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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Pnrteitreibens mit dein Hinblick uns seine noch weit größere Niedertracht in ältern
Zeiten; da sich die Parteikämpfe, ebenso wie die Kriege, schon bedeutend humanisiert
"ut cthisiert hätten, so dürften nur hoffen, daß dieser Prozeß noch weiter fort¬
schreiten werde. Er stellt vier Regeln auf für den Parteikampf: l. Einen ehrlichen
Kampf kämpfen, 2. mit ehrlichen Waffen kämpfen, 3. den Menschen im Gegner
achten, 4. das Ganze über die Partei stellen. Leider ist Herr Lieber wahrscheinlich
der einzige von allen uusern Parteiführern, der zur Beichte geht, sonst würden wir
die Beichtväter der Herren Bebel, Richter, Liebermann von Sonnenberg, von Wangen-
Heim usw. bitten, daß sie ihren berühmten Beichtkindern anbefohlen, sich jeden
Morgen und Abend die vier Regeln je zehnmal laut vorzusagen.


Alte Akten und Ortsgeschichte.

In dem Artikel: "Zur Frage der
Aktenkassation" (Grenzboten Ur. 2 für 1901, S. 101) spricht der Verfasser den
Wunsch ans, es möge endlich einmal Leben und Bewegung in die bestaubten Akten¬
bestände gebracht werden, die bei den Behörden der kleinern Städte und Dörfer,
in den Pfarr- und Kirchenarchiven modern. Berufne Archivbeamtc sollten diese
Aktenstöße prüfen, alles geschichtlich und kulturgeschichtlich Interessante aussondern
und dieses den Staatsarchiven einverleiben.

Wer jemals Gelegenheit gehabt hat, in alten Akten zu wühlen, wer den Reiz
gekostet hat, den das Forschen und Entdecken in solchen verschollnen Schriften
gewährt, der kann dem Verfasser des Aufsatzes nur dankbar sein für seine Mahnung,
die Schätze an geschichtlichem Material, den solche verstaubten, zerfressenen Blätter
oft bergen, sorgsam zu bewahren. Darüber aber könnte man streiten, ob es wirklich
durchaus nttiig und das einzig richtige sei, die Akten den Gemeinden usw. zu
nehmen und sie in den großen Staatsarchiven aufzuspeichern. Daß sie hier vor
Verlust besser geschützt sind, ist jn keine Frage, aber die Befürchtung liegt doch
nahe, daß das wertvolle Material dann eben in den Archiven weiter "modert"
und tot bleibt wie zuvor, während es doch eben darauf ankommt, "Leben und Be¬
wegung hineinzubringen." Nur einem eng begrenzten Kreise von Personen sind
die Archive zugänglich. Der berufsmäßige Geschichtsforscher, der Statistiker und
überhaupt jeder, der irgend ein ähnliches Feld der Wissenschaft systematisch bearbeitet,
wird natürlich hoch erfreut sein, wenn er sein Forschnngsmntcrial in großen Speichern
aufgestapelt findet. Vom Standpunkte dieser Herren aus betrachtet ist es gewiß
wünschenswert, alle derartigen Akten in den Archiven zusammenzutragen.

Ist aber dieser Standpunkt wirklich der allein berechtigte? oder mit andern
Worten: Haben nur die zünftigen Gelehrten an den verjährten Akten ein Inter¬
esse? -- Gewiß nicht! Niemand wird z. B. behaupten, daß es den Kunstsinn im
allgemeinen fördern heiße, wenn man alle vorhandnen Kunstwerke in den Museen
der Großstädte vereinigte. Im Gegenteil! Gerade die im Privatbesitz und an
kleinen Orten zerstreute" Gemälde, Skulpturen und Erzeugnisse des Kunsthand¬
werks, die in ihrer Vereinzelung mehr ins Auge fallen und der intimer" Betrach¬
tung zugänglich sind, wirken verhältnismäßig befruchtender und anregender als die
Massensammlungen solcher Gegenstände, zumal da diese nur zu gewisse" Stunden
und unter erschwerenden Umständen, in "Toilette" und unter den Augen mi߬
trauischer Wächter genossen werden können. Und doch ist ein Knnstgegenstnnd
weniger eng mit seinem Entstehungsorte verknüpft als etwa alte Gemeinde- und
Pfnrrakte". Wer diese studieren, wer die darin sich wiederspiegelnde" Ereignisse
"ut Kämpfe persönlicher Natur verstehn oder Vorgänge ans dem örtlichen Ver¬
fassung^ und Wirtschaftsleben ergründe" will, der muß notwendig die betreffende
Scholle und die besondre Art ihrer Bewohner in Sitte, Rechtsnnschanung und
Mundart gründlich kennen, eine Vorbedingung, die nnr dnrch langes Zusammen-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Pnrteitreibens mit dein Hinblick uns seine noch weit größere Niedertracht in ältern
Zeiten; da sich die Parteikämpfe, ebenso wie die Kriege, schon bedeutend humanisiert
»ut cthisiert hätten, so dürften nur hoffen, daß dieser Prozeß noch weiter fort¬
schreiten werde. Er stellt vier Regeln auf für den Parteikampf: l. Einen ehrlichen
Kampf kämpfen, 2. mit ehrlichen Waffen kämpfen, 3. den Menschen im Gegner
achten, 4. das Ganze über die Partei stellen. Leider ist Herr Lieber wahrscheinlich
der einzige von allen uusern Parteiführern, der zur Beichte geht, sonst würden wir
die Beichtväter der Herren Bebel, Richter, Liebermann von Sonnenberg, von Wangen-
Heim usw. bitten, daß sie ihren berühmten Beichtkindern anbefohlen, sich jeden
Morgen und Abend die vier Regeln je zehnmal laut vorzusagen.


Alte Akten und Ortsgeschichte.

In dem Artikel: „Zur Frage der
Aktenkassation" (Grenzboten Ur. 2 für 1901, S. 101) spricht der Verfasser den
Wunsch ans, es möge endlich einmal Leben und Bewegung in die bestaubten Akten¬
bestände gebracht werden, die bei den Behörden der kleinern Städte und Dörfer,
in den Pfarr- und Kirchenarchiven modern. Berufne Archivbeamtc sollten diese
Aktenstöße prüfen, alles geschichtlich und kulturgeschichtlich Interessante aussondern
und dieses den Staatsarchiven einverleiben.

Wer jemals Gelegenheit gehabt hat, in alten Akten zu wühlen, wer den Reiz
gekostet hat, den das Forschen und Entdecken in solchen verschollnen Schriften
gewährt, der kann dem Verfasser des Aufsatzes nur dankbar sein für seine Mahnung,
die Schätze an geschichtlichem Material, den solche verstaubten, zerfressenen Blätter
oft bergen, sorgsam zu bewahren. Darüber aber könnte man streiten, ob es wirklich
durchaus nttiig und das einzig richtige sei, die Akten den Gemeinden usw. zu
nehmen und sie in den großen Staatsarchiven aufzuspeichern. Daß sie hier vor
Verlust besser geschützt sind, ist jn keine Frage, aber die Befürchtung liegt doch
nahe, daß das wertvolle Material dann eben in den Archiven weiter „modert"
und tot bleibt wie zuvor, während es doch eben darauf ankommt, „Leben und Be¬
wegung hineinzubringen." Nur einem eng begrenzten Kreise von Personen sind
die Archive zugänglich. Der berufsmäßige Geschichtsforscher, der Statistiker und
überhaupt jeder, der irgend ein ähnliches Feld der Wissenschaft systematisch bearbeitet,
wird natürlich hoch erfreut sein, wenn er sein Forschnngsmntcrial in großen Speichern
aufgestapelt findet. Vom Standpunkte dieser Herren aus betrachtet ist es gewiß
wünschenswert, alle derartigen Akten in den Archiven zusammenzutragen.

Ist aber dieser Standpunkt wirklich der allein berechtigte? oder mit andern
Worten: Haben nur die zünftigen Gelehrten an den verjährten Akten ein Inter¬
esse? — Gewiß nicht! Niemand wird z. B. behaupten, daß es den Kunstsinn im
allgemeinen fördern heiße, wenn man alle vorhandnen Kunstwerke in den Museen
der Großstädte vereinigte. Im Gegenteil! Gerade die im Privatbesitz und an
kleinen Orten zerstreute» Gemälde, Skulpturen und Erzeugnisse des Kunsthand¬
werks, die in ihrer Vereinzelung mehr ins Auge fallen und der intimer» Betrach¬
tung zugänglich sind, wirken verhältnismäßig befruchtender und anregender als die
Massensammlungen solcher Gegenstände, zumal da diese nur zu gewisse» Stunden
und unter erschwerenden Umständen, in „Toilette" und unter den Augen mi߬
trauischer Wächter genossen werden können. Und doch ist ein Knnstgegenstnnd
weniger eng mit seinem Entstehungsorte verknüpft als etwa alte Gemeinde- und
Pfnrrakte». Wer diese studieren, wer die darin sich wiederspiegelnde» Ereignisse
»ut Kämpfe persönlicher Natur verstehn oder Vorgänge ans dem örtlichen Ver¬
fassung^ und Wirtschaftsleben ergründe» will, der muß notwendig die betreffende
Scholle und die besondre Art ihrer Bewohner in Sitte, Rechtsnnschanung und
Mundart gründlich kennen, eine Vorbedingung, die nnr dnrch langes Zusammen-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/101>, abgerufen am 03.07.2024.