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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Pancratius Lapitolinus

Den "Erlaß" mit liebevollen Blicken betrachtend wanderte er jetzt eine Weile
in dem Gemach auf und nieder, trat dann an eines der Fenster, öffnete es und
setzte eine Glocke in Bewegung, die unter dem Dachvorsprunge angebracht war und
ursprünglich die Bestimmung gehabt hatte, bei nahender Gefahr die Landleute aus
der Umgegend zur Hilfe herbeizurufen. Jetzt galt ihr Klang einem der Mühl¬
knappen, die in der nahen Mühle beschäftigt waren und ab und zu für deu Burg-
laplau einen Weg zu gehn sich bereit finden ließen. Als der Bursche bald nachher
erschien, warf ihm Pancratius das Schriftstück in die Schürze und rief ihm die
Weisung hinunter, es zunächst seinem Meister, dann aber den ihm wohlbekannten
"Unterthanen" in den drei Dörfern zur Kenntnisnahme vorzuzeigen. Darauf unterzog
er das Arsenal seiner Festung einer eingehenden Besichtigung. In einer Boden¬
kammer hatte er vor Jahr und Tag drei nicht mehr ganz vollständige Pruuk-
rüstnngen aus der Ausgcmgszeit des sechzehnten Jahrhunderts entdeckt. Sie lagen
auch jetzt uoch verstaubt, verrostet und, was das Lederzeug nubetrcif, von Würmern
zerfressen neben etlichen alten Degen, Pistolen und Spontvus in ihrem Winkel.
Der neuzeitlichen Kriegführung und ihren Anforderungen an Schutz- und Trutz-
Waffen entsprachen sie freilich nicht, ließen sich jedoch im Notfalle vielleicht noch
verwenden. Er zog sie ans Licht, putzte sie, so gut ers vermochte, und trug sie in
die Bibliothek, deu einzigen Raum, wo er sich heimisch fühlte. Sodann öffnete er
den Schrank, in dem Herr von Geyr seine Jagdgewehre verwahrte. Hier war die
Ausbeute schon besser. Namentlich eine lange doppelläufige Entenflinte, ein schönes
englisches Stück, das der Besitzer zu benutzen pflegte, wenn er an den beschilften
Ufern des nahen Laacher Sees auf Wassergeflügel pürschte, erschien dem streitbaren
geistlichen Herrn für seine Zwecke äußerst brauchbar. In einem mächtige" Stein¬
topf fand sich auch Schießpulver in genügender Menge. Nur der Bleivorrat er¬
wies sich als unzureichend, doch hier wußte Pancratius Rat. Er riß vou einem
der Bodenfenster aus ein Stück Dachrinne herunter und hielt es zum Einschmelzen
in Bereitschaft.

Sein einziger Kummer war, daß es ihm an grobem Geschütz fehlte. Ein paar
Böller oder Katzenköpfe, die in frühern Zeiten zum Vivatschießen bei festlichen
Gelegenheiten gedient hatten, waren allerdings vorhanden, aber ob diese sich zu
ernstern Zwecken verwenden ließen, ohne der Bedienungsmannschaft gefährlicher zu
werden als dem Feinde, schien sogar dem unerschütterlichen Optimismus unsers
Freundes zweifelhaft.

Aber die Not macht erfinderisch. Als Pancratius ein Fenster nach dem Garten
hin öffnete, um zur Prüfung seiner Treffsicherheit einen Schuß aus der Eutcnflinte
auf das Haupt einer Sonnenblume abzugeben, fiel sein Blick auf einen großen
Haufen von Basaltsteinen, die vor Jahren zur Neupflasteruug des Hoff angefahren
aber niemals benutzt worden waren. Die handlichen, schweren und scharfkantigen
Steine, die man von den Fenstern des höchsten Stockwerks ans auf etwaige An¬
greifer hinabfallen lassen konnte, waren auf alle Fälle wirksamer als Geschützkugelu
und Granaten, bei denen man nie weiß, ob sie auch wirklich an ihrem Bestimmungsort
ankommen. Es war freilich keine leichte Arbeit, den ganzen Vorrat von Steinen
zweihundertachtzehn Treppenstufen hinnufzufchaffeu, aber dafür hatte man ja seine
"Unterthanen," die an drei Tagen im Jahre zur Ableistung von Hnnddicusten
verpflichtet waren, und deren Hilfe Pancratius ohnehin bedürfte, um die Burg in
Verteidigungszustand zu setzen.

Nachdem auf solche Weise die Armieruugsfrage erledigt war, galt es für die
Verpflegung der glücklicherweise recht kleinen Besatzung Sorge zu tragen. Dank
der Umsicht und Sparsamkeit der braven Slina fehlte es auf der Schweppenburg
nicht an Speise nud Trank. Schinken, Würste, Rauch- und Pökelfleisch waren
reichlich vorhanden, und in der Vorratskammer fanden sich rede" wohlgefüllten


Pancratius Lapitolinus

Den „Erlaß" mit liebevollen Blicken betrachtend wanderte er jetzt eine Weile
in dem Gemach auf und nieder, trat dann an eines der Fenster, öffnete es und
setzte eine Glocke in Bewegung, die unter dem Dachvorsprunge angebracht war und
ursprünglich die Bestimmung gehabt hatte, bei nahender Gefahr die Landleute aus
der Umgegend zur Hilfe herbeizurufen. Jetzt galt ihr Klang einem der Mühl¬
knappen, die in der nahen Mühle beschäftigt waren und ab und zu für deu Burg-
laplau einen Weg zu gehn sich bereit finden ließen. Als der Bursche bald nachher
erschien, warf ihm Pancratius das Schriftstück in die Schürze und rief ihm die
Weisung hinunter, es zunächst seinem Meister, dann aber den ihm wohlbekannten
„Unterthanen" in den drei Dörfern zur Kenntnisnahme vorzuzeigen. Darauf unterzog
er das Arsenal seiner Festung einer eingehenden Besichtigung. In einer Boden¬
kammer hatte er vor Jahr und Tag drei nicht mehr ganz vollständige Pruuk-
rüstnngen aus der Ausgcmgszeit des sechzehnten Jahrhunderts entdeckt. Sie lagen
auch jetzt uoch verstaubt, verrostet und, was das Lederzeug nubetrcif, von Würmern
zerfressen neben etlichen alten Degen, Pistolen und Spontvus in ihrem Winkel.
Der neuzeitlichen Kriegführung und ihren Anforderungen an Schutz- und Trutz-
Waffen entsprachen sie freilich nicht, ließen sich jedoch im Notfalle vielleicht noch
verwenden. Er zog sie ans Licht, putzte sie, so gut ers vermochte, und trug sie in
die Bibliothek, deu einzigen Raum, wo er sich heimisch fühlte. Sodann öffnete er
den Schrank, in dem Herr von Geyr seine Jagdgewehre verwahrte. Hier war die
Ausbeute schon besser. Namentlich eine lange doppelläufige Entenflinte, ein schönes
englisches Stück, das der Besitzer zu benutzen pflegte, wenn er an den beschilften
Ufern des nahen Laacher Sees auf Wassergeflügel pürschte, erschien dem streitbaren
geistlichen Herrn für seine Zwecke äußerst brauchbar. In einem mächtige» Stein¬
topf fand sich auch Schießpulver in genügender Menge. Nur der Bleivorrat er¬
wies sich als unzureichend, doch hier wußte Pancratius Rat. Er riß vou einem
der Bodenfenster aus ein Stück Dachrinne herunter und hielt es zum Einschmelzen
in Bereitschaft.

Sein einziger Kummer war, daß es ihm an grobem Geschütz fehlte. Ein paar
Böller oder Katzenköpfe, die in frühern Zeiten zum Vivatschießen bei festlichen
Gelegenheiten gedient hatten, waren allerdings vorhanden, aber ob diese sich zu
ernstern Zwecken verwenden ließen, ohne der Bedienungsmannschaft gefährlicher zu
werden als dem Feinde, schien sogar dem unerschütterlichen Optimismus unsers
Freundes zweifelhaft.

Aber die Not macht erfinderisch. Als Pancratius ein Fenster nach dem Garten
hin öffnete, um zur Prüfung seiner Treffsicherheit einen Schuß aus der Eutcnflinte
auf das Haupt einer Sonnenblume abzugeben, fiel sein Blick auf einen großen
Haufen von Basaltsteinen, die vor Jahren zur Neupflasteruug des Hoff angefahren
aber niemals benutzt worden waren. Die handlichen, schweren und scharfkantigen
Steine, die man von den Fenstern des höchsten Stockwerks ans auf etwaige An¬
greifer hinabfallen lassen konnte, waren auf alle Fälle wirksamer als Geschützkugelu
und Granaten, bei denen man nie weiß, ob sie auch wirklich an ihrem Bestimmungsort
ankommen. Es war freilich keine leichte Arbeit, den ganzen Vorrat von Steinen
zweihundertachtzehn Treppenstufen hinnufzufchaffeu, aber dafür hatte man ja seine
„Unterthanen," die an drei Tagen im Jahre zur Ableistung von Hnnddicusten
verpflichtet waren, und deren Hilfe Pancratius ohnehin bedürfte, um die Burg in
Verteidigungszustand zu setzen.

Nachdem auf solche Weise die Armieruugsfrage erledigt war, galt es für die
Verpflegung der glücklicherweise recht kleinen Besatzung Sorge zu tragen. Dank
der Umsicht und Sparsamkeit der braven Slina fehlte es auf der Schweppenburg
nicht an Speise nud Trank. Schinken, Würste, Rauch- und Pökelfleisch waren
reichlich vorhanden, und in der Vorratskammer fanden sich rede» wohlgefüllten


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[0432] Pancratius Lapitolinus Den „Erlaß" mit liebevollen Blicken betrachtend wanderte er jetzt eine Weile in dem Gemach auf und nieder, trat dann an eines der Fenster, öffnete es und setzte eine Glocke in Bewegung, die unter dem Dachvorsprunge angebracht war und ursprünglich die Bestimmung gehabt hatte, bei nahender Gefahr die Landleute aus der Umgegend zur Hilfe herbeizurufen. Jetzt galt ihr Klang einem der Mühl¬ knappen, die in der nahen Mühle beschäftigt waren und ab und zu für deu Burg- laplau einen Weg zu gehn sich bereit finden ließen. Als der Bursche bald nachher erschien, warf ihm Pancratius das Schriftstück in die Schürze und rief ihm die Weisung hinunter, es zunächst seinem Meister, dann aber den ihm wohlbekannten „Unterthanen" in den drei Dörfern zur Kenntnisnahme vorzuzeigen. Darauf unterzog er das Arsenal seiner Festung einer eingehenden Besichtigung. In einer Boden¬ kammer hatte er vor Jahr und Tag drei nicht mehr ganz vollständige Pruuk- rüstnngen aus der Ausgcmgszeit des sechzehnten Jahrhunderts entdeckt. Sie lagen auch jetzt uoch verstaubt, verrostet und, was das Lederzeug nubetrcif, von Würmern zerfressen neben etlichen alten Degen, Pistolen und Spontvus in ihrem Winkel. Der neuzeitlichen Kriegführung und ihren Anforderungen an Schutz- und Trutz- Waffen entsprachen sie freilich nicht, ließen sich jedoch im Notfalle vielleicht noch verwenden. Er zog sie ans Licht, putzte sie, so gut ers vermochte, und trug sie in die Bibliothek, deu einzigen Raum, wo er sich heimisch fühlte. Sodann öffnete er den Schrank, in dem Herr von Geyr seine Jagdgewehre verwahrte. Hier war die Ausbeute schon besser. Namentlich eine lange doppelläufige Entenflinte, ein schönes englisches Stück, das der Besitzer zu benutzen pflegte, wenn er an den beschilften Ufern des nahen Laacher Sees auf Wassergeflügel pürschte, erschien dem streitbaren geistlichen Herrn für seine Zwecke äußerst brauchbar. In einem mächtige» Stein¬ topf fand sich auch Schießpulver in genügender Menge. Nur der Bleivorrat er¬ wies sich als unzureichend, doch hier wußte Pancratius Rat. Er riß vou einem der Bodenfenster aus ein Stück Dachrinne herunter und hielt es zum Einschmelzen in Bereitschaft. Sein einziger Kummer war, daß es ihm an grobem Geschütz fehlte. Ein paar Böller oder Katzenköpfe, die in frühern Zeiten zum Vivatschießen bei festlichen Gelegenheiten gedient hatten, waren allerdings vorhanden, aber ob diese sich zu ernstern Zwecken verwenden ließen, ohne der Bedienungsmannschaft gefährlicher zu werden als dem Feinde, schien sogar dem unerschütterlichen Optimismus unsers Freundes zweifelhaft. Aber die Not macht erfinderisch. Als Pancratius ein Fenster nach dem Garten hin öffnete, um zur Prüfung seiner Treffsicherheit einen Schuß aus der Eutcnflinte auf das Haupt einer Sonnenblume abzugeben, fiel sein Blick auf einen großen Haufen von Basaltsteinen, die vor Jahren zur Neupflasteruug des Hoff angefahren aber niemals benutzt worden waren. Die handlichen, schweren und scharfkantigen Steine, die man von den Fenstern des höchsten Stockwerks ans auf etwaige An¬ greifer hinabfallen lassen konnte, waren auf alle Fälle wirksamer als Geschützkugelu und Granaten, bei denen man nie weiß, ob sie auch wirklich an ihrem Bestimmungsort ankommen. Es war freilich keine leichte Arbeit, den ganzen Vorrat von Steinen zweihundertachtzehn Treppenstufen hinnufzufchaffeu, aber dafür hatte man ja seine „Unterthanen," die an drei Tagen im Jahre zur Ableistung von Hnnddicusten verpflichtet waren, und deren Hilfe Pancratius ohnehin bedürfte, um die Burg in Verteidigungszustand zu setzen. Nachdem auf solche Weise die Armieruugsfrage erledigt war, galt es für die Verpflegung der glücklicherweise recht kleinen Besatzung Sorge zu tragen. Dank der Umsicht und Sparsamkeit der braven Slina fehlte es auf der Schweppenburg nicht an Speise nud Trank. Schinken, Würste, Rauch- und Pökelfleisch waren reichlich vorhanden, und in der Vorratskammer fanden sich rede» wohlgefüllten

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/432>, abgerufen am 22.07.2024.