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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Herbsttage in der Gifel

als offenkundige und wirkliche Dinge. Diese sind für jedermann, jene ein
Genuß für die Auserwählten, den sich unsre Leser nun mit Hilfe dieses hübschen
Bändchens verschaffen können,

Novalis war ein Lieblingsschriftsteller von Carlyle. Auch diesen hat
Maeterlinck auf sich wirken lassen, namentlich in seinem "Schatz der Armen,"
einer Abhandlung oder besser einer Reihe von Betrachtungen, auf die wir
früher hingewiesen haben (1899, it, S, 335), aber es ist der äußerliche Carlyle,
der wcitschweifende, monologisierende, der da nachgeahmt und übertrieben wird.
Was Hütte wohl Carlyle zu diese" Mariouettendramen Maeterlincks und ihren
Ngnren gesagt, wenn er sie hätte erleben können? Wären sie ihm nicht vor¬
gekommen wie die Leute am Toten Meer, von denen er in ?i>se sua ?rs8vnd
"ach einer islamitische" Sage erzählt, die nicht den richtigen Gebrauch von
ihren Seele" machte" ""d zur Strafe dafür sie verliere" mußten? Sie sitzen
nun da, zu Affe" verwandelt, und demonstrieren einander bis auf den heutigen
Tag in unartikulierten Lauten, daß alles ungewiß und unverständlich, und daß
die Wirklichkeit Einbildung sei, und dazwischen kommt ihnen dann wohl noch
bisweilen ein verworrnes Halbbewußtsein, daß sie einstmals mich eine unsterb-
liche Seele hatten.




Herbsttage in der Eifel
von Julius R. Haarhaus Kultur- und Landschaftsbilder
(Schluß)
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eine andre Errungenschaft der letzten Jahre ist für die Eifel von
so entscheidender Bedeutung geworden wie die vor nicht zu langer
Zeit eröffnete Bahnlinie Se. Vieh-Prüm-Dann-Mayen. Sie
hat eine völlige Verschiebung der wirtschaftlichen Interessen der
mittlern Eifel herbeigeführt und die Kreise Prüm, Bitburg und
Daun, die früher ausschließlich auf den Verkehr uach Luxemburg und dem
Moselthale hin angewiesen waren, ganz oder doch teilweise in Verbindung
"ut der großen Völterstrnße des Rheins gebracht. I" dieser Bahnlinie ist
dein Lande eine Lebensader entstanden, durch die Handel und Wandel, ja
sogar ein gewisser Wohlstand in die ursprünglich ärmste" Gegenden der Eifel
einströmen.

Die Strecke Se. Vieh-Prüm ist die reizloseste. Unermeßliche Flächen Öd¬
lands ziehn sich von den Höhen der Schneeeifel nach Süden. Von der Station
Bleialf um folgt die Bahn fast ausschließlich Thälern, die zum Stromgebiet
Gre


nzboten I 1901 7"
Herbsttage in der Gifel

als offenkundige und wirkliche Dinge. Diese sind für jedermann, jene ein
Genuß für die Auserwählten, den sich unsre Leser nun mit Hilfe dieses hübschen
Bändchens verschaffen können,

Novalis war ein Lieblingsschriftsteller von Carlyle. Auch diesen hat
Maeterlinck auf sich wirken lassen, namentlich in seinem „Schatz der Armen,"
einer Abhandlung oder besser einer Reihe von Betrachtungen, auf die wir
früher hingewiesen haben (1899, it, S, 335), aber es ist der äußerliche Carlyle,
der wcitschweifende, monologisierende, der da nachgeahmt und übertrieben wird.
Was Hütte wohl Carlyle zu diese» Mariouettendramen Maeterlincks und ihren
Ngnren gesagt, wenn er sie hätte erleben können? Wären sie ihm nicht vor¬
gekommen wie die Leute am Toten Meer, von denen er in ?i>se sua ?rs8vnd
»ach einer islamitische» Sage erzählt, die nicht den richtigen Gebrauch von
ihren Seele» machte» »»d zur Strafe dafür sie verliere» mußten? Sie sitzen
nun da, zu Affe» verwandelt, und demonstrieren einander bis auf den heutigen
Tag in unartikulierten Lauten, daß alles ungewiß und unverständlich, und daß
die Wirklichkeit Einbildung sei, und dazwischen kommt ihnen dann wohl noch
bisweilen ein verworrnes Halbbewußtsein, daß sie einstmals mich eine unsterb-
liche Seele hatten.




Herbsttage in der Eifel
von Julius R. Haarhaus Kultur- und Landschaftsbilder
(Schluß)
6

eine andre Errungenschaft der letzten Jahre ist für die Eifel von
so entscheidender Bedeutung geworden wie die vor nicht zu langer
Zeit eröffnete Bahnlinie Se. Vieh-Prüm-Dann-Mayen. Sie
hat eine völlige Verschiebung der wirtschaftlichen Interessen der
mittlern Eifel herbeigeführt und die Kreise Prüm, Bitburg und
Daun, die früher ausschließlich auf den Verkehr uach Luxemburg und dem
Moselthale hin angewiesen waren, ganz oder doch teilweise in Verbindung
"ut der großen Völterstrnße des Rheins gebracht. I» dieser Bahnlinie ist
dein Lande eine Lebensader entstanden, durch die Handel und Wandel, ja
sogar ein gewisser Wohlstand in die ursprünglich ärmste» Gegenden der Eifel
einströmen.

Die Strecke Se. Vieh-Prüm ist die reizloseste. Unermeßliche Flächen Öd¬
lands ziehn sich von den Höhen der Schneeeifel nach Süden. Von der Station
Bleialf um folgt die Bahn fast ausschließlich Thälern, die zum Stromgebiet
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[0577] Herbsttage in der Gifel als offenkundige und wirkliche Dinge. Diese sind für jedermann, jene ein Genuß für die Auserwählten, den sich unsre Leser nun mit Hilfe dieses hübschen Bändchens verschaffen können, Novalis war ein Lieblingsschriftsteller von Carlyle. Auch diesen hat Maeterlinck auf sich wirken lassen, namentlich in seinem „Schatz der Armen," einer Abhandlung oder besser einer Reihe von Betrachtungen, auf die wir früher hingewiesen haben (1899, it, S, 335), aber es ist der äußerliche Carlyle, der wcitschweifende, monologisierende, der da nachgeahmt und übertrieben wird. Was Hütte wohl Carlyle zu diese» Mariouettendramen Maeterlincks und ihren Ngnren gesagt, wenn er sie hätte erleben können? Wären sie ihm nicht vor¬ gekommen wie die Leute am Toten Meer, von denen er in ?i>se sua ?rs8vnd »ach einer islamitische» Sage erzählt, die nicht den richtigen Gebrauch von ihren Seele» machte» »»d zur Strafe dafür sie verliere» mußten? Sie sitzen nun da, zu Affe» verwandelt, und demonstrieren einander bis auf den heutigen Tag in unartikulierten Lauten, daß alles ungewiß und unverständlich, und daß die Wirklichkeit Einbildung sei, und dazwischen kommt ihnen dann wohl noch bisweilen ein verworrnes Halbbewußtsein, daß sie einstmals mich eine unsterb- liche Seele hatten. Herbsttage in der Eifel von Julius R. Haarhaus Kultur- und Landschaftsbilder (Schluß) 6 eine andre Errungenschaft der letzten Jahre ist für die Eifel von so entscheidender Bedeutung geworden wie die vor nicht zu langer Zeit eröffnete Bahnlinie Se. Vieh-Prüm-Dann-Mayen. Sie hat eine völlige Verschiebung der wirtschaftlichen Interessen der mittlern Eifel herbeigeführt und die Kreise Prüm, Bitburg und Daun, die früher ausschließlich auf den Verkehr uach Luxemburg und dem Moselthale hin angewiesen waren, ganz oder doch teilweise in Verbindung "ut der großen Völterstrnße des Rheins gebracht. I» dieser Bahnlinie ist dein Lande eine Lebensader entstanden, durch die Handel und Wandel, ja sogar ein gewisser Wohlstand in die ursprünglich ärmste» Gegenden der Eifel einströmen. Die Strecke Se. Vieh-Prüm ist die reizloseste. Unermeßliche Flächen Öd¬ lands ziehn sich von den Höhen der Schneeeifel nach Süden. Von der Station Bleialf um folgt die Bahn fast ausschließlich Thälern, die zum Stromgebiet Gre nzboten I 1901 7»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/577>, abgerufen am 22.06.2024.