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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die englische Airchc

arbeitete sie a" der Besserung des Loses der Sklave" wie an der Ab¬
schaffung der Sklaverei und des Sklavenhandels, der in Bristol "ach bis
.zur nor>"an"ische" Eroberung blühte, und sie bemühte sich redlich, den rohe"
Angelsachsen zu höherer Gesittung zu führe". An dein, was auf dein Fest¬
tage vorging, nahm sie nur geringen Anteil. Die innern Wirren und die
Däueuuot'erlnubteu kaum, deu Blick nach auszen zu richten. Auch die abge-
schiedne Lage des Landes that das ihre, der englischen Kirche eine Art Sonder,
Stellung in' der christlichen Gemeinschaft zu bewahren. Diese So"derstell""g
dauerte bis zur normannischen Eroberung. Wilhelms Heerzug richtete sich
ebenso wie gegen Harold mich gegen die englische Kirche, deren Ha"pe,
Stigand von Canterbury, den Gegenpapst anerkannt hatte. Unter einem von
Alexander II. geweihte" Banner sammelte Wilhelm sei" Heer, und als auf dem
Felde vo" Seulae Haralds Königtum in den Staub gesunken war, traten Nor¬
mannen nicht nur in die Güter der englischen Edeln, Normannen ersetzten auch
die meisten englischen Bischöfe "ut Äbte.

Von eiuer Sonderstellung der Kirche konnte danach uicht mehr die Rede
sei". Dem Bolle fremd und durch Wilhelms Anordnungen, die kirchliche
Streitfälle von dem gemischten Hundertschaftgerichte vor rei" kirchliche Höfe
verwies, noch mehr von ihrer Herde geschieden, konnte" die neue" normän-
nische" Geistliche" des enge" A"Schlusses an Rom uicht entbehre". Das Feudal¬
wesen, das nun auch in England gesetzliche Geltung erhielt, brachte ihre
Stellung "och mehr i" El"kia"g mit der ihrer festländischen Brüder, und sie
spielte'foro" im Staate el"e ähnliche Rolle wie diese. Es ist hier nun nicht
Ort, die Schicksale der englischen Kirche durch das Mittelalter und bis zu
ihrem Bruche mit Rom zu verfolgen. Thomas a Becket bedeutet für Deutsch¬
land nicht viel, und wen" auch die Kirche vou heute behauptet, die Fortsetzung
^r alten zu sein, so beginnt doch erst mit ihrer Lossagung vo" Rom eine
Entwicklung, die unsre Aufmerksamkeit stärker erregt.

Die Notwendigkeit eiuer Kirchenverbesserung lag in England so gut vor
wie in Deutschland "ut anderswo und wurde ebenso stark empfunden. Schon
'"ehr als el" Jahrhu"dert vor Luthers Geburt hatte Wyklif uicht uur die
"Gere Form der Kirche, sonder" ihre Seele, die Lehre von der Transsnb-
Mntintio" angegriffen. Das Feuer war gedämpft worde", doch uuter der
Mische hatte es fortgenommen, und der freiere Hauch des Humanismus fachte
es wiederer an. Dhndale übersetzte die Bibel, "ut ^fanden Luthers Lehren begeisterte AnHanger. AM ^Kircheuändernug aus. Der König, der für sem -U'N e ^ ^ ^.Papste mit dem Titel Ma bedacht wordeu w ^ ^^^^^Macht des Papsttums in England brach. ^em,e ^.^>nares>mal wichtige" Staatshaudlungen zu Gruuce , ^ ^.^König sindet Geschmack an einem Hoffräulein und en. gau,e.
seit fast 900 Jahren bestehendes Nerhält.us lopm

^^Die Ehescheidung des englische" Blaubart., der auf


Die englische Airchc

arbeitete sie a« der Besserung des Loses der Sklave« wie an der Ab¬
schaffung der Sklaverei und des Sklavenhandels, der in Bristol »ach bis
.zur nor>«an«ische« Eroberung blühte, und sie bemühte sich redlich, den rohe«
Angelsachsen zu höherer Gesittung zu führe«. An dein, was auf dein Fest¬
tage vorging, nahm sie nur geringen Anteil. Die innern Wirren und die
Däueuuot'erlnubteu kaum, deu Blick nach auszen zu richten. Auch die abge-
schiedne Lage des Landes that das ihre, der englischen Kirche eine Art Sonder,
Stellung in' der christlichen Gemeinschaft zu bewahren. Diese So«derstell««g
dauerte bis zur normannischen Eroberung. Wilhelms Heerzug richtete sich
ebenso wie gegen Harold mich gegen die englische Kirche, deren Ha«pe,
Stigand von Canterbury, den Gegenpapst anerkannt hatte. Unter einem von
Alexander II. geweihte« Banner sammelte Wilhelm sei« Heer, und als auf dem
Felde vo« Seulae Haralds Königtum in den Staub gesunken war, traten Nor¬
mannen nicht nur in die Güter der englischen Edeln, Normannen ersetzten auch
die meisten englischen Bischöfe «ut Äbte.

Von eiuer Sonderstellung der Kirche konnte danach uicht mehr die Rede
sei«. Dem Bolle fremd und durch Wilhelms Anordnungen, die kirchliche
Streitfälle von dem gemischten Hundertschaftgerichte vor rei« kirchliche Höfe
verwies, noch mehr von ihrer Herde geschieden, konnte« die neue« normän-
nische« Geistliche« des enge« A«Schlusses an Rom uicht entbehre«. Das Feudal¬
wesen, das nun auch in England gesetzliche Geltung erhielt, brachte ihre
Stellung «och mehr i« El«kia«g mit der ihrer festländischen Brüder, und sie
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ihrem Bruche mit Rom zu verfolgen. Thomas a Becket bedeutet für Deutsch¬
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^r alten zu sein, so beginnt doch erst mit ihrer Lossagung vo« Rom eine
Entwicklung, die unsre Aufmerksamkeit stärker erregt.

Die Notwendigkeit eiuer Kirchenverbesserung lag in England so gut vor
wie in Deutschland »ut anderswo und wurde ebenso stark empfunden. Schon
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"Gere Form der Kirche, sonder« ihre Seele, die Lehre von der Transsnb-
Mntintio« angegriffen. Das Feuer war gedämpft worde«, doch uuter der
Mische hatte es fortgenommen, und der freiere Hauch des Humanismus fachte
es wiederer an. Dhndale übersetzte die Bibel, »ut ^fanden Luthers Lehren begeisterte AnHanger. AM ^Kircheuändernug aus. Der König, der für sem -U'N e ^ ^ ^.Papste mit dem Titel Ma bedacht wordeu w ^ ^^^^^Macht des Papsttums in England brach. ^em,e ^.^>nares>mal wichtige» Staatshaudlungen zu Gruuce , ^ ^.^König sindet Geschmack an einem Hoffräulein und en. gau,e.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/451>, abgerufen am 21.06.2024.