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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Landwirtschaftlicher Groß> und Kleinbetrieb

Hiernach -- das sind immer noch Dades Worte -- scheint es zweifellos
zu sein, daß gerade unser bäuerlicher Besitz von 200 bis 300 Hektar, und ganz
besonders der am kräftigsten vertretne Bauernstand von 5 bis 10 Hektar dem
dentschen Volke die größte Menge Brotkorn liefert!" Das soll natürlich zu¬
gleich sagen: die größte Menge "verkauft" und das größte Interesse an der
Zollerhöhung hat, Date kann danach nichts einzuwenden haben, wenn wir
die Verteilung nach dem von ihm angewandten Maßstab noch etwas weiter
durchführen, d, h, mehr Größenklassen der Bauernwirtschaften berücksichtigen,
und statt der Erntemenge die zum Verkauf gebrachte Menge an Brotkorn
in Rechnung stellen. Wir wollen ihm dabei soweit entgegenkommen, daß wir
die ganze Menge, die die Bauernwirtschaften verlausen könnten, wenn die
böse "Einfuhr" ihnen nicht deu Markt verlegte, zu Grunde legen, also statt
2780000 Tonnen rund 4731000 Tonnen, Das Ergebnis tritt in folgenden
Zahlen zu Tage:

Von der gesamten landwirtschaftlich benutzten Fläche (ohne Garten-
nnd Reblaub) kommen auf die Betriebe

unter von 2 bis von K bis von 1V bis von 2V bis von SO bis
2 >M S QÄ 1" Ks, 20 IM SV IlÄ Illo >M
Prozent: 7 18 17 28 29 11

Danach könnten in diesen Größenklassen verkauft werden durchschnittlich

für den Betrieb Tonnen: 0,1 0,6 1,8 2,8 S,7 10,0

Der Anteil an der Zollerhöhung um 25 Mark pro Tonne würde aus¬
machen durchschnittlich

für den Betrieb Mark: 2,5 1S,0 32,5 70,0 142,5 800,0

Und dabei sollen nun die Bauern entweder die Futtermittel kaufen und
dadurch die Rentabilität ihrer Viehzucht verhältnismäßig verringern oder diese
selbst einschränken. Die Betriebe unter 10 Hektar können so gut wie gar keinen
Vorteil von einer Zollerhöhung um 25 Mark erwarten, und wer ihnen das
einredet, tünscht sich und sie. Sogar bei einer sehr großen Anzahl der Betriebe
von 10 bis 20 Hektar kann vou einem Vorteil kaum die Rede sei". Und das
alles auch dann, wenn man die ganze Gebrechlichkeit des statistischen Kunst¬
baues Dades anerkennt und vor allen von den Betrieben unter 2 Hektar etwa
die Hälfte als gar nicht zu den Banernwirtschnften gehörig ausscheidet. In
Wirklichkeit ist nämlich das Verhältnis der Verkaufsmengen für die kleinern
Betriebe noch weit ungünstiger, als oben angenommen ist, denn die für den
eignen Haushalt nötigen Vrotgetreideqnoten wachsen nach unten , während hier
vorausgesetzt ist, daß der Zwergwirt denselben Anteil seines Brvtlorns selbst
verzehrt wie der Großbauer, Wahrhaftig: Conrad hat Recht!

Das Verfüttern zur Menschennnhrnng tauglichen Brotgetreides in den
Bauernwirtschaften als eine infolge ungenügenden Zollschutzes eingerissene wirt¬
schaftliche Unsitte und deren Abstellung als einen Hauptzweck der Zollerhöhnng


Landwirtschaftlicher Groß> und Kleinbetrieb

Hiernach — das sind immer noch Dades Worte — scheint es zweifellos
zu sein, daß gerade unser bäuerlicher Besitz von 200 bis 300 Hektar, und ganz
besonders der am kräftigsten vertretne Bauernstand von 5 bis 10 Hektar dem
dentschen Volke die größte Menge Brotkorn liefert!" Das soll natürlich zu¬
gleich sagen: die größte Menge „verkauft" und das größte Interesse an der
Zollerhöhung hat, Date kann danach nichts einzuwenden haben, wenn wir
die Verteilung nach dem von ihm angewandten Maßstab noch etwas weiter
durchführen, d, h, mehr Größenklassen der Bauernwirtschaften berücksichtigen,
und statt der Erntemenge die zum Verkauf gebrachte Menge an Brotkorn
in Rechnung stellen. Wir wollen ihm dabei soweit entgegenkommen, daß wir
die ganze Menge, die die Bauernwirtschaften verlausen könnten, wenn die
böse „Einfuhr" ihnen nicht deu Markt verlegte, zu Grunde legen, also statt
2780000 Tonnen rund 4731000 Tonnen, Das Ergebnis tritt in folgenden
Zahlen zu Tage:

Von der gesamten landwirtschaftlich benutzten Fläche (ohne Garten-
nnd Reblaub) kommen auf die Betriebe

unter von 2 bis von K bis von 1V bis von 2V bis von SO bis
2 >M S QÄ 1« Ks, 20 IM SV IlÄ Illo >M
Prozent: 7 18 17 28 29 11

Danach könnten in diesen Größenklassen verkauft werden durchschnittlich

für den Betrieb Tonnen: 0,1 0,6 1,8 2,8 S,7 10,0

Der Anteil an der Zollerhöhung um 25 Mark pro Tonne würde aus¬
machen durchschnittlich

für den Betrieb Mark: 2,5 1S,0 32,5 70,0 142,5 800,0

Und dabei sollen nun die Bauern entweder die Futtermittel kaufen und
dadurch die Rentabilität ihrer Viehzucht verhältnismäßig verringern oder diese
selbst einschränken. Die Betriebe unter 10 Hektar können so gut wie gar keinen
Vorteil von einer Zollerhöhung um 25 Mark erwarten, und wer ihnen das
einredet, tünscht sich und sie. Sogar bei einer sehr großen Anzahl der Betriebe
von 10 bis 20 Hektar kann vou einem Vorteil kaum die Rede sei«. Und das
alles auch dann, wenn man die ganze Gebrechlichkeit des statistischen Kunst¬
baues Dades anerkennt und vor allen von den Betrieben unter 2 Hektar etwa
die Hälfte als gar nicht zu den Banernwirtschnften gehörig ausscheidet. In
Wirklichkeit ist nämlich das Verhältnis der Verkaufsmengen für die kleinern
Betriebe noch weit ungünstiger, als oben angenommen ist, denn die für den
eignen Haushalt nötigen Vrotgetreideqnoten wachsen nach unten , während hier
vorausgesetzt ist, daß der Zwergwirt denselben Anteil seines Brvtlorns selbst
verzehrt wie der Großbauer, Wahrhaftig: Conrad hat Recht!

Das Verfüttern zur Menschennnhrnng tauglichen Brotgetreides in den
Bauernwirtschaften als eine infolge ungenügenden Zollschutzes eingerissene wirt¬
schaftliche Unsitte und deren Abstellung als einen Hauptzweck der Zollerhöhnng


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[0164] Landwirtschaftlicher Groß> und Kleinbetrieb Hiernach — das sind immer noch Dades Worte — scheint es zweifellos zu sein, daß gerade unser bäuerlicher Besitz von 200 bis 300 Hektar, und ganz besonders der am kräftigsten vertretne Bauernstand von 5 bis 10 Hektar dem dentschen Volke die größte Menge Brotkorn liefert!" Das soll natürlich zu¬ gleich sagen: die größte Menge „verkauft" und das größte Interesse an der Zollerhöhung hat, Date kann danach nichts einzuwenden haben, wenn wir die Verteilung nach dem von ihm angewandten Maßstab noch etwas weiter durchführen, d, h, mehr Größenklassen der Bauernwirtschaften berücksichtigen, und statt der Erntemenge die zum Verkauf gebrachte Menge an Brotkorn in Rechnung stellen. Wir wollen ihm dabei soweit entgegenkommen, daß wir die ganze Menge, die die Bauernwirtschaften verlausen könnten, wenn die böse „Einfuhr" ihnen nicht deu Markt verlegte, zu Grunde legen, also statt 2780000 Tonnen rund 4731000 Tonnen, Das Ergebnis tritt in folgenden Zahlen zu Tage: Von der gesamten landwirtschaftlich benutzten Fläche (ohne Garten- nnd Reblaub) kommen auf die Betriebe unter von 2 bis von K bis von 1V bis von 2V bis von SO bis 2 >M S QÄ 1« Ks, 20 IM SV IlÄ Illo >M Prozent: 7 18 17 28 29 11 Danach könnten in diesen Größenklassen verkauft werden durchschnittlich für den Betrieb Tonnen: 0,1 0,6 1,8 2,8 S,7 10,0 Der Anteil an der Zollerhöhung um 25 Mark pro Tonne würde aus¬ machen durchschnittlich für den Betrieb Mark: 2,5 1S,0 32,5 70,0 142,5 800,0 Und dabei sollen nun die Bauern entweder die Futtermittel kaufen und dadurch die Rentabilität ihrer Viehzucht verhältnismäßig verringern oder diese selbst einschränken. Die Betriebe unter 10 Hektar können so gut wie gar keinen Vorteil von einer Zollerhöhung um 25 Mark erwarten, und wer ihnen das einredet, tünscht sich und sie. Sogar bei einer sehr großen Anzahl der Betriebe von 10 bis 20 Hektar kann vou einem Vorteil kaum die Rede sei«. Und das alles auch dann, wenn man die ganze Gebrechlichkeit des statistischen Kunst¬ baues Dades anerkennt und vor allen von den Betrieben unter 2 Hektar etwa die Hälfte als gar nicht zu den Banernwirtschnften gehörig ausscheidet. In Wirklichkeit ist nämlich das Verhältnis der Verkaufsmengen für die kleinern Betriebe noch weit ungünstiger, als oben angenommen ist, denn die für den eignen Haushalt nötigen Vrotgetreideqnoten wachsen nach unten , während hier vorausgesetzt ist, daß der Zwergwirt denselben Anteil seines Brvtlorns selbst verzehrt wie der Großbauer, Wahrhaftig: Conrad hat Recht! Das Verfüttern zur Menschennnhrnng tauglichen Brotgetreides in den Bauernwirtschaften als eine infolge ungenügenden Zollschutzes eingerissene wirt¬ schaftliche Unsitte und deren Abstellung als einen Hauptzweck der Zollerhöhnng

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/164>, abgerufen am 03.07.2024.