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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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zu tönen, wir wußten daraus, das; die Franzosen ihren Angriff erneuert hatten.
Vor Metz hatten wir zeitweise täglich so gefechtsbereit stehn müssen, aber es war
im Sommer oder Herbst gewesen, der eisige Wind trieb da nicht durch den Körper.
Hier standen wir im Schnee, die Körperwärme wurde weniger und weniger, und
immer warten und warten. Was wäre ein Kanonenschuß für eine Erlösung ge¬
wesen! Aber nichts regte sich; um elf Uhr verstummte auch drüben der Kanonen¬
donner, und zwei Stunden später kam eine Nachricht, das; sich die Franzosen von
Uvetot rückwärts konzentrierter. War die Wahrnehmung unsrer Patrouillen richtig
gewesen? Es wurde drei Uhr, vier Uhr, die geringe Tageshelle verschwand, und
wir standen noch auf demselben Fleck. Endlich Befehl, Alarmqnartier zu beziehn
in zwei Ferner und vier elenden Häusern. Es war doch ein Schutz gegen die
nasse Kälte. Das war der Neujnhrstag. In der Nacht hatten unsre vorgeschobnen
Erknnduugstruppeu Uvetot besetzt und geräumt gefunden, infolgedessen kam Befehl,
in unsre Standquartiere zurückzugehn.

Der Neujahrstag ist in Frankreich der größte Familienfcsttag; meine Wirtsleute
in Duclcnr waren deshalb zu ihren Eltern nach Rouen gefahren. Als ich um 2. Januar
mein Quartier betrat, war das Haus noch leer, nnr die Bonne war zurückgeblieben.
Ich nahm ans der Bücherei des Hanfes einen Band Walter Scott, setzte mich in den
behaglich warmen Salon und gab mich in angenehmer Müdigkeit dem Genuß des
Lesens hin. Da fallen plötzlich Schüsse, die Bonne stürzt bleich ins Zimmer und schreit:
IIs liront,, ils til'vnd,, u" l>g.I g, travoikzs Is, l'vuStro! Ein Blick ans dem Fenster belehrt
mich, daß sich ans dem andern Ufer der Seine eine Schar Franktireurs das Vergnügen
macht, uns in dieser etwas ungewöhnlichen Form ihre verspäteten Neujahrsgrüße
hcrubcrzusendeu. Da wir uus nicht als die Barbaren zeigen wollten, für die wir
von ihnen verschrieen wurden, beeilten wir uns, ihnen diese Ncujahrsgrüße in
gleicher Weise dankend zu erwidern. Das beruhigte sie, und sie verzogen sich.
Ein Dragoner und ein Pferd waren verwundet, einige Thüren und Fenster waren
beschädigt. Am nächsten Tage gab es denselben Scherz. Aber einen guten Scherz
wiederholt man nicht, er verliert dadurch. Vielleicht sahen das die Franzosen ein,
zum drittenmale kamen sie nicht. Dafür zeigten sie jetzt mehr Unternehmungsgeist
ans der großen Straße le Havre-Rouen, und ich bekam Ordre nach Villers-Ecalles.

Alle diese Erinnerungen wurden lebendig, als ich jetzt nach dreißig Jahren
Dnclair von den Höhen von Se. Paul wiedersah. Die alten Königspnppeln jen¬
seits des Flusses, hinter denen sich die Franktireurs gedeckt hatten, spiegelten sich
im Wasser wie einst, die niedlichen Hänser von Berville versteckten sich im Grün
der Gärten, aus dem Städtchen grüßte, wie ein alter Bekannter, der Kirchturm,
dn, wo wir die englischen Schiffe versenkt hatten, zog die Fähre herüber und
hinüber. Die Sonne des schönen Svmmertags war im Untergehn und warf ihr
goldiges Licht auf die Häuser um Quai. Dort standen die Männer auch jetzt
wieder mit den Händen in den Hosentaschen, und die Frauen saßen mit und ohne
Handarbeit auf den Bänken vor ihren Thüren und schwatzten. Verändert hatte
sich nnr zweierlei: ich fühlte mich als Fremder, die Häuser standen mir nicht
mehr offen wie damals, als man als Feind jedes Haus betreten konnte. Und
woher waren die vielen hübschen Gesichter nach Duclnir gekommen? Waren ihre
Mütter vor dreißig Jahren nicht hübsch gewesen, oder waren diese damals von den
besorgten Eltern weggeschafft worden?

Der Name des Hotels, worin wir Weihnachten gefeiert und um Sylvester¬
abend dem scheidenden Jahre den Abschiedstrunk getrunken hatten, war mir ent¬
fallen, meine Notizen aus dem Feldzuge hatte ich uicht zur Hand, ich ging also
in das erste Hotel des Städtchens. Als ich zum Diner in das Eßzimmer hinab¬
ging, kam mir dieses bekannt vor. Aber war es nicht eine Suggestion, arm-


zu tönen, wir wußten daraus, das; die Franzosen ihren Angriff erneuert hatten.
Vor Metz hatten wir zeitweise täglich so gefechtsbereit stehn müssen, aber es war
im Sommer oder Herbst gewesen, der eisige Wind trieb da nicht durch den Körper.
Hier standen wir im Schnee, die Körperwärme wurde weniger und weniger, und
immer warten und warten. Was wäre ein Kanonenschuß für eine Erlösung ge¬
wesen! Aber nichts regte sich; um elf Uhr verstummte auch drüben der Kanonen¬
donner, und zwei Stunden später kam eine Nachricht, das; sich die Franzosen von
Uvetot rückwärts konzentrierter. War die Wahrnehmung unsrer Patrouillen richtig
gewesen? Es wurde drei Uhr, vier Uhr, die geringe Tageshelle verschwand, und
wir standen noch auf demselben Fleck. Endlich Befehl, Alarmqnartier zu beziehn
in zwei Ferner und vier elenden Häusern. Es war doch ein Schutz gegen die
nasse Kälte. Das war der Neujnhrstag. In der Nacht hatten unsre vorgeschobnen
Erknnduugstruppeu Uvetot besetzt und geräumt gefunden, infolgedessen kam Befehl,
in unsre Standquartiere zurückzugehn.

Der Neujahrstag ist in Frankreich der größte Familienfcsttag; meine Wirtsleute
in Duclcnr waren deshalb zu ihren Eltern nach Rouen gefahren. Als ich um 2. Januar
mein Quartier betrat, war das Haus noch leer, nnr die Bonne war zurückgeblieben.
Ich nahm ans der Bücherei des Hanfes einen Band Walter Scott, setzte mich in den
behaglich warmen Salon und gab mich in angenehmer Müdigkeit dem Genuß des
Lesens hin. Da fallen plötzlich Schüsse, die Bonne stürzt bleich ins Zimmer und schreit:
IIs liront,, ils til'vnd,, u» l>g.I g, travoikzs Is, l'vuStro! Ein Blick ans dem Fenster belehrt
mich, daß sich ans dem andern Ufer der Seine eine Schar Franktireurs das Vergnügen
macht, uns in dieser etwas ungewöhnlichen Form ihre verspäteten Neujahrsgrüße
hcrubcrzusendeu. Da wir uus nicht als die Barbaren zeigen wollten, für die wir
von ihnen verschrieen wurden, beeilten wir uns, ihnen diese Ncujahrsgrüße in
gleicher Weise dankend zu erwidern. Das beruhigte sie, und sie verzogen sich.
Ein Dragoner und ein Pferd waren verwundet, einige Thüren und Fenster waren
beschädigt. Am nächsten Tage gab es denselben Scherz. Aber einen guten Scherz
wiederholt man nicht, er verliert dadurch. Vielleicht sahen das die Franzosen ein,
zum drittenmale kamen sie nicht. Dafür zeigten sie jetzt mehr Unternehmungsgeist
ans der großen Straße le Havre-Rouen, und ich bekam Ordre nach Villers-Ecalles.

Alle diese Erinnerungen wurden lebendig, als ich jetzt nach dreißig Jahren
Dnclair von den Höhen von Se. Paul wiedersah. Die alten Königspnppeln jen¬
seits des Flusses, hinter denen sich die Franktireurs gedeckt hatten, spiegelten sich
im Wasser wie einst, die niedlichen Hänser von Berville versteckten sich im Grün
der Gärten, aus dem Städtchen grüßte, wie ein alter Bekannter, der Kirchturm,
dn, wo wir die englischen Schiffe versenkt hatten, zog die Fähre herüber und
hinüber. Die Sonne des schönen Svmmertags war im Untergehn und warf ihr
goldiges Licht auf die Häuser um Quai. Dort standen die Männer auch jetzt
wieder mit den Händen in den Hosentaschen, und die Frauen saßen mit und ohne
Handarbeit auf den Bänken vor ihren Thüren und schwatzten. Verändert hatte
sich nnr zweierlei: ich fühlte mich als Fremder, die Häuser standen mir nicht
mehr offen wie damals, als man als Feind jedes Haus betreten konnte. Und
woher waren die vielen hübschen Gesichter nach Duclnir gekommen? Waren ihre
Mütter vor dreißig Jahren nicht hübsch gewesen, oder waren diese damals von den
besorgten Eltern weggeschafft worden?

Der Name des Hotels, worin wir Weihnachten gefeiert und um Sylvester¬
abend dem scheidenden Jahre den Abschiedstrunk getrunken hatten, war mir ent¬
fallen, meine Notizen aus dem Feldzuge hatte ich uicht zur Hand, ich ging also
in das erste Hotel des Städtchens. Als ich zum Diner in das Eßzimmer hinab¬
ging, kam mir dieses bekannt vor. Aber war es nicht eine Suggestion, arm-


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[0236] zu tönen, wir wußten daraus, das; die Franzosen ihren Angriff erneuert hatten. Vor Metz hatten wir zeitweise täglich so gefechtsbereit stehn müssen, aber es war im Sommer oder Herbst gewesen, der eisige Wind trieb da nicht durch den Körper. Hier standen wir im Schnee, die Körperwärme wurde weniger und weniger, und immer warten und warten. Was wäre ein Kanonenschuß für eine Erlösung ge¬ wesen! Aber nichts regte sich; um elf Uhr verstummte auch drüben der Kanonen¬ donner, und zwei Stunden später kam eine Nachricht, das; sich die Franzosen von Uvetot rückwärts konzentrierter. War die Wahrnehmung unsrer Patrouillen richtig gewesen? Es wurde drei Uhr, vier Uhr, die geringe Tageshelle verschwand, und wir standen noch auf demselben Fleck. Endlich Befehl, Alarmqnartier zu beziehn in zwei Ferner und vier elenden Häusern. Es war doch ein Schutz gegen die nasse Kälte. Das war der Neujnhrstag. In der Nacht hatten unsre vorgeschobnen Erknnduugstruppeu Uvetot besetzt und geräumt gefunden, infolgedessen kam Befehl, in unsre Standquartiere zurückzugehn. Der Neujahrstag ist in Frankreich der größte Familienfcsttag; meine Wirtsleute in Duclcnr waren deshalb zu ihren Eltern nach Rouen gefahren. Als ich um 2. Januar mein Quartier betrat, war das Haus noch leer, nnr die Bonne war zurückgeblieben. Ich nahm ans der Bücherei des Hanfes einen Band Walter Scott, setzte mich in den behaglich warmen Salon und gab mich in angenehmer Müdigkeit dem Genuß des Lesens hin. Da fallen plötzlich Schüsse, die Bonne stürzt bleich ins Zimmer und schreit: IIs liront,, ils til'vnd,, u» l>g.I g, travoikzs Is, l'vuStro! Ein Blick ans dem Fenster belehrt mich, daß sich ans dem andern Ufer der Seine eine Schar Franktireurs das Vergnügen macht, uns in dieser etwas ungewöhnlichen Form ihre verspäteten Neujahrsgrüße hcrubcrzusendeu. Da wir uus nicht als die Barbaren zeigen wollten, für die wir von ihnen verschrieen wurden, beeilten wir uns, ihnen diese Ncujahrsgrüße in gleicher Weise dankend zu erwidern. Das beruhigte sie, und sie verzogen sich. Ein Dragoner und ein Pferd waren verwundet, einige Thüren und Fenster waren beschädigt. Am nächsten Tage gab es denselben Scherz. Aber einen guten Scherz wiederholt man nicht, er verliert dadurch. Vielleicht sahen das die Franzosen ein, zum drittenmale kamen sie nicht. Dafür zeigten sie jetzt mehr Unternehmungsgeist ans der großen Straße le Havre-Rouen, und ich bekam Ordre nach Villers-Ecalles. Alle diese Erinnerungen wurden lebendig, als ich jetzt nach dreißig Jahren Dnclair von den Höhen von Se. Paul wiedersah. Die alten Königspnppeln jen¬ seits des Flusses, hinter denen sich die Franktireurs gedeckt hatten, spiegelten sich im Wasser wie einst, die niedlichen Hänser von Berville versteckten sich im Grün der Gärten, aus dem Städtchen grüßte, wie ein alter Bekannter, der Kirchturm, dn, wo wir die englischen Schiffe versenkt hatten, zog die Fähre herüber und hinüber. Die Sonne des schönen Svmmertags war im Untergehn und warf ihr goldiges Licht auf die Häuser um Quai. Dort standen die Männer auch jetzt wieder mit den Händen in den Hosentaschen, und die Frauen saßen mit und ohne Handarbeit auf den Bänken vor ihren Thüren und schwatzten. Verändert hatte sich nnr zweierlei: ich fühlte mich als Fremder, die Häuser standen mir nicht mehr offen wie damals, als man als Feind jedes Haus betreten konnte. Und woher waren die vielen hübschen Gesichter nach Duclnir gekommen? Waren ihre Mütter vor dreißig Jahren nicht hübsch gewesen, oder waren diese damals von den besorgten Eltern weggeschafft worden? Der Name des Hotels, worin wir Weihnachten gefeiert und um Sylvester¬ abend dem scheidenden Jahre den Abschiedstrunk getrunken hatten, war mir ent¬ fallen, meine Notizen aus dem Feldzuge hatte ich uicht zur Hand, ich ging also in das erste Hotel des Städtchens. Als ich zum Diner in das Eßzimmer hinab¬ ging, kam mir dieses bekannt vor. Aber war es nicht eine Suggestion, arm-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/236>, abgerufen am 03.07.2024.