Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Pancratius Laxitolinus

als je, versenkte sich in seine Bücher und wartete geduldig ab, was die Zukunft
bringen würde. Als er zufällig vernahm, es sei ein Streifkorps des Generals
Dumouriez ganz in der Nähe vorübergezogen, blieb er lange unentschieden, ob er
in der Thatsache, daß es die Schweppenbnrg nicht angegriffen habe, eine Mißachtung
seiner Person oder den Respekt der Gallier -- anders nannte er die Franzosen
nämlich nie -- vor der ihm uneinnehmbar erscheinenden Burg erkennen sollte.

Der Krieg wurde länger als zwei Jahre mit wechselndem Glück geführt, doch
war der Schauplatz immer so entfernt, daß Pancratius ernstlich zu zweifeln begann,
ob das Schicksal, das ihn auf einen so wichtigen Posten gesetzt hatte, ihm je Ge¬
legenheit bieten würde, in den Gang der Ereignisse entscheidend einzugreifen. Ein
Blick auf den antiken Altar richtete ihn gewöhnlich wieder auf. Er pflegte den
Stein zu bekränzen, sobald die Nachricht von einem Siege der Verbündeten eintraf.
Wäre in solchen Augenblicken nicht jedesmal noch rechtzeitig sein gut katholisches
Gewissen erwacht, er würde nicht gezögert haben, dem Mars Militaris ein kleines
Dankopfer darzubringen.

Nachdem der Leser von diesem curriculo vita-o Kenntnis genommen hat,
wird ihm das am Kopfe unsrer Geschichte mitgeteilte Schriftstück, bei dessen Pet-
schiernng wir Pancratius verlassen haben, nicht mehr gar zu seltsam erscheinen. Er
hatte es ans die Kunde hin, daß die Franzosen von Koblenz gegen Andernach
marschierten und wahrscheinlich auch dem Brohlthale eiuen Besuch abstatten würden,
aufgesetzt. Über das "wahrscheinlich" mußte er im stillen lächeln. Es stand für ihn
unumstößlich fest, daß die "Gallier" diesesmal mit der Absicht kamen, das Thal
als Defilee auf ihrem Marsche nach Belgien zu benutzen, und daß für sie alles
darauf ankam, sich des einzigen festen Punktes, der ans ihrem Wege lag, zu be¬
mächtigen. Der Gedanke, er, Pancratius Sackmann aus Dann, sei berufen, den
feindlichen Feldzugsplnn zu hintertreiben, die Armee aufzuhalten und so den Öster¬
reichern Gelegenheit zu geben, dem Feinde in den Rücken zu fallen, machte sein
Herz höher schlagen. Als er der alten Slina von seinen Absichten Mitteilung
machte und, da er ihrer Zuverlässigkeit nicht ganz sicher war, ihr zur Warnung
die Geschichte der Römerin Tarpeja erzählte, deren fluchwürdiger Verrat von den
siegreichen Sabinern statt belohnt durch grausame Tötung bestraft worden sei, sah
ihn das brave Wesen mit erstaunten Blicken an und erklärte uach kurzer Überlegung,
daß es unter sothnnen Umständen lieber die Burg verlassen und zu einer in Nieder-
meudig verheirateten Nichte ziehn werde. Mit den Franzosen wolle sie im Guten
und Bösen nichts zu thun haben, und thuen auszuweichen, so lange es noch Zeit
sei, wäre sie ihrer jungfräulichen Ehre schuldig. So zog sie denn in Begleitung
zweier Federbetten und einer Kommode aus Kirschbaumhvlz ab, nicht ohne von ihren
grunzenden Pflegebefohlueu thrnnenreichen Abschied genommen und sie als teure
Hinterlassenschaft dem geistlichen Herrn mit bewegten Worten ans Herz gelegt
zu haben.

Im Grunde genommen nahm ihr Pnncratins die Fahnenflucht nicht weiter
übel, er wußte ja, daß der Starke allein um mächtigsten ist. Trotzdem hielt er
es für seine Pflicht, auch die "Unterthanen" von seinen Planen in Kenntnis zu
setzen und sie aufzufordern, sich und ihre bewegliche Habe im Burgbereich in Sicher¬
heit zu bringen. Wollten sie dies nicht, und das war bei dem bekannten Starrsinn
der Bauern sogar wahrscheinlich, so hatte er wenigstens seine Pflicht gethan und
brauchte sich keinen Vorwurf zu machen, wenn sich der Feind an ihrem Besitztum
schadlos halten und sie für den Widerstand, den die Burg geleistet hatte, an Leib
und Leben strafen würde. Man sieht, daß sich unser Freund durch die Kampflust,
die ihn beseelte, keineswegs den Blick für die Lage der Dinge und das Verständnis
für Recht und Billigkeit trüben ließ.


Pancratius Laxitolinus

als je, versenkte sich in seine Bücher und wartete geduldig ab, was die Zukunft
bringen würde. Als er zufällig vernahm, es sei ein Streifkorps des Generals
Dumouriez ganz in der Nähe vorübergezogen, blieb er lange unentschieden, ob er
in der Thatsache, daß es die Schweppenbnrg nicht angegriffen habe, eine Mißachtung
seiner Person oder den Respekt der Gallier — anders nannte er die Franzosen
nämlich nie — vor der ihm uneinnehmbar erscheinenden Burg erkennen sollte.

Der Krieg wurde länger als zwei Jahre mit wechselndem Glück geführt, doch
war der Schauplatz immer so entfernt, daß Pancratius ernstlich zu zweifeln begann,
ob das Schicksal, das ihn auf einen so wichtigen Posten gesetzt hatte, ihm je Ge¬
legenheit bieten würde, in den Gang der Ereignisse entscheidend einzugreifen. Ein
Blick auf den antiken Altar richtete ihn gewöhnlich wieder auf. Er pflegte den
Stein zu bekränzen, sobald die Nachricht von einem Siege der Verbündeten eintraf.
Wäre in solchen Augenblicken nicht jedesmal noch rechtzeitig sein gut katholisches
Gewissen erwacht, er würde nicht gezögert haben, dem Mars Militaris ein kleines
Dankopfer darzubringen.

Nachdem der Leser von diesem curriculo vita-o Kenntnis genommen hat,
wird ihm das am Kopfe unsrer Geschichte mitgeteilte Schriftstück, bei dessen Pet-
schiernng wir Pancratius verlassen haben, nicht mehr gar zu seltsam erscheinen. Er
hatte es ans die Kunde hin, daß die Franzosen von Koblenz gegen Andernach
marschierten und wahrscheinlich auch dem Brohlthale eiuen Besuch abstatten würden,
aufgesetzt. Über das „wahrscheinlich" mußte er im stillen lächeln. Es stand für ihn
unumstößlich fest, daß die „Gallier" diesesmal mit der Absicht kamen, das Thal
als Defilee auf ihrem Marsche nach Belgien zu benutzen, und daß für sie alles
darauf ankam, sich des einzigen festen Punktes, der ans ihrem Wege lag, zu be¬
mächtigen. Der Gedanke, er, Pancratius Sackmann aus Dann, sei berufen, den
feindlichen Feldzugsplnn zu hintertreiben, die Armee aufzuhalten und so den Öster¬
reichern Gelegenheit zu geben, dem Feinde in den Rücken zu fallen, machte sein
Herz höher schlagen. Als er der alten Slina von seinen Absichten Mitteilung
machte und, da er ihrer Zuverlässigkeit nicht ganz sicher war, ihr zur Warnung
die Geschichte der Römerin Tarpeja erzählte, deren fluchwürdiger Verrat von den
siegreichen Sabinern statt belohnt durch grausame Tötung bestraft worden sei, sah
ihn das brave Wesen mit erstaunten Blicken an und erklärte uach kurzer Überlegung,
daß es unter sothnnen Umständen lieber die Burg verlassen und zu einer in Nieder-
meudig verheirateten Nichte ziehn werde. Mit den Franzosen wolle sie im Guten
und Bösen nichts zu thun haben, und thuen auszuweichen, so lange es noch Zeit
sei, wäre sie ihrer jungfräulichen Ehre schuldig. So zog sie denn in Begleitung
zweier Federbetten und einer Kommode aus Kirschbaumhvlz ab, nicht ohne von ihren
grunzenden Pflegebefohlueu thrnnenreichen Abschied genommen und sie als teure
Hinterlassenschaft dem geistlichen Herrn mit bewegten Worten ans Herz gelegt
zu haben.

Im Grunde genommen nahm ihr Pnncratins die Fahnenflucht nicht weiter
übel, er wußte ja, daß der Starke allein um mächtigsten ist. Trotzdem hielt er
es für seine Pflicht, auch die „Unterthanen" von seinen Planen in Kenntnis zu
setzen und sie aufzufordern, sich und ihre bewegliche Habe im Burgbereich in Sicher¬
heit zu bringen. Wollten sie dies nicht, und das war bei dem bekannten Starrsinn
der Bauern sogar wahrscheinlich, so hatte er wenigstens seine Pflicht gethan und
brauchte sich keinen Vorwurf zu machen, wenn sich der Feind an ihrem Besitztum
schadlos halten und sie für den Widerstand, den die Burg geleistet hatte, an Leib
und Leben strafen würde. Man sieht, daß sich unser Freund durch die Kampflust,
die ihn beseelte, keineswegs den Blick für die Lage der Dinge und das Verständnis
für Recht und Billigkeit trüben ließ.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234961"/>
          <fw type="header" place="top"> Pancratius Laxitolinus</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1252" prev="#ID_1251"> als je, versenkte sich in seine Bücher und wartete geduldig ab, was die Zukunft<lb/>
bringen würde. Als er zufällig vernahm, es sei ein Streifkorps des Generals<lb/>
Dumouriez ganz in der Nähe vorübergezogen, blieb er lange unentschieden, ob er<lb/>
in der Thatsache, daß es die Schweppenbnrg nicht angegriffen habe, eine Mißachtung<lb/>
seiner Person oder den Respekt der Gallier &#x2014; anders nannte er die Franzosen<lb/>
nämlich nie &#x2014; vor der ihm uneinnehmbar erscheinenden Burg erkennen sollte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1253"> Der Krieg wurde länger als zwei Jahre mit wechselndem Glück geführt, doch<lb/>
war der Schauplatz immer so entfernt, daß Pancratius ernstlich zu zweifeln begann,<lb/>
ob das Schicksal, das ihn auf einen so wichtigen Posten gesetzt hatte, ihm je Ge¬<lb/>
legenheit bieten würde, in den Gang der Ereignisse entscheidend einzugreifen. Ein<lb/>
Blick auf den antiken Altar richtete ihn gewöhnlich wieder auf. Er pflegte den<lb/>
Stein zu bekränzen, sobald die Nachricht von einem Siege der Verbündeten eintraf.<lb/>
Wäre in solchen Augenblicken nicht jedesmal noch rechtzeitig sein gut katholisches<lb/>
Gewissen erwacht, er würde nicht gezögert haben, dem Mars Militaris ein kleines<lb/>
Dankopfer darzubringen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1254"> Nachdem der Leser von diesem curriculo vita-o Kenntnis genommen hat,<lb/>
wird ihm das am Kopfe unsrer Geschichte mitgeteilte Schriftstück, bei dessen Pet-<lb/>
schiernng wir Pancratius verlassen haben, nicht mehr gar zu seltsam erscheinen. Er<lb/>
hatte es ans die Kunde hin, daß die Franzosen von Koblenz gegen Andernach<lb/>
marschierten und wahrscheinlich auch dem Brohlthale eiuen Besuch abstatten würden,<lb/>
aufgesetzt. Über das &#x201E;wahrscheinlich" mußte er im stillen lächeln. Es stand für ihn<lb/>
unumstößlich fest, daß die &#x201E;Gallier" diesesmal mit der Absicht kamen, das Thal<lb/>
als Defilee auf ihrem Marsche nach Belgien zu benutzen, und daß für sie alles<lb/>
darauf ankam, sich des einzigen festen Punktes, der ans ihrem Wege lag, zu be¬<lb/>
mächtigen. Der Gedanke, er, Pancratius Sackmann aus Dann, sei berufen, den<lb/>
feindlichen Feldzugsplnn zu hintertreiben, die Armee aufzuhalten und so den Öster¬<lb/>
reichern Gelegenheit zu geben, dem Feinde in den Rücken zu fallen, machte sein<lb/>
Herz höher schlagen. Als er der alten Slina von seinen Absichten Mitteilung<lb/>
machte und, da er ihrer Zuverlässigkeit nicht ganz sicher war, ihr zur Warnung<lb/>
die Geschichte der Römerin Tarpeja erzählte, deren fluchwürdiger Verrat von den<lb/>
siegreichen Sabinern statt belohnt durch grausame Tötung bestraft worden sei, sah<lb/>
ihn das brave Wesen mit erstaunten Blicken an und erklärte uach kurzer Überlegung,<lb/>
daß es unter sothnnen Umständen lieber die Burg verlassen und zu einer in Nieder-<lb/>
meudig verheirateten Nichte ziehn werde. Mit den Franzosen wolle sie im Guten<lb/>
und Bösen nichts zu thun haben, und thuen auszuweichen, so lange es noch Zeit<lb/>
sei, wäre sie ihrer jungfräulichen Ehre schuldig. So zog sie denn in Begleitung<lb/>
zweier Federbetten und einer Kommode aus Kirschbaumhvlz ab, nicht ohne von ihren<lb/>
grunzenden Pflegebefohlueu thrnnenreichen Abschied genommen und sie als teure<lb/>
Hinterlassenschaft dem geistlichen Herrn mit bewegten Worten ans Herz gelegt<lb/>
zu haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1255"> Im Grunde genommen nahm ihr Pnncratins die Fahnenflucht nicht weiter<lb/>
übel, er wußte ja, daß der Starke allein um mächtigsten ist. Trotzdem hielt er<lb/>
es für seine Pflicht, auch die &#x201E;Unterthanen" von seinen Planen in Kenntnis zu<lb/>
setzen und sie aufzufordern, sich und ihre bewegliche Habe im Burgbereich in Sicher¬<lb/>
heit zu bringen. Wollten sie dies nicht, und das war bei dem bekannten Starrsinn<lb/>
der Bauern sogar wahrscheinlich, so hatte er wenigstens seine Pflicht gethan und<lb/>
brauchte sich keinen Vorwurf zu machen, wenn sich der Feind an ihrem Besitztum<lb/>
schadlos halten und sie für den Widerstand, den die Burg geleistet hatte, an Leib<lb/>
und Leben strafen würde. Man sieht, daß sich unser Freund durch die Kampflust,<lb/>
die ihn beseelte, keineswegs den Blick für die Lage der Dinge und das Verständnis<lb/>
für Recht und Billigkeit trüben ließ.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0431] Pancratius Laxitolinus als je, versenkte sich in seine Bücher und wartete geduldig ab, was die Zukunft bringen würde. Als er zufällig vernahm, es sei ein Streifkorps des Generals Dumouriez ganz in der Nähe vorübergezogen, blieb er lange unentschieden, ob er in der Thatsache, daß es die Schweppenbnrg nicht angegriffen habe, eine Mißachtung seiner Person oder den Respekt der Gallier — anders nannte er die Franzosen nämlich nie — vor der ihm uneinnehmbar erscheinenden Burg erkennen sollte. Der Krieg wurde länger als zwei Jahre mit wechselndem Glück geführt, doch war der Schauplatz immer so entfernt, daß Pancratius ernstlich zu zweifeln begann, ob das Schicksal, das ihn auf einen so wichtigen Posten gesetzt hatte, ihm je Ge¬ legenheit bieten würde, in den Gang der Ereignisse entscheidend einzugreifen. Ein Blick auf den antiken Altar richtete ihn gewöhnlich wieder auf. Er pflegte den Stein zu bekränzen, sobald die Nachricht von einem Siege der Verbündeten eintraf. Wäre in solchen Augenblicken nicht jedesmal noch rechtzeitig sein gut katholisches Gewissen erwacht, er würde nicht gezögert haben, dem Mars Militaris ein kleines Dankopfer darzubringen. Nachdem der Leser von diesem curriculo vita-o Kenntnis genommen hat, wird ihm das am Kopfe unsrer Geschichte mitgeteilte Schriftstück, bei dessen Pet- schiernng wir Pancratius verlassen haben, nicht mehr gar zu seltsam erscheinen. Er hatte es ans die Kunde hin, daß die Franzosen von Koblenz gegen Andernach marschierten und wahrscheinlich auch dem Brohlthale eiuen Besuch abstatten würden, aufgesetzt. Über das „wahrscheinlich" mußte er im stillen lächeln. Es stand für ihn unumstößlich fest, daß die „Gallier" diesesmal mit der Absicht kamen, das Thal als Defilee auf ihrem Marsche nach Belgien zu benutzen, und daß für sie alles darauf ankam, sich des einzigen festen Punktes, der ans ihrem Wege lag, zu be¬ mächtigen. Der Gedanke, er, Pancratius Sackmann aus Dann, sei berufen, den feindlichen Feldzugsplnn zu hintertreiben, die Armee aufzuhalten und so den Öster¬ reichern Gelegenheit zu geben, dem Feinde in den Rücken zu fallen, machte sein Herz höher schlagen. Als er der alten Slina von seinen Absichten Mitteilung machte und, da er ihrer Zuverlässigkeit nicht ganz sicher war, ihr zur Warnung die Geschichte der Römerin Tarpeja erzählte, deren fluchwürdiger Verrat von den siegreichen Sabinern statt belohnt durch grausame Tötung bestraft worden sei, sah ihn das brave Wesen mit erstaunten Blicken an und erklärte uach kurzer Überlegung, daß es unter sothnnen Umständen lieber die Burg verlassen und zu einer in Nieder- meudig verheirateten Nichte ziehn werde. Mit den Franzosen wolle sie im Guten und Bösen nichts zu thun haben, und thuen auszuweichen, so lange es noch Zeit sei, wäre sie ihrer jungfräulichen Ehre schuldig. So zog sie denn in Begleitung zweier Federbetten und einer Kommode aus Kirschbaumhvlz ab, nicht ohne von ihren grunzenden Pflegebefohlueu thrnnenreichen Abschied genommen und sie als teure Hinterlassenschaft dem geistlichen Herrn mit bewegten Worten ans Herz gelegt zu haben. Im Grunde genommen nahm ihr Pnncratins die Fahnenflucht nicht weiter übel, er wußte ja, daß der Starke allein um mächtigsten ist. Trotzdem hielt er es für seine Pflicht, auch die „Unterthanen" von seinen Planen in Kenntnis zu setzen und sie aufzufordern, sich und ihre bewegliche Habe im Burgbereich in Sicher¬ heit zu bringen. Wollten sie dies nicht, und das war bei dem bekannten Starrsinn der Bauern sogar wahrscheinlich, so hatte er wenigstens seine Pflicht gethan und brauchte sich keinen Vorwurf zu machen, wenn sich der Feind an ihrem Besitztum schadlos halten und sie für den Widerstand, den die Burg geleistet hatte, an Leib und Leben strafen würde. Man sieht, daß sich unser Freund durch die Kampflust, die ihn beseelte, keineswegs den Blick für die Lage der Dinge und das Verständnis für Recht und Billigkeit trüben ließ.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/431
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/431>, abgerufen am 22.07.2024.