Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


Deutschlands Oolkswirtschast
beim Eintritt ins zwanzigste Jahrhundert

meer dieser Überschrift hat I)r. Friedrich Zahn in Conrads
Jahrbüchern kürzlich einen längern Aufsatz veröffentlicht, der
unter den zahlreichen volkswirtschaftliche" Arbeiten, die die Jahr¬
hundertwende veranlaßt hat, besondre Beachtung verdient. Der
Verfasser hat sich als Verantwortlicher Leiter der amtlichen Be¬
arbeitung nud Veröffentlichung der Ergebnisse der Berufs- und Gewerbe-
zählung von 1895> einen Namen gemacht und sich dabei namentlich durch die
wissenschaftliche Erschließung dieses riesigen Zahlenwerth in den sogenannten
Textbünden der Statistik des Deutschen Reichs (Neue Folge Band 111, 112
und 119) allseitig anerkanntes großes Verdienst erworben. Die Grenz¬
boten haben diese Arbeiten eingehend besprochen. In dem vorliegenden Aufsatz
behandelt er nach einigen Vorbemerkungen: Land und Leute; Landwirtschaft;
Gewerbe, Handel und Verkehr; Geld- und Kreditwesen; Nationalwohlstand
""d schließt mit einem "Ausblick." Dem Verfasser ist -- wir hageln Gott sei
Dank -- durch den modernen Wirtschaftspolitischeu Pessimismus der Blick für
das Thatsächliche uoch nicht getrübt. Nach allem, was er als gewissenhafter
Statistiker darüber hat berichten können, erscheint ihm die deutsche Volkswirt¬
schaft beim Eintritt in das zwanzigste Jahrhundert in "voller Blüte." Starke
Zunahme der Bevölkerung, Erhöhung der Erwerbthätigkeit, Übergang von
einem vorwiegend landwirtschaftliche" in einen vorwiegend industriellen Staat,
Aufschwang von Gewerbe und Handel, Verflechtung der Volkswirtschaft in
L^s ^"irtschaft, Entwicklung des Binnenstaats zur Weltmacht, Hebung der
e euslage der breiten Masse, Zunahme des Nationalreichtums und Fortschritt
j> ^" ""d sittlichen Kultur des Volks überhaupt ist "ach ihm das
' "Mead ^ Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens an der Jahrhundert-
e. Intelligenz, Disziplin und Ausdauer, Volksschule, Wehrpflicht, Öko-
v"M und Technik, endlich Einigung der Bundesstaaten zu einem starken Reich,
v M"ehe die innere Entwicklung vor auswärtige" Störungen sicherte und
"^Wahrnehmung unsrer gesamten nationalen Wirtschaftsinteressen ermöglichte.
INM das vornehmste Rüstzeug gewesen, mit dem wir uns die gegenwärtige
Stellung erkämpft hätten. Mit Stolz und Genugthuung dürften wir das
wge". Kein andres Volk außer deu Nordamerikanern erfreue sich eines gleich
günstigen Abschlusses des verflossenen Säknlnms. Nun gelte es das Er-




Deutschlands Oolkswirtschast
beim Eintritt ins zwanzigste Jahrhundert

meer dieser Überschrift hat I)r. Friedrich Zahn in Conrads
Jahrbüchern kürzlich einen längern Aufsatz veröffentlicht, der
unter den zahlreichen volkswirtschaftliche» Arbeiten, die die Jahr¬
hundertwende veranlaßt hat, besondre Beachtung verdient. Der
Verfasser hat sich als Verantwortlicher Leiter der amtlichen Be¬
arbeitung nud Veröffentlichung der Ergebnisse der Berufs- und Gewerbe-
zählung von 1895> einen Namen gemacht und sich dabei namentlich durch die
wissenschaftliche Erschließung dieses riesigen Zahlenwerth in den sogenannten
Textbünden der Statistik des Deutschen Reichs (Neue Folge Band 111, 112
und 119) allseitig anerkanntes großes Verdienst erworben. Die Grenz¬
boten haben diese Arbeiten eingehend besprochen. In dem vorliegenden Aufsatz
behandelt er nach einigen Vorbemerkungen: Land und Leute; Landwirtschaft;
Gewerbe, Handel und Verkehr; Geld- und Kreditwesen; Nationalwohlstand
""d schließt mit einem „Ausblick." Dem Verfasser ist — wir hageln Gott sei
Dank — durch den modernen Wirtschaftspolitischeu Pessimismus der Blick für
das Thatsächliche uoch nicht getrübt. Nach allem, was er als gewissenhafter
Statistiker darüber hat berichten können, erscheint ihm die deutsche Volkswirt¬
schaft beim Eintritt in das zwanzigste Jahrhundert in „voller Blüte." Starke
Zunahme der Bevölkerung, Erhöhung der Erwerbthätigkeit, Übergang von
einem vorwiegend landwirtschaftliche» in einen vorwiegend industriellen Staat,
Aufschwang von Gewerbe und Handel, Verflechtung der Volkswirtschaft in
L^s ^"irtschaft, Entwicklung des Binnenstaats zur Weltmacht, Hebung der
e euslage der breiten Masse, Zunahme des Nationalreichtums und Fortschritt
j> ^" ""d sittlichen Kultur des Volks überhaupt ist »ach ihm das
' "Mead ^ Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens an der Jahrhundert-
e. Intelligenz, Disziplin und Ausdauer, Volksschule, Wehrpflicht, Öko-
v»M und Technik, endlich Einigung der Bundesstaaten zu einem starken Reich,
v M"ehe die innere Entwicklung vor auswärtige» Störungen sicherte und
"^Wahrnehmung unsrer gesamten nationalen Wirtschaftsinteressen ermöglichte.
INM das vornehmste Rüstzeug gewesen, mit dem wir uns die gegenwärtige
Stellung erkämpft hätten. Mit Stolz und Genugthuung dürften wir das
wge». Kein andres Volk außer deu Nordamerikanern erfreue sich eines gleich
günstigen Abschlusses des verflossenen Säknlnms. Nun gelte es das Er-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0459" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234339"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341873_233879/figures/grenzboten_341873_233879_234339_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Deutschlands Oolkswirtschast<lb/>
beim Eintritt ins zwanzigste Jahrhundert</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1516" next="#ID_1517"> meer dieser Überschrift hat I)r. Friedrich Zahn in Conrads<lb/>
Jahrbüchern kürzlich einen längern Aufsatz veröffentlicht, der<lb/>
unter den zahlreichen volkswirtschaftliche» Arbeiten, die die Jahr¬<lb/>
hundertwende veranlaßt hat, besondre Beachtung verdient. Der<lb/>
Verfasser hat sich als Verantwortlicher Leiter der amtlichen Be¬<lb/>
arbeitung nud Veröffentlichung der Ergebnisse der Berufs- und Gewerbe-<lb/>
zählung von 1895&gt; einen Namen gemacht und sich dabei namentlich durch die<lb/>
wissenschaftliche Erschließung dieses riesigen Zahlenwerth in den sogenannten<lb/>
Textbünden der Statistik des Deutschen Reichs (Neue Folge Band 111, 112<lb/>
und 119)   allseitig anerkanntes großes Verdienst erworben.  Die Grenz¬<lb/>
boten haben diese Arbeiten eingehend besprochen. In dem vorliegenden Aufsatz<lb/>
behandelt er nach einigen Vorbemerkungen: Land und Leute; Landwirtschaft;<lb/>
Gewerbe, Handel und Verkehr; Geld- und Kreditwesen; Nationalwohlstand<lb/>
""d schließt mit einem &#x201E;Ausblick." Dem Verfasser ist &#x2014; wir hageln Gott sei<lb/>
Dank &#x2014; durch den modernen Wirtschaftspolitischeu Pessimismus der Blick für<lb/>
das Thatsächliche uoch nicht getrübt.  Nach allem, was er als gewissenhafter<lb/>
Statistiker darüber hat berichten können, erscheint ihm die deutsche Volkswirt¬<lb/>
schaft beim Eintritt in das zwanzigste Jahrhundert in &#x201E;voller Blüte." Starke<lb/>
Zunahme der Bevölkerung, Erhöhung der Erwerbthätigkeit, Übergang von<lb/>
einem vorwiegend landwirtschaftliche» in einen vorwiegend industriellen Staat,<lb/>
Aufschwang von Gewerbe und Handel, Verflechtung der Volkswirtschaft in<lb/>
L^s  ^"irtschaft, Entwicklung des Binnenstaats zur Weltmacht, Hebung der<lb/>
e euslage der breiten Masse, Zunahme des Nationalreichtums und Fortschritt<lb/>
j&gt;  ^" ""d sittlichen Kultur des Volks überhaupt ist »ach ihm das<lb/>
' "Mead ^ Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens an der Jahrhundert-<lb/>
e.  Intelligenz, Disziplin und Ausdauer, Volksschule, Wehrpflicht, Öko-<lb/>
v»M und Technik, endlich Einigung der Bundesstaaten zu einem starken Reich,<lb/>
v   M"ehe die innere Entwicklung vor auswärtige» Störungen sicherte und<lb/>
"^Wahrnehmung unsrer gesamten nationalen Wirtschaftsinteressen ermöglichte.<lb/>
INM das vornehmste Rüstzeug gewesen, mit dem wir uns die gegenwärtige<lb/>
Stellung erkämpft hätten.  Mit Stolz und Genugthuung dürften wir das<lb/>
wge». Kein andres Volk außer deu Nordamerikanern erfreue sich eines gleich<lb/>
günstigen Abschlusses des verflossenen Säknlnms.  Nun gelte es das Er-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0459] [Abbildung] Deutschlands Oolkswirtschast beim Eintritt ins zwanzigste Jahrhundert meer dieser Überschrift hat I)r. Friedrich Zahn in Conrads Jahrbüchern kürzlich einen längern Aufsatz veröffentlicht, der unter den zahlreichen volkswirtschaftliche» Arbeiten, die die Jahr¬ hundertwende veranlaßt hat, besondre Beachtung verdient. Der Verfasser hat sich als Verantwortlicher Leiter der amtlichen Be¬ arbeitung nud Veröffentlichung der Ergebnisse der Berufs- und Gewerbe- zählung von 1895> einen Namen gemacht und sich dabei namentlich durch die wissenschaftliche Erschließung dieses riesigen Zahlenwerth in den sogenannten Textbünden der Statistik des Deutschen Reichs (Neue Folge Band 111, 112 und 119) allseitig anerkanntes großes Verdienst erworben. Die Grenz¬ boten haben diese Arbeiten eingehend besprochen. In dem vorliegenden Aufsatz behandelt er nach einigen Vorbemerkungen: Land und Leute; Landwirtschaft; Gewerbe, Handel und Verkehr; Geld- und Kreditwesen; Nationalwohlstand ""d schließt mit einem „Ausblick." Dem Verfasser ist — wir hageln Gott sei Dank — durch den modernen Wirtschaftspolitischeu Pessimismus der Blick für das Thatsächliche uoch nicht getrübt. Nach allem, was er als gewissenhafter Statistiker darüber hat berichten können, erscheint ihm die deutsche Volkswirt¬ schaft beim Eintritt in das zwanzigste Jahrhundert in „voller Blüte." Starke Zunahme der Bevölkerung, Erhöhung der Erwerbthätigkeit, Übergang von einem vorwiegend landwirtschaftliche» in einen vorwiegend industriellen Staat, Aufschwang von Gewerbe und Handel, Verflechtung der Volkswirtschaft in L^s ^"irtschaft, Entwicklung des Binnenstaats zur Weltmacht, Hebung der e euslage der breiten Masse, Zunahme des Nationalreichtums und Fortschritt j> ^" ""d sittlichen Kultur des Volks überhaupt ist »ach ihm das ' "Mead ^ Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens an der Jahrhundert- e. Intelligenz, Disziplin und Ausdauer, Volksschule, Wehrpflicht, Öko- v»M und Technik, endlich Einigung der Bundesstaaten zu einem starken Reich, v M"ehe die innere Entwicklung vor auswärtige» Störungen sicherte und "^Wahrnehmung unsrer gesamten nationalen Wirtschaftsinteressen ermöglichte. INM das vornehmste Rüstzeug gewesen, mit dem wir uns die gegenwärtige Stellung erkämpft hätten. Mit Stolz und Genugthuung dürften wir das wge». Kein andres Volk außer deu Nordamerikanern erfreue sich eines gleich günstigen Abschlusses des verflossenen Säknlnms. Nun gelte es das Er-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/459
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/459>, abgerufen am 21.06.2024.