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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Etwas von Verwaltung und Polizei im sxätrömischen Reich

ihren Blutsaugern befreit haben wird; ohne dieses nutzen alle Geißelungen nichts.
Jetzt geschieht es nicht selten, daß der Polizeidiener, der des Morgens den Mann
wegen falschen Maßes gegeißelt hat, sich nachmittags in seine Gaststube setzt und
der Frau, die jammernd des Mannes Wunden Pflegt, unaufhörlich: Einschenker!
zuschreit. -- In dein folgenden, das uns vielfach unverständlich geblieben ist, scheint
Libanius die Antiochener von dein Vorwurf reinigen zu wollen, sie hätten durch
mehrfache Aufstände Strafe verdient, woraus man schließen kann, daß die Aus¬
plünderung der Wirte und der Krämer als eine Strnfexckution gerechtfertigt worden
ist. Er schiebt die Schuld der Aufstände einerseits auf die Behörden, die die Bürger¬
schaft durch unverständige Behandlung aufbringen, andrerseits auf die von den
Behörden begünstigte Zirknsklaque, die eigentliche Anstifterin aller Unruhen.

In der Stadt ging kaum etwas wichtiges vor, ohne daß Libanins öffentlich
sein Gutachten darüber abgegeben hätte. So protestierte er gegen die Erweiterung
eines Theaters und sagte dann, als man seine Einwendungen nicht beachtet hatte,
es sei eingetroffen, was er vorausgesagt habe: Ehedem sei das Plethrvn ein an¬
ständiges Theater gewesen, jetzt gehe es wüst drin zu. Bei jeder Gelegenheit
nimmt er sich solcher an, denen Unrecht geschieht und die Unterdrückung leiden,
z. B. der Landleute, die Gemüse und Obst in die Stadt brachten, und die der
Magistrat zwang, den städtischen Unrat mit fortzunehmen, wodurch den Bauern
ihre Lasttiere überangestrengt und ihre Säcke verdorben wurden. Einen Blick in
die äußern Verhältnisse der Rhetorenschulen läßt er uns thun in der Rede an die
Antiochener für die Rhetoren. Darin sagt er: Daß ich nicht zu denen gehöre, die
der Stadt oft mit Bitten lästig fallen, und daß euch bis auf deu heutigen Tag
aus meiner Lehrthätigkeit nicht die geringste Ausgabe erwachsen ist, werdet ihr mir
zugebe". Jetzt aber muß ich euch etwas sagen, was ich anständigerweise nicht
länger verschweigen kann. Hätte ich so viel Vermögen, daß es für mich und diese
meine Gehilfen (er hatte sie, wie anch aus dem folgenden hervorgeht, in die Rats¬
sitzung mitgebracht) hinreichte, so würde ich das, was ich euch sagen will, mir selbst
sage", und würde die Not dieser Männer nicht in der Öffentlichkeit zur Schau
stelle". Da jedoch meine Lage so ist, daß ich zwar von andern nichts zu nehmen
brauche, aber auch zum geben nichts übrig habe, so müßt ihr, o Bürger, dieser Not
abhelfen. Helft ihr rasch, so beweiset ihr dadurch, daß ihr Willens gewesen wäret,
schon früher zu helfe", wenn ihr um die Not gewußt hättet, und daß der Tadel
auf die fällt, die es versäumt haben, euch zu unterrichten. Den Männern nun,
uni die ich mich bemühe, werde ich wohl Thränen entlocken, wenn ich ihre Lage
schildere, und aller Augen sich auf sie richten. Aber das kann ihnen nicht erspart
werden, und wenn ihr manches von dem, was ich z" sagen habe, schimpflich findet,
so sorget dafür, daß sie sich in Zukunft nicht mehr zu schämen brauchen. Und daß
nicht etwa die unter euch, die keine Kinder oder nur Töchter haben, oder deren
Söhne noch nicht die Schule besuchen oder schon heraus sind, daß die nicht etwa
meinen, die Sache gehe sie nichts an! Es ist eine allgemeine Angelegenheit der
Stadt, um der alle Bürger beteiligt sind. Was die Stadt glücklich und glänzend
macht, das geht euch alle nu, besonders aber das, was uns zur gegenwärtigen guten
Ordnung verholfen hat. Das ist aber die Rhetorenkunst, die uns befähigt, mit der
Kraft des Logos (des Worts, der Wissenschaft und der Vernunft) die unverständigen
Eingriffe der Staatsbehörden unschädlich zu machen. An der Herstellung dieser Waffe
muß beständig gearbeitet werden, wie ja auch die Waffenfabriken im Frieden nicht
ruhn dürfe", wenn man nicht die Vernachlässigung mit Niederlage und Vermögens-
verlust im Kriege büßen will.

Was nun an unsern Schulen sonst noch zu verbessern wäre, soll später unter¬
sucht werden. Heute will ich nur erörtern, wie für die Rhetoren an meiner Schule
-- es sind ihrer vier -- gesorgt werden könne. Wenn eiuen vo" diese" jemand


Etwas von Verwaltung und Polizei im sxätrömischen Reich

ihren Blutsaugern befreit haben wird; ohne dieses nutzen alle Geißelungen nichts.
Jetzt geschieht es nicht selten, daß der Polizeidiener, der des Morgens den Mann
wegen falschen Maßes gegeißelt hat, sich nachmittags in seine Gaststube setzt und
der Frau, die jammernd des Mannes Wunden Pflegt, unaufhörlich: Einschenker!
zuschreit. — In dein folgenden, das uns vielfach unverständlich geblieben ist, scheint
Libanius die Antiochener von dein Vorwurf reinigen zu wollen, sie hätten durch
mehrfache Aufstände Strafe verdient, woraus man schließen kann, daß die Aus¬
plünderung der Wirte und der Krämer als eine Strnfexckution gerechtfertigt worden
ist. Er schiebt die Schuld der Aufstände einerseits auf die Behörden, die die Bürger¬
schaft durch unverständige Behandlung aufbringen, andrerseits auf die von den
Behörden begünstigte Zirknsklaque, die eigentliche Anstifterin aller Unruhen.

In der Stadt ging kaum etwas wichtiges vor, ohne daß Libanins öffentlich
sein Gutachten darüber abgegeben hätte. So protestierte er gegen die Erweiterung
eines Theaters und sagte dann, als man seine Einwendungen nicht beachtet hatte,
es sei eingetroffen, was er vorausgesagt habe: Ehedem sei das Plethrvn ein an¬
ständiges Theater gewesen, jetzt gehe es wüst drin zu. Bei jeder Gelegenheit
nimmt er sich solcher an, denen Unrecht geschieht und die Unterdrückung leiden,
z. B. der Landleute, die Gemüse und Obst in die Stadt brachten, und die der
Magistrat zwang, den städtischen Unrat mit fortzunehmen, wodurch den Bauern
ihre Lasttiere überangestrengt und ihre Säcke verdorben wurden. Einen Blick in
die äußern Verhältnisse der Rhetorenschulen läßt er uns thun in der Rede an die
Antiochener für die Rhetoren. Darin sagt er: Daß ich nicht zu denen gehöre, die
der Stadt oft mit Bitten lästig fallen, und daß euch bis auf deu heutigen Tag
aus meiner Lehrthätigkeit nicht die geringste Ausgabe erwachsen ist, werdet ihr mir
zugebe». Jetzt aber muß ich euch etwas sagen, was ich anständigerweise nicht
länger verschweigen kann. Hätte ich so viel Vermögen, daß es für mich und diese
meine Gehilfen (er hatte sie, wie anch aus dem folgenden hervorgeht, in die Rats¬
sitzung mitgebracht) hinreichte, so würde ich das, was ich euch sagen will, mir selbst
sage», und würde die Not dieser Männer nicht in der Öffentlichkeit zur Schau
stelle». Da jedoch meine Lage so ist, daß ich zwar von andern nichts zu nehmen
brauche, aber auch zum geben nichts übrig habe, so müßt ihr, o Bürger, dieser Not
abhelfen. Helft ihr rasch, so beweiset ihr dadurch, daß ihr Willens gewesen wäret,
schon früher zu helfe», wenn ihr um die Not gewußt hättet, und daß der Tadel
auf die fällt, die es versäumt haben, euch zu unterrichten. Den Männern nun,
uni die ich mich bemühe, werde ich wohl Thränen entlocken, wenn ich ihre Lage
schildere, und aller Augen sich auf sie richten. Aber das kann ihnen nicht erspart
werden, und wenn ihr manches von dem, was ich z» sagen habe, schimpflich findet,
so sorget dafür, daß sie sich in Zukunft nicht mehr zu schämen brauchen. Und daß
nicht etwa die unter euch, die keine Kinder oder nur Töchter haben, oder deren
Söhne noch nicht die Schule besuchen oder schon heraus sind, daß die nicht etwa
meinen, die Sache gehe sie nichts an! Es ist eine allgemeine Angelegenheit der
Stadt, um der alle Bürger beteiligt sind. Was die Stadt glücklich und glänzend
macht, das geht euch alle nu, besonders aber das, was uns zur gegenwärtigen guten
Ordnung verholfen hat. Das ist aber die Rhetorenkunst, die uns befähigt, mit der
Kraft des Logos (des Worts, der Wissenschaft und der Vernunft) die unverständigen
Eingriffe der Staatsbehörden unschädlich zu machen. An der Herstellung dieser Waffe
muß beständig gearbeitet werden, wie ja auch die Waffenfabriken im Frieden nicht
ruhn dürfe», wenn man nicht die Vernachlässigung mit Niederlage und Vermögens-
verlust im Kriege büßen will.

Was nun an unsern Schulen sonst noch zu verbessern wäre, soll später unter¬
sucht werden. Heute will ich nur erörtern, wie für die Rhetoren an meiner Schule
— es sind ihrer vier — gesorgt werden könne. Wenn eiuen vo» diese» jemand


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[0490] Etwas von Verwaltung und Polizei im sxätrömischen Reich ihren Blutsaugern befreit haben wird; ohne dieses nutzen alle Geißelungen nichts. Jetzt geschieht es nicht selten, daß der Polizeidiener, der des Morgens den Mann wegen falschen Maßes gegeißelt hat, sich nachmittags in seine Gaststube setzt und der Frau, die jammernd des Mannes Wunden Pflegt, unaufhörlich: Einschenker! zuschreit. — In dein folgenden, das uns vielfach unverständlich geblieben ist, scheint Libanius die Antiochener von dein Vorwurf reinigen zu wollen, sie hätten durch mehrfache Aufstände Strafe verdient, woraus man schließen kann, daß die Aus¬ plünderung der Wirte und der Krämer als eine Strnfexckution gerechtfertigt worden ist. Er schiebt die Schuld der Aufstände einerseits auf die Behörden, die die Bürger¬ schaft durch unverständige Behandlung aufbringen, andrerseits auf die von den Behörden begünstigte Zirknsklaque, die eigentliche Anstifterin aller Unruhen. In der Stadt ging kaum etwas wichtiges vor, ohne daß Libanins öffentlich sein Gutachten darüber abgegeben hätte. So protestierte er gegen die Erweiterung eines Theaters und sagte dann, als man seine Einwendungen nicht beachtet hatte, es sei eingetroffen, was er vorausgesagt habe: Ehedem sei das Plethrvn ein an¬ ständiges Theater gewesen, jetzt gehe es wüst drin zu. Bei jeder Gelegenheit nimmt er sich solcher an, denen Unrecht geschieht und die Unterdrückung leiden, z. B. der Landleute, die Gemüse und Obst in die Stadt brachten, und die der Magistrat zwang, den städtischen Unrat mit fortzunehmen, wodurch den Bauern ihre Lasttiere überangestrengt und ihre Säcke verdorben wurden. Einen Blick in die äußern Verhältnisse der Rhetorenschulen läßt er uns thun in der Rede an die Antiochener für die Rhetoren. Darin sagt er: Daß ich nicht zu denen gehöre, die der Stadt oft mit Bitten lästig fallen, und daß euch bis auf deu heutigen Tag aus meiner Lehrthätigkeit nicht die geringste Ausgabe erwachsen ist, werdet ihr mir zugebe». Jetzt aber muß ich euch etwas sagen, was ich anständigerweise nicht länger verschweigen kann. Hätte ich so viel Vermögen, daß es für mich und diese meine Gehilfen (er hatte sie, wie anch aus dem folgenden hervorgeht, in die Rats¬ sitzung mitgebracht) hinreichte, so würde ich das, was ich euch sagen will, mir selbst sage», und würde die Not dieser Männer nicht in der Öffentlichkeit zur Schau stelle». Da jedoch meine Lage so ist, daß ich zwar von andern nichts zu nehmen brauche, aber auch zum geben nichts übrig habe, so müßt ihr, o Bürger, dieser Not abhelfen. Helft ihr rasch, so beweiset ihr dadurch, daß ihr Willens gewesen wäret, schon früher zu helfe», wenn ihr um die Not gewußt hättet, und daß der Tadel auf die fällt, die es versäumt haben, euch zu unterrichten. Den Männern nun, uni die ich mich bemühe, werde ich wohl Thränen entlocken, wenn ich ihre Lage schildere, und aller Augen sich auf sie richten. Aber das kann ihnen nicht erspart werden, und wenn ihr manches von dem, was ich z» sagen habe, schimpflich findet, so sorget dafür, daß sie sich in Zukunft nicht mehr zu schämen brauchen. Und daß nicht etwa die unter euch, die keine Kinder oder nur Töchter haben, oder deren Söhne noch nicht die Schule besuchen oder schon heraus sind, daß die nicht etwa meinen, die Sache gehe sie nichts an! Es ist eine allgemeine Angelegenheit der Stadt, um der alle Bürger beteiligt sind. Was die Stadt glücklich und glänzend macht, das geht euch alle nu, besonders aber das, was uns zur gegenwärtigen guten Ordnung verholfen hat. Das ist aber die Rhetorenkunst, die uns befähigt, mit der Kraft des Logos (des Worts, der Wissenschaft und der Vernunft) die unverständigen Eingriffe der Staatsbehörden unschädlich zu machen. An der Herstellung dieser Waffe muß beständig gearbeitet werden, wie ja auch die Waffenfabriken im Frieden nicht ruhn dürfe», wenn man nicht die Vernachlässigung mit Niederlage und Vermögens- verlust im Kriege büßen will. Was nun an unsern Schulen sonst noch zu verbessern wäre, soll später unter¬ sucht werden. Heute will ich nur erörtern, wie für die Rhetoren an meiner Schule — es sind ihrer vier — gesorgt werden könne. Wenn eiuen vo» diese» jemand

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/490>, abgerufen am 21.06.2024.