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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Ciwas von Verwaltung und j^oll^'i im sxätwmischn! Relat^

fragte: Seid ihr Antiochener? so ivürde er antworten: Nein! seid ihr. von
Feinden vertrieben, hierher geflohen? Nein! Was hat euch also bestimmt, eure
Heimat mit Antiochia zu vertauschen? Weil wir. würden sie sagen die mit andern
Beschäftigungen verbundnen Unruhen fürchtend und die Ruhe des sehn lebens be¬
gehrend zu Hause so kleine Verhältnisse fanden, daß wir uus als Lehrer von
Müßiggängern nicht viel unterschieden haben würden. Hierher aber lockten uns
große und glänzende Aussichten. denn nicht wenige, die außer ihren KeimtnilM
und Fertigkeiten nichts mitbrachten, sind in Antiochia Gutsbesitzer und Kapitalisten
geworden. Ist es nun uicht häßlich, daß sie in ihrer Hoffnung getäuscht werden,
und daß sich die Wirklichkeit so unvorteilhaft von dem Rufe unterscheidet, den unsre
Stadt auswärts genießt? Wenn ihr sie in der Schule seht, auf ihren Throne"
sitzend und die Schüler ehrfurchtvoll zu ihren Füße", so mögen sie euch wie würdige
und wohlsituierte Männer vorkommen. Aber laßt euch uicht durch den Schein rrre
sichren! Keiner von ihnen hat ein eignes Haus; wie Schuhflicker wohnen sie zur
Miete. Einer freilich hat ein Haus gekauft, den Kaufpreis aber nicht bezahlen
können, sodaß er in schlimmerer Lage ist als seine Kollegen, Einer hat drei Sklaven,
der andre zwei, und die kommen ihnen grob, weil es bei ihnen so armselig zugeht;
einer behilft sich ohne Sklaven, einer mit so schlecht aussehende", daß sie ihm
Schande machen. Viel Kinder zu haben, erscheint diesen Armen als das größte
Unglück; wer nur eins hat, wird von den andern glücklich gepriesen, ^se ein
Rhetor klug, so hütet er sich vor der Ehe. Früher war so ein Lehrer ein guter
Kunde der'Silberschmiede, mit denen er' sich über ihre Kunst, über ihre Werke und
den bestellten Gegenstand unterhielt. Jetzt aber braucht der Lehrer seiue Redekunst
beim Bäcker um ihn zu bewegen, daß er nicht nur uicht wegen der angelcmfueu
Schuld klage, souderu noch weiter borge. Schließlich bleibt ihm nichts übrig, als
der Frau Halskette und Ohrgehänge vom Leibe zu reiße", um damit, seine Rede¬
kunst verfluchend, den Bäcker zu befriedigen. Daran, der Fran zum Ersatz etwas
mit heim zu nehmen, kann er gar nicht denken. Er fürchtet sich, nach Hause zu
gehn, wo er doch Erholung finden sollte. So bleiben denn die Männer, nachdem
die Schüler fortgegangen sind, in der Schule beisammen hocken und bejammern
ihr Schicksal jganz wie bei unslj; einer weiß immer schlimmeres zu erzähle" als
der andre. Ich aber sitze mitten unter ihnen und schäme mich, schäme mich doppelt,
einmal als euer Mitbürger, zum andern als der Koryphäe eines solchen Chors
Ein schlechter Mann müßte das sein, der so etwas lange ansehe., könnte, ohne auf
Abhilfe zu sinnen. Höret nun, was ich gefunden habe!

Ich verlange nicht, daß ihr Geld. Weizen oder Wein steuert, denn ich weiß
wohl, welche Ansprüche das Gemeinwesen täglich an euch stellt. Aber gebt ihnen
etwas von den Gemeindeäckcrn. von denen ihr die Nutzung habt. Die kleinern
Parzellen überlaßt ihr solchen Bürgern, die zu keinen Leistungen verpflichtet sind.
Die Lehrer, die so bedeutendes für das Gemeinwesen leisten, verdienen ein solches
Ackerstück gewiß mehr als mancher von denen, die sie jetzt inne haben. Oder ihr
könnt ihnen anch einen kleinen Teil von den großen Grundstücken abtreten, die ihr
selbst bewirtschaftet. Damit wird nicht allein den Lehrern geholfen sem sondern
auch die Schüler werde., davon Gewinn zieh". Denn wie der Regen das Erd¬
reich befruchtet. Dürre dagegen das Wachstum hemmt, so las.ut die Sorge ums
tägliche Brot den, Lehrer die ^uuge, während Freiheit von Sorge den Redestrom
"> Fluß bringt; und so werdet" ihr mehr empfangen, c>is ihr gegeben habt, indem
ihr bewirkt, daß der Garten der Wissenschaft bei euch blüht. Aber, werdet ihr
einwende", bekomme" sie denn nicht alljährlich ihren Gehalt? Zunächst: nicht all¬
jährlich; sondern ein Jahr erhalten sie ihn, ein zweites Jahr nur einen Teil, em
drittes Jahr gnr nichts. Was wir aber für Künste anwenden müssen, um zu
unserm Gelde zu kommen, wie wir uns vor Magistratspersvnen, Kusfenbeamten und


Ciwas von Verwaltung und j^oll^'i im sxätwmischn! Relat^

fragte: Seid ihr Antiochener? so ivürde er antworten: Nein! seid ihr. von
Feinden vertrieben, hierher geflohen? Nein! Was hat euch also bestimmt, eure
Heimat mit Antiochia zu vertauschen? Weil wir. würden sie sagen die mit andern
Beschäftigungen verbundnen Unruhen fürchtend und die Ruhe des sehn lebens be¬
gehrend zu Hause so kleine Verhältnisse fanden, daß wir uus als Lehrer von
Müßiggängern nicht viel unterschieden haben würden. Hierher aber lockten uns
große und glänzende Aussichten. denn nicht wenige, die außer ihren KeimtnilM
und Fertigkeiten nichts mitbrachten, sind in Antiochia Gutsbesitzer und Kapitalisten
geworden. Ist es nun uicht häßlich, daß sie in ihrer Hoffnung getäuscht werden,
und daß sich die Wirklichkeit so unvorteilhaft von dem Rufe unterscheidet, den unsre
Stadt auswärts genießt? Wenn ihr sie in der Schule seht, auf ihren Throne»
sitzend und die Schüler ehrfurchtvoll zu ihren Füße», so mögen sie euch wie würdige
und wohlsituierte Männer vorkommen. Aber laßt euch uicht durch den Schein rrre
sichren! Keiner von ihnen hat ein eignes Haus; wie Schuhflicker wohnen sie zur
Miete. Einer freilich hat ein Haus gekauft, den Kaufpreis aber nicht bezahlen
können, sodaß er in schlimmerer Lage ist als seine Kollegen, Einer hat drei Sklaven,
der andre zwei, und die kommen ihnen grob, weil es bei ihnen so armselig zugeht;
einer behilft sich ohne Sklaven, einer mit so schlecht aussehende», daß sie ihm
Schande machen. Viel Kinder zu haben, erscheint diesen Armen als das größte
Unglück; wer nur eins hat, wird von den andern glücklich gepriesen, ^se ein
Rhetor klug, so hütet er sich vor der Ehe. Früher war so ein Lehrer ein guter
Kunde der'Silberschmiede, mit denen er' sich über ihre Kunst, über ihre Werke und
den bestellten Gegenstand unterhielt. Jetzt aber braucht der Lehrer seiue Redekunst
beim Bäcker um ihn zu bewegen, daß er nicht nur uicht wegen der angelcmfueu
Schuld klage, souderu noch weiter borge. Schließlich bleibt ihm nichts übrig, als
der Frau Halskette und Ohrgehänge vom Leibe zu reiße», um damit, seine Rede¬
kunst verfluchend, den Bäcker zu befriedigen. Daran, der Fran zum Ersatz etwas
mit heim zu nehmen, kann er gar nicht denken. Er fürchtet sich, nach Hause zu
gehn, wo er doch Erholung finden sollte. So bleiben denn die Männer, nachdem
die Schüler fortgegangen sind, in der Schule beisammen hocken und bejammern
ihr Schicksal jganz wie bei unslj; einer weiß immer schlimmeres zu erzähle» als
der andre. Ich aber sitze mitten unter ihnen und schäme mich, schäme mich doppelt,
einmal als euer Mitbürger, zum andern als der Koryphäe eines solchen Chors
Ein schlechter Mann müßte das sein, der so etwas lange ansehe., könnte, ohne auf
Abhilfe zu sinnen. Höret nun, was ich gefunden habe!

Ich verlange nicht, daß ihr Geld. Weizen oder Wein steuert, denn ich weiß
wohl, welche Ansprüche das Gemeinwesen täglich an euch stellt. Aber gebt ihnen
etwas von den Gemeindeäckcrn. von denen ihr die Nutzung habt. Die kleinern
Parzellen überlaßt ihr solchen Bürgern, die zu keinen Leistungen verpflichtet sind.
Die Lehrer, die so bedeutendes für das Gemeinwesen leisten, verdienen ein solches
Ackerstück gewiß mehr als mancher von denen, die sie jetzt inne haben. Oder ihr
könnt ihnen anch einen kleinen Teil von den großen Grundstücken abtreten, die ihr
selbst bewirtschaftet. Damit wird nicht allein den Lehrern geholfen sem sondern
auch die Schüler werde., davon Gewinn zieh». Denn wie der Regen das Erd¬
reich befruchtet. Dürre dagegen das Wachstum hemmt, so las.ut die Sorge ums
tägliche Brot den, Lehrer die ^uuge, während Freiheit von Sorge den Redestrom
"> Fluß bringt; und so werdet" ihr mehr empfangen, c>is ihr gegeben habt, indem
ihr bewirkt, daß der Garten der Wissenschaft bei euch blüht. Aber, werdet ihr
einwende», bekomme» sie denn nicht alljährlich ihren Gehalt? Zunächst: nicht all¬
jährlich; sondern ein Jahr erhalten sie ihn, ein zweites Jahr nur einen Teil, em
drittes Jahr gnr nichts. Was wir aber für Künste anwenden müssen, um zu
unserm Gelde zu kommen, wie wir uns vor Magistratspersvnen, Kusfenbeamten und


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[0491] Ciwas von Verwaltung und j^oll^'i im sxätwmischn! Relat^ fragte: Seid ihr Antiochener? so ivürde er antworten: Nein! seid ihr. von Feinden vertrieben, hierher geflohen? Nein! Was hat euch also bestimmt, eure Heimat mit Antiochia zu vertauschen? Weil wir. würden sie sagen die mit andern Beschäftigungen verbundnen Unruhen fürchtend und die Ruhe des sehn lebens be¬ gehrend zu Hause so kleine Verhältnisse fanden, daß wir uus als Lehrer von Müßiggängern nicht viel unterschieden haben würden. Hierher aber lockten uns große und glänzende Aussichten. denn nicht wenige, die außer ihren KeimtnilM und Fertigkeiten nichts mitbrachten, sind in Antiochia Gutsbesitzer und Kapitalisten geworden. Ist es nun uicht häßlich, daß sie in ihrer Hoffnung getäuscht werden, und daß sich die Wirklichkeit so unvorteilhaft von dem Rufe unterscheidet, den unsre Stadt auswärts genießt? Wenn ihr sie in der Schule seht, auf ihren Throne» sitzend und die Schüler ehrfurchtvoll zu ihren Füße», so mögen sie euch wie würdige und wohlsituierte Männer vorkommen. Aber laßt euch uicht durch den Schein rrre sichren! Keiner von ihnen hat ein eignes Haus; wie Schuhflicker wohnen sie zur Miete. Einer freilich hat ein Haus gekauft, den Kaufpreis aber nicht bezahlen können, sodaß er in schlimmerer Lage ist als seine Kollegen, Einer hat drei Sklaven, der andre zwei, und die kommen ihnen grob, weil es bei ihnen so armselig zugeht; einer behilft sich ohne Sklaven, einer mit so schlecht aussehende», daß sie ihm Schande machen. Viel Kinder zu haben, erscheint diesen Armen als das größte Unglück; wer nur eins hat, wird von den andern glücklich gepriesen, ^se ein Rhetor klug, so hütet er sich vor der Ehe. Früher war so ein Lehrer ein guter Kunde der'Silberschmiede, mit denen er' sich über ihre Kunst, über ihre Werke und den bestellten Gegenstand unterhielt. Jetzt aber braucht der Lehrer seiue Redekunst beim Bäcker um ihn zu bewegen, daß er nicht nur uicht wegen der angelcmfueu Schuld klage, souderu noch weiter borge. Schließlich bleibt ihm nichts übrig, als der Frau Halskette und Ohrgehänge vom Leibe zu reiße», um damit, seine Rede¬ kunst verfluchend, den Bäcker zu befriedigen. Daran, der Fran zum Ersatz etwas mit heim zu nehmen, kann er gar nicht denken. Er fürchtet sich, nach Hause zu gehn, wo er doch Erholung finden sollte. So bleiben denn die Männer, nachdem die Schüler fortgegangen sind, in der Schule beisammen hocken und bejammern ihr Schicksal jganz wie bei unslj; einer weiß immer schlimmeres zu erzähle» als der andre. Ich aber sitze mitten unter ihnen und schäme mich, schäme mich doppelt, einmal als euer Mitbürger, zum andern als der Koryphäe eines solchen Chors Ein schlechter Mann müßte das sein, der so etwas lange ansehe., könnte, ohne auf Abhilfe zu sinnen. Höret nun, was ich gefunden habe! Ich verlange nicht, daß ihr Geld. Weizen oder Wein steuert, denn ich weiß wohl, welche Ansprüche das Gemeinwesen täglich an euch stellt. Aber gebt ihnen etwas von den Gemeindeäckcrn. von denen ihr die Nutzung habt. Die kleinern Parzellen überlaßt ihr solchen Bürgern, die zu keinen Leistungen verpflichtet sind. Die Lehrer, die so bedeutendes für das Gemeinwesen leisten, verdienen ein solches Ackerstück gewiß mehr als mancher von denen, die sie jetzt inne haben. Oder ihr könnt ihnen anch einen kleinen Teil von den großen Grundstücken abtreten, die ihr selbst bewirtschaftet. Damit wird nicht allein den Lehrern geholfen sem sondern auch die Schüler werde., davon Gewinn zieh». Denn wie der Regen das Erd¬ reich befruchtet. Dürre dagegen das Wachstum hemmt, so las.ut die Sorge ums tägliche Brot den, Lehrer die ^uuge, während Freiheit von Sorge den Redestrom "> Fluß bringt; und so werdet" ihr mehr empfangen, c>is ihr gegeben habt, indem ihr bewirkt, daß der Garten der Wissenschaft bei euch blüht. Aber, werdet ihr einwende», bekomme» sie denn nicht alljährlich ihren Gehalt? Zunächst: nicht all¬ jährlich; sondern ein Jahr erhalten sie ihn, ein zweites Jahr nur einen Teil, em drittes Jahr gnr nichts. Was wir aber für Künste anwenden müssen, um zu unserm Gelde zu kommen, wie wir uns vor Magistratspersvnen, Kusfenbeamten und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/491>, abgerufen am 21.06.2024.