Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Linas on"i Verwaltung und Polizei lui spätrömische'n Reich

Lnftinangels in den überfüllten Räumen, Ist es nicht schrecklich, daß, wen"
einer in einer Schlägerei geendet wird, sich ein großer Lärm erhebt, und man den
Thäter umzubringen droht, wenn aber so viele Menschen von den Behörden ums
Leben gebracht werden, dn dabei ganz ruhig und heiter zu bleiben scheinst? Richt
wohl geredet wäre es, wenn dich jemand damit entschuldigen wollte, daß du ja von
alledem nichts wissest; denn von der königlichen Regierung, v König, muß man
fordern, daß sie alles wisse. Zuletzt rügt er noch, daß nicht bloß Nutersuchnugs-
gefangne, und zwar meist unschuldige, in endloser Haft gehalten würden, sondern
auch Zeugen, die doch sofort nach Ablegung des Zeugnisses entlassen werden müßten.
Was solle man den Frauen dieser Unglücklichen sagen, die nnr als Zeugen aufs
Gericht gegangen seien und nur nicht wiederkämen?

Noch schlimmere Zustande enthüllt die Rede gegen den Statthalter Florentius,
die ebenfalls an einen "König," wahrscheinlich wieder an Theodosius, gerichtet,
aber wohl nicht vor ihm gehalten worden ist. Er habe, erzählt Libanins, den
Florentius bei seinem Amtsantritt gefragt, ob er mild und gerecht regieren wolle,
und dieser habe es versprochen. Anfänglich habe es auch geschienen, als werde er
Wort halten, allmählich aber sei die Bestie zum Vorschein gekommen, die in ihm
stecke. Unschuldige und rechtschaffne Personen habe er zu Tode geißeln lassen. Das
sei uicht allein Mord, sondern schlimmer als Mord. Von einem Räuber ermordet
zu werden, sei lange nicht so schrecklich. Als einen Hauptvorzug der Römer vor
den Persern und andern Barbaren müsse man es bezeichnen, daß sie die Todes¬
strafe ans eine Weise vollstreckten, die den Tod rasch herbeiführe, statt nach Barbareu-
art die Marter lang auszudehnen.

Das allerschlimmste aber sei, wie Florentins die Unglücklichen peinige, die sich
mit Krämerei und Gastwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienten. Er scheine jedem
Polizeibeamten eine Anzahl solcher Leute gewissermaßen als Provinz zur Ausbeutung
angewiesen zu haben. Man sagt, die Gastwirte verführen ungerecht gegen die Gäste.
Freilich wohl, aber nnr weil sie selbst Unrecht leiden von den Gästen, nicht von
nlleu zwar, aber auch uicht von wenigen. Wir haben viele Behörden, und jeder
Oberbeamte hat einen Troß von Unterbeamten und Dienern. Alle diese, ein ganzes
Heer, fallen in die Schenken ein, manche täglich, und trinken bis zum Rausch, nicht
allein sie, sondern auch die guten Freunde, die sie mitbringen. Niemand wagt,
die Schoppen zu zählen, die da getrunken werden, weder der Wirt noch seine Fran,
noch der Sohn oder die Tochter; da heißt es! Maul halten oder umkommen. Die
Herren sagen: Ihnen gehöre das Weinfaß und der Schaukwirt dazu. Und die
wenigstens den Humpen dalassen -- viele nehmen den mit fort -- sind noch die
anständigern, ans bezahlen aber denken auch diese anständigern nicht. So halten
sie es auch mit dem Einkaufen bei Krämern und Handwerker"; jeder Laden und
jedes Gasthaus ist für sie ein Grundstück, ans dem sie eine Rente herausschlagen,
sie alle: der Chef, der Beisitzer, die Schreiber bis zum untersten Diener hinunter.
Ebenso treiben es die Soldaten, und nicht sie allein, sondern auch die Leute, die
sie als Spaßmacher mitbringen: Gaukler, die Affen, zahme Löwen, Bären, Leo¬
parden herumführen, Flötenspieler, Schauspieler, die ein Bacchanal zum besten
geben. Am allcrunverschämtesteu aber fordern die Polizeispivue, die auch zugleich,
wenn sie uicht befriedigt werden, die gefährlichsten Feinde sind. Alles, was könig¬
liche Abzeichen (Uniform würden wir heute sagen) trägt, erpreßt mit dem Schwert
und mit Drohungen so viel, daß jeder einzelne auch alle seine Freunde bewirten
und mit ihnen üppig leben kann. Ist einer noch so anständig, daß er Zahlung
wenigstens verspricht, so hält er doch nicht Wort. Wieviel Wunden und Thränen
es den Beraubten kostet, wenn sie manchmal widerstreben, das hat mich die Enge
der Straße am Rathause (darin hielt er Schule) gelehrt, denu oft wird mein Bor-


Linas on»i Verwaltung und Polizei lui spätrömische'n Reich

Lnftinangels in den überfüllten Räumen, Ist es nicht schrecklich, daß, wen»
einer in einer Schlägerei geendet wird, sich ein großer Lärm erhebt, und man den
Thäter umzubringen droht, wenn aber so viele Menschen von den Behörden ums
Leben gebracht werden, dn dabei ganz ruhig und heiter zu bleiben scheinst? Richt
wohl geredet wäre es, wenn dich jemand damit entschuldigen wollte, daß du ja von
alledem nichts wissest; denn von der königlichen Regierung, v König, muß man
fordern, daß sie alles wisse. Zuletzt rügt er noch, daß nicht bloß Nutersuchnugs-
gefangne, und zwar meist unschuldige, in endloser Haft gehalten würden, sondern
auch Zeugen, die doch sofort nach Ablegung des Zeugnisses entlassen werden müßten.
Was solle man den Frauen dieser Unglücklichen sagen, die nnr als Zeugen aufs
Gericht gegangen seien und nur nicht wiederkämen?

Noch schlimmere Zustande enthüllt die Rede gegen den Statthalter Florentius,
die ebenfalls an einen „König," wahrscheinlich wieder an Theodosius, gerichtet,
aber wohl nicht vor ihm gehalten worden ist. Er habe, erzählt Libanins, den
Florentius bei seinem Amtsantritt gefragt, ob er mild und gerecht regieren wolle,
und dieser habe es versprochen. Anfänglich habe es auch geschienen, als werde er
Wort halten, allmählich aber sei die Bestie zum Vorschein gekommen, die in ihm
stecke. Unschuldige und rechtschaffne Personen habe er zu Tode geißeln lassen. Das
sei uicht allein Mord, sondern schlimmer als Mord. Von einem Räuber ermordet
zu werden, sei lange nicht so schrecklich. Als einen Hauptvorzug der Römer vor
den Persern und andern Barbaren müsse man es bezeichnen, daß sie die Todes¬
strafe ans eine Weise vollstreckten, die den Tod rasch herbeiführe, statt nach Barbareu-
art die Marter lang auszudehnen.

Das allerschlimmste aber sei, wie Florentins die Unglücklichen peinige, die sich
mit Krämerei und Gastwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienten. Er scheine jedem
Polizeibeamten eine Anzahl solcher Leute gewissermaßen als Provinz zur Ausbeutung
angewiesen zu haben. Man sagt, die Gastwirte verführen ungerecht gegen die Gäste.
Freilich wohl, aber nnr weil sie selbst Unrecht leiden von den Gästen, nicht von
nlleu zwar, aber auch uicht von wenigen. Wir haben viele Behörden, und jeder
Oberbeamte hat einen Troß von Unterbeamten und Dienern. Alle diese, ein ganzes
Heer, fallen in die Schenken ein, manche täglich, und trinken bis zum Rausch, nicht
allein sie, sondern auch die guten Freunde, die sie mitbringen. Niemand wagt,
die Schoppen zu zählen, die da getrunken werden, weder der Wirt noch seine Fran,
noch der Sohn oder die Tochter; da heißt es! Maul halten oder umkommen. Die
Herren sagen: Ihnen gehöre das Weinfaß und der Schaukwirt dazu. Und die
wenigstens den Humpen dalassen — viele nehmen den mit fort — sind noch die
anständigern, ans bezahlen aber denken auch diese anständigern nicht. So halten
sie es auch mit dem Einkaufen bei Krämern und Handwerker»; jeder Laden und
jedes Gasthaus ist für sie ein Grundstück, ans dem sie eine Rente herausschlagen,
sie alle: der Chef, der Beisitzer, die Schreiber bis zum untersten Diener hinunter.
Ebenso treiben es die Soldaten, und nicht sie allein, sondern auch die Leute, die
sie als Spaßmacher mitbringen: Gaukler, die Affen, zahme Löwen, Bären, Leo¬
parden herumführen, Flötenspieler, Schauspieler, die ein Bacchanal zum besten
geben. Am allcrunverschämtesteu aber fordern die Polizeispivue, die auch zugleich,
wenn sie uicht befriedigt werden, die gefährlichsten Feinde sind. Alles, was könig¬
liche Abzeichen (Uniform würden wir heute sagen) trägt, erpreßt mit dem Schwert
und mit Drohungen so viel, daß jeder einzelne auch alle seine Freunde bewirten
und mit ihnen üppig leben kann. Ist einer noch so anständig, daß er Zahlung
wenigstens verspricht, so hält er doch nicht Wort. Wieviel Wunden und Thränen
es den Beraubten kostet, wenn sie manchmal widerstreben, das hat mich die Enge
der Straße am Rathause (darin hielt er Schule) gelehrt, denu oft wird mein Bor-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0488" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234368"/>
          <fw type="header" place="top"> Linas on»i Verwaltung und Polizei lui spätrömische'n Reich</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1598" prev="#ID_1597"> Lnftinangels in den überfüllten Räumen, Ist es nicht schrecklich, daß, wen»<lb/>
einer in einer Schlägerei geendet wird, sich ein großer Lärm erhebt, und man den<lb/>
Thäter umzubringen droht, wenn aber so viele Menschen von den Behörden ums<lb/>
Leben gebracht werden, dn dabei ganz ruhig und heiter zu bleiben scheinst? Richt<lb/>
wohl geredet wäre es, wenn dich jemand damit entschuldigen wollte, daß du ja von<lb/>
alledem nichts wissest; denn von der königlichen Regierung, v König, muß man<lb/>
fordern, daß sie alles wisse. Zuletzt rügt er noch, daß nicht bloß Nutersuchnugs-<lb/>
gefangne, und zwar meist unschuldige, in endloser Haft gehalten würden, sondern<lb/>
auch Zeugen, die doch sofort nach Ablegung des Zeugnisses entlassen werden müßten.<lb/>
Was solle man den Frauen dieser Unglücklichen sagen, die nnr als Zeugen aufs<lb/>
Gericht gegangen seien und nur nicht wiederkämen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1599"> Noch schlimmere Zustande enthüllt die Rede gegen den Statthalter Florentius,<lb/>
die ebenfalls an einen &#x201E;König," wahrscheinlich wieder an Theodosius, gerichtet,<lb/>
aber wohl nicht vor ihm gehalten worden ist. Er habe, erzählt Libanins, den<lb/>
Florentius bei seinem Amtsantritt gefragt, ob er mild und gerecht regieren wolle,<lb/>
und dieser habe es versprochen. Anfänglich habe es auch geschienen, als werde er<lb/>
Wort halten, allmählich aber sei die Bestie zum Vorschein gekommen, die in ihm<lb/>
stecke. Unschuldige und rechtschaffne Personen habe er zu Tode geißeln lassen. Das<lb/>
sei uicht allein Mord, sondern schlimmer als Mord. Von einem Räuber ermordet<lb/>
zu werden, sei lange nicht so schrecklich. Als einen Hauptvorzug der Römer vor<lb/>
den Persern und andern Barbaren müsse man es bezeichnen, daß sie die Todes¬<lb/>
strafe ans eine Weise vollstreckten, die den Tod rasch herbeiführe, statt nach Barbareu-<lb/>
art die Marter lang auszudehnen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1600" next="#ID_1601"> Das allerschlimmste aber sei, wie Florentins die Unglücklichen peinige, die sich<lb/>
mit Krämerei und Gastwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienten. Er scheine jedem<lb/>
Polizeibeamten eine Anzahl solcher Leute gewissermaßen als Provinz zur Ausbeutung<lb/>
angewiesen zu haben. Man sagt, die Gastwirte verführen ungerecht gegen die Gäste.<lb/>
Freilich wohl, aber nnr weil sie selbst Unrecht leiden von den Gästen, nicht von<lb/>
nlleu zwar, aber auch uicht von wenigen. Wir haben viele Behörden, und jeder<lb/>
Oberbeamte hat einen Troß von Unterbeamten und Dienern. Alle diese, ein ganzes<lb/>
Heer, fallen in die Schenken ein, manche täglich, und trinken bis zum Rausch, nicht<lb/>
allein sie, sondern auch die guten Freunde, die sie mitbringen. Niemand wagt,<lb/>
die Schoppen zu zählen, die da getrunken werden, weder der Wirt noch seine Fran,<lb/>
noch der Sohn oder die Tochter; da heißt es! Maul halten oder umkommen. Die<lb/>
Herren sagen: Ihnen gehöre das Weinfaß und der Schaukwirt dazu. Und die<lb/>
wenigstens den Humpen dalassen &#x2014; viele nehmen den mit fort &#x2014; sind noch die<lb/>
anständigern, ans bezahlen aber denken auch diese anständigern nicht. So halten<lb/>
sie es auch mit dem Einkaufen bei Krämern und Handwerker»; jeder Laden und<lb/>
jedes Gasthaus ist für sie ein Grundstück, ans dem sie eine Rente herausschlagen,<lb/>
sie alle: der Chef, der Beisitzer, die Schreiber bis zum untersten Diener hinunter.<lb/>
Ebenso treiben es die Soldaten, und nicht sie allein, sondern auch die Leute, die<lb/>
sie als Spaßmacher mitbringen: Gaukler, die Affen, zahme Löwen, Bären, Leo¬<lb/>
parden herumführen, Flötenspieler, Schauspieler, die ein Bacchanal zum besten<lb/>
geben. Am allcrunverschämtesteu aber fordern die Polizeispivue, die auch zugleich,<lb/>
wenn sie uicht befriedigt werden, die gefährlichsten Feinde sind. Alles, was könig¬<lb/>
liche Abzeichen (Uniform würden wir heute sagen) trägt, erpreßt mit dem Schwert<lb/>
und mit Drohungen so viel, daß jeder einzelne auch alle seine Freunde bewirten<lb/>
und mit ihnen üppig leben kann. Ist einer noch so anständig, daß er Zahlung<lb/>
wenigstens verspricht, so hält er doch nicht Wort. Wieviel Wunden und Thränen<lb/>
es den Beraubten kostet, wenn sie manchmal widerstreben, das hat mich die Enge<lb/>
der Straße am Rathause (darin hielt er Schule) gelehrt, denu oft wird mein Bor-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0488] Linas on»i Verwaltung und Polizei lui spätrömische'n Reich Lnftinangels in den überfüllten Räumen, Ist es nicht schrecklich, daß, wen» einer in einer Schlägerei geendet wird, sich ein großer Lärm erhebt, und man den Thäter umzubringen droht, wenn aber so viele Menschen von den Behörden ums Leben gebracht werden, dn dabei ganz ruhig und heiter zu bleiben scheinst? Richt wohl geredet wäre es, wenn dich jemand damit entschuldigen wollte, daß du ja von alledem nichts wissest; denn von der königlichen Regierung, v König, muß man fordern, daß sie alles wisse. Zuletzt rügt er noch, daß nicht bloß Nutersuchnugs- gefangne, und zwar meist unschuldige, in endloser Haft gehalten würden, sondern auch Zeugen, die doch sofort nach Ablegung des Zeugnisses entlassen werden müßten. Was solle man den Frauen dieser Unglücklichen sagen, die nnr als Zeugen aufs Gericht gegangen seien und nur nicht wiederkämen? Noch schlimmere Zustande enthüllt die Rede gegen den Statthalter Florentius, die ebenfalls an einen „König," wahrscheinlich wieder an Theodosius, gerichtet, aber wohl nicht vor ihm gehalten worden ist. Er habe, erzählt Libanins, den Florentius bei seinem Amtsantritt gefragt, ob er mild und gerecht regieren wolle, und dieser habe es versprochen. Anfänglich habe es auch geschienen, als werde er Wort halten, allmählich aber sei die Bestie zum Vorschein gekommen, die in ihm stecke. Unschuldige und rechtschaffne Personen habe er zu Tode geißeln lassen. Das sei uicht allein Mord, sondern schlimmer als Mord. Von einem Räuber ermordet zu werden, sei lange nicht so schrecklich. Als einen Hauptvorzug der Römer vor den Persern und andern Barbaren müsse man es bezeichnen, daß sie die Todes¬ strafe ans eine Weise vollstreckten, die den Tod rasch herbeiführe, statt nach Barbareu- art die Marter lang auszudehnen. Das allerschlimmste aber sei, wie Florentins die Unglücklichen peinige, die sich mit Krämerei und Gastwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienten. Er scheine jedem Polizeibeamten eine Anzahl solcher Leute gewissermaßen als Provinz zur Ausbeutung angewiesen zu haben. Man sagt, die Gastwirte verführen ungerecht gegen die Gäste. Freilich wohl, aber nnr weil sie selbst Unrecht leiden von den Gästen, nicht von nlleu zwar, aber auch uicht von wenigen. Wir haben viele Behörden, und jeder Oberbeamte hat einen Troß von Unterbeamten und Dienern. Alle diese, ein ganzes Heer, fallen in die Schenken ein, manche täglich, und trinken bis zum Rausch, nicht allein sie, sondern auch die guten Freunde, die sie mitbringen. Niemand wagt, die Schoppen zu zählen, die da getrunken werden, weder der Wirt noch seine Fran, noch der Sohn oder die Tochter; da heißt es! Maul halten oder umkommen. Die Herren sagen: Ihnen gehöre das Weinfaß und der Schaukwirt dazu. Und die wenigstens den Humpen dalassen — viele nehmen den mit fort — sind noch die anständigern, ans bezahlen aber denken auch diese anständigern nicht. So halten sie es auch mit dem Einkaufen bei Krämern und Handwerker»; jeder Laden und jedes Gasthaus ist für sie ein Grundstück, ans dem sie eine Rente herausschlagen, sie alle: der Chef, der Beisitzer, die Schreiber bis zum untersten Diener hinunter. Ebenso treiben es die Soldaten, und nicht sie allein, sondern auch die Leute, die sie als Spaßmacher mitbringen: Gaukler, die Affen, zahme Löwen, Bären, Leo¬ parden herumführen, Flötenspieler, Schauspieler, die ein Bacchanal zum besten geben. Am allcrunverschämtesteu aber fordern die Polizeispivue, die auch zugleich, wenn sie uicht befriedigt werden, die gefährlichsten Feinde sind. Alles, was könig¬ liche Abzeichen (Uniform würden wir heute sagen) trägt, erpreßt mit dem Schwert und mit Drohungen so viel, daß jeder einzelne auch alle seine Freunde bewirten und mit ihnen üppig leben kann. Ist einer noch so anständig, daß er Zahlung wenigstens verspricht, so hält er doch nicht Wort. Wieviel Wunden und Thränen es den Beraubten kostet, wenn sie manchmal widerstreben, das hat mich die Enge der Straße am Rathause (darin hielt er Schule) gelehrt, denu oft wird mein Bor-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/488
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/488>, abgerufen am 21.06.2024.