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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

leben erfüllt wird. Wie ein uraltes Waffenstück, eine Urne oder irgend ein Stück
Hausrat aus vergangner Zeit immer lebhaftes Interesse erregt, wenn es am Fund¬
orte selbst aufbewahrt, gezeigt und besprochen wird, im Museum dagegen unter
Hunderten gleicher Art verschwindet und höchstens eine kalte, allgemeine Teilnahme
findet, so und noch weit mehr werden auch alte Akten dort den ursprünglichsten
Reiz haben, wo sie entstanden sind, wo man ihre ureigensten innern Beziehungen
versteht, ihre Nachwirkungen auf die Gegenwart unmittelbar erkennt und empfindet.

Derartige Urkunden und Schriftstücke sind wie nichts andres geeignet, anch
in den Dörfern und Kleinstädter den Sinn für Ortsgeschichte zu beleben und zu
weiterer Forschung anzuregen. Mögen diese Schriften immerhin jahrzehnte-, jahr¬
hundertelang schlummern, umso reizvoller ist dann die Aufgabe des Ritters, dem
es vorbehalten bleibt, das Dornröschen zum Leben zu erwecken.

Daß die Aufbewahrungsweise der Akten oft viel zu wünschen übrig läßt, ist
gewiß richtig, und ohne Frage hat mangelndes Verständnis den Verlust wertvoller
Stücke zur Folge gehabt. Hierin Wandel zu schaffen ist dringend nötig, und
Sache der Regierungen und der Gemeindeverwaltungen wird es sein, für Besserung
zu sorgen.

Wohl in jeder kleinen Stadt und sogar in vielen Dörfern werden sich ge¬
eignete Personen finden, die sich der Mühe unterziehn, die alten Registraturen zu
sichten und zu ordnen, wenn ihnen dazu mir eine amtliche Ermächtigung und eine
gewisse Anleitung erteilt wird. Für die weitere verständige Unterbringung und
Aufbewahrung alles Wesentlichen muß dann natürlich Sorge getragen werden.
Armen Gemeinden mag der Staat die nötigen Schränke usw. bezahlen, und den
großen Archiven soll es unbenommen sein, von allem, was ihnen zu besitzen nötig
scheint, Abschriften nehmen zu lassen. Die eigentlichen ortsgeschichtlichen Urkunden
aber gehören dorthin, wo sie entstanden, wo sie mit dem Gemeindeleben verknüpft
sind und gleichsam dessen Niederschlag bilden.

Den Sinn für die Svndergeschichte der kleinern und kleinsten Orte zu fördern,
wäre verdienstvoll und erscheint umso aussichtsvoller, als in neurer Zeit offenbar
eine lebhaftere Neigung dafür hervortritt. Möchte es dahin kommen, daß auch in
jedem kleinen Orte eine Chronik angelegt und dauernd weitergeführt wird. "Die
Müh ist klein, der Spaß ist groß," und das Interesse an solcher Arbeit wächst
über der Arbeit selbst wie der Appetit beim Essen. In vielen Fällen wird solche
Forschungsarbeit im kleinen ganz überraschend reiche und wertvolle Früchte zeitigen.

Und nun noch ein paar Worte über die Frage, wer denn wohl diese Arbeit
übernehmen soll. Nicht zu jeder Zeit und an jedem Orte wird jemand vorhanden
sein, der Neigung, Verständnis und Zeit dafür hätte, aber da es sich nicht um eine
Arbeit handelt, die notwendig innerhalb bestimmter Frist beendet werden muß, so
darf hier getrost das Sprichwort gelten: "Kommt Zeit, kommt Rat." Was heute
unmöglich wäre, kann in Jahr und Tag vielleicht mühelos erreicht werden. Auf
dem Lande wird in der Regel der Geistliche am besten in der Lage sein, aus deu
Quellen geschichtliche Nachrichten zu liefern; denn in seinen Händen ruhn die kirch¬
lichen Akten, namentlich die Kirchenbücher, die oft schon allein eine wertvolle Orts¬
chronik darstellen. Außerdem verschafft dem Geistlichen seine amtliche Stellung
leicht Zugang zu den Gemeinde- und Gutsarchiven und auch zu solchen Familien¬
akten, die andern Sterblichen unerreichbar sind. Endlich ist Wohl niemand so wie
der Pastor looi imstande, die wandelnden Geschichtsquellen des Orts zu benützen,
d. h. die "alten Leute" auszuforschen. Kurzum, es würde gerade für den Geist¬
lichen verhältnismäßig leicht sein, die Ortsgeschichte zu studieren, das Vorgefundne
zu sichten und schließlich das wesentlichste an Namen, Daten und Ereignissen zu¬
sammenzutragen zu einer knappen Chronik des Orts. Ist diese einmal geschrieben,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

leben erfüllt wird. Wie ein uraltes Waffenstück, eine Urne oder irgend ein Stück
Hausrat aus vergangner Zeit immer lebhaftes Interesse erregt, wenn es am Fund¬
orte selbst aufbewahrt, gezeigt und besprochen wird, im Museum dagegen unter
Hunderten gleicher Art verschwindet und höchstens eine kalte, allgemeine Teilnahme
findet, so und noch weit mehr werden auch alte Akten dort den ursprünglichsten
Reiz haben, wo sie entstanden sind, wo man ihre ureigensten innern Beziehungen
versteht, ihre Nachwirkungen auf die Gegenwart unmittelbar erkennt und empfindet.

Derartige Urkunden und Schriftstücke sind wie nichts andres geeignet, anch
in den Dörfern und Kleinstädter den Sinn für Ortsgeschichte zu beleben und zu
weiterer Forschung anzuregen. Mögen diese Schriften immerhin jahrzehnte-, jahr¬
hundertelang schlummern, umso reizvoller ist dann die Aufgabe des Ritters, dem
es vorbehalten bleibt, das Dornröschen zum Leben zu erwecken.

Daß die Aufbewahrungsweise der Akten oft viel zu wünschen übrig läßt, ist
gewiß richtig, und ohne Frage hat mangelndes Verständnis den Verlust wertvoller
Stücke zur Folge gehabt. Hierin Wandel zu schaffen ist dringend nötig, und
Sache der Regierungen und der Gemeindeverwaltungen wird es sein, für Besserung
zu sorgen.

Wohl in jeder kleinen Stadt und sogar in vielen Dörfern werden sich ge¬
eignete Personen finden, die sich der Mühe unterziehn, die alten Registraturen zu
sichten und zu ordnen, wenn ihnen dazu mir eine amtliche Ermächtigung und eine
gewisse Anleitung erteilt wird. Für die weitere verständige Unterbringung und
Aufbewahrung alles Wesentlichen muß dann natürlich Sorge getragen werden.
Armen Gemeinden mag der Staat die nötigen Schränke usw. bezahlen, und den
großen Archiven soll es unbenommen sein, von allem, was ihnen zu besitzen nötig
scheint, Abschriften nehmen zu lassen. Die eigentlichen ortsgeschichtlichen Urkunden
aber gehören dorthin, wo sie entstanden, wo sie mit dem Gemeindeleben verknüpft
sind und gleichsam dessen Niederschlag bilden.

Den Sinn für die Svndergeschichte der kleinern und kleinsten Orte zu fördern,
wäre verdienstvoll und erscheint umso aussichtsvoller, als in neurer Zeit offenbar
eine lebhaftere Neigung dafür hervortritt. Möchte es dahin kommen, daß auch in
jedem kleinen Orte eine Chronik angelegt und dauernd weitergeführt wird. „Die
Müh ist klein, der Spaß ist groß," und das Interesse an solcher Arbeit wächst
über der Arbeit selbst wie der Appetit beim Essen. In vielen Fällen wird solche
Forschungsarbeit im kleinen ganz überraschend reiche und wertvolle Früchte zeitigen.

Und nun noch ein paar Worte über die Frage, wer denn wohl diese Arbeit
übernehmen soll. Nicht zu jeder Zeit und an jedem Orte wird jemand vorhanden
sein, der Neigung, Verständnis und Zeit dafür hätte, aber da es sich nicht um eine
Arbeit handelt, die notwendig innerhalb bestimmter Frist beendet werden muß, so
darf hier getrost das Sprichwort gelten: „Kommt Zeit, kommt Rat." Was heute
unmöglich wäre, kann in Jahr und Tag vielleicht mühelos erreicht werden. Auf
dem Lande wird in der Regel der Geistliche am besten in der Lage sein, aus deu
Quellen geschichtliche Nachrichten zu liefern; denn in seinen Händen ruhn die kirch¬
lichen Akten, namentlich die Kirchenbücher, die oft schon allein eine wertvolle Orts¬
chronik darstellen. Außerdem verschafft dem Geistlichen seine amtliche Stellung
leicht Zugang zu den Gemeinde- und Gutsarchiven und auch zu solchen Familien¬
akten, die andern Sterblichen unerreichbar sind. Endlich ist Wohl niemand so wie
der Pastor looi imstande, die wandelnden Geschichtsquellen des Orts zu benützen,
d. h. die „alten Leute" auszuforschen. Kurzum, es würde gerade für den Geist¬
lichen verhältnismäßig leicht sein, die Ortsgeschichte zu studieren, das Vorgefundne
zu sichten und schließlich das wesentlichste an Namen, Daten und Ereignissen zu¬
sammenzutragen zu einer knappen Chronik des Orts. Ist diese einmal geschrieben,


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[0102] Maßgebliches und Unmaßgebliches leben erfüllt wird. Wie ein uraltes Waffenstück, eine Urne oder irgend ein Stück Hausrat aus vergangner Zeit immer lebhaftes Interesse erregt, wenn es am Fund¬ orte selbst aufbewahrt, gezeigt und besprochen wird, im Museum dagegen unter Hunderten gleicher Art verschwindet und höchstens eine kalte, allgemeine Teilnahme findet, so und noch weit mehr werden auch alte Akten dort den ursprünglichsten Reiz haben, wo sie entstanden sind, wo man ihre ureigensten innern Beziehungen versteht, ihre Nachwirkungen auf die Gegenwart unmittelbar erkennt und empfindet. Derartige Urkunden und Schriftstücke sind wie nichts andres geeignet, anch in den Dörfern und Kleinstädter den Sinn für Ortsgeschichte zu beleben und zu weiterer Forschung anzuregen. Mögen diese Schriften immerhin jahrzehnte-, jahr¬ hundertelang schlummern, umso reizvoller ist dann die Aufgabe des Ritters, dem es vorbehalten bleibt, das Dornröschen zum Leben zu erwecken. Daß die Aufbewahrungsweise der Akten oft viel zu wünschen übrig läßt, ist gewiß richtig, und ohne Frage hat mangelndes Verständnis den Verlust wertvoller Stücke zur Folge gehabt. Hierin Wandel zu schaffen ist dringend nötig, und Sache der Regierungen und der Gemeindeverwaltungen wird es sein, für Besserung zu sorgen. Wohl in jeder kleinen Stadt und sogar in vielen Dörfern werden sich ge¬ eignete Personen finden, die sich der Mühe unterziehn, die alten Registraturen zu sichten und zu ordnen, wenn ihnen dazu mir eine amtliche Ermächtigung und eine gewisse Anleitung erteilt wird. Für die weitere verständige Unterbringung und Aufbewahrung alles Wesentlichen muß dann natürlich Sorge getragen werden. Armen Gemeinden mag der Staat die nötigen Schränke usw. bezahlen, und den großen Archiven soll es unbenommen sein, von allem, was ihnen zu besitzen nötig scheint, Abschriften nehmen zu lassen. Die eigentlichen ortsgeschichtlichen Urkunden aber gehören dorthin, wo sie entstanden, wo sie mit dem Gemeindeleben verknüpft sind und gleichsam dessen Niederschlag bilden. Den Sinn für die Svndergeschichte der kleinern und kleinsten Orte zu fördern, wäre verdienstvoll und erscheint umso aussichtsvoller, als in neurer Zeit offenbar eine lebhaftere Neigung dafür hervortritt. Möchte es dahin kommen, daß auch in jedem kleinen Orte eine Chronik angelegt und dauernd weitergeführt wird. „Die Müh ist klein, der Spaß ist groß," und das Interesse an solcher Arbeit wächst über der Arbeit selbst wie der Appetit beim Essen. In vielen Fällen wird solche Forschungsarbeit im kleinen ganz überraschend reiche und wertvolle Früchte zeitigen. Und nun noch ein paar Worte über die Frage, wer denn wohl diese Arbeit übernehmen soll. Nicht zu jeder Zeit und an jedem Orte wird jemand vorhanden sein, der Neigung, Verständnis und Zeit dafür hätte, aber da es sich nicht um eine Arbeit handelt, die notwendig innerhalb bestimmter Frist beendet werden muß, so darf hier getrost das Sprichwort gelten: „Kommt Zeit, kommt Rat." Was heute unmöglich wäre, kann in Jahr und Tag vielleicht mühelos erreicht werden. Auf dem Lande wird in der Regel der Geistliche am besten in der Lage sein, aus deu Quellen geschichtliche Nachrichten zu liefern; denn in seinen Händen ruhn die kirch¬ lichen Akten, namentlich die Kirchenbücher, die oft schon allein eine wertvolle Orts¬ chronik darstellen. Außerdem verschafft dem Geistlichen seine amtliche Stellung leicht Zugang zu den Gemeinde- und Gutsarchiven und auch zu solchen Familien¬ akten, die andern Sterblichen unerreichbar sind. Endlich ist Wohl niemand so wie der Pastor looi imstande, die wandelnden Geschichtsquellen des Orts zu benützen, d. h. die „alten Leute" auszuforschen. Kurzum, es würde gerade für den Geist¬ lichen verhältnismäßig leicht sein, die Ortsgeschichte zu studieren, das Vorgefundne zu sichten und schließlich das wesentlichste an Namen, Daten und Ereignissen zu¬ sammenzutragen zu einer knappen Chronik des Orts. Ist diese einmal geschrieben,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/102>, abgerufen am 03.07.2024.