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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Die kurze Zeitspanne, in der dies geschah, genügte, dem Traume des geist¬
lichen Schläfers eine effektvolle, völlig unerwartete Wendung zu geben. Pancratius
sah sich von der Übermacht der Feinde bis an den jähen Abhang des tarpejischen
Felsens hinangedrängt, er wollte noch einmal zum Hiebe ausholen, da griff ihm ein
Gallier nach der Kehle, stemmte sich gegen ihn und stieß ihn rückwärts in die
grausige Tiefe. Da lag er um, völlig zerschmettert und seines frühen Todes
schmerzlich bewußt, bis ihm aus beträchtlicher Höhe ein Gegenstand ins Gesicht fiel,
worin der Tote einen stark ausgetretnen Pantoffel erkannte. Wutschnaubend sprang
er auf und -- erwachte.

Innerlich ein wenig beschämt half er dem Sorgenstuhle wieder empor, ersetzte
das invalide Bein durch einen genau abgepaßten Stoß Bücher und begab sich aufs
neue zur Ruhe. Aber die seelische Erregung wirkte fort und hielt den Schlaf
lange Stunden von seinem Sitze fern. Mehr als einmal glaubte er drunten in
der Tiefe Stimmen und Waffcngeklirr zu vernehmen. Er löschte die Lampe, öffnete
ein Fenster und lauschte hinaus. Draußen war jedoch alles still. Nur die ein¬
gerostete Wetterfahne auf dem Giebel knarrte nud schrie im Winde der Herbstnncht,
und drüben im Brohlbache gurgelten und rauschten die angeschwvllnen Wasser, als
ob auch sie in wildem Kampfe begriffen wären.

So erging es ihm um jede Nacht. Sein sonst so tiefer und fester Schlaf
war so leise geworden, daß er beim geringsten Geräusch erwachte. Wenn sich der
Gefährte seiner Einsamkeit einmal ans seiner Lagerstatt unter der Treppe umwandte,
und das Stroh zu knistern begann, fuhr Pnueratius empor, griff nach einer Waffe
und lauschte, bis er sich über den Ursprung des Geräusches Gewißheit verschafft hatte.

Am vierten Tage seiner Kriegsbereitschaft bemerkte unser Freund auf dem Berg¬
rücken im Süden, dicht am Waldrande drei kleine Feuer, deren Rauch als langer
bläulicher Streif über den Boden hinzog. Daß er trotz eifriger Benutzung des
Perspektivs keinen Menschen in der Nähe der Feuer gewahrte, bestärkte ihn in der
Vermutung, es seien die Feuer eines verlnsseueu Biwaks, und er überhäufte sich selbst
mit Vorwürfen, daß er in der letzten Nacht nicht schärfer nach jener Richtung hin
ausgelugt habe. Mittags qualmten die drei Feuer plötzlich stärker, und als er nun
hinschaute, gewahrte er fünf Männer und zwei Frauen, die sich dort zu schaffen
machten, in der Asche wühlten und schließlich auf Gegenständen, die wie gefüllte
Säcke aussahen, Platz nahmen, wobei sie etwas zu verzehren schienen. Jetzt er¬
kannte er, was ihn so lange beunruhigt hatte, es waren Bauern bei der Kar¬
toffelernte!

Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden. Die Wahrheit dieses Wortes sollte
sich auch dem streitbaren Bnrgkaplan, der seine "Gallier" mit jedem Tage heißer
herbeisehnte und vor Kampflust förmlich glühte, offenbaren. Denn die Franzosen
kamen wirklich, zwar nicht in den unabsehbaren Scharen, auf die Pancratius ge¬
rechnet hatte, aber doch in hübschen kleinen Trupps, die alles in allem freilich nicht
einmal aus halb so viel Soldaten bestanden, wie Pflastersteine ans dem Söller der
Schweppenbnrg zu ihrer Begrüßung in Bereitschaft lagen. Schlimm war nnr, daß
die ersten Abteilungen vorüberzogen, ohne die Burg auch "ur eines Blickes zu
würdigen. Der Kommandant, der das Perspektiv in der Linken, die Entenflinte in
der Rechten im Hinterhalt lag, sah es und traute seinen Augen kaum. War das
etwa Hohn? War die Schwevveuburg so klein, daß man sie übersehen konnte?
Auch ein zweiter Trupp zog vorüber, zwei Stunden nach dem ersten. Pancratius
überlegte, ob er einen Schuß abgeben und dadurch den Feind herbeilocke" sollte.
Dreimal legte er an, aber dreimal setzte er auch wieder ab. Es wäre Feigheit ge¬
wesen, so ans dein sichern Hinterhalt auf ahnungslos dahinziehende Menschen zu
schießen, auch wenn diese Gallier und Feinde waren. Und dann wollte er auch


Grenzboten II 1901 59

Die kurze Zeitspanne, in der dies geschah, genügte, dem Traume des geist¬
lichen Schläfers eine effektvolle, völlig unerwartete Wendung zu geben. Pancratius
sah sich von der Übermacht der Feinde bis an den jähen Abhang des tarpejischen
Felsens hinangedrängt, er wollte noch einmal zum Hiebe ausholen, da griff ihm ein
Gallier nach der Kehle, stemmte sich gegen ihn und stieß ihn rückwärts in die
grausige Tiefe. Da lag er um, völlig zerschmettert und seines frühen Todes
schmerzlich bewußt, bis ihm aus beträchtlicher Höhe ein Gegenstand ins Gesicht fiel,
worin der Tote einen stark ausgetretnen Pantoffel erkannte. Wutschnaubend sprang
er auf und — erwachte.

Innerlich ein wenig beschämt half er dem Sorgenstuhle wieder empor, ersetzte
das invalide Bein durch einen genau abgepaßten Stoß Bücher und begab sich aufs
neue zur Ruhe. Aber die seelische Erregung wirkte fort und hielt den Schlaf
lange Stunden von seinem Sitze fern. Mehr als einmal glaubte er drunten in
der Tiefe Stimmen und Waffcngeklirr zu vernehmen. Er löschte die Lampe, öffnete
ein Fenster und lauschte hinaus. Draußen war jedoch alles still. Nur die ein¬
gerostete Wetterfahne auf dem Giebel knarrte nud schrie im Winde der Herbstnncht,
und drüben im Brohlbache gurgelten und rauschten die angeschwvllnen Wasser, als
ob auch sie in wildem Kampfe begriffen wären.

So erging es ihm um jede Nacht. Sein sonst so tiefer und fester Schlaf
war so leise geworden, daß er beim geringsten Geräusch erwachte. Wenn sich der
Gefährte seiner Einsamkeit einmal ans seiner Lagerstatt unter der Treppe umwandte,
und das Stroh zu knistern begann, fuhr Pnueratius empor, griff nach einer Waffe
und lauschte, bis er sich über den Ursprung des Geräusches Gewißheit verschafft hatte.

Am vierten Tage seiner Kriegsbereitschaft bemerkte unser Freund auf dem Berg¬
rücken im Süden, dicht am Waldrande drei kleine Feuer, deren Rauch als langer
bläulicher Streif über den Boden hinzog. Daß er trotz eifriger Benutzung des
Perspektivs keinen Menschen in der Nähe der Feuer gewahrte, bestärkte ihn in der
Vermutung, es seien die Feuer eines verlnsseueu Biwaks, und er überhäufte sich selbst
mit Vorwürfen, daß er in der letzten Nacht nicht schärfer nach jener Richtung hin
ausgelugt habe. Mittags qualmten die drei Feuer plötzlich stärker, und als er nun
hinschaute, gewahrte er fünf Männer und zwei Frauen, die sich dort zu schaffen
machten, in der Asche wühlten und schließlich auf Gegenständen, die wie gefüllte
Säcke aussahen, Platz nahmen, wobei sie etwas zu verzehren schienen. Jetzt er¬
kannte er, was ihn so lange beunruhigt hatte, es waren Bauern bei der Kar¬
toffelernte!

Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden. Die Wahrheit dieses Wortes sollte
sich auch dem streitbaren Bnrgkaplan, der seine „Gallier" mit jedem Tage heißer
herbeisehnte und vor Kampflust förmlich glühte, offenbaren. Denn die Franzosen
kamen wirklich, zwar nicht in den unabsehbaren Scharen, auf die Pancratius ge¬
rechnet hatte, aber doch in hübschen kleinen Trupps, die alles in allem freilich nicht
einmal aus halb so viel Soldaten bestanden, wie Pflastersteine ans dem Söller der
Schweppenbnrg zu ihrer Begrüßung in Bereitschaft lagen. Schlimm war nnr, daß
die ersten Abteilungen vorüberzogen, ohne die Burg auch »ur eines Blickes zu
würdigen. Der Kommandant, der das Perspektiv in der Linken, die Entenflinte in
der Rechten im Hinterhalt lag, sah es und traute seinen Augen kaum. War das
etwa Hohn? War die Schwevveuburg so klein, daß man sie übersehen konnte?
Auch ein zweiter Trupp zog vorüber, zwei Stunden nach dem ersten. Pancratius
überlegte, ob er einen Schuß abgeben und dadurch den Feind herbeilocke» sollte.
Dreimal legte er an, aber dreimal setzte er auch wieder ab. Es wäre Feigheit ge¬
wesen, so ans dein sichern Hinterhalt auf ahnungslos dahinziehende Menschen zu
schießen, auch wenn diese Gallier und Feinde waren. Und dann wollte er auch


Grenzboten II 1901 59
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[0473] Die kurze Zeitspanne, in der dies geschah, genügte, dem Traume des geist¬ lichen Schläfers eine effektvolle, völlig unerwartete Wendung zu geben. Pancratius sah sich von der Übermacht der Feinde bis an den jähen Abhang des tarpejischen Felsens hinangedrängt, er wollte noch einmal zum Hiebe ausholen, da griff ihm ein Gallier nach der Kehle, stemmte sich gegen ihn und stieß ihn rückwärts in die grausige Tiefe. Da lag er um, völlig zerschmettert und seines frühen Todes schmerzlich bewußt, bis ihm aus beträchtlicher Höhe ein Gegenstand ins Gesicht fiel, worin der Tote einen stark ausgetretnen Pantoffel erkannte. Wutschnaubend sprang er auf und — erwachte. Innerlich ein wenig beschämt half er dem Sorgenstuhle wieder empor, ersetzte das invalide Bein durch einen genau abgepaßten Stoß Bücher und begab sich aufs neue zur Ruhe. Aber die seelische Erregung wirkte fort und hielt den Schlaf lange Stunden von seinem Sitze fern. Mehr als einmal glaubte er drunten in der Tiefe Stimmen und Waffcngeklirr zu vernehmen. Er löschte die Lampe, öffnete ein Fenster und lauschte hinaus. Draußen war jedoch alles still. Nur die ein¬ gerostete Wetterfahne auf dem Giebel knarrte nud schrie im Winde der Herbstnncht, und drüben im Brohlbache gurgelten und rauschten die angeschwvllnen Wasser, als ob auch sie in wildem Kampfe begriffen wären. So erging es ihm um jede Nacht. Sein sonst so tiefer und fester Schlaf war so leise geworden, daß er beim geringsten Geräusch erwachte. Wenn sich der Gefährte seiner Einsamkeit einmal ans seiner Lagerstatt unter der Treppe umwandte, und das Stroh zu knistern begann, fuhr Pnueratius empor, griff nach einer Waffe und lauschte, bis er sich über den Ursprung des Geräusches Gewißheit verschafft hatte. Am vierten Tage seiner Kriegsbereitschaft bemerkte unser Freund auf dem Berg¬ rücken im Süden, dicht am Waldrande drei kleine Feuer, deren Rauch als langer bläulicher Streif über den Boden hinzog. Daß er trotz eifriger Benutzung des Perspektivs keinen Menschen in der Nähe der Feuer gewahrte, bestärkte ihn in der Vermutung, es seien die Feuer eines verlnsseueu Biwaks, und er überhäufte sich selbst mit Vorwürfen, daß er in der letzten Nacht nicht schärfer nach jener Richtung hin ausgelugt habe. Mittags qualmten die drei Feuer plötzlich stärker, und als er nun hinschaute, gewahrte er fünf Männer und zwei Frauen, die sich dort zu schaffen machten, in der Asche wühlten und schließlich auf Gegenständen, die wie gefüllte Säcke aussahen, Platz nahmen, wobei sie etwas zu verzehren schienen. Jetzt er¬ kannte er, was ihn so lange beunruhigt hatte, es waren Bauern bei der Kar¬ toffelernte! Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden. Die Wahrheit dieses Wortes sollte sich auch dem streitbaren Bnrgkaplan, der seine „Gallier" mit jedem Tage heißer herbeisehnte und vor Kampflust förmlich glühte, offenbaren. Denn die Franzosen kamen wirklich, zwar nicht in den unabsehbaren Scharen, auf die Pancratius ge¬ rechnet hatte, aber doch in hübschen kleinen Trupps, die alles in allem freilich nicht einmal aus halb so viel Soldaten bestanden, wie Pflastersteine ans dem Söller der Schweppenbnrg zu ihrer Begrüßung in Bereitschaft lagen. Schlimm war nnr, daß die ersten Abteilungen vorüberzogen, ohne die Burg auch »ur eines Blickes zu würdigen. Der Kommandant, der das Perspektiv in der Linken, die Entenflinte in der Rechten im Hinterhalt lag, sah es und traute seinen Augen kaum. War das etwa Hohn? War die Schwevveuburg so klein, daß man sie übersehen konnte? Auch ein zweiter Trupp zog vorüber, zwei Stunden nach dem ersten. Pancratius überlegte, ob er einen Schuß abgeben und dadurch den Feind herbeilocke» sollte. Dreimal legte er an, aber dreimal setzte er auch wieder ab. Es wäre Feigheit ge¬ wesen, so ans dein sichern Hinterhalt auf ahnungslos dahinziehende Menschen zu schießen, auch wenn diese Gallier und Feinde waren. Und dann wollte er auch Grenzboten II 1901 59

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/473>, abgerufen am 01.07.2024.