Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.Pancratius Lavitoliuus Lebens, die die Eltern mit liebevollen Blicken und stetig wachsender Freude pancratius (Lapitolinus Julius R. Hciarhaus Lin Heldengesang in Prosa von (Fortsetzung) on dieser Stunde um verließ er die Burg nicht mehr, würde mich Für gewöhnlich hielt er sich in einem Eckzimmer des höchsten Stockwerks auf, Pancratius Lavitoliuus Lebens, die die Eltern mit liebevollen Blicken und stetig wachsender Freude pancratius (Lapitolinus Julius R. Hciarhaus Lin Heldengesang in Prosa von (Fortsetzung) on dieser Stunde um verließ er die Burg nicht mehr, würde mich Für gewöhnlich hielt er sich in einem Eckzimmer des höchsten Stockwerks auf, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0472" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235002"/> <fw type="header" place="top"> Pancratius Lavitoliuus</fw><lb/> <p xml:id="ID_1400" prev="#ID_1399"> Lebens, die die Eltern mit liebevollen Blicken und stetig wachsender Freude<lb/> verfolgen, bieten mich dein Forscher ein höchst ergiebiges Feld. Wir ver¬<lb/> danken ihnen die wertvollsten Aufschlüsse. Aber die Forschung ist noch lange<lb/> nicht abgeschlossen. An vielen Stellen zeigt unser Wissen noch Lücken, und<lb/> diese auszufüllen, dazu können manche Eltern mithelfen. Alle Mitteilungen<lb/> sind willkommen, falls sie nnr ans genauer Beobachtung beruhen. Diese ver¬<lb/> langt freilich eine gewisse Entsagung; die Eltern täuschen sich uur zu gern<lb/> über die geistigen Fortschritte, die ihre Lieblinge machen, suchen sie auch wohl<lb/> künstlich zu beschleunigen und vergessen zu leicht die Nachhilfe, die sie selbst<lb/> geleistet habe». Aber dafür muß doch die Freude an der Sicherheit der ge¬<lb/> wonnenen Ergebnisse reich entschädigen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> pancratius (Lapitolinus<lb/><note type="byline"> Julius R. Hciarhaus</note> Lin Heldengesang in Prosa von<lb/> (Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_1401"> on dieser Stunde um verließ er die Burg nicht mehr, würde mich<lb/> niemand eingelassen haben, wenn, was freilich nicht geschah, irgend<lb/> ein Besucher vor der Pforte erschienen wäre. Er that das, was<lb/> die realistischen Blätter Frankreichs vor der Pariser Katastrophe<lb/> von den Ministern zu behaupten pflegten: er verdoppelte seine Wach¬<lb/> samkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1402"> Für gewöhnlich hielt er sich in einem Eckzimmer des höchsten Stockwerks auf,<lb/> ans dessen Fenstern er das ganze Thal nach beiden Richtungen hin zu überschauen<lb/> vermochte. Dorthin hatte er einen ansehnlichen Stoß Bücher und einen Teil der<lb/> Lebensmittel gebracht. Mit leiblicher und geistiger Nahrung Wohl versehen fühlte<lb/> er sich auf seinem Luginsland ganz behaglich. Was an Schußwaffen in der Burg<lb/> vorhanden war, lag scharf geladen auf Stühlen neben den Fenstern. Von Zeit zu<lb/> Zeit erhob er sich, legte das Buch, worin er gerade las, beiseite und hielt fleißig<lb/> Ausschau nach dem Feinde. Drei- oder viermal stündlich richtete er ein kleines<lb/> NeiseperspeMv, das er im Gewehrschranke des gnädigen Herrn gefunden hatte, auf<lb/> die enge Thalschlucht im Osten, durch die die Gallier erscheinen mußten. Nachts<lb/> ging er nicht mehr zu Bett, sondern schlief völlig angekleidet in einem bequemen<lb/> Lehnstuhl. In diesen? hatte die alte Frau von Geyr, eine immer kränkliche Dame,<lb/> den größten Teil ihres Lebens verbracht. Er war weder neu noch edel in seinen<lb/> Formen, entsprach dafür aber allen Anforderungen, die man an einen Krankenstuhl<lb/> zu stellen berechtigt ist. Nur war er nicht mehr ganz fest ans den Beinen, und<lb/> als Pancratius, der sich im Traum in ein Handgemenge versetzt wähnte, der Er¬<lb/> regung seiner Seele durch Ächzen und konvulsivisches Hin- und Herwerfen seines<lb/> Körpers Ausdruck verlieh, begann much der Stuhl zu ächzen, neigte sich, da ihm in<lb/> besagtem Handgemenge ein Bein abhanden gekommen war, plötzlich hintenüber und<lb/> stürzte samt seiner Last mit furchtbarem Gepolter hin.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0472]
Pancratius Lavitoliuus
Lebens, die die Eltern mit liebevollen Blicken und stetig wachsender Freude
verfolgen, bieten mich dein Forscher ein höchst ergiebiges Feld. Wir ver¬
danken ihnen die wertvollsten Aufschlüsse. Aber die Forschung ist noch lange
nicht abgeschlossen. An vielen Stellen zeigt unser Wissen noch Lücken, und
diese auszufüllen, dazu können manche Eltern mithelfen. Alle Mitteilungen
sind willkommen, falls sie nnr ans genauer Beobachtung beruhen. Diese ver¬
langt freilich eine gewisse Entsagung; die Eltern täuschen sich uur zu gern
über die geistigen Fortschritte, die ihre Lieblinge machen, suchen sie auch wohl
künstlich zu beschleunigen und vergessen zu leicht die Nachhilfe, die sie selbst
geleistet habe». Aber dafür muß doch die Freude an der Sicherheit der ge¬
wonnenen Ergebnisse reich entschädigen.
pancratius (Lapitolinus
Julius R. Hciarhaus Lin Heldengesang in Prosa von
(Fortsetzung)
on dieser Stunde um verließ er die Burg nicht mehr, würde mich
niemand eingelassen haben, wenn, was freilich nicht geschah, irgend
ein Besucher vor der Pforte erschienen wäre. Er that das, was
die realistischen Blätter Frankreichs vor der Pariser Katastrophe
von den Ministern zu behaupten pflegten: er verdoppelte seine Wach¬
samkeit.
Für gewöhnlich hielt er sich in einem Eckzimmer des höchsten Stockwerks auf,
ans dessen Fenstern er das ganze Thal nach beiden Richtungen hin zu überschauen
vermochte. Dorthin hatte er einen ansehnlichen Stoß Bücher und einen Teil der
Lebensmittel gebracht. Mit leiblicher und geistiger Nahrung Wohl versehen fühlte
er sich auf seinem Luginsland ganz behaglich. Was an Schußwaffen in der Burg
vorhanden war, lag scharf geladen auf Stühlen neben den Fenstern. Von Zeit zu
Zeit erhob er sich, legte das Buch, worin er gerade las, beiseite und hielt fleißig
Ausschau nach dem Feinde. Drei- oder viermal stündlich richtete er ein kleines
NeiseperspeMv, das er im Gewehrschranke des gnädigen Herrn gefunden hatte, auf
die enge Thalschlucht im Osten, durch die die Gallier erscheinen mußten. Nachts
ging er nicht mehr zu Bett, sondern schlief völlig angekleidet in einem bequemen
Lehnstuhl. In diesen? hatte die alte Frau von Geyr, eine immer kränkliche Dame,
den größten Teil ihres Lebens verbracht. Er war weder neu noch edel in seinen
Formen, entsprach dafür aber allen Anforderungen, die man an einen Krankenstuhl
zu stellen berechtigt ist. Nur war er nicht mehr ganz fest ans den Beinen, und
als Pancratius, der sich im Traum in ein Handgemenge versetzt wähnte, der Er¬
regung seiner Seele durch Ächzen und konvulsivisches Hin- und Herwerfen seines
Körpers Ausdruck verlieh, begann much der Stuhl zu ächzen, neigte sich, da ihm in
besagtem Handgemenge ein Bein abhanden gekommen war, plötzlich hintenüber und
stürzte samt seiner Last mit furchtbarem Gepolter hin.
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