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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Ltivas von Verwaltung und Polizei im spätrömische" Reich

schwämmen im Fluß. Die Botschaft entsetzt mich zwar, aber den Unbesonnenen
ist recht geschehn. Sie selbst haben sich den Runbern als Beute preisgegeben, ja
die Leute, denen sie sich sozusagen anboten, zu Räubern gemacht (an denen fehlte
es freilich sogar in der Stadt nicht. Wie wir aus einer andern Rede erfahren,
klagte man eine Zeit lang über organisierte Banden, die es besonders auf Kinder
abgesehen hatten; diese wurden angelockt, beraubt und dann in den Fluß geworfen).
Zu fürchten hatten doch nur die Schuldigen, die meisten von den Flüchtlingen aber
sind ganz unbeteiligte Leute. Wie von Wahnsinn ergriffen sind sie fortgelaufen,
haben Wohnhäuser und Werkstätten leer gelassen, ohne zu wissen, welcher Ort sie
aufnehmen werde. Die Geld hatten, mieteten Esel, Maulesel und Kamele, die
andern flohen zu Fuß. Mau sah Frauen mit Kindern von den Landleuten nicht
etwa Aufnahme ins Haus, sondern nur ein geschütztes Plätzchen im Freien erbitte".
Viele Kiuder sind umgekommen, durch das Liegen ans bloßem Erdboden, durch
Hunger, oder weil sie die Wärterinnen fallen ließen. Das unsinnigste ist, daß man
so viele Weiber in die Flucht geschreckt hat, darunter nicht wenig schwangere. Die
studierende" Jünglinge aber -- jetzt kommt die Hauptsache: das gepreßte treue
Schulmeisterherz macht sich Luft ^ , diese Buben schrieben Lügen nach Hause, um
das Schnljoch abwerfen und der Faulheit froren zu können. Darauf hiu wurde"
sie von den Eltern nach Hanse gerufen. Aber anch solche, die Briefe weder ge¬
schrieben noch empfangen hatten, packten ihr Ränzel, bestiegen Pferde, trieben sich
eine Weile auf fremden Grundstücken herum, nud wenn sie dann nach Hause kamen,
sanken sie mit erheuchelten Zittern und Znhneklappern ihren Eltern in die Arme,
als ob ihnen die Henker schon auf deu Fersen süßen, während ihnen doch kein
Häscher nacheilte. Nur sie selbst hatten es eilig, vom Lernen wegzukommen; und
so haben diese Unglücklichen die ganze schöne Zeit mit Essen und Schlafen, beim
Weine und mit allerhand Unfug totgeschlagen. Und diesen Vorwand benützen sie
jetzt noch, um die mittlerweile eingetretnen Ferien so weit als möglich auszudehnen.
Nicht einmal um Urlaub haben sie gebeten, sondern eigenmächtig bleiben sie weg.
Man sollte diese Menschen eigentlich hassen, die das beste hassen, was es auf Erden
giebt, die Wissenschaft! Das wahre Leben, die Unsterblichkeit, fliehen diese Jüng¬
linge und ergeben sich der Mutter aller Übel, der Trägheit und Weichlichkeit, indem
sie das Unglück der Stadt als einen unverhofften Glücksfall begrüßen.

Wie sich doch die Menschen durch alle Zeiten gleich bleiben! Auch heute
klingen Worte wie Feuersbrunst, Überschwemmung und Krieg, die eine Unter¬
brechung des Weisheitsstudiums ankündigen, wie eine Glücks- und Freudenbotschaft
in deu Ohren der Pennäler. Libauius setzt dann noch auseinander, daß seine
Schüler ganz gewiß nichts zu fürchten gehabt hätten, deun erstens hätten sie wäh¬
rend des Krawalls ruhig in der Schule gesessen, nud zweitens seien sie in dem ersten
der beiden kaiserlichen Briefe nicht uuter den zu Bestrafende" genannt worden.
Zuletzt aber klagt er über die Lieblosigkeit dieser Burschen. Wenn sie wirklich
Gefahr vermuteten, hätten sie mich doch auffordern müssen, mich mit ihnen z" retten.
Aber nein, ohne mir etwas zu sagen, sind sie bei nachtschlafender Zeit fortgelaufen,
mich dem Tode überliefernd und unbekümmert darum, daß sie mich vielleicht nie mehr
wiedersehen würden. Die wenigen Braven, die hier geblieben sind, schließt er,
haben sich dadurch, daß sie das Bad entbehren mußten, nicht vom Studium ab¬
halten lassen. Das Bad nach den Schulstunden und vor der Mahlzeit wird als
wesentlicher Bestandteil der Tagesordnung oft erwähnt. Vor der Verkündigung der
kaiserlichen Gnade sind, wie man ans dieser Bemerkung sieht, gleich den Theatern
auch die Bäder geschlossen geblieben.

Außer den Stenernnsschreibnngen haben Teuerung und Hungersnot manchmal
Unruhen erregt; denn trotz der von Libanius gepriesenen Fruchtbarkeit Syriens


Ltivas von Verwaltung und Polizei im spätrömische» Reich

schwämmen im Fluß. Die Botschaft entsetzt mich zwar, aber den Unbesonnenen
ist recht geschehn. Sie selbst haben sich den Runbern als Beute preisgegeben, ja
die Leute, denen sie sich sozusagen anboten, zu Räubern gemacht (an denen fehlte
es freilich sogar in der Stadt nicht. Wie wir aus einer andern Rede erfahren,
klagte man eine Zeit lang über organisierte Banden, die es besonders auf Kinder
abgesehen hatten; diese wurden angelockt, beraubt und dann in den Fluß geworfen).
Zu fürchten hatten doch nur die Schuldigen, die meisten von den Flüchtlingen aber
sind ganz unbeteiligte Leute. Wie von Wahnsinn ergriffen sind sie fortgelaufen,
haben Wohnhäuser und Werkstätten leer gelassen, ohne zu wissen, welcher Ort sie
aufnehmen werde. Die Geld hatten, mieteten Esel, Maulesel und Kamele, die
andern flohen zu Fuß. Mau sah Frauen mit Kindern von den Landleuten nicht
etwa Aufnahme ins Haus, sondern nur ein geschütztes Plätzchen im Freien erbitte«.
Viele Kiuder sind umgekommen, durch das Liegen ans bloßem Erdboden, durch
Hunger, oder weil sie die Wärterinnen fallen ließen. Das unsinnigste ist, daß man
so viele Weiber in die Flucht geschreckt hat, darunter nicht wenig schwangere. Die
studierende» Jünglinge aber — jetzt kommt die Hauptsache: das gepreßte treue
Schulmeisterherz macht sich Luft ^ , diese Buben schrieben Lügen nach Hause, um
das Schnljoch abwerfen und der Faulheit froren zu können. Darauf hiu wurde»
sie von den Eltern nach Hanse gerufen. Aber anch solche, die Briefe weder ge¬
schrieben noch empfangen hatten, packten ihr Ränzel, bestiegen Pferde, trieben sich
eine Weile auf fremden Grundstücken herum, nud wenn sie dann nach Hause kamen,
sanken sie mit erheuchelten Zittern und Znhneklappern ihren Eltern in die Arme,
als ob ihnen die Henker schon auf deu Fersen süßen, während ihnen doch kein
Häscher nacheilte. Nur sie selbst hatten es eilig, vom Lernen wegzukommen; und
so haben diese Unglücklichen die ganze schöne Zeit mit Essen und Schlafen, beim
Weine und mit allerhand Unfug totgeschlagen. Und diesen Vorwand benützen sie
jetzt noch, um die mittlerweile eingetretnen Ferien so weit als möglich auszudehnen.
Nicht einmal um Urlaub haben sie gebeten, sondern eigenmächtig bleiben sie weg.
Man sollte diese Menschen eigentlich hassen, die das beste hassen, was es auf Erden
giebt, die Wissenschaft! Das wahre Leben, die Unsterblichkeit, fliehen diese Jüng¬
linge und ergeben sich der Mutter aller Übel, der Trägheit und Weichlichkeit, indem
sie das Unglück der Stadt als einen unverhofften Glücksfall begrüßen.

Wie sich doch die Menschen durch alle Zeiten gleich bleiben! Auch heute
klingen Worte wie Feuersbrunst, Überschwemmung und Krieg, die eine Unter¬
brechung des Weisheitsstudiums ankündigen, wie eine Glücks- und Freudenbotschaft
in deu Ohren der Pennäler. Libauius setzt dann noch auseinander, daß seine
Schüler ganz gewiß nichts zu fürchten gehabt hätten, deun erstens hätten sie wäh¬
rend des Krawalls ruhig in der Schule gesessen, nud zweitens seien sie in dem ersten
der beiden kaiserlichen Briefe nicht uuter den zu Bestrafende» genannt worden.
Zuletzt aber klagt er über die Lieblosigkeit dieser Burschen. Wenn sie wirklich
Gefahr vermuteten, hätten sie mich doch auffordern müssen, mich mit ihnen z» retten.
Aber nein, ohne mir etwas zu sagen, sind sie bei nachtschlafender Zeit fortgelaufen,
mich dem Tode überliefernd und unbekümmert darum, daß sie mich vielleicht nie mehr
wiedersehen würden. Die wenigen Braven, die hier geblieben sind, schließt er,
haben sich dadurch, daß sie das Bad entbehren mußten, nicht vom Studium ab¬
halten lassen. Das Bad nach den Schulstunden und vor der Mahlzeit wird als
wesentlicher Bestandteil der Tagesordnung oft erwähnt. Vor der Verkündigung der
kaiserlichen Gnade sind, wie man ans dieser Bemerkung sieht, gleich den Theatern
auch die Bäder geschlossen geblieben.

Außer den Stenernnsschreibnngen haben Teuerung und Hungersnot manchmal
Unruhen erregt; denn trotz der von Libanius gepriesenen Fruchtbarkeit Syriens


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[0482] Ltivas von Verwaltung und Polizei im spätrömische» Reich schwämmen im Fluß. Die Botschaft entsetzt mich zwar, aber den Unbesonnenen ist recht geschehn. Sie selbst haben sich den Runbern als Beute preisgegeben, ja die Leute, denen sie sich sozusagen anboten, zu Räubern gemacht (an denen fehlte es freilich sogar in der Stadt nicht. Wie wir aus einer andern Rede erfahren, klagte man eine Zeit lang über organisierte Banden, die es besonders auf Kinder abgesehen hatten; diese wurden angelockt, beraubt und dann in den Fluß geworfen). Zu fürchten hatten doch nur die Schuldigen, die meisten von den Flüchtlingen aber sind ganz unbeteiligte Leute. Wie von Wahnsinn ergriffen sind sie fortgelaufen, haben Wohnhäuser und Werkstätten leer gelassen, ohne zu wissen, welcher Ort sie aufnehmen werde. Die Geld hatten, mieteten Esel, Maulesel und Kamele, die andern flohen zu Fuß. Mau sah Frauen mit Kindern von den Landleuten nicht etwa Aufnahme ins Haus, sondern nur ein geschütztes Plätzchen im Freien erbitte«. Viele Kiuder sind umgekommen, durch das Liegen ans bloßem Erdboden, durch Hunger, oder weil sie die Wärterinnen fallen ließen. Das unsinnigste ist, daß man so viele Weiber in die Flucht geschreckt hat, darunter nicht wenig schwangere. Die studierende» Jünglinge aber — jetzt kommt die Hauptsache: das gepreßte treue Schulmeisterherz macht sich Luft ^ , diese Buben schrieben Lügen nach Hause, um das Schnljoch abwerfen und der Faulheit froren zu können. Darauf hiu wurde» sie von den Eltern nach Hanse gerufen. Aber anch solche, die Briefe weder ge¬ schrieben noch empfangen hatten, packten ihr Ränzel, bestiegen Pferde, trieben sich eine Weile auf fremden Grundstücken herum, nud wenn sie dann nach Hause kamen, sanken sie mit erheuchelten Zittern und Znhneklappern ihren Eltern in die Arme, als ob ihnen die Henker schon auf deu Fersen süßen, während ihnen doch kein Häscher nacheilte. Nur sie selbst hatten es eilig, vom Lernen wegzukommen; und so haben diese Unglücklichen die ganze schöne Zeit mit Essen und Schlafen, beim Weine und mit allerhand Unfug totgeschlagen. Und diesen Vorwand benützen sie jetzt noch, um die mittlerweile eingetretnen Ferien so weit als möglich auszudehnen. Nicht einmal um Urlaub haben sie gebeten, sondern eigenmächtig bleiben sie weg. Man sollte diese Menschen eigentlich hassen, die das beste hassen, was es auf Erden giebt, die Wissenschaft! Das wahre Leben, die Unsterblichkeit, fliehen diese Jüng¬ linge und ergeben sich der Mutter aller Übel, der Trägheit und Weichlichkeit, indem sie das Unglück der Stadt als einen unverhofften Glücksfall begrüßen. Wie sich doch die Menschen durch alle Zeiten gleich bleiben! Auch heute klingen Worte wie Feuersbrunst, Überschwemmung und Krieg, die eine Unter¬ brechung des Weisheitsstudiums ankündigen, wie eine Glücks- und Freudenbotschaft in deu Ohren der Pennäler. Libauius setzt dann noch auseinander, daß seine Schüler ganz gewiß nichts zu fürchten gehabt hätten, deun erstens hätten sie wäh¬ rend des Krawalls ruhig in der Schule gesessen, nud zweitens seien sie in dem ersten der beiden kaiserlichen Briefe nicht uuter den zu Bestrafende» genannt worden. Zuletzt aber klagt er über die Lieblosigkeit dieser Burschen. Wenn sie wirklich Gefahr vermuteten, hätten sie mich doch auffordern müssen, mich mit ihnen z» retten. Aber nein, ohne mir etwas zu sagen, sind sie bei nachtschlafender Zeit fortgelaufen, mich dem Tode überliefernd und unbekümmert darum, daß sie mich vielleicht nie mehr wiedersehen würden. Die wenigen Braven, die hier geblieben sind, schließt er, haben sich dadurch, daß sie das Bad entbehren mußten, nicht vom Studium ab¬ halten lassen. Das Bad nach den Schulstunden und vor der Mahlzeit wird als wesentlicher Bestandteil der Tagesordnung oft erwähnt. Vor der Verkündigung der kaiserlichen Gnade sind, wie man ans dieser Bemerkung sieht, gleich den Theatern auch die Bäder geschlossen geblieben. Außer den Stenernnsschreibnngen haben Teuerung und Hungersnot manchmal Unruhen erregt; denn trotz der von Libanius gepriesenen Fruchtbarkeit Syriens

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/482>, abgerufen am 21.06.2024.