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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Lie industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

>ab Höfe, die sich noch nicht von dem alten Gebrauche, die Düugerstätte
möglichst nahe an die Straße zu legen, emanzipiert haben. In frühern Zeiten
war der Ort viel bedeutender. Seine Blütezeit fällt unter die Herrschaft des
Hauses Nassau-Ormiien, wurde jedoch durch die sechsundzwanzigjiihrige Mi߬
wirtschaft der Spanier unterbrochen. Damals war die Stadt wenigstens
dreimal so groß wie hente, und ihre Tuchmnnufakturen wetteiferten mit denen
voir Gent und Brügge. Die Soldateska Ludwigs XlV. brannte Se. Vieh
bis auf das letzte Haus nieder und schleifte die Stadtmauer, von der sich mir
ein kleines Stück nebst einem einzelnen Turm als Denkmal einer glänzendem
Bergnilgeilheit erhalten hat. Aber dank seiner günstigen Lage am Kreuzungs-
punkte der Straßen, Luxemburg-Köln und Aachen-Trier hat sich der Ort
langsam wieder aus den Ruinen erhoben und nimmt heute als Zentralpunkt
des deutschen Ardemiengebiets erneuten Aufschwung.

(Schluß folgt)




Die industriellen Monopole in den bereinigten Staaten
von Vswald (Lollinann ^(ach neuern (yuelleu dargestellt (Fortsetzung)
2. Der Anthrazitkohlenring

ibwohl in der Kohtenindnstrie zum Teil ganz ähnliche Verhältnisse
bestehn wie in der Petrolenmindustrie, haben sie doch leinen ameri¬
kanischen Kvhlenring zustande gebracht. Was zunächst die Fettkohle
betrifft, so waren ihrer Monopolisierung besonders zwei Umstände
hinderlich: die Menge der vorhandnen Lager und dünn die große
! Leichtigkeit der Kvhleugewimumg, besouders in dem reichen Kohlen¬
becken von Pittsburgh. Man kann sich nicht leicht zu dem Herrn einer Industrie
machen, die an so vielen Stellen besteht und mit verhältnismäßig geringem Kapital
betrieben werden kann.

Im Gegensatz dazu bietet die Authrazitkohle gerade die für das Monopol
günstigen Bedingungen, denn sie ist sehr selten und viel schwerer zu gewinnen.
Dazu kommt noch, daß die amerikanischen Eisenbahnen infolge der Unabhängigkeit,
deren sie sich erfreute", die Ausbeutung der Authrazitlager selbst unternahmen und
-- mit Hilfe ihres ausschließlichen Trnnspvrtmonvpvls -- das natürliche Monopol
der Anthrazitrcgion befestigen konnten. Gegenwärtig sind zwölf Eisenbahnen nu
der Bergwerksindustrie von Pennshlvnnien beteiligt. Hier handelt es sich also nicht,
wie bei der 8tanäa,rÄ Oil OomMii?, um eine Mitschuld der Eisenbahnen an einem
in der Bildung begriffnen Trust. Es sind vielmehr die Eisenbahnen selbst, die in
einer Industrie, die ihrer eignen untergeordnet ist, einen Ring zu bilden suchen.
Ein lehrreiches Beispiel hierfür liefert die Geschichte des ttÄi1rv-i.<t. Diese
Eisenbahngesellschaft hat -- sei es von Privatleuten oder von kleinen Gesell¬
schaften -- die meisten der von ihrer Linie durchschnittuen Kohlengebiete angekauft.
Der R<ZÄ<Zwss tituli-cM hat nicht immer diesen doppelten Charakter eines Bergwerk-


Lie industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

>ab Höfe, die sich noch nicht von dem alten Gebrauche, die Düugerstätte
möglichst nahe an die Straße zu legen, emanzipiert haben. In frühern Zeiten
war der Ort viel bedeutender. Seine Blütezeit fällt unter die Herrschaft des
Hauses Nassau-Ormiien, wurde jedoch durch die sechsundzwanzigjiihrige Mi߬
wirtschaft der Spanier unterbrochen. Damals war die Stadt wenigstens
dreimal so groß wie hente, und ihre Tuchmnnufakturen wetteiferten mit denen
voir Gent und Brügge. Die Soldateska Ludwigs XlV. brannte Se. Vieh
bis auf das letzte Haus nieder und schleifte die Stadtmauer, von der sich mir
ein kleines Stück nebst einem einzelnen Turm als Denkmal einer glänzendem
Bergnilgeilheit erhalten hat. Aber dank seiner günstigen Lage am Kreuzungs-
punkte der Straßen, Luxemburg-Köln und Aachen-Trier hat sich der Ort
langsam wieder aus den Ruinen erhoben und nimmt heute als Zentralpunkt
des deutschen Ardemiengebiets erneuten Aufschwung.

(Schluß folgt)




Die industriellen Monopole in den bereinigten Staaten
von Vswald (Lollinann ^(ach neuern (yuelleu dargestellt (Fortsetzung)
2. Der Anthrazitkohlenring

ibwohl in der Kohtenindnstrie zum Teil ganz ähnliche Verhältnisse
bestehn wie in der Petrolenmindustrie, haben sie doch leinen ameri¬
kanischen Kvhlenring zustande gebracht. Was zunächst die Fettkohle
betrifft, so waren ihrer Monopolisierung besonders zwei Umstände
hinderlich: die Menge der vorhandnen Lager und dünn die große
! Leichtigkeit der Kvhleugewimumg, besouders in dem reichen Kohlen¬
becken von Pittsburgh. Man kann sich nicht leicht zu dem Herrn einer Industrie
machen, die an so vielen Stellen besteht und mit verhältnismäßig geringem Kapital
betrieben werden kann.

Im Gegensatz dazu bietet die Authrazitkohle gerade die für das Monopol
günstigen Bedingungen, denn sie ist sehr selten und viel schwerer zu gewinnen.
Dazu kommt noch, daß die amerikanischen Eisenbahnen infolge der Unabhängigkeit,
deren sie sich erfreute», die Ausbeutung der Authrazitlager selbst unternahmen und
— mit Hilfe ihres ausschließlichen Trnnspvrtmonvpvls — das natürliche Monopol
der Anthrazitrcgion befestigen konnten. Gegenwärtig sind zwölf Eisenbahnen nu
der Bergwerksindustrie von Pennshlvnnien beteiligt. Hier handelt es sich also nicht,
wie bei der 8tanäa,rÄ Oil OomMii?, um eine Mitschuld der Eisenbahnen an einem
in der Bildung begriffnen Trust. Es sind vielmehr die Eisenbahnen selbst, die in
einer Industrie, die ihrer eignen untergeordnet ist, einen Ring zu bilden suchen.
Ein lehrreiches Beispiel hierfür liefert die Geschichte des ttÄi1rv-i.<t. Diese
Eisenbahngesellschaft hat — sei es von Privatleuten oder von kleinen Gesell¬
schaften — die meisten der von ihrer Linie durchschnittuen Kohlengebiete angekauft.
Der R<ZÄ<Zwss tituli-cM hat nicht immer diesen doppelten Charakter eines Bergwerk-


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[0534] Lie industriellen Monopole in den vereinigten Staaten >ab Höfe, die sich noch nicht von dem alten Gebrauche, die Düugerstätte möglichst nahe an die Straße zu legen, emanzipiert haben. In frühern Zeiten war der Ort viel bedeutender. Seine Blütezeit fällt unter die Herrschaft des Hauses Nassau-Ormiien, wurde jedoch durch die sechsundzwanzigjiihrige Mi߬ wirtschaft der Spanier unterbrochen. Damals war die Stadt wenigstens dreimal so groß wie hente, und ihre Tuchmnnufakturen wetteiferten mit denen voir Gent und Brügge. Die Soldateska Ludwigs XlV. brannte Se. Vieh bis auf das letzte Haus nieder und schleifte die Stadtmauer, von der sich mir ein kleines Stück nebst einem einzelnen Turm als Denkmal einer glänzendem Bergnilgeilheit erhalten hat. Aber dank seiner günstigen Lage am Kreuzungs- punkte der Straßen, Luxemburg-Köln und Aachen-Trier hat sich der Ort langsam wieder aus den Ruinen erhoben und nimmt heute als Zentralpunkt des deutschen Ardemiengebiets erneuten Aufschwung. (Schluß folgt) Die industriellen Monopole in den bereinigten Staaten von Vswald (Lollinann ^(ach neuern (yuelleu dargestellt (Fortsetzung) 2. Der Anthrazitkohlenring ibwohl in der Kohtenindnstrie zum Teil ganz ähnliche Verhältnisse bestehn wie in der Petrolenmindustrie, haben sie doch leinen ameri¬ kanischen Kvhlenring zustande gebracht. Was zunächst die Fettkohle betrifft, so waren ihrer Monopolisierung besonders zwei Umstände hinderlich: die Menge der vorhandnen Lager und dünn die große ! Leichtigkeit der Kvhleugewimumg, besouders in dem reichen Kohlen¬ becken von Pittsburgh. Man kann sich nicht leicht zu dem Herrn einer Industrie machen, die an so vielen Stellen besteht und mit verhältnismäßig geringem Kapital betrieben werden kann. Im Gegensatz dazu bietet die Authrazitkohle gerade die für das Monopol günstigen Bedingungen, denn sie ist sehr selten und viel schwerer zu gewinnen. Dazu kommt noch, daß die amerikanischen Eisenbahnen infolge der Unabhängigkeit, deren sie sich erfreute», die Ausbeutung der Authrazitlager selbst unternahmen und — mit Hilfe ihres ausschließlichen Trnnspvrtmonvpvls — das natürliche Monopol der Anthrazitrcgion befestigen konnten. Gegenwärtig sind zwölf Eisenbahnen nu der Bergwerksindustrie von Pennshlvnnien beteiligt. Hier handelt es sich also nicht, wie bei der 8tanäa,rÄ Oil OomMii?, um eine Mitschuld der Eisenbahnen an einem in der Bildung begriffnen Trust. Es sind vielmehr die Eisenbahnen selbst, die in einer Industrie, die ihrer eignen untergeordnet ist, einen Ring zu bilden suchen. Ein lehrreiches Beispiel hierfür liefert die Geschichte des ttÄi1rv-i.<t. Diese Eisenbahngesellschaft hat — sei es von Privatleuten oder von kleinen Gesell¬ schaften — die meisten der von ihrer Linie durchschnittuen Kohlengebiete angekauft. Der R<ZÄ<Zwss tituli-cM hat nicht immer diesen doppelten Charakter eines Bergwerk-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/534>, abgerufen am 22.06.2024.