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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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paucratius Lapltolinus

des Ortes, über sein Haupt hinweg gegen die Zimmerdecke gelenkt hatte. Seltsam,
daß er gar nicht ans den Gedanken kam, den metallnen Gruß zu erwidern! Die
Kugel in der flachen Hand blieb er wie angewurzelt stehn, sah bald das kreisrunde,
von strahlenförmig verlaufenden Sprüngen umgebne Loch in der Fensterscheibe, bald
den Fleck an der Decke an, von der ein Stuckchen Kalk abgebröckelt war. Der
Feind hatte die Verwirrung des Gegners benutzt, sich unbemerkt zurückzuziehn und
sich wieder mit der Kolonne zu vereinigen, die laugsam gegen Burgbrohl vorrückte.
Vergebens erwartete Pnucratius den blühenden Ort in Flammen aufgehn zu scheu,
kein Rauch, kein Feuerschein wollte sich über dem Bergrücken zeigen. Auch die
nächste Nacht blieb alles still. Erst am andern Mittag erschien eine neue Ab¬
teilung Franzosen. Nach den Erfahrungen des letzten Tags war der kriegerische
Burgkaplnn in seinen Ansprüchen bedeutend bescheidner geworden. Ein gallisches
"Heer" von zweinndzwanzig Mann, wie es sich jetzt unter den Mauern der
Schwcppeuburg zeigte, würde ihn vor wenig Tagen noch völlig kalt gelassen haben.
Heute aber begrüßte er es mit wahrem Entzücken. Der Trupp schwenkte von der
Landstraße ab und marschierte in Reih und Glied oder, wie unser Freund mit
Befriedigung feststellte: in Schlachtordnung ans die Burg los. Wieder nahm
Pancratius jeden Einzelnen vor sein Perspektiv und -- fast Ware er in ein lautes
Jubelgeschrei nusgcbrochen -- erkannte, daß die Schar von einem höhern Offizier,
dafür hielt er nämlich den Leutnant, befehligt wurde. Also endlich ein würdiger
Gegner! Mnrcus Mcmlius hatte seinen Brennus gefunden!

Unter den Soldaten war ein Mann, der seines merkwürdigen Aussehens
Wege" dem Beobachter viel Kopfzerbrechen verursachte. Er war ein wenig kleiner
als die übrigen, ging etwas vornübergebeugt, trug langes, beinahe flachsblondes
Haar und eine Hornbrille mit großen runden Gläsern. Seine Beine waren mit
allerhand Lappen umwickelt und staken in Soldatenstiefeln, die ihm viel zu groß
zu sein schienen, und aus deren Schäften Strohhalme heraushingen. Was sonst
noch sterblich an ihm war, umhüllte ein tabakbrauner Leibrock von sehr friedfertigen
Schnitt, dessen Knöpfe den Weg aller Knöpfe gegangen waren, und der deshalb
nur durch den breiten Säbclgurt geschlossen wurde. Der schwere Säbel und zwei
Pistolen größten Kalibers, die im Gürtel staken, bemühten sich umsonst, der Gestalt
ihres Trägers etwas Kriegerisches zu geben. Friede, süßer Friede strahlte ans des
Männleins Augen und Mienen, lächelte aus den mit allerhand Papierbündcln voll¬
gepfropften Taschen und gaukelte sogar um die Dvunerrvhre, die sich in dieser
Gesellschaft auch gar nicht heimisch zu fühlen schienen, und von deuen immer eins
auf dem besten Wege war, aus dem viel zu weiten Gürtel seines Besitzers zu ent¬
schlüpfen. Sogar Pancratius, der doch in diesem Augenblick wichtigeres zu thun
und zu bedenken hatte, glaubte in dem flachslöpfigen Brillenträger einen Menschen
erkennen zu müssen, den die Not der Zeit zu einem Helden wider Willen und
bessere Überzeugung gestempelt hatte.

Besagter Friedensengel hielt sich beständig in der Nähe des Offiziers, riß,
sobald dieser ihm eine Weisung gab, mit äußerst serviler Gebärde die Jakobiner¬
mütze vom Kopfe, dienerte und scharwenzelte und nahm, sobald der Leutnant sich
abwandte, ans einer mächtigen Dose eine oder auch mehrere Prisen.

Die Flintenkugel vom Tage vorher hatte Pancratius zum vorsichtigsten aller
Kommandanten gemacht. Er kam deshalb ans seiner Deckung nicht hervor und
zeigte sich anch nicht, als der gallische Heerhaufen sehr energisch Einlaß zu heischen
begann und, als aus dem Innern des Hauses keine Autwort erfolgte, in unver¬
kennbar feindlicher Absicht die Thür mit den Gewehrkolben bearbeitete.

Obwohl unser Freund jetzt am liebsten zur Defensive übergegangen wäre,
glaubte er es dem Gegner schuldig zu sein, kein Mittel zu einer friedlichen Lösung


paucratius Lapltolinus

des Ortes, über sein Haupt hinweg gegen die Zimmerdecke gelenkt hatte. Seltsam,
daß er gar nicht ans den Gedanken kam, den metallnen Gruß zu erwidern! Die
Kugel in der flachen Hand blieb er wie angewurzelt stehn, sah bald das kreisrunde,
von strahlenförmig verlaufenden Sprüngen umgebne Loch in der Fensterscheibe, bald
den Fleck an der Decke an, von der ein Stuckchen Kalk abgebröckelt war. Der
Feind hatte die Verwirrung des Gegners benutzt, sich unbemerkt zurückzuziehn und
sich wieder mit der Kolonne zu vereinigen, die laugsam gegen Burgbrohl vorrückte.
Vergebens erwartete Pnucratius den blühenden Ort in Flammen aufgehn zu scheu,
kein Rauch, kein Feuerschein wollte sich über dem Bergrücken zeigen. Auch die
nächste Nacht blieb alles still. Erst am andern Mittag erschien eine neue Ab¬
teilung Franzosen. Nach den Erfahrungen des letzten Tags war der kriegerische
Burgkaplnn in seinen Ansprüchen bedeutend bescheidner geworden. Ein gallisches
„Heer" von zweinndzwanzig Mann, wie es sich jetzt unter den Mauern der
Schwcppeuburg zeigte, würde ihn vor wenig Tagen noch völlig kalt gelassen haben.
Heute aber begrüßte er es mit wahrem Entzücken. Der Trupp schwenkte von der
Landstraße ab und marschierte in Reih und Glied oder, wie unser Freund mit
Befriedigung feststellte: in Schlachtordnung ans die Burg los. Wieder nahm
Pancratius jeden Einzelnen vor sein Perspektiv und — fast Ware er in ein lautes
Jubelgeschrei nusgcbrochen — erkannte, daß die Schar von einem höhern Offizier,
dafür hielt er nämlich den Leutnant, befehligt wurde. Also endlich ein würdiger
Gegner! Mnrcus Mcmlius hatte seinen Brennus gefunden!

Unter den Soldaten war ein Mann, der seines merkwürdigen Aussehens
Wege» dem Beobachter viel Kopfzerbrechen verursachte. Er war ein wenig kleiner
als die übrigen, ging etwas vornübergebeugt, trug langes, beinahe flachsblondes
Haar und eine Hornbrille mit großen runden Gläsern. Seine Beine waren mit
allerhand Lappen umwickelt und staken in Soldatenstiefeln, die ihm viel zu groß
zu sein schienen, und aus deren Schäften Strohhalme heraushingen. Was sonst
noch sterblich an ihm war, umhüllte ein tabakbrauner Leibrock von sehr friedfertigen
Schnitt, dessen Knöpfe den Weg aller Knöpfe gegangen waren, und der deshalb
nur durch den breiten Säbclgurt geschlossen wurde. Der schwere Säbel und zwei
Pistolen größten Kalibers, die im Gürtel staken, bemühten sich umsonst, der Gestalt
ihres Trägers etwas Kriegerisches zu geben. Friede, süßer Friede strahlte ans des
Männleins Augen und Mienen, lächelte aus den mit allerhand Papierbündcln voll¬
gepfropften Taschen und gaukelte sogar um die Dvunerrvhre, die sich in dieser
Gesellschaft auch gar nicht heimisch zu fühlen schienen, und von deuen immer eins
auf dem besten Wege war, aus dem viel zu weiten Gürtel seines Besitzers zu ent¬
schlüpfen. Sogar Pancratius, der doch in diesem Augenblick wichtigeres zu thun
und zu bedenken hatte, glaubte in dem flachslöpfigen Brillenträger einen Menschen
erkennen zu müssen, den die Not der Zeit zu einem Helden wider Willen und
bessere Überzeugung gestempelt hatte.

Besagter Friedensengel hielt sich beständig in der Nähe des Offiziers, riß,
sobald dieser ihm eine Weisung gab, mit äußerst serviler Gebärde die Jakobiner¬
mütze vom Kopfe, dienerte und scharwenzelte und nahm, sobald der Leutnant sich
abwandte, ans einer mächtigen Dose eine oder auch mehrere Prisen.

Die Flintenkugel vom Tage vorher hatte Pancratius zum vorsichtigsten aller
Kommandanten gemacht. Er kam deshalb ans seiner Deckung nicht hervor und
zeigte sich anch nicht, als der gallische Heerhaufen sehr energisch Einlaß zu heischen
begann und, als aus dem Innern des Hauses keine Autwort erfolgte, in unver¬
kennbar feindlicher Absicht die Thür mit den Gewehrkolben bearbeitete.

Obwohl unser Freund jetzt am liebsten zur Defensive übergegangen wäre,
glaubte er es dem Gegner schuldig zu sein, kein Mittel zu einer friedlichen Lösung


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[0475] paucratius Lapltolinus des Ortes, über sein Haupt hinweg gegen die Zimmerdecke gelenkt hatte. Seltsam, daß er gar nicht ans den Gedanken kam, den metallnen Gruß zu erwidern! Die Kugel in der flachen Hand blieb er wie angewurzelt stehn, sah bald das kreisrunde, von strahlenförmig verlaufenden Sprüngen umgebne Loch in der Fensterscheibe, bald den Fleck an der Decke an, von der ein Stuckchen Kalk abgebröckelt war. Der Feind hatte die Verwirrung des Gegners benutzt, sich unbemerkt zurückzuziehn und sich wieder mit der Kolonne zu vereinigen, die laugsam gegen Burgbrohl vorrückte. Vergebens erwartete Pnucratius den blühenden Ort in Flammen aufgehn zu scheu, kein Rauch, kein Feuerschein wollte sich über dem Bergrücken zeigen. Auch die nächste Nacht blieb alles still. Erst am andern Mittag erschien eine neue Ab¬ teilung Franzosen. Nach den Erfahrungen des letzten Tags war der kriegerische Burgkaplnn in seinen Ansprüchen bedeutend bescheidner geworden. Ein gallisches „Heer" von zweinndzwanzig Mann, wie es sich jetzt unter den Mauern der Schwcppeuburg zeigte, würde ihn vor wenig Tagen noch völlig kalt gelassen haben. Heute aber begrüßte er es mit wahrem Entzücken. Der Trupp schwenkte von der Landstraße ab und marschierte in Reih und Glied oder, wie unser Freund mit Befriedigung feststellte: in Schlachtordnung ans die Burg los. Wieder nahm Pancratius jeden Einzelnen vor sein Perspektiv und — fast Ware er in ein lautes Jubelgeschrei nusgcbrochen — erkannte, daß die Schar von einem höhern Offizier, dafür hielt er nämlich den Leutnant, befehligt wurde. Also endlich ein würdiger Gegner! Mnrcus Mcmlius hatte seinen Brennus gefunden! Unter den Soldaten war ein Mann, der seines merkwürdigen Aussehens Wege» dem Beobachter viel Kopfzerbrechen verursachte. Er war ein wenig kleiner als die übrigen, ging etwas vornübergebeugt, trug langes, beinahe flachsblondes Haar und eine Hornbrille mit großen runden Gläsern. Seine Beine waren mit allerhand Lappen umwickelt und staken in Soldatenstiefeln, die ihm viel zu groß zu sein schienen, und aus deren Schäften Strohhalme heraushingen. Was sonst noch sterblich an ihm war, umhüllte ein tabakbrauner Leibrock von sehr friedfertigen Schnitt, dessen Knöpfe den Weg aller Knöpfe gegangen waren, und der deshalb nur durch den breiten Säbclgurt geschlossen wurde. Der schwere Säbel und zwei Pistolen größten Kalibers, die im Gürtel staken, bemühten sich umsonst, der Gestalt ihres Trägers etwas Kriegerisches zu geben. Friede, süßer Friede strahlte ans des Männleins Augen und Mienen, lächelte aus den mit allerhand Papierbündcln voll¬ gepfropften Taschen und gaukelte sogar um die Dvunerrvhre, die sich in dieser Gesellschaft auch gar nicht heimisch zu fühlen schienen, und von deuen immer eins auf dem besten Wege war, aus dem viel zu weiten Gürtel seines Besitzers zu ent¬ schlüpfen. Sogar Pancratius, der doch in diesem Augenblick wichtigeres zu thun und zu bedenken hatte, glaubte in dem flachslöpfigen Brillenträger einen Menschen erkennen zu müssen, den die Not der Zeit zu einem Helden wider Willen und bessere Überzeugung gestempelt hatte. Besagter Friedensengel hielt sich beständig in der Nähe des Offiziers, riß, sobald dieser ihm eine Weisung gab, mit äußerst serviler Gebärde die Jakobiner¬ mütze vom Kopfe, dienerte und scharwenzelte und nahm, sobald der Leutnant sich abwandte, ans einer mächtigen Dose eine oder auch mehrere Prisen. Die Flintenkugel vom Tage vorher hatte Pancratius zum vorsichtigsten aller Kommandanten gemacht. Er kam deshalb ans seiner Deckung nicht hervor und zeigte sich anch nicht, als der gallische Heerhaufen sehr energisch Einlaß zu heischen begann und, als aus dem Innern des Hauses keine Autwort erfolgte, in unver¬ kennbar feindlicher Absicht die Thür mit den Gewehrkolben bearbeitete. Obwohl unser Freund jetzt am liebsten zur Defensive übergegangen wäre, glaubte er es dem Gegner schuldig zu sein, kein Mittel zu einer friedlichen Lösung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/475>, abgerufen am 22.07.2024.