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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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An Uäratiwr Kirchtcig

Perimeut machen. Aber an den Bildern und der ganzen Erscheinung des
kleinen Kunstwerks kann jeder seine Freude haben. Auch der buntbedruckte
Umschlag und die Heftuug siud sehr apart, wenigstens für solche, denen diese
exotischen Leckerbissen nicht täglich vorkomme".

Am Schlüsse unsrer Übersicht möchten wir noch ein gutes Wort für unsre
deutsche Sprache einlegen. Unsre Leser werden in unsern Mitteilungen keine
Absonderlichkeiten bemerkt haben, weil wir uns möglichst der allgemein üblichen
Ausdrucksweise zu bedienen suchten. Würden sie aber z. B. ohne weiteres
verstehn, was "die Gotisch" bedeuten soll, oder "die Altdeutsch"? Es ist eine
Analogiebildung nach "die Autiqun," aber gewiß keine notwendige. Das sind
nur zwei Einzelheiten aus vielen. Wenn jeder Fachkreis, von den Juristen
angefangen, in dieser Weise an der Sprachbildung weiter arbeitet und all dieser
Spezialistenjargon dann allmählich in den großen Sprachkübel ausgeschüttet
wird, aus dem wir alle gespeist werden: wieviel Wustmünner werden dann in
einigen Jahren zur Durchfiltrierung nötig sein?




Ein Kärntner Kirchtag

V>MWirchtag! Es hat gewiß nicht jeder eine richtige Vorstellung davon,
was ein Kirchtag für das Dorfvolk bedeutet, welchen Schatz von Lust
und Freude dieses einzige Wort in sich schließt. Der Städter hat
in der Regel eine schlechte Meinung von den Kirchingen; er denkt
dabei gewöhnlich an einen derben Bauerntanz mit solenner Prügelei.
Mitunter mag dies schon seine Nichtigkeit haben, aber im Alven-
lnnde Körnten, wo man die interessantesten und originellsten Kirchtage von ganz
Osterreich antrifft, ist die Kirchtagsrauferei völlig unbekannt. Ist dies allein schon
eine bemerkenswerte Eigenschaft der Kärntner Kirchtage, so unterscheiden sie sich
von der gewöhnlichen Art Kirchweihfeste auch noch durch ihre zünftigen Fcstbräuche
aus der Väterzeit.

Im Kärntner Oberland zeigt der Kirchtag als das Hauptvergnügen^iW
Kalenderjahres das Gepräge gewisser Behäbigkeit, die sich in vielen Dörfern aus
der Zeit erhalten hat, wo das Handwerk noch einen goldnen Boden hatte, und der
Bauernstand in seiner Blüte war. Damals gab es noch mehr wohlhabende Be¬
sitzer als gegenwärtig, wo gerade in Kärnten die Landwirtschaft daniederliegt.
In den Orten, wo noch etwas Wohlstand besteht, trifft man auch heute die inter¬
essantesten, mit alten Volksbräuchen verbundnen KirWciW die
Leute noch in der charakteristischen. farbenreichen^McljpMMpöii'hotes! M"MA>Mr
im langen Schoßrvck. gewiß meist noch in deFHoK'jH'MVör'vkMMM'Sehet!"
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An Uäratiwr Kirchtcig

Perimeut machen. Aber an den Bildern und der ganzen Erscheinung des
kleinen Kunstwerks kann jeder seine Freude haben. Auch der buntbedruckte
Umschlag und die Heftuug siud sehr apart, wenigstens für solche, denen diese
exotischen Leckerbissen nicht täglich vorkomme».

Am Schlüsse unsrer Übersicht möchten wir noch ein gutes Wort für unsre
deutsche Sprache einlegen. Unsre Leser werden in unsern Mitteilungen keine
Absonderlichkeiten bemerkt haben, weil wir uns möglichst der allgemein üblichen
Ausdrucksweise zu bedienen suchten. Würden sie aber z. B. ohne weiteres
verstehn, was „die Gotisch" bedeuten soll, oder „die Altdeutsch"? Es ist eine
Analogiebildung nach „die Autiqun," aber gewiß keine notwendige. Das sind
nur zwei Einzelheiten aus vielen. Wenn jeder Fachkreis, von den Juristen
angefangen, in dieser Weise an der Sprachbildung weiter arbeitet und all dieser
Spezialistenjargon dann allmählich in den großen Sprachkübel ausgeschüttet
wird, aus dem wir alle gespeist werden: wieviel Wustmünner werden dann in
einigen Jahren zur Durchfiltrierung nötig sein?




Ein Kärntner Kirchtag

V>MWirchtag! Es hat gewiß nicht jeder eine richtige Vorstellung davon,
was ein Kirchtag für das Dorfvolk bedeutet, welchen Schatz von Lust
und Freude dieses einzige Wort in sich schließt. Der Städter hat
in der Regel eine schlechte Meinung von den Kirchingen; er denkt
dabei gewöhnlich an einen derben Bauerntanz mit solenner Prügelei.
Mitunter mag dies schon seine Nichtigkeit haben, aber im Alven-
lnnde Körnten, wo man die interessantesten und originellsten Kirchtage von ganz
Osterreich antrifft, ist die Kirchtagsrauferei völlig unbekannt. Ist dies allein schon
eine bemerkenswerte Eigenschaft der Kärntner Kirchtage, so unterscheiden sie sich
von der gewöhnlichen Art Kirchweihfeste auch noch durch ihre zünftigen Fcstbräuche
aus der Väterzeit.

Im Kärntner Oberland zeigt der Kirchtag als das Hauptvergnügen^iW
Kalenderjahres das Gepräge gewisser Behäbigkeit, die sich in vielen Dörfern aus
der Zeit erhalten hat, wo das Handwerk noch einen goldnen Boden hatte, und der
Bauernstand in seiner Blüte war. Damals gab es noch mehr wohlhabende Be¬
sitzer als gegenwärtig, wo gerade in Kärnten die Landwirtschaft daniederliegt.
In den Orten, wo noch etwas Wohlstand besteht, trifft man auch heute die inter¬
essantesten, mit alten Volksbräuchen verbundnen KirWciW die
Leute noch in der charakteristischen. farbenreichen^McljpMMpöii'hotes! M"MA>Mr
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/43>, abgerufen am 01.07.2024.