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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Pancratius Lapitolinus

täten ein Verfahren in die Länge gezogen hätte, über dessen Ausgang nur der
Hauptbeteiligte im unklaren sein konnte.

War General Lefebvre, wie Martinchen dem Freunde so eifrig versichert hatte,
kein Unmensch, so war es Kapitän Bechamel noch weniger. Er nannte das fröhliche
Land der Gascogne seine Heimat und war wie alle seine Landsleute, wenn man
seinen Reden hätte trauen dürfen, ein gewaltiger Held, in Wirklichkeit aber ein
großes Kind, das sich am Erzählen denkwürdiger Thaten mehr ergötzte als am
Vollbringen. In dein streitbaren Phantasten, der jetzt unter der Anklage, Soldaten
der Republik thätlich angegriffen zu haben, vor ihm stand, mochte er wohl einen
Geistesverwandten von sich selbst erkennen, wie ihm denn auch Paneratinssens mit
großer Würde und wahrhaft antiker Ruhe gesprochne Rechtfertigung: Non otüeikr!
lin von eomilumäaut ävtsucl sg, tortsrosM! thatsächlich imponierte.

Den Bericht über die Belagerung und die Eroberung der Schweppenburg,
den Saint-Lambert in ganz geschäftsmäßigen Ton erstattete, vernahm Bechamel
mit sichtlichem Behagen, und die Einzelheiten der Verteidigungsgeschichte erfüllte"
ihn mit solchem Entzücke", daß er sie sich, angeblich um Klarheit in den Fall zu
bringen, von jedem einzelnen der Soldaten wiederholen ließ, wodurch das Protokoll
freilich weniger an Klarheit als an Buntheit gewann. Daß die Belagerer das
Komödieuspicl unsers Freundes verhältnismäßig bald durchschaut und in den mannig¬
fachen Gestalten, die sich ihnen gezeigt, immer wieder deu einzigen Pancratius er¬
kannt hatten, setzte diesen in nicht geringes Erstaunen. Noch merkwürdiger aber
erschien ihm, was seine Feinde alles in diesen Gestalten gesehen haben wollten.
Der eine behauptete, er habe ganz deutlich gesehen, wie sich der Delinquent plötzlich
in den leibhaftigen Teufel verwandelt habe, einem andern sollte er als Steuer-
Pächter Le Notre aus Versailles erschienen sein, ein dritter wollte die heilige
Jungfrau vou Reims gesehen haben.

Der Gascogner, durch diese Verquickung von Helden- und Komödiantentum
"uf das angenehmste berührt, wurde mit jeder Minute milder gestimmt, sodaß
Martinchen, der als Dolmetscher fungierte, oder richtiger, nicht fungierte, da Pan¬
cratius selbst ganz leidlich französisch sprach, nicht einmal nötig hatte, ein Wort der
Verteidigung einfließen zu lassen.

Nachdem das Verhör abgeschlossen, und der Thatbestand, von dem der An¬
geklagte übrigens kein Jota leugnete, festgestellt worden war, setzte Kapitän Mchamel
sein strengstes Gesicht auf und erklärte nach längerm Schweigen, daß er den
Delinquenten zwar des ihm zur Last gelegten Verbrechens schuldig befunden habe,
daß er jedoch in Anbetracht der von ihm an den Tag gelegten Entschlossenheit
und eines besondern, nicht näher zu erörternden Umstands -- bei diesem Worte
fuhr er sich mit dem Daumen leicht über die Stirn -- davon absehen wolle, ihn
an Leib und Leben zu bestrafen, sondern ihn nur dazu verurteile, in Gegenwart
des anwesende" französischen Militärs und der Einwohnerschaft von Burgbrohl
unter den Klänge" der Marseillaise etlichemal um den Freiheitsbaum zu tanzen.

Pancratius hörte das Urteil mit der Gelassenheit, die wir schon so oft an
ihm bewundert haben, an. Daß er, der sich vor den Galliern freiwillig als
Schauspieler produziert hatte, min unfreiwillig als Tänzer auftreten sollte, schien
ihm wirklich nicht allzuhart. Der Kapitän ließ Alarm blasen, und so füllte sich
der kleine Marktplatz, ehe fünf Minuten vergingen, mit einem um Zahl ganz an¬
sehnlichen Publikum. Die Soldaten, alles in allem etwa hundertundfunfzig Man",
stellte" sich in einem Kreise auf, dessen Mittelpunkt der Freiheitsbaum war. Hinter
diesen, Korton drängte sich die Ortseinwohnerschaft in der Erwartung eines nnßer-
ordentlichen Schauspiels zusammen. Nur ein Bäcker, der vor seiner Hausthür
Holzscheite zerkleinerte, ließ sich durch den Auflauf nicht in seiner Arbeit stören,


Grenzboten II 1901 72
Pancratius Lapitolinus

täten ein Verfahren in die Länge gezogen hätte, über dessen Ausgang nur der
Hauptbeteiligte im unklaren sein konnte.

War General Lefebvre, wie Martinchen dem Freunde so eifrig versichert hatte,
kein Unmensch, so war es Kapitän Bechamel noch weniger. Er nannte das fröhliche
Land der Gascogne seine Heimat und war wie alle seine Landsleute, wenn man
seinen Reden hätte trauen dürfen, ein gewaltiger Held, in Wirklichkeit aber ein
großes Kind, das sich am Erzählen denkwürdiger Thaten mehr ergötzte als am
Vollbringen. In dein streitbaren Phantasten, der jetzt unter der Anklage, Soldaten
der Republik thätlich angegriffen zu haben, vor ihm stand, mochte er wohl einen
Geistesverwandten von sich selbst erkennen, wie ihm denn auch Paneratinssens mit
großer Würde und wahrhaft antiker Ruhe gesprochne Rechtfertigung: Non otüeikr!
lin von eomilumäaut ävtsucl sg, tortsrosM! thatsächlich imponierte.

Den Bericht über die Belagerung und die Eroberung der Schweppenburg,
den Saint-Lambert in ganz geschäftsmäßigen Ton erstattete, vernahm Bechamel
mit sichtlichem Behagen, und die Einzelheiten der Verteidigungsgeschichte erfüllte»
ihn mit solchem Entzücke», daß er sie sich, angeblich um Klarheit in den Fall zu
bringen, von jedem einzelnen der Soldaten wiederholen ließ, wodurch das Protokoll
freilich weniger an Klarheit als an Buntheit gewann. Daß die Belagerer das
Komödieuspicl unsers Freundes verhältnismäßig bald durchschaut und in den mannig¬
fachen Gestalten, die sich ihnen gezeigt, immer wieder deu einzigen Pancratius er¬
kannt hatten, setzte diesen in nicht geringes Erstaunen. Noch merkwürdiger aber
erschien ihm, was seine Feinde alles in diesen Gestalten gesehen haben wollten.
Der eine behauptete, er habe ganz deutlich gesehen, wie sich der Delinquent plötzlich
in den leibhaftigen Teufel verwandelt habe, einem andern sollte er als Steuer-
Pächter Le Notre aus Versailles erschienen sein, ein dritter wollte die heilige
Jungfrau vou Reims gesehen haben.

Der Gascogner, durch diese Verquickung von Helden- und Komödiantentum
"uf das angenehmste berührt, wurde mit jeder Minute milder gestimmt, sodaß
Martinchen, der als Dolmetscher fungierte, oder richtiger, nicht fungierte, da Pan¬
cratius selbst ganz leidlich französisch sprach, nicht einmal nötig hatte, ein Wort der
Verteidigung einfließen zu lassen.

Nachdem das Verhör abgeschlossen, und der Thatbestand, von dem der An¬
geklagte übrigens kein Jota leugnete, festgestellt worden war, setzte Kapitän Mchamel
sein strengstes Gesicht auf und erklärte nach längerm Schweigen, daß er den
Delinquenten zwar des ihm zur Last gelegten Verbrechens schuldig befunden habe,
daß er jedoch in Anbetracht der von ihm an den Tag gelegten Entschlossenheit
und eines besondern, nicht näher zu erörternden Umstands — bei diesem Worte
fuhr er sich mit dem Daumen leicht über die Stirn — davon absehen wolle, ihn
an Leib und Leben zu bestrafen, sondern ihn nur dazu verurteile, in Gegenwart
des anwesende» französischen Militärs und der Einwohnerschaft von Burgbrohl
unter den Klänge» der Marseillaise etlichemal um den Freiheitsbaum zu tanzen.

Pancratius hörte das Urteil mit der Gelassenheit, die wir schon so oft an
ihm bewundert haben, an. Daß er, der sich vor den Galliern freiwillig als
Schauspieler produziert hatte, min unfreiwillig als Tänzer auftreten sollte, schien
ihm wirklich nicht allzuhart. Der Kapitän ließ Alarm blasen, und so füllte sich
der kleine Marktplatz, ehe fünf Minuten vergingen, mit einem um Zahl ganz an¬
sehnlichen Publikum. Die Soldaten, alles in allem etwa hundertundfunfzig Man»,
stellte» sich in einem Kreise auf, dessen Mittelpunkt der Freiheitsbaum war. Hinter
diesen, Korton drängte sich die Ortseinwohnerschaft in der Erwartung eines nnßer-
ordentlichen Schauspiels zusammen. Nur ein Bäcker, der vor seiner Hausthür
Holzscheite zerkleinerte, ließ sich durch den Auflauf nicht in seiner Arbeit stören,


Grenzboten II 1901 72
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[0577] Pancratius Lapitolinus täten ein Verfahren in die Länge gezogen hätte, über dessen Ausgang nur der Hauptbeteiligte im unklaren sein konnte. War General Lefebvre, wie Martinchen dem Freunde so eifrig versichert hatte, kein Unmensch, so war es Kapitän Bechamel noch weniger. Er nannte das fröhliche Land der Gascogne seine Heimat und war wie alle seine Landsleute, wenn man seinen Reden hätte trauen dürfen, ein gewaltiger Held, in Wirklichkeit aber ein großes Kind, das sich am Erzählen denkwürdiger Thaten mehr ergötzte als am Vollbringen. In dein streitbaren Phantasten, der jetzt unter der Anklage, Soldaten der Republik thätlich angegriffen zu haben, vor ihm stand, mochte er wohl einen Geistesverwandten von sich selbst erkennen, wie ihm denn auch Paneratinssens mit großer Würde und wahrhaft antiker Ruhe gesprochne Rechtfertigung: Non otüeikr! lin von eomilumäaut ävtsucl sg, tortsrosM! thatsächlich imponierte. Den Bericht über die Belagerung und die Eroberung der Schweppenburg, den Saint-Lambert in ganz geschäftsmäßigen Ton erstattete, vernahm Bechamel mit sichtlichem Behagen, und die Einzelheiten der Verteidigungsgeschichte erfüllte» ihn mit solchem Entzücke», daß er sie sich, angeblich um Klarheit in den Fall zu bringen, von jedem einzelnen der Soldaten wiederholen ließ, wodurch das Protokoll freilich weniger an Klarheit als an Buntheit gewann. Daß die Belagerer das Komödieuspicl unsers Freundes verhältnismäßig bald durchschaut und in den mannig¬ fachen Gestalten, die sich ihnen gezeigt, immer wieder deu einzigen Pancratius er¬ kannt hatten, setzte diesen in nicht geringes Erstaunen. Noch merkwürdiger aber erschien ihm, was seine Feinde alles in diesen Gestalten gesehen haben wollten. Der eine behauptete, er habe ganz deutlich gesehen, wie sich der Delinquent plötzlich in den leibhaftigen Teufel verwandelt habe, einem andern sollte er als Steuer- Pächter Le Notre aus Versailles erschienen sein, ein dritter wollte die heilige Jungfrau vou Reims gesehen haben. Der Gascogner, durch diese Verquickung von Helden- und Komödiantentum "uf das angenehmste berührt, wurde mit jeder Minute milder gestimmt, sodaß Martinchen, der als Dolmetscher fungierte, oder richtiger, nicht fungierte, da Pan¬ cratius selbst ganz leidlich französisch sprach, nicht einmal nötig hatte, ein Wort der Verteidigung einfließen zu lassen. Nachdem das Verhör abgeschlossen, und der Thatbestand, von dem der An¬ geklagte übrigens kein Jota leugnete, festgestellt worden war, setzte Kapitän Mchamel sein strengstes Gesicht auf und erklärte nach längerm Schweigen, daß er den Delinquenten zwar des ihm zur Last gelegten Verbrechens schuldig befunden habe, daß er jedoch in Anbetracht der von ihm an den Tag gelegten Entschlossenheit und eines besondern, nicht näher zu erörternden Umstands — bei diesem Worte fuhr er sich mit dem Daumen leicht über die Stirn — davon absehen wolle, ihn an Leib und Leben zu bestrafen, sondern ihn nur dazu verurteile, in Gegenwart des anwesende» französischen Militärs und der Einwohnerschaft von Burgbrohl unter den Klänge» der Marseillaise etlichemal um den Freiheitsbaum zu tanzen. Pancratius hörte das Urteil mit der Gelassenheit, die wir schon so oft an ihm bewundert haben, an. Daß er, der sich vor den Galliern freiwillig als Schauspieler produziert hatte, min unfreiwillig als Tänzer auftreten sollte, schien ihm wirklich nicht allzuhart. Der Kapitän ließ Alarm blasen, und so füllte sich der kleine Marktplatz, ehe fünf Minuten vergingen, mit einem um Zahl ganz an¬ sehnlichen Publikum. Die Soldaten, alles in allem etwa hundertundfunfzig Man», stellte» sich in einem Kreise auf, dessen Mittelpunkt der Freiheitsbaum war. Hinter diesen, Korton drängte sich die Ortseinwohnerschaft in der Erwartung eines nnßer- ordentlichen Schauspiels zusammen. Nur ein Bäcker, der vor seiner Hausthür Holzscheite zerkleinerte, ließ sich durch den Auflauf nicht in seiner Arbeit stören, Grenzboten II 1901 72

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/577>, abgerufen am 22.07.2024.