 1896 auf eine
Milliarde Mark berechnet. Davon kommen allein aus Charlottenburg 250 Millionen. Jede hin¬
zukommende Person hat den Charlottenburger Grundbesitzern 2590 Mark, jede scchskövsige
Familie in diesen zehn Jahren 15000 Mark Knvitalzuwachs eingebracht. Die Milliarde ist teils
wachsamen Grundstückspekulanten, teils armen Karloffelbauern im Schlaf in die Tasche gefallen,
einen Teil haben auch reiche Villenbesitzer eingestrichen, die in günstiger Lage wohnten. Bei
einer Wohnungsmiete von 890 Mark kann man 100 Mark, bei einer von 1200 Mark 400 Mark
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[0621] Friedrich List mögeus. Das ist geradeso, wie wenn die vier Milliarden Mark, die der Bnrenkrieg England vorläufig kostet, als eine Vermehrung des englischen Nationalvermögens aufgefaßt würden in dem Falle, daß es ausschließlich eng¬ lische Kapitalisten sind, die die neuen Anleihescheine kaufen. Die großstädtische Bodenrenke bedeutet weiter nichts, als daß es dein großen, Teil der Ein¬ wohnerschaft an Luft, Licht und Ellbvgenrnnm fehlt, und daß er seine Kultur-, Ncchruugs- und sonstigen Bedürfnisse aufs äußerste einschränken muß, wenn er sich den kleinen, oft dunkeln und ungesunden Raum sichern will, wo ihm die Befriedigung seiner Bedürfnisse erlaubt ist. Das übrige mögen die Bodcn- besitzrcformer und die Wohnungspolitiker sage,,.") Das Steige» der ländlichen Grundrente hat nnn aber, soweit es ans dem Steigen der Nahrungsmittelpreise entspringt, noch andre Folgen. Da die ärmere Bevölkerung nicht Lust hat, zu verhungern, so wandert ein Teil aus und erschließt überseeische Gebiete der Kultur. Diese liefern den alten Ländern Getreide und stürzen deren Getreidepreis und Grundrente. Die Agrarfrage entsteht. Daß Deutschland ein Getreide einführendes Land werden würde, hat List vorausgesehen, aber als einen Fortschritt gewünscht. Er hat gemeint, die Landwirte werden sich mehr und mehr auf die Versorgung der unter ihnen wohnenden zahlreichen städtische» und Jndustriebevölkerung Mit feinern und teurem Produkten: Fleisch. Milch, Butter, Geflügel, Eiern,'Gemüse, Obst usw. verlegen, wobei ja, wie auch Rodbertus sagt, die Landwirtschaft blüht, und werden die Versorgung der Masse mit Brotkvrn und Kartoffeln den neuen Ländern überlassen; wirft doch ein Morgen Gemüse-, Obst- und Binnenland in der Nähe der Großstadt so viel Reinertrag ab wie hundert Morgen Kar¬ toffelacker in Hinterpommern. Ganz schön! Leider aber läßt sich der hinter- pommersche Kartoffelacker nicht im Handnmdrehn und ohne Geldkosten in Spargelbeete verwandeln, und geschähe es, so würden die städtischen Verzehrer fehleii. Die Industrialisierung Dentschlands — ans das wir uns beschränken wollen ist eben nicht so vor sich gegangen, wie sich List anfänglich dachte und wie sie Carey fordert, daß sich in oder neben jedes Dorf Gewerbtreibende setzen, die ihm seine Nahrungsmittel ohne Vermittlung von Hüudleru abnehmen und dafür Gewcrbeerzeugnisse, namentlich Werkzeuge, »»verteuert durch Trans- Portkosteu liefern; sondern die Industrie hat sich in einzelnen, von der Natur und durch die geschichtliche Entwicklung begünstigten Gegenden und Städten konzentriert und dem nordöstlichen Flügel des heutige,: Reichs bis auf einige Oase» das bischen Gewerbe, das er früher gehabt hat, vollends entzogen, ja sie droht ihm seine Bevölkerung zu entziehn. Die Lnudflucht soll hier nicht »och einmal breit getreten, es soll nur daran erinnert werde», daß Großstadt und Industriebezirk, wenn sie einmal da sind, eine verhängnisvolle Anziehungskraft ans die ländliche Bevölkerung ausüben. Ohne Zweifel giebt es entgegenwirkende Kräfte, aber die sind teils gar nicht, teils zu spät in Bewegung gesetzt worden. *) Einer von diesen, »>'. von Mangold,, referiert in Ur. 29 und 30 der Sozialen Praxis über das posthum erschienene Buch des verstorbnen I)r. Paul Voigt: Grundrente und Wohnungs¬ frage in Berlin und seinen Vororten. Wir erfahren daraus u. a. folgendes: Die Steigerung des BodenwertS in den Berliner Vororten wird für die Zeit von 1887 bis 1896 auf eine Milliarde Mark berechnet. Davon kommen allein aus Charlottenburg 250 Millionen. Jede hin¬ zukommende Person hat den Charlottenburger Grundbesitzern 2590 Mark, jede scchskövsige Familie in diesen zehn Jahren 15000 Mark Knvitalzuwachs eingebracht. Die Milliarde ist teils wachsamen Grundstückspekulanten, teils armen Karloffelbauern im Schlaf in die Tasche gefallen, einen Teil haben auch reiche Villenbesitzer eingestrichen, die in günstiger Lage wohnten. Bei einer Wohnungsmiete von 890 Mark kann man 100 Mark, bei einer von 1200 Mark 400 Mark als Tribut um den reich gewordnen Grundrentner berechnen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/621>, abgerufen am 03.07.2024.